Demeter
Demeter (griechisch Δημήτηρ, Δήμητρα, Δηώ) ist in der griechischen Mythologie eine Muttergöttin aus dem griechisch-kleinasiatischen Raum. Sie gehört zu den zwölf olympischen Gottheiten, den Olympioi, und ist zuständig für die Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und der Jahreszeiten. Demeters römischer Göttername ist Ceres.
Inhaltsverzeichnis
Beinamen
Andere Namen und Titel von Demeter waren „Despoina“ (Gebieterin), „Daeira“ (Göttin), „Chloe“ (Die Grünende), „Gerstenmutter“, „Weise der Erde“, „Weise des Meeres“ und „Überfluss“.
Mythos
Abstammung und Nachkommen
Demeter ist die Tochter der Titanen Kronos und Rhea und damit die Schwester von Hestia, Poseidon, Zeus, Hera und Hades.<ref>Hesiod: Theogonie 453; Bibliotheke des Apollodor 1, 4; Hyginus: Praefatio</ref> Mit Zeus hatte sie die Tochter Persephone,<ref>Hesiod: Theogonie 912; Homerischer Hymnos an Demeter 2; Bibliotheke 1, 29; Ovid: Metamorphosen 5, 501.</ref> mit ihrem Geliebten Iasion den Sohn Plutos, die Personifizierung des Reichtums.<ref>Hesiod: Theogonie 969.</ref><ref name=dio>Diodor 5, 48, 2.</ref> Hyginus nennt Philomelos als Zwilling des Plutos,<ref>Hyginus: Astronomica 2, 4.</ref> und Diodor erwähnt neben Plutos noch Korybas<ref name=dio /> und Eubouleus.<ref>Diodor 5, 76, 3.</ref> Mit Poseidon ist sie in der Bibliotheke des Apollodor Mutter des Areion,<ref>Bibliotheke 3, 77.</ref> bei Kallimachos Mutter der Despoina<ref>Kallimachos: Fragment 652.</ref> und bei Pausanias Mutter von beiden.<ref>Pausanias 8, 25, 5.</ref>
Raub der Persephone
Hades wünschte eine Frau, und mit der Duldung von Zeus entführte er Demeters Tochter Persephone in die Unterwelt. Demeter trauerte um ihre Tochter und suchte sie überall, konnte sie jedoch nirgends finden. Sie war so traurig, dass sie den Pflanzen zu wachsen verbot, den Bäumen, Früchte zu tragen, und den Tieren, sich zu vermehren. Als die Menschen anfingen zu sterben, begannen Demeters Geschwister, die anderen Götter des Olymps, sich zu fürchten, und sie zwangen Hades, Persephone freizulassen. Demeter ließ aus Freude und Dankbarkeit die Erde wieder fruchtbar werden. Einen Teil jedes Jahres kann Persephone mit ihrer Mutter auf der Erde verbringen, in der restlichen Zeit muss sie in der Unterwelt als Königin über die Toten herrschen.
Darstellungen
Die Hauptattribute von Demeter sind die Weizenähre und der Mohn. Sie wurde auch zusammen mit Blumen, Früchten und Samen dargestellt, oft mit einer Mohnblume. Ihre Tiere sind das Schwein und der Delfin, auf denen sie reitet. Als Zepter trägt Demeter die Labrys (Doppelaxt), die insbesondere bei den Amazonen und auf Kreta als kultisches Symbol vorkam. Auch die Biene war Demeter zugeordnet.
Das älteste bisher gefundene Standbild der Demeter stammt aus der „Schwarzen Höhle“ (Mavrospelya) in Phigalia (Arkadien). Sie wird mit einem schwarzen Mantel und einem Pferdekopf dargestellt, gorgonische Schlangen umwinden den Kopf. Die Göttin wird begleitet von einem Delphin und einer Taube. In Mykene war der Demeter-Kult bereits im 13. Jahrhundert v. Chr. bekannt.
In der Kunst sieht man, dass Demeter eng verbunden ist mit ihrer Tochter Persephone und deren Gatten Hades. Alle drei Götter stehen für Fruchtbarkeit und werden dementsprechend oft mit Getreideähren dargestellt. Reliefs und Vasen zeigen häufig die Rückkehr der Persephone aus der Unterwelt oder wiederum deren Abstieg.
Ein bekanntes Relief ist das eleusinische Weihrelief, das Demeter und Persephone mit einem jungen Mysten zeigt.
Kult
Die wichtigste Kultstätte der Demeter befand sich in Eleusis, wo auch ein Eingang zur Unterwelt (dem Hades) angenommen wurde. Die so genannten eleusinischen Mysterien fanden alljährlich zu Ehren Demeters statt. Mit der Verbreitung des Christentums verlor der Kult von Eleusis an Ansehen. Nach dem Versuch Kaiser Julian Apostatas, die Mysterien wiederzubeleben, ließ Kaiser Theodosius I den Tempel 392 schließen. Vier Jahre später wurde der Tempel von Eleusis durch die Westgoten unter Alarich I. zerstört.
Auf dem Gelände des Demeterheiligtums in Patras wurde später eine Kirche errichtet.
Über ganz Griechenland gab es ein drei Tage dauerndes Fest zu Ehren der Demeter, die sogenannten Thesmophorien.
Rezeption
Demeter gilt als besonders deutliche Ausprägung des sog. Mutterarchetyps im Sinne der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jungs.
Siehe auch
Literatur
- Pamela Berger: The Goddess Obscured. Transformations of the Grain Protectress from Goddess to Saint. Beacon Press, Boston 1985, ISBN 0-8070-6722-9.
- Luigi Beschi: Demeter. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band IV, Zürich/München 1988, S. 844–892.
- Leo Bloch: Kora und Demeter. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1284–1379 (Digitalisat).
- Allaire Chandor Brumfield: The Attic festivals of Demeter and their relation to the agricultural year. Arno Press, New York 1981, ISBN 0-405-14031-2.
- Eric P. Hamp: The Name of Demeter. In: Minos: Revista de filología egea. Nr. 9, Consejo Superior de Investigaciones Cientificas, Salamanca 1968, ISSN 0544-3733, S. 198–204 (Online, Postscript, abgerufen am 14. Februar 2014).
- Valentia Hinz: Der Kult von Demeter und Kore auf Sizilien und in der Magna Graecia. Reichert, Wiesbaden 1998, ISBN 3-89500-052-3.
- Christian Moser: Demeter. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 212–215.
Weblinks
- Literatur über Demeter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Demeter im Theoi Project
- Titel der Demeter
- Stephanie Pappas: Athenian 'Snake Goddess' gets new identity. News Network Archaeology, 8. Januar 2013, abgerufen am 27. Januar 2013 (english).
Einzelnachweise
<references/>