Chariten


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Die drei Grazien
Relief am Aphrodite-Tempel in Aphrodisias, 1. Jh. v. Chr.
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Le Tre Grazie
(Raffael, 1504–1505, Musée Condé in Chantilly)
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Le Tre Grazie
Enrico Tarenghi (1848–1938)

Die Chariten (Χάριτες Chárites, Singular Charis) sind in der griechischen Mythologie Göttinnen der Anmut, die mit Aphrodite in Verbindung stehen. Sie entsprechen in der römischen Mythologie den drei Grazien, gratiae.

Sie sind Töchter des Zeus und der Eurynome und heißen Euphrosyne („Frohsinn“), Thalia (auch Thaleia, „Festfreude“) und Aglaia („die Glänzende“). Die drei Chariten bzw. Grazien waren ein beliebter Gegenstand der bildenden Kunst und wurden meist unbekleidet, sich gegenseitig berührend oder umarmend dargestellt. Eines der bekanntesten Gemälde – „Die Drei Grazien“ (Chantilly, Musée Condé) – ist von Raffael.

Der Name

Der Name leitet sich laut Cornutus, de natura deorum, ab aus gr. chara „die Freude“ → gr. charis → lat. gratia.

Die Abkunft

Die meisten der antiken Quellen sind sich über Zeus als Vater einig, nennen als Mutter aber:

Anderen Genealogien zufolge werden die Chariten auch als Töchter von Nyx und Erebos, Hekate und Hermes oder jene der Nymphe Aigle und des Sonnengottes Helios (lt. Antimachos<ref>Paus. 9, 35, 596.</ref>) bezeichnet. Als Mondgottheiten (s.u.) sollen sie wiederum Uranos zum Vater haben.<ref>Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen, Band I, S. 81.</ref>

In der römischen Mythologie sind die Grazien Töchter des Bacchus oder des Liber und der Venus (Vergil).<ref>Servius zu Virg. Aen. I, 720. Servius, lateinischer Sprachlehrer aus dem 4. Jahrhundert, verfasste Auslegungen über Vergil. Laut Hederich, Stichwort Servius, ist Pieter Burmans Ausgabe des Vergil-Kommentars die „richtigste“.</ref>

Anzahl und besondere Namen

„Ursprünglich gab es wahrscheinlich nur eine Charis. Sie erscheint als Gemahlin des Hephaistos [Vulcanus, Verf.], was wohl dahin zu verstehen ist, dass man dem Verfertiger reizvoller Kunstwerke den personifizierten Liebreiz (= Charis) zugesellte.“<ref>Hom. Il. 18, 382f.</ref><ref>Hunger: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, S. 89.</ref>

Einige antike Quellen nennen laut Pausanias (griechischer Schriftsteller des 2. Jahrhunderts n. Chr.) nur zwei Chariten:

a) Wie sie die Athener seit ältesten Zeiten verehrten:

  • Auxo („die Wachsende, Zunehmende“)
  • Hegemone („die Voranschreitende, Führende“)

b) Wie sie die Lakedaimonier in Lakonien verehrten:

  • Phaenna („die Glänzende, Leuchtende“)
  • Kleta („die Gerufene“)

In beiden Fällen beziehen sich die Namen auf Phasen des Mondes (der bei Neumondfesten mit Lärm „gerufen“ wurde).

Die meisten antiken Quellen nennen wie Hesiod drei Chariten bzw. Grazien (von der jüngsten zur ältesten):

  • Aglaia („die Glänzende“), in der Ilias (unter dem generischen Namen Charis) und bei Hesiod Gemahlin des Hephaistos (Vulcanus); sie heißt zuweilen auch Pasithea,<ref>Hom. Il. 14, 231ff; Stat. Theb. II, 282.</ref>
  • Euphrosyne („Frohsinn“), laut Cornutus auch Euphrone genannt,
  • Thalia („Festfreude“), nicht zu verwechseln mit der Muse für das Lustspiel, Tochter des Zeus und der Mnemosyne.

Eine Grazie namens Peitho oder Suadela kommt laut Pausanias in einigen Quellen als vierte hinzu oder wird laut Aristophanes statt Euphrosyne genannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

<references />

Literatur

  • Benjamin Hederich: Gründliches mythologisches Lexikon. Gleditsch, Leipzig 1770; Reprint Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-13053-7.
  • Herbert Hunger: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Mit Hinweisen auf das Fortwirken antiker Stoffe und Motive in der bildenden Kunst, Literatur und Musik des Abendlandes bis zur Gegenwart. 6. erweiterte und ergänzte Auflage. Hamburg, Rowohlt 1974, ISBN 3-499-16178-8.
  • Nicola Kaminski: Chariten. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 184–190.
  • Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Band I, dtv, München 1984, ISBN 3-423-01345-1.
  • Veronika Mertens: Die drei Grazien. Studien zu einem Bildmotiv in der Kunst der Neuzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03435-1.

Weblinks

Commons Commons: Grazien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien