Buddha-Statuen von Bamiyan


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Datei:Taller Buddha of Bamiyan before and after destruction.jpg
Die größere der beiden riesigen Buddha-Statuen vor und nach der Zerstörung. Das linke Foto stammt aus dem Jahr 1963, das rechte aus dem Jahr 2008. Sie war 53 Meter hoch.

Die Buddha-Statuen von Bamiyan (Hindi: बामियान के बुद्ध Bamiyan ke But; persisch ‏بتهاى بامیان‎ Buthāye Bāmiyān) waren einst die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt. Sie befanden sich bis zur Zerstörung durch die Taliban im März 2001 im 2500 Meter hoch gelegenen, mehrheitlich von Hazara bewohnten Tal von Bamiyan, das sich im Zentrum Afghanistans befindet und von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet ist. Die beiden größten und bekanntesten dieser Statuen waren 53 bzw. 35 m hoch. Daneben wurde eine ganze Reihe von weiteren, kleineren Buddha-Statuen in die dortige Felsklippe eingearbeitet. Sie sind historische Zeugnisse einer dort etwa vom 3. bis zum 10. Jahrhundert praktizierten, in ihrer Art einzigartigen buddhistischen Kunst. Mittlerweile wurden die Nischen der Statuen abgesichert und ihre Trümmer geborgen. Es gibt Bestrebungen, die Statuen wieder aufzubauen. Hierzu wurden auch Hilfsgelder zugesichert, ohne dass jedoch ein konkreter Beschluss gefasst wurde.

Buddhistische Kultur Bamiyans

Hauptartikel: Bamiyan-Tal

Begünstigt durch seine Lage an einer der Haupthandelsrouten vom Abendland nach China und Indien, hatte das Tal bereits in der Antike eine große strategische Bedeutung. Die Handelskarawanen trugen sowohl zum kulturellen, wie auch zum materiellen Wohlstand der Region bei, der den Bau der riesigen Statuen erst ermöglichte.

Entlang dieser Handelsstraßen waren in Zentralasien eine Reihe unterschiedlich großer Siedlungen und Reiche entstanden. Unter der Herrschaft der Kushana-Dynastie festigte sich der Buddhismus langsam in der Region des Hindukusch. Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden dort eine Reihe von buddhistischen Stätten – Stupas, Tempel und Klosterstätten. Bamiyan war eine der größeren und beherbergte im 6. Jahrhundert mehrere tausend buddhistische Mönche.

Diese buddhistische Kunst der Region war das Ergebnis einer kulturellen Synthese, wesentlich von der früheren Gandhara-Kultur und der indischen Gupta-Kultur beeinflusst, die in ihrer Art einzigartig war.

Der Zeitpunkt, an dem in Bamiyan der Buddhismus einzog, wird zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr. angenommen. Im 8. Jahrhundert geriet Bamiyan unter islamische Herrschaft. Dennoch konnte sich der Buddhismus noch etwa zwei Jahrhunderte länger halten. Erst um die Jahrtausendwende wurde Bamiyan islamisiert.

In der Felswand, aus der die großen Statuen herausgearbeitet worden waren, befanden sich auch aus dem Fels gegrabene Höhlen, in denen die Mönche wohnten, und Gebetshallen mit reichhaltigen Wandmalereien. Rund um die Figuren wurden Gänge und Galerien geschaffen. Ein japanisches Archäologen-Team schätzte die Zahl der Wohnhöhlen auf rund 900.

Gestaltung

Datei:Afghanistan Statua di Budda 2.jpg
Die kleinere der beiden riesigen Buddha-Statuen war 35 Meter hoch. Die feineren Details der Statue wurden mit einem speziellen Lehmverputz modelliert. Auf dem Bild ist an der Decke der Nische auch noch eine Wandmalerei erkennbar, die bis zur Zerstörung der Statue vorhanden war.

