- Wesener, Galanteriewarenhändler (Bass)
- Marie, seine Tochter (Koloratursopran)<ref>Heribert Henrich: Authentisches Klangdokument. Zur Wiederveröffentlichung der Oper Die Soldaten, in: Beiheft CD in der Uraufführungsbesetzung Wergo 2007, S. 9, „Zimmermanns gleichzeitig auf der Bühne, in drei Filmen und in den Lautsprechern ab.“<ref name="Simultan5">Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten, Beiheft CD Teldec 1991, Libretto, S. 194–195.</ref> Nach den Regieanweisungen wird die Bühne in „Höhe, Breite und Tiefe blitzartig von Bruchteilen der verschiedensten Szenen erhellt, hin und herflackernd wie im Traum“.<ref name="Simultan5" />
Schauplätze auf der Bühne sind das Kaffeehaus mit sechs Tischen wie im 2. Akt, 1. Szene, ein Tanzsaal im Haus der Madame Bischof und ein imaginäres Tribunal aus allen Mitwirkenden. Die Handlung spielt in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Marie läuft von der Gräfin weg (Film II), Desportes tanzt einen aktuellen Modetanz (damals Twist), der Handlung der Oper vorweggreifend schreibt er einen Brief an seinen Jäger ((Film I), der Marie mit Desportes Brief in der Hand erwartet (Film III) und anschließend vergewaltigt (Film), Wesener sucht verzweifelt seine Tochter, Stolzius kauft in einer Apotheke Gift.
Diese Szene soll nach Zimmermann insgesamt „die Vergewaltigung Mariens als Gleichnis der Vergewaltigung aller in die Handlung Verflochtenen“ darstellen, als „brutale physische, psychische und seelische Vergewaltigung.“<ref name="Simultan5" />
Nach einem kurzen Orchesterzwischenspiel (Tratto II) folgt die
2. Szene (Ciacona III).
Schauplatz ist Marys Wohnung. Mary und Desportes sitzen ausgekleidet an einem Tisch und spötteln über Marie, die Desportes als „Hure von Anfang an“ bezeichnet. Er will sie seinem Jäger überlassen (der sie in der vorausgegangenen Simultanszene vorweggreifend vergewaltigt hat). Stolzius vergiftet Desportes. Mary will Stolzius niederstechen, aber Stolzius hat selbst Gift genommen. Während Desportes im Sterben liegt, gibt sich Stolzius zu erkennen. Seine letzten Gedanken eilen zu Marie und den Soldaten, die Marie entehrt haben. „Sie war meine Braut. Wenn ihr nicht leben könnt, ohne Frauenzimmer unglücklich zu machen .“<ref>Bernhard Kontarsky: Gedanken zu Zimmermanns Soldaten, abgedruckt im Beiheft der CD, Teldec 1991, S. 17–18.</ref>
Rezeption
Nach der Uraufführung wurde die Oper von vielen größeren Bühnen nachgespielt, zunächst in Kassel 1968, München 1969, Düsseldorf 1971 und Nürnberg 1974.<ref>Programmheft der Hamburgischen Staatsoper, November 1976.</ref> Die Hamburger Erstaufführung war 1976, <ref name="Friedrich" /> anschließend folgten Aufführungen in Frankfurt am Main, in Stuttgart und Wien.
