Avro Vulcan
Avro 698 Vulcan | ||
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Eine Vulcan B.Mk 2 der Royal Air Force Eine Vulcan B.Mk 2 der Royal Air Force | ||
Typ: | Strategischer Bomber | |
Entwurfsland: | Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich | |
Hersteller: | Avro | |
Erstflug: | 30. August 1952 | |
Indienststellung: | 1956 | |
Produktionszeit: | 1956 bis 1965 | |
Stückzahl: | 136 |
Die Avro 698 Vulcan war ein vierstrahliger strategischer Bomber aus britischer Produktion, der in der Zeit des Kalten Krieges bei der Royal Air Force im Einsatz war.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Als einer der drei V-Bomber (Vulcan, Valiant und Victor) der britischen Atomstreitmacht konnte die Vulcan des Herstellers Avro 21 konventionelle 454-kg-Bomben oder nukleare Kampfmittel auf 16.800 Metern Höhe befördern und übertraf damit für einige Jahre die Reichweite gegnerischer Boden-Luft-Raketen. Als Flugabwehrraketen später diese Höhe erreichen konnten, wurde die Vulcan zur Bombardierung aus geringen Flughöhen umgerüstet. Dazu waren eine Blue-Steel-Luft-Boden-Mittelstreckenrakete oder konventionelle Bomben, ferner die AGM-48 Skybolt vorgesehen.
Da Avro bei der Entwicklung dieses Flugzeuges, des letzten militärischen Musters dieses Unternehmens, bisher nicht erprobte aerodynamische Merkmale einbrachte, wurden zunächst drei Maschinen im Maßstab 1:3 gebaut und getestet, die intern als Avro 707 bezeichnet wurden.
Ein besonderes Merkmal des Bombers waren die riesigen Deltatragflächen ohne separates Höhenleitwerk. In sie waren Strahltriebwerke – die dem Modell enorme Reichweite und Nutzlast verliehen – sowie große Lufteinlässe in den Flügelwurzeln integriert. Eine große knollenförmige Gondel, die im Zuge einer Umrüstung im Jahre 1961 am Heck der Flugzeuge angebracht wurde, enthielt Ausrüstung für elektronische Abwehrmaßnahmen (ECM), um feindliche Luft-Abwehr-Raketen abzuschütteln.
Der Erstflug eines der beiden Prototypen fand am 30. August 1952 statt. Zu dieser Zeit waren vier Rolls-Royce-Avon-RA.3-Triebwerke mit jeweils 2.948 kp Schub eingebaut. Danach wurden in dieser Maschine schrittweise stärkere Triebwerke eingebaut, zunächst Armstrong Siddeley Sapphire mit je 3.629 kp Schub, später Rolls-Royce Conway R.Co 7. Der zweite Prototyp startete im September 1953 erstmals, ausgerüstet mit Triebwerken des Typs Bristol Olympus Mk. 100, die 41,16 kN Schub lieferten. Am 14. September 1958 ging der erste Prototyp bei einem Unfall verloren.
Die erste Serienmaschine Vulcan B.Mk 1 startete am 4. Februar 1955 zum Erstflug.
Nach den ersten Flügen stellte man fest, dass es bei höheren G-Belastungen zu Schüttelreaktionen kommen konnte. So wurde der ursprünglich geradegepfeilte Deltaflügel modifiziert; die Pfeilung zwischen dem Flächenansatz und der halben Spannweite wurde reduziert.
Die B.Mk 2 hatte am 31. August 1957 ihren Erstflug. Sie wies eine nochmals geänderte Tragflächengeometrie mit kombinierten Höhen- und Querrudern, eine Luftbetankungsanlage und eine APU auf.
Eine Maschine diente als fliegender Teststand für die erweiterte Version des Olympus-Triebwerks, das man für das Überschallpassagierflugzeug Concorde vorgesehen hatte.