Die Statuen wurden im 6. Jahrhundert aus dem roten Sandstein gemeißelt. Archäologen datieren die Entstehungszeit der kleineren Statue auf die Zeit um das Jahr 510, die große Statue wurde um 550 geschaffen.<ref name="ICOMOS">International Council on Monuments and Sites (ICOMOS): Heritage at Risk 2004/05 – ICOMOS Actions in Afghanistan (PDF-Datei; 553 kB), 24. März 2005, abgerufen am 21. Oktober 2009</ref> Die kleine Statue maß 35 Meter, die große 53 Meter; deren Nischen sind etwa 38 beziehungsweise rund 58 Meter hoch.<ref name="UNESCO, Anhang G">Universität der Bundeswehr München: Situation of the Buddha Statues in the Valley of Bamian, Afghanistan, (Anhang G) (PDF-Datei; 23 MB), erstellt: 21. Mai 2003, S. 86–88 (englisch), abgerufen am 6. November 2009</ref><ref name="unibw">Untersuchung von Zustand und Stabilität der Felsnischen der Buddha-Statuen von Bamiyan, auf Website der Universität der Bundeswehr München, abgerufen am 6. November 2009</ref>

Beide Statuen wurden in je einer eigens dafür in den Berg gehauenen Felsnische gefertigt. Dabei wurden ihre Formen grob in den Fels geschlagen und anschließend durch Auftragen eines Lehmverputzes fertig modelliert. Dieser Verputz, der eine Mischung von Tonerde, Stroh und Pferdehaar war, wurde mit Seilen und Holzstücken weiter fixiert. Die große Statue wurde laut Angaben von Restauratoren anschließend karminrot, die kleinere mehrfarbig bemalt.<ref name="NYT,considered rebuilding">Carlotta Gall: Afghans consider rebuilding Bamiyan Buddhas – Asia-Pacific-International Herald Tribune, auf: New York Times-Website, 5. November 2006, abgerufen am 27. Juni 2009</ref> Zudem waren die Nischen der Statuen in ihren oberen Bereichen mit Wandmalereien verziert.<ref name="AIA-Impact-of-war">Zemaryalai Tarzi, Nadia Tarzi, Abdul Wasey Feroozi: The Impact of War upon Afghanistan’s Cultural Heritage, PDF-Datei; 8,8 MB, mit hochauflösenden Bildern oder PDF-Datei; 434 kB, niedrigere Auflösung, auf: Website des Archaeological Institute of America (AIA), S. 8–12, März 2004, abgerufen am 28. Juni 2009</ref> Wie genau die Statuen früher ausgesehen haben, ist dennoch nicht hinreichend geklärt. So ist etwa in Xuanzangs Reisebericht zu lesen, dass sie ursprünglich mit Gold überzogen und mit Juwelen geschmückt gewesen sein sollen. Das ca. 2 km lange Felsenkloster hatte und hat trotz der Zerstörung durch Abdur Rahman Khan im 19. Jahrhundert und trotz der völligen Zerstörung durch die Taliban immer noch ein riesiges System von Höhlen, Felsentreppen, Balkonen, Gebetsräumen und Galerien, die schätzungsweise von ca. 3000 bis 5000 buddhistischen Mönchen bewohnt waren. Heute beherbergen die Höhlen eine Vielzahl von Menschen der Hazara.

Die Felsentreppen führten bis zum Scheitel der Buddha-Statuen. Viele dieser Felsentreppen sind immer noch vorhanden. Auf den Kopf der 53 m hohen Statue gelangte man über eine Wendeltreppe. Dort standen in den 1960er und 70er Jahren Besucher aus Europa und Amerika, betrachteten die Wandmalereien und blickten über das Bamiyan-Tal.

Rund um die Figuren wurden Gänge und Galerien geschaffen und hunderte von Gebetshallen und Wohnhöhlen teils mit reichhaltigen Wandmalereien angelegt.

Zusätzlich zu den beiden stehenden großen Buddha-Statuen wurden zwei mittelgroße, sitzende Statuen und eine Reihe von kleineren Statuen in die Felsklippe gearbeitet.<ref name="AIA-Impact-of-war" />

Religiöse Bedeutung

Die größere Statue war ein Bildnis des Buddha Dipankara, also des Buddhas des dem unseren vorangegangenen Zeitalters. Die kleinere Statue stellte den Buddha unseres Zeitalters, den Buddha Shakyamuni (Siddhartha Gautama), dar. Im 11. Jahrhundert beschrieb ein iranischer Reisender die Statuen als Sorch But ((auch Surkh Butسرخ بت‎), deutsch „Roter oder warmer Buddha“) und Khonok But ((‏خنک بت‎) auch Khing But deutsch „kalter oder weißer Buddha“). Sie werden auch volkstümlich als Solsol bzw. Salsal (‏صلصلLicht des Universiums) und Schahmama (‏شاه مامهKöniginmutter) genannt.

