Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la terre) ist einer der bekanntesten Romane des französischen Schriftstellers Jules Verne. Das Buch wurde erstmals 1864 von dem Verleger Pierre-Jules Hetzel unter dem französischen Titel Voyage au centre de la terre veröffentlicht. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1873 unter dem Titel Reise nach dem Mittelpunkt der Erde.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Hauptfigur ist der eigenwillige Professor Otto Lidenbrock (etwa 58 Jahre alt), der in Hamburg lebt und dort am Johanneum Mineralogie und Geologie unterrichtet.
Die Geschichte beginnt am 24. Mai 1863. In einem gerade erworbenen Manuskript von Snorri Sturluson (12. Jahrhundert), geschrieben in Runen, findet Professor Lidenbrock eine verschlüsselte Mitteilung des (fiktiven) isländischen Alchemisten Arne Saknussemm (der Name ist wohl eine Anspielung auf Árni Magnússon), der im 16. Jahrhundert gelebt haben soll. Da er davon ausgeht, dass Saknussemm eine wissenschaftliche Entdeckung mitteilen will, zwingt der Professor seinen Neffen und Assistenten Axel (19 Jahre alt), den Ich-Erzähler des Romans, ihm bei der Entzifferung der Geheimschrift zu helfen. Zu diesem Zweck schließt er die Haushälterin Martha, Axel und sich selbst in seinem Haus ein.
Durch Zufall kann Axel das Dokument entziffern, schweigt aber zunächst. Erst als ihn der Hunger zermürbt hat, teilt er dem Professor seine Entdeckung mit. Arne Saknussemm schreibt, dass ein Reisender, wenn er in genau den Krater des isländischen Vulkans „Sneffels Yocul/Snäfields Jöcul“ (Snæfellsjökull), „welchen der Schatten des Skartaris vor dem ersten Juli liebkoset“, steigt, zum Mittelpunkt der Erde gelangt; er habe die Reise selbst gemacht. Professor Lidenbrock als echter Geologe beschließt, ebenfalls zum Mittelpunkt der Erde zu reisen, Axel soll ihn begleiten.
Der ungeduldige Professor Lidenbrock und der ängstliche Axel verlassen Hamburg. Nach einem Aufenthalt in Kopenhagen gelangen sie nach Island. In Reykjavík engagieren sie den Eiderentenjäger Hans Bjelke als Führer. Zu dritt besteigen sie den Snæfellsjökull, klettern in den Krater und finden auf dem Kraterboden den Eingang einer Höhle.
Sie gelangen immer tiefer ins Erdinnere. Als sie eine Weggabelung erreichen, wählen sie zunächst den falschen Weg. Als der Gang jedoch endet, müssen sie zur Gabelung zurückkehren. Unterdessen ist aber der Wasservorrat zur Neige gegangen und die Expedition droht zu scheitern. Hans verlässt während des Nachtlagers die Gefährten, um Wasser zu suchen. Als er eine Wasserader findet, die hinter der Höhlenwand vorbeifließt, holt er seine Gefährten. Sie hauen mit der Spitzhacke ein Loch in die Wand, sodass nun ein kleiner Bach durch die Höhle fließt. Zu Ehren ihres Führers wird er „Hansbach“ genannt. Während des weiteren Abstieges verliert Axel seine Gefährten. Sie finden sich jedoch nach einigen Tagen mit Hilfe eines Schallphänomens ähnlich dem in der Kuppel der Saint Paul’s Cathedral wieder.
Sie gelangen an das Ufer eines unterirdischen Meeres, das sie auf einem Floß überqueren. Sie stoßen auf riesige Pilze, die sie als monströse Champignons identifizieren. Sie finden weitere urzeitliche Pflanzen und entdecken eine kleine Insel mit einem Geysir. Nachdem sie anfangs nur wenige kleine Fische zu Gesicht bekommen, werden sie im Verlauf der Floßfahrt Zeugen eines Kampfes zwischen einem Ichthyosaurus und einem Plesiosaurus. Kurz darauf gerät das Floß in einen Sturm. Während des Sturms rollt ein Kugelblitz über das Floß. Der Sturm jagt sie über das Meer, bis sie an seinem Ufer Schiffbruch erleiden. Als sie die unbekannte Küste erkunden, stoßen Axel und der Professor auf weitere heute ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten, Muschelschalen der „ersten Erdperiode“ und Überreste von Urmenschen.