Seit den 1960er-Jahren wurde erkannt, wie wichtig die Formgebung eines Flugzeugs im Hinblick auf gegnerische Radarerkennung ist. Die Vulcan erschien trotz ihrer Größe sehr schlecht auf den Radarschirmen und entschwand der Radarkontrolle durch ihre geringe Radarsignatur gelegentlich gänzlich. Sie kann als früher Vertreter der Tarnkappenflugzeuge angesehen werden. Daher eignete sie sich auch besser für Tiefflugeinsätze als ihre Schwester-V-Bomber. Auch ihre kompakte und stabile Konstruktion kam diesem Einsatzprofil entgegen und hob die Vulcan vorteilhaft von den anderen V-Bombern ab.
Die Vulcan war äußerst gut zu manövrieren und hatte im Flug eher die Eigenschaften eines Jägers als die eines schweren Bombers. Auch ihre Steigfähigkeit lag über der vergleichbarer Flugzeugtypen ihrer Zeit.
Die Maschinen wurden im Laufe der Zeit mehrfach modernisiert. So wurden stärkere Triebwerke und modernere ECM-Systeme eingebaut. Ab 1974 wurde sie nach und nach ausgemustert, wobei die letzten Maschinen noch bis 1990 als Tankflugzeuge verwendet wurden. Insgesamt wurden bis zum Produktionsende 1965 47 Maschinen der Version B1 und 91 der Version B2 produziert.
Einsätze
Der erste und einzige Kriegseinsatz der ursprünglich für die nukleare Abschreckung gegenüber der Sowjetunion vorgesehenen Vulcan war die Operation Black Buck (schwarzer Bock) – die Bombardierung von Port Stanley auf den Falklandinseln im Jahre 1982. Es war die bis dahin hinsichtlich der zurückgelegten Strecke längste Bombermission in der Geschichte der Luftfahrt.
Zwei der fünf eingesetzten Maschinen führten außerdem Einsätze zur Unterdrückung der feindlichen Luftabwehr durch, bei denen statt der Bomben US-amerikanische AGM-45-Shrike-Raketen mitgeführt wurden.<ref>Five Black Bucks. In: AIR International Dezember 1982, S. 291–298</ref> Diese Rakete wurde beim zweiten Versuch erfolgreich gegen eine argentinische Radarstation in Port Stanley eingesetzt, nachdem die Vulcan mehrmals ihr Wegfliegen vorgetäuscht hatte, bis die ausgeschaltete Station wieder eingeschaltet worden war und Radarstrahlen aussandte. Nach dem Erhalt des Radarsignals konnte die Shrike gegen dieses Ziel abgefeuert werden. Zum Anbau der Shrike wurde an der Vulcan jeweils ein Extrapylon auf jeder Flügelseite installiert.
Verbleib
Die letzten Vulcans wurden im März 1984 außer Dienst gestellt. Sie waren aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit, des erhöhten Materialverschleißes im Tiefflug (für den sie eigentlich nicht konstruiert waren), der zu großen Besatzung und gewisser Anklänge an die britische Klassengesellschaft - Piloten auf Schleudersitzen, Bordbesatzung ohne Schleudersitze – nicht mehr zeitgemäß. Gerade bei Tiefflugeinsätzen hätten in Notfällen nur die Piloten eine Überlebenschance gehabt, nicht jedoch die drei Mitglieder der Bordbesatzung. So wurden die Maschinen ausgemustert und die entsprechenden Staffeln mit dem neuen Panavia Tornado ausgerüstet.
Von den drei V-Bombern war die Vulcan die letzte Maschine, die als Bomber ausgemustert wurde, nur die Victor blieb länger im Dienst, kam jedoch schon früher nur noch als Tankflugzeug zum Einsatz. Auch einige Vulcans waren während der Falkland-Kampagne zu Tankern umgebaut worden.
