Edwardskrone
Die Edwardskrone (St.-Edwards-Krone, engl. St. Edward's Crown) ist die älteste der britischen Königskronen und Teil der Britischen Kronjuwelen. Sie wurde zunächst als Krönungskrone der englischen Monarchen verwendet und dient bis heute zur Krönung der britischen Monarchen. Aufbewahrt wird sie im Tower of London.
Inhaltsverzeichnis
Die ursprüngliche Edwardskrone
Die ursprüngliche Krone des Heiligen Eduards des Bekenners, auf die sich der Name der heutigen Krone bezieht, wurde von jenem am Weihnachtsfest im Jahre 1065 getragen. Diese Krone könnte Teile einer Krone Alfreds des Großen umfasst haben. Am Weihnachtstag des Jahres 1066 wurde die Krone zur Krönung Wilhelms des Eroberers benutzt, als Zeichen seiner legitimen Nachfolge durch das Erbrecht, nicht durch Eroberung. Sie wurde auch bei den Krönungen der nachfolgenden Monarchen, bei Wilhelm II. (1087), Heinrich I. (1100), Stephen (1135), Heinrich II. (1154), Richard Löwenherz (1189 und 1194) und Johann Ohneland (1199) verwendet.
Bei der ersten Krönung Heinrichs III. 1216 wurde ein Chaplet statt der Krone gebraucht. Daraus schloss der deutsche Historiker Reinhold Pauli, dass die ursprüngliche Edwardskrone unter jenen Kronjuwelen war, die unter König Johann verloren gingen. Arthur Penrhyn Stanley hielt daran fest, dass die Krone und übrigen Insignien bis 1642 fortbestanden und in der Schatzkammer von Westminster bis zur Regierungszeit Heinrichs VIII. aufbewahrt wurden. Neue Forschungen belegen, dass die Edwardskrone ab dem 14. Jahrhundert sich für einige Jahre in Deutschland, und zwar in Trier, befand. Der Kurfürst und Erzbischof von Trier Balduin lieh dem König Eduard III. von England 50.000 Gulden, die er brauchte, um gegen die Franzosen im Hundertjährigen Krieg antreten zu können. Für das Darlehen nahm er die Krone als Pfand.<ref>Ohne Autorenangabe: Triers Erzbischof und die britische Krone. Trierer Zeitung v. 2. August 2013. Zuletzt abgerufen 2. August 2013</ref> Dieselbe Krone wurde angeblich 1533 für die Krönung von Anne Boleyn benutzt. Auf Befehl von Oliver Cromwell wurde die Krone während des Englischen Bürgerkrieges zerstört.
Die heutige Edwardskrone
Die Krone wurde für die Krönung von Karl II. im Jahr 1661 vom königlichen Goldschmied Sir Robert Vyner nach dem Vorbild der Krone, die angeblich Teil der Kronjuwelen des Heiligen Eduards des Bekenners war und die im Englischen Bürgerkrieg zusammen mit den anderen Kronjuwelen eingeschmolzen wurde, hergestellt. Es gibt keine Einträge in den Rechnungsbüchern, die darauf hinweisen, dass der Juwelier für das Gold bezahlt wurde. Dies deutet darauf hin, dass es ihm aus vorgefundenen Beständen geliefert wurde.
