Titan (Mythologie)
Die Titanen (griechisch Τιτάνες , Einzahl: Titan griechisch Τιτάν) sind in der griechischen Mythologie Riesen in Menschengestalt und ein mächtiges Göttergeschlecht, das in der legendären Goldenen Ära herrschte.<ref>Diodorus Siculus, Library of History 5. 66. 1 (Greek historian C1st B.C.)</ref> Wie die Kyklopen und Hekatoncheiren sind sie Nachkommen der Gaia und des Uranos. Die weiblichen Titanen werden auch Titanide (Τιτανιδες) genannt. Vom Titanenkampf zwischen Olympiern, Hekatoncheiren und einer Reihe von Titanen berichtete das verlorene Epos Titanomachie, in welchem sie nach hartem Kampf schließlich besiegt und in die Tiefen der Unterwelt, den Tartaros, getrieben werden.
Das griechische Wort „τιταίνω/titainō“ bedeutet übersetzt „sich recken“.
Inhaltsverzeichnis
Abstammung
Chaos | ------> | Gaia | ------> | Uranos | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Göttergeschlecht | der Titanen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Okeanos | Kreios | Hyperion | Theia | Themis | Phoibe | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kronos | Koios | Iapetos | Rhea | Mnemosyne | Tethys | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Titanen
Die Titanen bilden das älteste Göttergeschlecht der Theogonie der griechischen Mythologie. So nennt Hesiod zwölf Titanen, sechs Söhne und sechs Töchter, die später sechs Paare bilden:<ref>Hesiod, Theogonie 424 u. 133-138</ref>
- Hyperion – Licht- und Sonnengott, zeugte mit Gattin Theia den Sonnengott Helios, die Mondgöttin Selene und die Göttin der Morgenröte Eos, welche oft als die schönste Göttin überhaupt bzw. die schönstmögliche Frau beschrieben wurde
- Iapetos – Gatte der Nymphe Klymene (Tochter des Okeanos), wurde nach der Niederlage gegen die olympischen Götter in den Tartaros verbannt
- Koios – wurde nach der Niederlage gegen die olympischen Götter in den Tartaros gestoßen
- Kreios – Gatte der Eurybia
- Kronos – Vater des Zeus, wurde nach der Entmannung des Vaters Uranos zum Herrscher der Welt; Gatte von Rhea; wurde von seinem Sohn Zeus entmachtet und herrscht nun auf der Insel der Seligen
- Mnemosyne – Mutter der neun Musen
- Okeanos – Herr des Ozeans, stärkster der Titanen, zeugte mit seiner Schwester und Gattin Tethys die Flussgötter, Meeres- und Quellnymphen
- Phoibe – Frau des Koios, Mondgöttin
- Rhea – Mutter von Hestia, Demeter, Hera, Hades, Poseidon und Zeus; herrscht mit Gatte Kronos seit dessen Entmachtung auf der Insel der Seligen
- Themis – Göttin der Gerechtigkeit und der Ordnung, zweite Gattin (nach Metis) des Zeus, sie kennt die Zukunft und ermöglicht so Deukalion und Pyrrha, die Sintflut zu überleben und die Erde neu zu bevölkern
- Tethys – Meeresgöttin, Gattin des Okeanos, als Amme der Hera verfluchte sie ihr zuliebe die Sternbilder, immer über den Himmel zu wandern
- Theia – Gattin des Hyperion
Titan Iapetos zeugt mit Klymene weitere Titanen:
- Atlas, den Harten
- Epimetheus, den Mann der Pandora
- Menoitios, den Überheblichen
- Prometheus, den Freund der Menschen
Titan Kreios zeugte mit Eurybia ebenfalls weitere Titanen:
Von den Titanen verbinden sich im übrigen vier Schwestern mit vier Brüdern:
- Theia gebiert dem Hyperion den Helios (die Sonne), die Selene (den Mond) und Eos (das Frühlicht).
- Phoibe wird durch Koios zur Ahnin eines Göttergeschlechts, zu dem Leto, Artemis und Hekate sowie Apollon gehören
- Rhea nimmt Kronos zum Mann und bringt Hestia, Demeter und Hera sowie Hades, Poseidon und Zeus zur Welt.