Gemäß einer persischen Legende sollen die Statuen den König Solsol und seine Gemahlin Schahmama (Mutterkönigin) darstellen. Unter diesen Namen waren die Buddhas auch in Afghanistan bekannt. Die altiranisch sprechenden Kuschanen und Sassaniden sollen Solsol in der Rolle von Rostam geehrt haben. Onsuri, ein Dichter des 11. Jahrhunderts in Ghazna, schrieb eine in Versform verfasste Liebesgeschichte über Sorch But und Khonok But und das Märchen von Rostam und Sohrab.

Dritter riesiger Buddha

Es wird vermutet, dass früher auch noch eine noch größere Darstellung eines liegenden Buddha existierte. Dabei soll es sich um eine Darstellung des Buddha in Nirwana (Buddha in seinem Sterbebett) handeln,<ref name="AIA-Impact-of-war" /><ref name="Maeda 2006, 130">Kosaku Maeda: The Mural Paintings of the Buddhas of Bamiyan: Description and Conservation Operations, In: Juliette van Krieken-Pieters (Hrsg.): Art and Archaeology of Afghanistan – Its Fall and Survival, Brill Academic Publishers, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15182-6 (Handbook of Oriental Studies. Section 8 Uralic & Central Asian Studies, Band 14), S. 130</ref> der angeblich eintausend Beine gehabt haben soll.<ref name="rferl, Interview 06">Zemaryalai Tarzi (Interview durch Radio Free Europe / Radio Liberty): Afghanistan: Archeologist Hunts For Third Bamiyan Buddha, 10. März 2006, http://www.rferl.org/content/article/1066582.html, abgerufen am 28. Juni 2009</ref> Der chinesische Mönch Xuanzang (auch Hsüan-Tsang), der das Tal von Bamiyan im Jahr 632 während seiner Reise nach Indien besuchte, erwähnte sie in seinem Bericht und gab ihre Größe mit 1000 Fuß – das sind etwa 300 Meter – an. Seine Angaben über die Größe und die Lage der bekannten, stehenden Buddha-Statuen hatten sich bei Nachforschungen als bemerkenswert genau erwiesen. Daher wird sein Bericht von der Forschung als durchaus glaubwürdig eingestuft.<ref name="Tarzi 2006">Nadia Tarzi: Tarzi on Tarzi: Afghanistan’s Plight and the Search for the Third Buddha, In: Juliette van Krieken-Pieters (Hrsg.): Art and Archaeology of Afghanistan – Its Fall and Survival, Brill Academic Publishers, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15182-6 (Handbook of Oriental Studies. Section 8 Uralic & Central Asian Studies, Band 14), S. 150–154.</ref>

Das Abbild könnte nach Meinung von Archäologen noch im Erdboden verborgen sein, wofür zwei mögliche Gründe in Betracht gezogen werden. So könnten entweder die Bewohner von Bamiyan sie aus Angst vor ihrer Zerstörung durch muslimische Invasoren absichtlich versteckt haben, oder das Bildnis könnte durch ein Erdbeben verschüttet worden sein.<ref name="Tarzi 2006" /> Die meisten Experten gehen jedoch davon aus, dass diese Darstellung bereits seit langer Zeit zerstört ist,<ref name="NYT,considered rebuilding" /> nicht zuletzt deshalb, weil dieses Bildnis im Gegensatz zu den in den Felsnischen stehenden Statuen der Witterung ausgesetzt war.

Zerstörung

Datei:Bouddhas de Bâmiyân - Aout 2005.jpg
Die Nische der 35 m großen Buddha-Statue nach der Zerstörung. (2005)

Mit der Verdrängung des Buddhismus durch den Islam verloren die Statuen an Bedeutung und wurden zum Ziel von Zerstörungen (siehe auch Ikonoklasmus), da die Darstellung menschlicher Figuren nicht erwünscht war. So verloren die Statuen zuerst ihren Schmuck, dann die Gesichter und Hände. Die Statuen wurden im Verlauf der Geschichte mehrfach beschädigt.

