Medaille
Eine Medaille ist eine Gedenk- oder Schauprägung, die zu besonderen Gelegenheiten geprägt, als Ehrenauszeichnung vergeben oder als Schmuck- oder Kunstobjekt (dann auch Medaillon) geschaffen wird.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsklärung: Medaille – Münze – Plakette
Das Wort Medaille stammt aus dem Französischen und geht über mittellateinisch medallia „kleine Münze“ zurück auf lateinisch metallum „Metall“. In der Renaissance wurden Medaillen erstmals als Kunstobjekte verwendet, dabei diente das römische Schwergeld als Vorbild. Ursprünglich wurden Medaillen aus Metall gegossen. Seit sich Münzprägeverfahren durchgesetzt haben, werden bis auf vereinzelte Ausnahmen auch Medaillen geprägt. Medaillen können in Positiv- oder Negativprägung hergestellt werden. Bei größerer Tiefe der Motive können sie den Charakter einer Kleinplastik annehmen.
Medaillen dürfen nicht mit Münzen verwechselt werden. Münzen werden als offizielles Zahlungsmittel geprägt und mit einem Nennwert versehen. Sie können nur von staatlicher bzw. offizieller Seite hergestellt und ausgegeben werden. Im Gegensatz dazu können Medaillen (unter Beachtung einiger weniger Einschränkungen) z. B. auch von Unternehmen, Vereinen oder Privatpersonen hergestellt werden.
Bei Zwitterprägungen kann es vorkommen, dass zwei unterschiedliche Münzstempel so zusammengestellt werden, dass die damit erzeugte Prägung für eine Medaille (Zwittermedaille) Verwendung findet.
Die Medaille ähnelt der Plakette und wird gelegentlich mit dieser verwechselt. Plaketten zeigen in der Regel eine einseitige erhabene Darstellung, wohingegen Medaillen auf beiden Seiten Bildmotive oder Schrift aufweisen. Aus dem Umstand, dass die Vorder- und Rückseite (Avers und Revers) der Medaille normalerweise verschieden gestaltet sind, erklärt sich die Redensart von der „Kehrseite der Medaille“. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass der angesprochene Sachverhalt nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile aufweisen kann. (Der Ausdruck Kehrseite ist eine Verdeutschung von Revers, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkam und sich trotz Opposition des Lexikographen Adelung durchsetzte.)<ref>kehren. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS).</ref>
Einsatzbereiche
Medaillen sind vor allem verbreitet
- als Auszeichnungen für hervorragende sportliche, wissenschaftliche, berufliche oder kulturelle Leistungen
- als Gedenkprägungen ohne Nennwert, z. B. aus Anlass eines Ereignisses oder Jubiläums oder zu Ehren einer Persönlichkeit
Insbesondere im Sport ist eine Ehrung der drei besten Sportler bzw. Mannschaften durch eine Gold-, eine Silber- und eine Bronze-Medaille alternativ oder zusätzlich zur Übergabe eines Pokals bekannt. Gemäß obiger Definition handelt es sich dabei allerdings nicht selten um Plaketten. Die numismatisch präzise Benennung spiegelt sich also nicht im allgemeinen Sprachgebrauch wider.
Vereinzelt werden Medaillen aus eingeschmolzenen Metallteilen spezieller Herkunft geprägt, z. B. Stücke aus einem abgestürzten Luftschiff oder einer Lokomotive, Kupferblech aus dem Dach eines Rathauses oder einer Kirche.
Bekannte Medaillen
Sportmedaillen
Medaillen werden bei vielen wichtigen sportlichen Veranstaltungen verliehen. Bekannte Beispiele sind die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für den ersten, zweiten und dritten Platz bei
- Olympischen Spielen (seit 1904)
- Weltmeisterschaften
- Europameisterschaften und anderen kontinentalen Meisterschaften
- nationalen Meisterschaften
In Fällen, in denen mehrere Athleten dasselbe Ergebnis erzielen, kann die entsprechende Medaille auch mehrfach vergeben werden. Die mehrfach vergebenen Plätze werden bei der weiteren Platzierung ausgelassen, das heißt, es gibt dann beispielsweise keinen zweiten oder dritten Platz und damit keine Silber- oder Bronzemedaillengewinner. In manchen Sportarten ist mit dem Erreichen eines Halbfinals bereits eine Bronzemedaille garantiert. Dort wird das kleine Finale zwischen den Verlierern der Halbfinale nicht ausgetragen und beide erhalten die Bronzemedaille. Dies ist beispielsweise in den olympischen Boxwettbewerben der Fall.
