Einjähriger Beifuß
Einjähriger Beifuß | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)
Einjähriger Beifuß (Artemisia annua) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Artemisia annua | ||||||||||||
L. |
Der Einjährige Beifuß (Artemisia annua) ist eine Pflanzenart in der Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae, veraltet Compositae).
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die krautige Pflanze ist einjährig, woher das botanische Artepitheton annua, von lat. annus = das Jahr stammt. Auffällig ist der aromatische Duft.<ref name="Rothmaler" /> Der Stängel ist meist völlig kahl. Die Laubblätter sind fiederspaltig.
Die in einem nickenden und rispigen Gesamtblütenstand angeordneten gelbgrünen und körbchenförmigen Teilblütenstände enthalten wenige gelbe Röhrenblüten.
Vorkommen
Der Einjährige Beifuß ist in sommerwarmen Regengebieten Eurasiens autochthon. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von China über Nord-Indien und Irak bis nach Südosteuropa mit Rumänien, Bulgarien, Albanien. In Süd- und Mitteleuropa ist diese Art als Neophyt eingebürgert.<ref name="Tutin" />
Die Vorkommen in Österreich, Liechtenstein und der italienischen Provinz Südtirol sind sehr selten und oft auch unbeständig. Die Verbreitung in Österreich ist auf Niederösterreich, Wien und auf unbeständige Populationen in Salzburg beschränkt; in Kärnten, Nordtirol und Vorarlberg gilt der Einjährige Beifuß als ausgestorben.<ref name="Exkflora" />
In Deutschland ist der Einjährige Beifuß, neben vereinzelten Fundorten, entlang der Elbe verbreitet.<ref name="floraweb" /> Dort gedeiht er in annuellen Spülsäumen (Zweizahn-Schlammufergesellschaft), wo sie nach Abfluss des winterlichen Hochwassers auf dem bei sommerlichen Tiefwasserstand trockengefallenen Elbufer aufwachsen.<ref name="brandes" />
Systematik
Artemisia annua wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Band 2, Seite 847, erstveröffentlicht.<ref name="SpPla" /> Synonyme für Artemisia annua sind Artemisia chamomilla C.Winkl., Artemisia stewartii C.B.Clarke und Artemisia wadei Edgew..<ref name="FoC" />
Nutzung
Das in der Pflanze gebildete, 1971 erstmals isolierte<ref>Zeit-Online: „Medizin-Nobelpreis: Schluss mit den Schmarotzern!“ (5. Oktober 2015)</ref>, Artemisinin wird von der traditionellen chinesischen Medizin schon lange erfolgreich als Mittel gegen Malaria eingesetzt. Auf aus dem einjährigen Beifuß extrahiertem Artemether beruht die aktuell von der WHO empfohlene Therapie gegen Malaria, die aus einem Kombinationspräparat (ACT) aus Artemether und Lumefantrin besteht (Handelsnamen Coartem, Riamet; Hersteller Novartis)<ref name="EssMed" /> Eine wachstumshemmende Wirkung dieses klinisch wichtigsten Bestandteils und anderer Inhaltsstoffe auf verschiedene Tumorzellen ist nachgewiesen.<ref name="Jung" /><ref name="Singh" /><ref name="Lee" /> Großflächige klinische Studien liegen jedoch noch nicht vor.<ref name="taz" /> Nach Einschätzung einer unabhängigen Expertengruppe reicht der Kenntnisstand im Moment nicht aus, um Artemisia annua bei Krebserkrankungen außerhalb von klinischen Studien anzuwenden.<ref name="CAMCancer" />
In der traditionellen chinesischen Medizin wird darüber hinaus auch von Erfolgen bei der Behandlung weiterer Krankheiten berichtet.<ref name="who" />
Einzelnachweise
<references> <ref name="Rothmaler">Werner Rothmaler u. a.: Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 4, 1990, S. 347.</ref> <ref name="Tutin">T.G. Tutin u. a. 1976: Flora Europaea. 4. Cambridge</ref> <ref name="Exkflora">Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 925.</ref> <ref name="floraweb">FloraWeb - Verbreitungskarte in Deutschland.</ref> <ref name="brandes">Dietmar Brandes: Artemisia annua, ein erfolgreicher Neophyt in Mitteleuropa... In: Tuexenia. 24, Göttingen, S. 339–358.</ref> <ref name="SpPla">Carl von Linné: Species Plantarum. 2, Stockholm 1753, S. 847 (Erstveröffentlichung von Artemisia annua digitalisiert bei Biodiversity Heritage Library, Online).</ref> <ref name="FoC">Lin Yourun (Ling Yuou-ruen), Christopher J. Humphries, Michael G. Gilbert: Asteraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae, Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-07-0, S. 691. Artemisia annua - textgleich online wie gedrucktes Werk (Abschnitt Systematik)</ref> <ref name="EssMed">Essential Medicines: WHO Model List. 14th Edition. March 2005. (Online)</ref> <ref name="Jung">M. Jung u. a.: Recent advances in artemisinin and its derivatives as antimalarial and antitumor agents... In: Current Medical Chemistry, 2004, 11, S. 1265–1284. PMID 15134519.</ref> <ref name="Singh">N.P. Singh, H.C. Lai: Synergistic cytotoxicity of artemisinin and sodium butyrate on human cancer cells. In: Anticancer Research. 2005, 25, S. 4325–4331. PMID 16309236.</ref> <ref name="Lee">J. Lee, H.J. Zhou, X.H. Wu: Dihydroatremisinin downregulates vascular endothelial growth factor expression and induces apoptosis in chronic myeloid leukemia K562 cells. In: Cancer Chemotherapy and Pharmacology. 2005,2, S. 1–8. PMID 16075280.</ref> <ref name="taz">Sprengstoff in Krebszellen - Wirkstoff aus dem Einjährigen Beifuß soll dazu beitragen, schnell wachsende Krebszellen innerlich zu sprengen. In: taz. 20. Juli 2007.</ref> <ref name="who">WHO monograph on good agricultural and collection practices (GACP) for Artemisia annua L. (PDF; 921 kB)</ref> <ref name="CAMCancer">Unabhängige Fachinformation des CAM-Cancer-Projekts der Europäischen Kommission: CAM Summary Artemisia annua, revidierte Fassung vom 8. August 2012</ref> </references>
Weblinks
- Einjähriger Beifuß. In: FloraWeb.de.
- Datenblatt der Purdue University. (PDF; 32 kB)
- Artemisia annua als Heilpflanze.