Insbesondere die Geschlechtsteile der Skulpturen sollen Ende des 19. Jahrhunderts auf Befehl von Abdur Rahman Khan mit Artillerie beschossen worden sein, als seine Truppen im Rahmen der Feldzüge in Hazarajat (Gebiete der Hazara) einmarschierten.<ref>Paul Clammer, Afghanistan: Edition en langue anglaise 2007, S. 116</ref><ref>Ludwig W. Adamec, Historical Dictionary of Afghanistan, Lanham, 2012,S.190</ref><ref>Conrad Schetter: Ethnizität und ethnische Konflikte in Afghanistan. Berlin 2003, S. 220 ff</ref> 1824 wurde Bamiyan von den ersten Europäern besucht, Oskar von Niedermayer fertigte 1916 die ersten beiden Lichtbilder der Statuen an, 1930 begannen französische Archäologen mit Forschungs- und Freilegungsarbeiten sowie Notsicherungen, um dem Verfall Einhalt zu gebieten. Mitte Juni 1938 besuchte Hans-Hasso von Veltheim Bamiyan und veröffentlichte 1951 in seinen „Tagebüchern aus Asien“ einen ausführlichen Bericht über die Anlage. Von Veltheim fand die Gesichter der beiden Buddhas bis zur Oberlippe abgehauen und vermutete aufgrund der sorgfältigen Bearbeitung, dass buddhistische Gläubige selbst beim Ansturm der Horden von Dschingis Khan im Jahre 1222 die Gesichter entfernt haben könnten, um die verehrten Statuen nur verstümmelt in die Hände der Mongolen fallen zu lassen.<ref>Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau: Tagebücher aus Asien. Erster Teil: Bombay, Calcutta, Kaschmir, Afghanistan, die Himalayas, Nepal, Benares. 1935–1939. Claassen-Verlag, Hamburg 1956. S. 236 ff.</ref>

Vor der Sowjetischen Intervention in Afghanistan im Jahre 1979 war Bamiyan dennoch ein internationales Touristenziel. Während der folgenden Kriege war das Plateau oberhalb der bis zu 100 Meter hohen Felswand mit den Statuen ein immer wieder umkämpfter strategisch wichtiger Ort, von dem aus das südlich gelegene Tal kontrolliert werden konnte. So befanden sich dort nacheinander Stellungen der sowjetischen Truppen, der Mudschahedin und schließlich der Taliban. Die Höhlen wurden als Munitionsdepots verwendet.<ref>Society for the Preservation Afghanistan’s Cultural Heritage (SPACH): Threat to Bamiyan Buddhas, in Newsletter der Society for the Preservation of Afghanistan’s Cultural Heritage, Mai 1999, S. 6 f. Archiviert vom Original am 14. Juli 2014, abgerufen am 29. November 2015.</ref> Im September 1998 zerstörten die Taliban den bis dahin noch vorhandenen Teil des Kopfes des kleineren Buddha. Dabei wurden die darüber befindlichen Reste an Wandmalereien ebenfalls weitgehend zerstört.<ref>Society for the Preservation Afghanistan’s Cultural Heritage (SPACH): Bamiyan Buddha damaged, in SPACH Newsletter, Issue 5 (PDF-Datei; 443 kB), 5. Mai 1999, S. 21–22, abgerufen am 21. Oktober 2009</ref> Am 12. März 2001 sprengten Taliban-Milizen auf Anordnung von Mullah Mohammed Omar die Statuen. Zusätzlich zu den beiden großen Statuen wurden auch eine der kleineren, sitzenden Buddha-Statuen und die etwa 10 Meter hohe Statue im benachbarten Kakrak-Tal gesprengt.<ref name="Maeda 2006, 143">Kosaku Maeda: The Mural Paintings, S. 143</ref> Für die Zerstörung der Statuen brauchten die Taliban vier Tage. Dieser Akt wurde als ein performativer Ikonoklasmus gedeutet, der sich letztlich auch gegen das als westlich wahrgenommene Konzept des Kulturerbes gerichtet habe.<ref>Michael Falser: Die Buddhas von Bamiyan, performativer Ikonoklasmus und das „Image“ von Kulturerbe. In: Kultur und Terror: Zeitschrift für Kulturwissenschaft, vol. 1/2010: 82–93.</ref>