Meist ist der Goldanteil vermeintlicher „Goldmedaillen“ nur in kleinem Anteil oder als Überzug vorhanden; z. B. besitzt eine olympische Goldmedaille nur einen Goldüberzug von mindestens 6 g.<ref name="goldanteil_olympia">http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/02/02/olympia-eine-goldmedaille-die-keine-ist/ Eine Goldmedaille, die keine ist, deutsche-wirtschafts-nachrichten.de, vom 2. Februar 2014, abgerufen am 10. September 2015</ref>
Medaillen im Schulbildungssystem
- Lessingmedaille der DDR in Gold und Silber
Wissenschaftsmedaillen
Für herausragende wissenschaftliche Leistungen werden verliehen (Auswahl):
- Physik: Max-Planck-Medaille, verliehen von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
- Physik: Otto-Hahn-Medaille zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses der Max-Planck-Gesellschaft
- Physik: Max-Born-Medaille, verliehen vom British Institute of Physics
- Mathematik: Georg-Cantor-Medaille
- Mathematik: Fields-Medaille
- Informatik: Konrad-Zuse-Medaille für Verdienste um die Informatik, verliehen von der Gesellschaft für Informatik
- Psychologie: Hugo-Münsterberg-Medaille vom Berufsverband Deutscher Psychologen
- Psychologie: Wilhelm-Wundt-Medaille für herausragende wissenschaftliche Arbeiten
- Medizin: Paracelsus-Medaille vom Präsidium des Deutschen Ärztetags
- Parasitologie: Rudolf-Leuckart-Medaille von der DGP
- Entomologie: Fabricius-Medaille, Escherich-Medaille und Meigen-Medaille
- Carl-Friedrich-Gauß-Medaille für herausragende wissenschaftliche Leistungen, verliehen von der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft
- Leibniz-Medaille der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
- Leibniz-Medaille (Berlin)
- verschiedene Medaillen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, z. B. die Gregor-Mendel-Medaille
- verschiedene Medaillen der Royal Society
Medaillen aus dem künstlerischen Bereich
Für Leistungen auf gesellschaftlichen Gebieten werden verliehen:
- die Kainz-Medaille der Stadt Wien für herausragende Schauspieler und Regisseure
- die Hermann-Kesten-Medaille für besondere Verdienste im Bereich der Literatur
- die Johann-Christian-Reinhart-Medaille der Stadt Hof für besondere künstlerische und kulturelle Leistungen
- die Orlando-di-Lasso-Medaille verliehen durch den Bayerischen Sängerbund, ebenso durch den Allgemeinen Cäcilien-Verband
- die Medaille für Verdienste im künstlerischen Volksschaffen der Deutschen Demokratischen Republik
Militärische Medaillen oder Auszeichnung
Für militärische Leistungen, Tapferkeit, aber auch als Verwundetenabzeichen, werden oder wurden z. B. verliehen:
- Militär-Verdienstmedaille (Österreich)
- Friedrich-August-Medaille
- die Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42, der sogenannte Gefrierfleischorden
- die amerikanische Medal of Honor
- das amerikanische Verwundetenabzeichen Purple Heart
Siehe auch:
Verdienst- und Ehrenmedaillen
Daneben verleihen auch die öffentlichen Körperschaften Auszeichnungen um besondere Verdienste in Wissenschaft, Kultur und Kunst, Wirtschaft und Landesverteidigung.
Übersichten dazu geben:
Weitere Verdienstmedaillen:
- Florence-Nightingale-Medaille für Pflegekräfte, verliehen vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz
- Goethe-Medaille für die Förderung der deutschen Sprache und Kultur, verliehen vom Goethe-Institut
Medaillen und Abzeichen von Selbsthilfegruppen
Medaillen und Anstecknadeln zur Anerkennung und Selbstmotivation in sog. 12-Schritte-Selbsthilfegruppen, wie z. B. Anonyme Alkoholiker, Al-Anon, Narcotics Anonymous (NA) u. Ä., sind vor allem üblich in den USA und Kanada.
Grenzfälle
Im Unterschied zu allen anderen Anlagemünzen wird der mexikanischen Bullionmünze "Libertad" sowie dem südafrikanischen "Krügerrand" kein Nennwert eingeprägt. Daher gleichen die in Silber (nur Libertad) und Gold emittierten Anlagemünzen einer Medaille. Der Wert der Münzen wird börsentäglich aufgrund der Edelmetallkurse und bei der Libertad im mexikanischen Peso als Referenzwährung festgelegt. Dadurch kann die Libertad-Münze auch als offiziell anerkanntes Zahlungsmittel eingesetzt werden. Insofern vereinen Libertad und Krügerrand sowohl Eigenschaften einer Medaille als auch solche einer Münze.