- Tethys und Okeanos sind die Eltern der Okeaniden.
Mythen
Entmannung des Uranos
Die ersten Kinder, die Gaia dem Uranos gebar, die Kyklopen und Hekatoncheiren, waren diesem von Anfang an verhasst, so dass er sie in den Tartaros verbannte und Freude an diesem schlimmen Werk empfand. Da Gaia darunter litt und erbost war, versteckte sie die folgenden Kinder, brachte den grauen Stahl hervor, machte daraus eine Sichel und überreichte ihnen diese, damit sie ihn bestraften. Sie stachelte die Titanensöhne an zu rebellieren, angeführt von Kronos, dem jüngsten der Titanen, legten sie (zu fünft) einen Hinterhalt für ihren Vater. Sie packten ihn, als er auf der Erde lag, um ihn an den vier Ecken der Welt festzuhalten, währenddessen Kronos in der Mitte den Titanenvater Uranos entmannte.
Das Geschlechtsteil des Uranos warf Kronos ins Meer. Das auf Gaia fallende Blut aus Uranos' Penis befruchtet sie; Gaia gebiert daraufhin die Giganten, die Erinnyen und die melischen Nymphen. Aus dem weißen Schaum, der durch Mischung Uranos' Blut und Samen entstand, erwuchs Aphrodite („die Schaumgeborene“).<ref>Hesiod, Theogonie 133-210</ref> Nach anderen Autoren war Okeanos der einzige der Titanen, der nicht an der Kastration beteiligt war und auch im Titankampf neutral blieb.<ref>Pseudo-Apollodor, Bibliotheke 1.3</ref>
Titanomachie
Hesiod erzählt, dass nach dem Sieg des Kronos über Uranos zwischen den Titanen und den späteren Olympischen Göttern ein heftiger Kampf entbrannte, der erst entschieden werden konnte, als Gaia letzteren verriet, wie der Sieg zu erringen sei: Die von Kronos gefangengehaltenen Hekatoncheiren („Hundertarmige“) sollten zur Hilfe herbeigeholt werden, um die Götter im Kampf zu unterstützen. Als der Kampf zwischen Göttern und Titanen neu entbrannte, bewarfen die Hundertarmigen die Titanen mit Steinen, so dass sie unter diesen begraben wurden. Schließlich auch noch gefesselt, wurden sie in den Tartaros gestoßen, von wo sie niemals mehr entkommen können, da Poseidon eine eherne Tür baute und die Hundertarmigen diese nun bewachen.<ref>Hesiod, Theogonie 617-719</ref>
Okeanos und alle Titaniden sollen an diesem Kampf nach anderen Angaben nicht oder nur passiv beteiligt gewesen sein. So soll ein Teil jüngerer Titanen, unter anderem Helios, auf Seite des Zeus gestanden haben.<ref>Diodor, Bibliothek für Geschichte 5. 71. 2</ref><ref>Apollonius Rhodius, Argonautica 3. 221 ff</ref><ref>Ptolemaios Hephaistion, Neues Geschichtsbuch 4 (Zusammenfassung von Photius, Myriobiblon 190)</ref>
Siehe auch
Literatur
- Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen – Die Götter- und Menschheitsgeschichten. dtv, München 1994. ISBN 3-423-30030-2
- Michael Grant und John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. dtv, München 2004. ISBN 3-423-32508-9
- Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie – Quellen und Deutung. rororo, Hamburg 2001. ISBN 3-499-55404-6
- Maximilian Mayer: Titanen. In: Wilhelm Heinrich Roscher: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Bd. 5: T. Teubner, Leipzig 1924. Sp. 987-1019. Digitalisat
- Michael Köhlmeier: Das große Sagenbuch des klassischen Altertums. Piper Verlag, München 1999. ISBN 978-3-492-23804-5
Weblinks
- Titanen im Theoi Project (englisch)
- Titaniden im Theoi Project (englisch)
Einzelnachweise
<references />