Die Zerstörung konnte trotz vielfältiger Interventionen der UNO und westlicher sowie islamischer Regierungen nicht verhindert werden. Neben den Statuen von Bamiyan wurden auch fast alle buddhistischen Ausstellungsstücke des Museums in Kabul zerstört, die einen unwiederbringlichen Schatz an buddhistischer Kunst darstellten.

Stabilisierungsarbeiten, Bergung der Trümmer

Datei:Boulders from Destroyed Buddha.jpg
Aufbewahrung der geborgenen Trümmer der Statuen (2007)

Unmittelbar nach dem Ende der Taliban-Herrschaft veranlasste die UNESCO im Dezember 2001 eine erste Erhebung der Lage. Dabei wurden die Reste der Statuen mit Schutzplanen zugedeckt, um sie vor Verwitterung zu schützen. Bei einer zweiten, umfangreicheren Untersuchung stellte sich im Jahr 2002 heraus, dass über 80 % der Höhlenmalereien entweder mutwillig zerstört oder von Plünderern geraubt worden waren. Japanische Experten begannen dann 2003, die noch vorhandenen Wandmalereien zu konservieren. Im selben Jahr unternahm eine italienische Spezialfirma bei einigen einsturzgefährdeten Bereichen – und zwar teilweise bei den Nischen der Statuen selbst, aber auch bei im Berg vorhandenen Treppenaufgängen – erste Stabilisierungsarbeiten, die dann im Jahr 2004 fortgeführt und abgeschlossen werden konnten.<ref name="Manhart 2006">Christian Manhart: UNESCO’s Rehabilitation of Afghanistans Cultural Heritage: Mandate and Recent Activities, In: Juliette van Krieken-Pieters (Hrsg.): Art and Archaeology of Afghanistan – Its Fall and Survival, Brill Academic Publishers, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15182-6 (Handbook of Oriental Studies. Section 8 Uralic & Central Asian Studies, Band 14), S. 51–54</ref>

Im März 2004 begann ein Restauratorenteam der deutschen Abteilung des International Council on Monuments and Sites (ICOMOS), finanziert vom deutschen Auswärtigen Amt, mit der Bergung und der Dokumentation der Felsfragmente, die in und vor den Nischen umherlagen. Diese Arbeiten sind mittlerweile abgeschlossen. Die Felsstücke mit skulptierter Oberfläche werden in Lagerhallen vor der Nische des großen Buddha gelagert.<ref name="ICOMOS" /> Der im April 2010 vorgelegte Bericht von ICOMOS zeigt, dass sich die bisherige Arbeit auf die Sicherung der Nische des kleinen Buddhas konzentriert hat. Die Bergung der Fragmente des Großen Buddhas schritt 2010 fort. Die unter Schutt verborgenen Füße waren wieder sichtbar, die verschütteten Höhlen wieder frei.

Suche nach dem dritten Buddha

Ein Team von Archäologen unter der Leitung von Professor Zemaryalai Tarzi, der in den 1970er-Jahren die Statuen inklusive deren Fresken umfangreich restauriert hatte<ref name="AIA-Impact-of-war" />, begann im Jahr 2002 mit Ausgrabungen im Bamiyan-Tal. Den vermuteten dritten großen Buddha zu finden, war ebenfalls ein Ziel dieses Projekts. Die Archäologen stützten sich bei ihrer Suche auf die Überlieferung Xuanzangs, nach der sich dieser Buddha innerhalb der Mauern eines östlich der königlichen Stadt Bamiyan gelegenen buddhistischen Mönchsklosters befinden soll.<ref name="Tarzi 2003">Zemaryalai Tarzi: Professor Tarzi’s Survey and Excavation Archaeological Mission, 2003, auf Website silkroadfoundation.org, abgerufen am 20. Juni 2009</ref> Im Jahr 2006 war sich Tarzi nach an mehreren Orten<ref name="Tarzi 2003" /> durchgeführten Ausgrabungen sicher, das richtige Kloster in einer Entfernung von etwa 1,5 Kilometern gefunden zu haben. Aufgrund der Größe dieses Tempelkomplexes mahnte er allerdings zu Geduld. Die Ausgrabungen würden weiter fortgesetzt werden.<ref name="rferl, Interview 06" />