Lediglich eine Maschine wurde von der Royal Air Force noch bis 1993 für Flugvorführungen genutzt. Diese Vulcan mit der Kennung XH558 wurde später von der Vulcan to the Sky Trust erworben, die sich das Ziel gesetzt hatte, die Maschine flugfähig zu restaurieren. Der erste Flug des restaurierten Flugzeugs war am 18. Oktober 2007 in Bruntingthorpe. Am Steuer saß Testpilot Al McDicken, assistiert von David Thomas. Der dritte Pilot war Barry Maserfield, ein Besatzungsmitglied der „Black Buck“-Mission.<ref>Informationen bei Checksix</ref>
Die XH558 ist damit die weltweit einzige der 18 erhaltenen Vulcans in flugfähigem Zustand.<ref>BBC: Vulcan bomber returns to the sky </ref> Sie wird vom Betreiberverein bei Flugshows gezeigt.<ref>Die Webseite der XH558 des Vulcan-To-The-Sky-Trusts</ref>. Für Ende 2015 ist die Einstellung der Flugvorführungen angekündigt, da danach ein zulassungsfähiger Zustand der Maschine nicht mehr gewährleistet werden kann.
Die unten verlinkte Webseite "Thunder & Lightning" enthält in der Rubrik "Survivors" eine Übersicht aller erhaltenen Vulcans.
Trivia
Bekannt wurde die Vulcan weltweit auch durch den James-Bond-Film Feuerball, in dem eine Verbrecherorganisation die Maschine entführen und notwassern lässt, um zwei Atombomben zu entwenden.
Versionen
Großbritannien hatte 136 Maschinen im Einsatz:
- Vulcan B.1/A: erste Serienversion mit Olympus MK101, -102 oder -104-Triebwerken – B.Mk1A mit neuen EloKa-Geräten
- Vulcan B.2: Version mit verbesserten Tragflächen und verbesserten Triebwerken Olympus MK201 oder 301 zum Träger für den Blue-Steel-Marschflugkörper
- Vulcan B.2MRR: (Marine Radar Reconnaissance) Aufklärungsversion
- Vulcan K.2: Tankflugzeug, umgerüstet 1982
Militärische Nutzung
Technische Daten
Kenngröße | Daten der Vulcan B. Mk.2 |
---|---|
Besatzung | 5 |
Antrieb | 4 × Turbojet-Strahltriebwerke Rolls-Royce Olympus Mk301 mit je 88,9 kN Schub |
Höchstgeschwindigkeit | 1.038 km/h in 12.000 m Höhe |
Dienstgipfelhöhe | 19.810 m |
Reichweite | 7.400 km |
Länge | 30,40 m |
Höhe | 8,20 m |
Spannweite | 33,80 m |
Flügelfläche | 368,20 m² |
Max. Startmasse | 90.800 kg (77.200 kg, B.1)<ref>A.J. Jackson: Avro Aircraft since 1908. Second edition, Putnam Aeronautical Books, London 1990, S.429 </ref> |
Avionik | H2S-Radar, Navigationsradar, Bombenabwurfsystem, TACAN, ECM-Geräte |
Bewaffnung | Blue Steel CM, AGM-48 Skybolt, Bomben 454 kg (im Waffenschacht), AGM-45 Shrike als Radarabwehrwaffe (erst zur Operation „Black Buck“), max. Waffenlast ca. 9500 kg |
Siehe auch
Literatur
- Duncan Cubitt, Ken Ellis: Vulcan: Last of the V Bombers. Osprey Publishing, 1993, ISBN 1-85532-292-7 / Chancellor Press, 1996, ISBN 1-85152-968-3.
Einzelnachweise
<references/>
Weblinks
- Thunder & Lightnings (englisch)
- aeroflight (englisch)
- Avro-Vulcan.com (englisch)
- TVOC (englisch)
- BBC-Video eines Vulcan-Überflugs bei Flugschau 12. September 2010
Zivile Baureihen: | <div/>
<div /> Triplane • 510 • 514 • 534 Baby • 536 • 538 • 539 • 547 • 548 • 558 • 560 • 561 Andover • 562 Avis • 576 • 581 Avian • 594 Avian • 618 Ten • 619 Five • 624 Six • 642 • 652 Anson • 685 York • 688 Tudor • 689 Tudor • 691 Lancastrian • 711 Tudor • 748 • Curtiss-type • Type D • Type F • Duigan Biplane |
Militärische Baureihen: | <div/>
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Versuchsreihen: | <div/> |