Auch international konnte sich die Oper durchsetzen. Die US-amerikanische Erstaufführung fand am 7. Februar 1982 in Boston statt. Trotz der unzulänglichen Aufführung durch die Opera Company of Boston schrieb der Kritiker John Rockwell in der New York Times, dass diese Oper „weithin als die bedeutendste deutsche Oper seit Alban Bergs Opern angesehen wird“.<ref name="Rockwell">„widely regarded as the most significant German Opera since Alban Berg’s“, Zitat aus: John Rockwell: Boston Opera. Die Soldaten has U.S. Premiere. In: The New York Times. 8. Februar 1982 (http://www.nytimes.com/1982/02/08/arts/boston-opera-die-soldaten-has-us-premiere.html?sec=&spon=&pagewanted=all, abgerufen am 24. März 2010).</ref> 1991 folgte eine Aufführung an der New York City Opera. Die englische Erstaufführung fand im November 1996 an der Londoner English National Opera statt, die japanische Erstaufführung im Mai 2008 in Tokio.<ref>Auflistung sämtlicher Aufführungen der Oper bei Schott Music</ref>
Im 21. Jahrhundert begann mit der Bochumer Inszenierung von David Pountney bei der Ruhrtriennale 2006 und 2007 eine erneute Auseinandersetzung mit dem Werk, einhergehend mit der Akzeptanz des Publikums der inzwischen als „Epochenwerk des neuen Musiktheaters“ geltenden Oper.<ref>Detlef Brandenburg: Musiktheaterkritik. In der Opernfalle, Beitrag in: Die deutsche Bühne</ref> Zu den Höhepunkten in der Aufführungsgeschichte <ref>Die Welt: Hier spürt man die ganze Gewalt dieser Partitur., 21. August 2012</ref><ref>Der Tagesspiegel: Zu gut für diese Welt, 21. August 2012</ref> gehörte eine Produktion der Salzburger Festspiele 2012 in der Felsenreitschule mit den Wiener Philharmonikern, dirigiert von Ingo Metzmacher, inszeniert und ausgestattet von Alvis Hermanis. In der Saison 2013/14 fanden Neuproduktionen in Zürich und Berlin (in der Regie von Calixto Bieito), sowie in München (in der Regie von Andreas Kriegenburg, dirigiert von Kirill Petrenko) statt.
Bernhard Kontarsky, der 1965, noch während seines Musikstudiums, als Korrepetitor zum Gelingen der Uraufführung beigetragen hatte und später das Werk mehrfach dirigiert hatte, war erst seit den 1980er Jahren endgültig von der Einzigartigkeit der Oper überzeugt. „Daß ich von Anfang an restlos überzeugt gewesen wäre und die Bedeutung der »Soldaten« erkannt hätte, etwa in dem Sinne: das Werk ist ein zentrales Stück dieses Jahrhunderts – nein, das hat schon einige Zeit gebraucht.“ Anfangs war er nur „beeindruckt von der Dichte des Textes und der musikalischen Faktur.“<ref>Zitate aus einem Interview mit Bernhard Kontarsky: Gedanken zu Zimmermanns Soldaten, abgedruckt im Beiheft der CD, Teldec 1991, S. 16.</ref>
Michael Gielen bezeichnete 2005 in seinen Memoiren das Werk als gleichrangig mit Alban Bergs Wozzeck und Lulu, sowie mit Arnold Schönbergs Moses und Aron, wobei er feststellte: „Über diese vier hinaus weiß ich bis heute kein weiteres Jahrhundertwerk des Musiktheaters von solcher Kraft und diesem Impakt.“<ref name="Zitat Gielen" />
Diskographie
- Gesamtaufnahme (gekürzte Fassung) in der Uraufführungsbesetzung mit Edith Gabry (Marie), Zoltán Kelemen (Wesener), Helga Jenckel (Charlotte), Claudio Nicolai (Stolzius), Elisabeth Schärtel (Mutter des Stolzius), Anton de Ridder (Desportes), Liane Synek (Gräfin), Willi Brokmeier (Der junge Graf), Heiner Horn (Eisenhardt), Gerd Nienstedt (Haudy); Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Michael Gielen; Aufnahme 21.–22. Februar und 2.–3. März 1965 im großen Sendesaal des WDR, Wiederveröffentlichung 2007 in der Edition Bernd Alois Zimmermann, CD Wergo 66982, mono