Mitte 2008 wurde der Fund einer weiteren Statue, nämlich einer 19 Meter großen Darstellung eines schlafenden Buddhas, bekanntgegeben. Die meisten Teile dieser Statue waren jedoch praktisch nicht mehr vorhanden, während deren Hals, Schultern, Teile des rechten Armes und deren Kopfkissen gefunden werden konnte.<ref name="RadioFreeEurope 19m-Buddha">Ron Synovitz: Archaeologists Find Giant 'Sleeping' Buddha In Afghanistan, auf: Website von Radio Free Europe, 9. September 2008, abgerufen am 20. Juni 2009</ref><ref name="AFP 19m-Buddha">AFP: Afghanische Forscher entdecken nahe Bamijan liegenden Buddha (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.is), auf Google News, 8. September 2008, abgerufen am 20. Juni 2009</ref> Während die Suche nach dem 300 Meter großen Buddha im Jahr 2009 weiter im Gange war, hatten die Archäologen bereits mehrere Klosterstätten freigelegt und außerdem auch Ausgrabungsarbeiten bei der großen Stupa Bamiyans durchgeführt.<ref name="National Geographic Photos09">Hannah Bloch: PHOTOS: Searching for Afghanistan’s Third Giant Buddha, auf National Geographic Online, 10. Juni 2009, Beschreibung bei Foto 6 und Foto 11, abgerufen am 20. Juni 2009</ref> Neben Tarzis Team führen auch japanische Archäologen Ausgrabungen im Bamiyan-Tal durch.<ref name="NYT,considered rebuilding" />

Mögliche Wiedererrichtung

Bei zwei im Jahr 2002 im Rahmen der UNESCO durchgeführten internationalen Expertentagungen wurde hervorgehoben, dass die Sicherung anderer unmittelbar vom Einsturz bedrohter kultureller Denkmäler Afghanistans vorrangig angestrebt werden soll. Wiederholt hieß es daher von seiten der UNESCO und der afghanischen Regierung, die Statuen sollten nicht wieder aufgebaut werden.<ref>Christian Manhart: UNESCO’s Rehabilitation of Afghanistans Cultural Heritage: Mandate and Recent Activities, In: Juliette van Krieken-Pieters (Hrsg.): Art and Archaeology of Afghanistan – Its Fall and Survival, Brill Academic Publishers, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15182-6 (Handbook of Oriental Studies. Section 8 Uralic & Central Asian Studies, Band 14), S. 50+52</ref> Als im Jahr 2006 die Regierung Thailands finanzielle Hilfen für einen möglichen Wiederaufbau versprochen hatte, zeigte sich die afghanische Regierung jedoch deutlich aufgeschlossener.<ref>Thailand will Buddha-Statuen von Bamiyan wieder aufbauen, auf Wikinews (basierend auf: n-tv.de, swissinfo.ch, Daily India, Bangkok Post), 19. Juni 2006, abgerufen am 21. Oktober 2009</ref> Auch viele Bewohner der Region, sowie auch die Gouverneurin von Bamiyan, die im Jahr 2006 die Kosten für einen Wiederaufbau der Statuen auf 50 Millionen US-Dollar geschätzt hatte, sprechen sich für eine Wiedererrichtung aus. Dies würde nach deren Ansicht den Tourismus fördern und wäre eine Art Wiedergutmachung. Andererseits könnte der aufwendige Wiederaufbau buddhistischer Denkmäler in einem verarmten muslimischen Land, in dem über zehn Prozent der Bevölkerung auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen sind, innenpolitisch für Zündstoff sorgen. Es gibt Überlegungen, eine der beiden Nischen als Erinnerung an das Geschehene in zerstörtem Zustand zu belassen und nur eine Statue wieder aufzubauen.<ref name="NYT,considered rebuilding" />