Sie finden Spuren Saknussemms und einen weiteren Höhleneingang. Die Höhle endet nach wenigen Metern. Als die Reisenden den Weg freisprengen, stürzt das Wasser des unterirdischen Meeres in einen Abgrund und reißt sie auf ihrem Floß mit. Sie gelangen zuerst auf Wasser, dann auf Lava in den Krater des ausbrechenden Vulkans auf der italienischen Insel Stromboli nördlich von Sizilien. Durch den Krater werden sie zurück auf die Erdoberfläche geschleudert.
Werksgeschichte
Die Buchausgabe wurde am 25. November 1864 unter dem Titel Voyage au centre de la Terre im Verlag von Pierre-Jules Hetzel veröffentlicht. Am 13. Mai 1867 folgte eine illustrierte Ausgabe mit 56 Zeichnungen von Edouard Riou.<ref>Eintrag in The Complete Jules Verne Bibliography (abgerufen am 2. Juni 2010)</ref> Die deutsche Erstausgabe Die Reise zum Mittelpunkt der Erde wurde 1873 im Verlag der Gebrüder Légrády in Pest publiziert.<ref>Roland Innerhofer: Deutsche Science-fiction 1870-1914. Böhlau Verlag, Wien 1996, S. 38, ISBN 3-205-98514-1.</ref> Zuvor war der Roman bereits 1868 auf Deutsch in Fortsetzungen in der Zeitung Ungarischer Lloyd erschienen.<ref>Gerd Schubert, Jules Verne im Ungarischen Lloyd 1867-1876.</ref>
Adaptionen
Verfilmungen
Das Buch wurde mehrfach verfilmt. Unter anderem als im Jahre 1959 mit James Mason als Professor und Pat Boone als sein Assistent. 1977 in Spanien und Teneriffa mit Kenneth More in der Hauptrolle.<ref>http://akas.imdb.com/title/tt0075389/</ref> 1999 entstand ein zweiteiliger Fernsehfilm mit Treat Williams und Bryan Brown in den Hauptrollen. 2008 wurde der Roman mit Brendan Fraser in der Hauptrolle erneut verfilmt.
Hörspiele
- Europa 1978:
- Bearbeitung: H.G. Francis.
- Regie: Heikedine Körting.
- Darsteller: Klaus Schwarzkopf (Lidenbrock), Stefan Schwade (Axel).
- BR 1980:
- Bearbeitung: Peter Irion.
- Regie: Werner Simon.
- Darsteller: Karl-Maria Schley (Lidenbrock), Frithjof Vierock (Axel).
- MDR/RBB 2005:
- Bearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann.
- Musik: Henrik Albrecht.
- Darsteller: Wolf-Dietrich Sprenger (Lidenbrock), Florian Lukas (Axel).
sowie<ref>„Jules-Verne-Hörspiele“</ref>
- 1956, Verlag: Leipzig Blindenhörbuch (Hörbuch)
- 1973, Regie: Dagmar von Kurmin, Verlag: Poly (Hörspiel)
- 1978, Regie: Toyo Tanaka, Verlag: Maritim (Hörspiel)
- 1992, Regie: Mat Willies, Verlag: Junior (Hörspiel)
- 1996, Verlag: Junior Software (Hörspiel)
- 2004, Verlag: Hoerbuch.cc (Hörbuch)
- 2005, Verlag: Eltern (Hörbuch)
- 2008, Verlag: Random House (Hörbuch)
Vertonungen
Der britische Keyboarder Rick Wakeman komponierte 1974 mit „Journey to the Centre of the Earth“ ein erfolgreiches Konzeptalbum. Die LP mit dem London Symphony Orchestra, The English Chamber Choir und dem English Rock Ensemble verkaufte sich über 14 Millionen Mal. 1999 brachte Wakeman sogar noch eine Fortsetzung Return to the Centre of the Earth heraus.