- Vokalsinfonie Die Soldaten für sechs Gesangssolisten (Koloratursopran, Mezzosopran, Alt, zwei Tenöre, Bass) und Orchester mit Edith Gabry, WDR Sinfonieorchester Köln unter Hiroshi Wakasugi, Harmonia Mundi <ref>Hermann Beyer, Siegfried Mauser (Hrsg.): Zeitphilosophie und Klanggestalt. Untersuchungen zum Werk Bernd Alois Zimmermanns, Schott Mainz, London, New York, Tokio 1986, ISBN 3-7957-1795-7, S. 113 und S. 143.</ref>
- Gesamtaufnahme mit dem Chor des Staatstheaters Stuttgart und dem Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Bernhard Kontarsky, Klangregie (Zuspielbänder): Andreas Breitscheidt, Aufnahme 1988–1989, Teldec 1991
- dieselbe Aufnahme als DVD mit Nancy Shade (Marie), Mark Munkittrick (Wesener), Milagro Vargas (Charlotte), Grace Hoffman (Weseners alte Mutter), Michael Ebbecke (Stolzius), Elsie Maurer (Mutter des Stolzius), William Cochran (Desportes), Alois Treml (Obrist), Guy Renard (Pirzel), Karl-Friedrich Dürr (Eisenhardt), Klaus Hirte (Haudy), Raymond Wolansky (Mary), Ursula Koszut (Gräfin de la Roche), Jerrold van der Schaaf (der junge Graf); Chor der Staatsoper Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Bernhard Kontarsky, Inszenierung: Harry Kupfer 1989 (Arthaus) DVD
- Gesamtaufnahme mit Claudia Barainsky (Marie), Claudio Otelli (Stolzius), Frode Olsen (Wesener), Katharina Peetz (Charlotte), Hanna Schwarz (Weseners Mutter), Kathryn Harries (Mutter des Stolzius), Andreas Becker (Obrist), Peter Hoare (Desportes), Robert Wörle (Pirzel), Jochen Schmeckenbecher (Eisenhardt), Adrian Clarke (Haudy), Robert Bork (Mary), Helen Field (Gräfin de la Roche), Adrian Thompson (Der junge Graf); Bochumer Symphoniker; Dirigent Steven Sloane, Inszenierung: David Pountney, Bühnenbild: Robert Innes Hopkins; DVD der Liveaufführung vom 5. Oktober 2006 im Rahmen der Ruhrtriennale, Aufführung in der Jahrhunderthalle (Bochum)
- Gesamtaufnahme (DVD) mit Laura Aikin (Marie), Alfred Muff (Wesener), Tanja Ariane Baumgartner (Charlotte), Cornelia Kallisch (Weseners alte Mutter), Tomasz Konieczny (Stolzius), Renée Morloc (Mutter des Stolzius), Gabriela Beňačková (Gräfin de la Roche), Matthias Klink (Der junge Graf), Daniel Brenna (Desportes), Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (Pirzel), Boaz Daniel (Eisenhardt), Wiener Philharmoniker, Leitung: Ingo Metzmacher, Regie: Alvis Hermanis. Eine Aufnahme der Salzburger Festspiele vom August 2012, Unitel Classica
Literatur
- Götz Friedrich: Zur Hamburger Erstaufführung, in: Die Soldaten, Programmheft der Hamburgischen Staatsoper, November 1976
- Michael Gielen: Unbedingt Musik. Erinnerungen, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2005, ISBN 3-458-17272-6, S. 142–145
- Heinz Josef Herbort: Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten, Aufsatz anlässlich der Veröffentlichung der LP 1967, abgedruckt in: Beiheft der CD in der Uraufführungsbesetzung, Edition Bernd Alois Zimmermann, Wergo 66982, 2007
- Heribert Henrich: Authentisches Klangdokument. Zur Wiederveröffentlichung der Oper Die Soldaten, in: Beiheft der CD in der Uraufführungsbesetzung, Edition Bernd Alois Zimmermann, Wergo 2007
- Wulf Konold: Bernd Alois Zimmermann. Der Komponist und sein Werk, DuMont, Köln 1986, ISBN 3-7701-1742-5
- Hans Zender: Gedanken zu Zimmermanns Soldaten, in: Programmheft der Hamburgischen Staatsoper, November 1976
- Bernd Alois Zimmermann: Zwischen morgen, gestern und heute, Aufsatz in einem Programmheft des WDR 1963, abgedruckt in: Die Soldaten, Programmheft der Hamburgischen Staatsoper, November 1976
Weblinks
Einzelnachweise
<references />
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