Bereits Ende des Jahres 2001 gab eine Schweizer Gruppe Pläne bekannt, die Statuen wieder aufbauen zu wollen.<ref>Kay Sadrinna: „Schweizer wollen Buddha-Statuen in Afghanistan wiederaufbauen“ (Memento vom 16. Januar 2009 im Internet Archive), Netzeitung, 20. November 2001, abgerufen am 20. Juni 2009</ref> Inzwischen existieren bereits mehrere virtuelle 3D-Rekonstruktionen, wie etwa jene des Großen Buddhas der ETH Zürich aus dem Jahr 2004<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatArmin Grün, Fabio Remondino, Li Zhang (ETH Zürich): Photogrammetric Reconstruction of the Great Buddha of Bamiyan, Afghanistan. September 2004, archiviert vom Original am 15. Dezember 2011, abgerufen am 27. Juni 2009 (PDF, 1,09 MB).</ref>; davon unabhängig hat auch Professor Jansen mit seinem Team an der RWTH Aachen, die mit ICOMOS zusammenarbeitet, ein dreidimensionales Computermodell der Monumente entwickelt. Mit letzterem soll es möglich sein, den genauen ursprünglichen Platz der Fragmente zu lokalisieren. Für einen möglichen Wiederaufbau der Statuen wären diese Daten unerlässlich.<ref>Sabine Busse (i.A.), Pressemitteilung der RWTH Aachen: Die fünfte UNESCO / ICOMOS Bamiyan Expertengruppe tagte an der RWTH Aachen, auf Website der RWTH Aachen, letzte Änderung 22. März 2007, abgerufen am 27. Juni 2009</ref><ref name="UNESCO Phase I">Safeguarding of the Bamiyan site, Phase I. UNESCO World Heritage Center, abgerufen am 20. Januar 2013.</ref>

Im März 2011 gab die UNESCO bekannt, dass ein Wiederaufbau aufgrund der herrschenden Bedingungen derzeit ausgeschlossen werde.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatYuriko Wahl: Gesprengte Buddhastatuen von Bamian – Wiederaufbau „nicht machbar“. In: ntv.de. 11. März 2011, abgerufen am 13. Februar 2012.</ref>

Filmische Rezeption

Literatur

  • Joseph Hackin: The Colossal Buddhas at Bamiyan -- Their Influence on Buddhist Sculpture, In: Eastern Art (Philadelphia), Bd. 1, Nr. 2, 1928, S. 109–116, (online bei: Center for Buddhist Studies, National Taiwan University, oder Word-Dokument bei: University of Chieti e Pescara)
  • Kosaku Maeda: The Mural Paintings of the Buddhas of Bamiyan: Description and Conservation Operations, In: Juliette van Krieken-Pieters (Hrsg.): Art and Archaeology of Afghanistan – Its Fall and Survival, Brill Academic Publishers, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15182-6 (Handbook of Oriental Studies. Section 8 Uralic & Central Asian Studies, Band 14), S. 127–144.
  • Michael Petzet / International Council on Monuments and Sites (Hrsg.): The Giant Buddahs of Bamiyan. Safeguarding the Remains. Monuments and Sites 29. Berlin 2009.
  • Michael Falser: Die Buddhas von Bamiyan, performativer Ikonoklasmus und das „Image“ von Kulturerbe. In: Kultur und Terror: Zeitschrift für Kulturwissenschaft Bd. 1, 2010, S. 82–93.
  • Carl Ritter: Die Stupa’s (Topes) oder die architectonischen Denkmale an der Indo-Baktrischen Königsstraße und die Colosse von Bamiyan, Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1838 (bei Google Books)
  • Veronika Kochesser: Der buddhistische Höhlenkomplex von Bamiyan- ein kunsthistorischer Datierungsversuch der Höhlen der frühesten Phasen unter Zuhilfenahme der 14C-Analysen und Pigmentanalysen, Diplomarbeit, Wien 2010 (Digital)

Weblinks

Videos, Bilder

Commons Commons: Buddha-Statuen von Bamiyan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Artikel

Einzelnachweise

<references /> 34.83201944444467.826727777778Koordinaten: 34° 49′ 55″ N, 67° 49′ 36″ O{{#coordinates:34,832019444444|67,826727777778|primary

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