Spiele
Im Frühjahr 2008 erschien im Franckh-Kosmos-Verlag ein Brettspiel von Rüdiger Dorn mit dem Titel „Reise zum Mittelpunkt der Erde“.
Als Computerspiel wurde das Buch mehrfach umgesetzt. 1988 erschien das Action-Adventure "Reise zum Mittelpunkt der Erde" für PC, Amiga, Atari ST und Commodore 64.<ref>http://www.mobygames.com/game/journey-to-the-center-of-the-earth_</ref> 2003 erschien das Spiel "Der verborgene Kontinent" von Entwickler Frogwares, der sich lose an die Motive des Buches hält. Es wurde unter dem Titel "Reise zum Mittelpunkt der Erde" erneut veröffentlicht.<ref>http://www.mobygames.com/game/journey-to-the-center-of-the-earth</ref>
Ausgaben
- Jules Verne: Reise zum Mittelpunkt der Erde. Roman (Originaltitel: Voyage au centre de la terre, übersetzt von Volker Dehs). Artemis und Winkler, Düsseldorf / Zürich 2005, ISBN 3-538-06972-7
Literatur
- William Butcher: Long Lost Manuscript: The True Antecedents Of Professor Lidenbrock, His Nephew Axel And Their Glorious Adventure Underground. In: The Modern Language Review. Band 93, Teil 4, 1998, S. 961–971, (online).
- Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund / Bertelsmann, Stuttgart / München 1992, ISBN 3-568-79245-1.
- Volker Dehs, Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005, DNB 974107530 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, Band 75).
- Volker Dehs: Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005, ISBN 3-538-07208-6.
Weblinks
- Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (französisch) bei Project Gutenberg
- „Reise nach dem Mittelpunkt der Erde“ als E-Book in HTML auf zeno.org
- Reise zum Mittelpunkt der Erde in Andreas Fehrmann's Collection Jules Verne
Einzelnachweise
<references />
Fünf Wochen im Ballon | Die Reise zum Mittelpunkt der Erde | Von der Erde zum Mond | Abenteuer des Kapitän Hatteras | Die Kinder des Kapitän Grant | 20.000 Meilen unter dem Meer | Reise um den Mond | Eine schwimmende Stadt | Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika | Das Land der Pelze | Reise um die Erde in 80 Tagen | Die geheimnisvolle Insel | Der Chancellor | Der Kurier des Zaren | Reise durch die Sonnenwelt | Die Stadt unter der Erde | Ein Kapitän von fünfzehn Jahren | Die 500 Millionen der Begum | Die Leiden eines Chinesen in China | Das Dampfhaus | Die Jangada | Die Schule der Robinsons | Der grüne Strahl | Keraban der Starrkopf | Der Südstern | Der Archipel in Flammen | Mathias Sandorf | Robur der Eroberer | Ein Lotterie-Los | Der Weg nach Frankreich | Nord gegen Süd | Zwei Jahre Ferien | Die Familie ohne Namen | Kein Durcheinander | Cäsar Cascabel | Mistress Branican | Das Karpatenschloss | Claudius Bombarnac | Der Findling | Meister Antifers wunderbare Abenteuer | Die Propellerinsel | Von der Flagge des Vaterlandes | Clovis Dardentor | Die Eissphinx | Der stolze Orinoco | Das Testament eines Exzentrischen | Das zweite Vaterland | Das Dorf in den Lüften | Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin | Die Gebrüder Kip | Reisestipendien | Ein Drama in Livland | Der Herr der Welt | Der Einbruch des Meeres | Der Leuchtturm am Ende der Welt | Der Goldvulkan | Das Reisebüro Thompson & Co. | Die Jagd nach dem Meteor | Der Pilot von der Donau | Die Schiffbrüchigen der „Jonathan“ | Wilhelm Storitz’ Geheimnis | Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac | Onkel Robinson | Reise mit Hindernissen nach England und Schottland | Paris im 20. Jahrhundert