Hersteller
Das 1868 in Alt-Dresden gegründete Unternehmen Glaser & Sohn firmiert seit der Deutschen Wiedervereinigung als 1. Dresdner Medaillenmünze Glaser & Sohn GmbH.<ref>Ralf Exner (Verantw.): Stammbaum mit einer Chronik des zeitweilig verstaatlichten Familienunternehmens, in der Version vom 23. Februar 2015 langfristig gespeichert im Internet Archive</ref> Unter dem Fokus Made in Germany brachte das von dem Sportverein SuS Phönix Bielefeld 09 e.V. herausgegebene TuWas-Magazin 2014 unter dem Titel Medaillen aus Deutschland einen illustrierten Artikel über in der Bundesrepublik Deutschland verbliebene traditionelle Hersteller und Prägeanstalten von Medaillen. Vorgestellt wurde darin beispielsweise die Firma STUCO aus Speicher in der Eifel, die eine Kooperation mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband. Teils mit Bildbeispielen wurden auch die Firmen Intertecnica in Bonn, das Unternehmen Die Neue Linie (DNL) mit Sitz in Burgthann sowie der Umweltschutzgedanke der Kunstprägeanstalt HENECKA in Pforzheim präsentiert.<ref>Benjamin Fritzsch, Lena Bokenhans: Medaillen aus Deutschland; in: TuWas-Magazin, hrsg. vom SuS Phönix Bielefeld 09 e.V., Ausgabe Juni - Oktober 2014, S. 28f.</ref>
Siehe auch
- Wikipedia-Kategorie Auszeichnungen
- Orden und Ehrenzeichen
- Bijou
- Medaillenspiegel
- Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst
- Münz- und Medaillensignatur
- Medailleur
- Münzstätte Gotha / Münzgraveure der Münzstätte Gotha (Liste) waren auch Schöpfer bedeutender künstlerischer Medaillen
- Münzstätte Dresden / Münzgraveure der Münzstätte Dresden (Liste) waren auch Schöpfer bedeutender künstlerischer Medaillen (siehe die Beispiele)
- Liste von Medailleuren
Literatur
- Leonard Forrer: Biographical dictionary of medallists: coin-, gem-, and seal-engravers, mint masters, & c., ancient and modern; with references to theirs works; B.C. 500 – A.D. 1900. London 1904–1930. (6 Bände).
- Supplement: Biographical notices of medallists.... London 1924. (2 Bände). Reprint aller 8 Bände: London 1979–1981, ISBN 90-70296-02-0, ISBN 90-70296-03-9
- Joan S. Martin: Index.[-band]. London 1987, ISBN 0-901405-25-6
- Max Bernhart, Tyll Kroha (Bearb.): Medaillen und Plaketten. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber ( = Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde, Bd. 1), 3., von Tyll Kroha völlig neubearbeitete Auflage, Sonderausgabe, München: Klinkhardt und Biermann, 1984, ISBN 3-7814-0242-8
- Michael Kunzel: Geschichtsmedaillen und Plaketten aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Heft 17, 6. Jahrgang, Berlin: Deutsches Historisches Museum, Frühjahr 1996
- Axel Hinrich Murken, Bernhard Bösing (Hrsg.): Medicina in nummis = Die Heilkunde im Spiegel der Medaillen (= Studien zur Medizin-, Kunst- und Literaturgeschichte, Bd. 35), zugleich Katalog zur gleichnamigen Ausstellung anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Institutes für Geschichte der Medizin und des Krankenhauswesens der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen in der Sparkasse Aachen vom 7. bis 23. Februar 1996, Herzogenrath: Murken-Altrogge, 1996, ISBN 3-921801-83-4
- Gerd Dethlefs, Wolfgang Steguweit: GeldKunst - KunstGeld. deutsche Gedenkmünzen seit 1949 - Gestaltung und Gestalter ( = Die Kunstmedaille in Deutschland, 22), Hrsg: Deutsche Numismatische Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst, Osnabrück: Numismatischer Verlag Künker, 2005, ISBN 3-9801644-7-0
Weblinks
- Numismatische Online-Enzyklopädie
- Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst Erhalt und Förderung der deutschen Medaillenkunst
- Streifzug durch die Welt der Medaillen
- Unterscheidung von Münzen und Medaillen
- medaillen-katalog.de, Seite mit einer Liste und Weblinks von Medaillen- und Münzprägeanstalten
Einzelnachweise
<references />