Form und Design
Die jetzige Krone besteht aus Gold, Silber, Perlen und insgesamt 444 Saphiren, Smaragden, Rubinen und Diamanten. Das Design besteht aus einem breiten Kronreif, dessen oberer Rand wellenartig geschwungen ist. Aus den acht Wellenbergen bilden sich im Wechsel jeweils vier Tatzenkreuze und vier fleur de lys (Lilien), aus den Kreuzen entspringen vier Kronbügel, die sich nach außen wölben und sich wieder eindellen, bevor sie sich im Scheitel treffen. Der Reif trägt zwölf Edelsteinrosetten. Der obere und der untere Rand des Reifs ist mit Perlen geschmückt. Die Lilien und Kreuze sind ebenfalls mit diamantgerahmten Edelsteinen besetzt. Die Bügel tragen Edelsteine in goldenen Fassungen sowie Edelsteinrosetten. Über dem Scheitelpunkt befindet sich der Globus und darüber ein Tatzenkreuz. Der Globus trägt auf seinem Äquator ein Band aus Diamanten und anderen Edelsteinen. Ein weiteres Band dieser Art trennt die obere Hälfte des Globus von vorn nach hinten. Das Kreuz trägt Diamanten und Rubine sowie eine runde Perle auf der Spitze und jeweils eine tropfenförmige an den Seiten. Das Innere der Krone ist mit einer Haube aus purpurnem Samt ausgekleidet, die eine Umrandung aus Hermelinfell hat.
Der Durchmesser beträgt 20,9 cm, die Höhe von 30,5 cm, das Gewicht 2,155 kg. Ursprünglich wurden die Edelsteine zur jeweiligen Krönung von anderen Artefakten genommen oder sogar geliehen, seit der Krönung Georgs V. 1911 blieben die Steine in der Krone. Die Perlen stammen vermutlich aus dem Besitz von Königin Elisabeth I.
Nutzung
Krönung
Während der Krönung wird normalerweise die Edwardskrone für den eigentlichen Krönungsakt benutzt, während am Ende der Zeremonie die Imperial State Crown getragen wird; Georg I. trug nur die Staatskrone. Victoria und Eduard VII. wählten wegen des geringeren Gewichts die Imperial State Crown. Georg IV. trug während seiner Krönung eine eigens für ihn angefertigte Krone, erst bei Georg V. kam die Edwardskrone wieder zum Einsatz. Auch Georg VI. und Elisabeth II. ließen sich mit ihr krönen.
Herrschaftszeichen
Eine heraldische zweidimensionale Repräsentation der Krone findet sich auf Geheiß Königin Elisabeths II. seit 1953 in den Ländern des Commonwealth in Flaggen und Wappen, in Badges der Militär- und Polizeieinheiten, in Logos von Regierungsinstitutionen und anderen privaten Organisationen mit Verbindungen zur Monarchie, um die Autorität des regierenden Monarchen darzustellen. Beispielsweise wird sie als Helmkrone oder zur Bekrönung der Wappentiere in den verschiedenen Flaggen und Wappen der Provinzen und Territorien Kanadas verwendet. Die Nutzung der Krone unterliegt der Zustimmung des Monarchen. Vor 1953 wurde eine heraldische Repräsentation der sogenannten Tudorkrone verwendet.
Literatur
- Jürgen Abeler: Kronen. Herrschaftszeichen der Welt. 3. verbesserte und erweiterte Auflage. Orb-Verlag Pies, Wuppertal 1976.
- Claude Blair: The Crown Jewels. The History of the Coronation Regalia in the Jewel House of the Tower of London, 2 Bde., London 1998.
- Heinz Biehn: Alle Kronen dieser Welt. Thiemig, München 1974, ISBN 3-521-04051-8, (Homburg Kostbarkeiten).
- Heinz Biehn: Die Kronen Europas und ihre Schicksale. Limes Verlag, Wiesbaden 1957.
- Martin Holmes. New Light on St. Edward’s Crown, in: Archaeologia 97, 1959, S. 213-223.
- Martin Holmes. The English Regalia. Their History, Custody & Display, London 1972.
- Martin Holmes: The Crowns of England, in: Archaeologia 86, 1937, S. 73-90.
- William Hope: The Kings Coronation Ornaments, in: The Ancestors 1, 1902, S. 127-159.
- Anna Keay: The Crown Jewels, London 2011.
- Percy Ernst Schramm: Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, 3 Bde. (Monumenta Germaniae Historica/Schriften 13), Stuttgart 1954-56.
- Edward Twining: A History of the Crown Jewels of Europe, London 1960.
- Edward Twining: European Regalia, London 1967.
Belege
<references />