Elisabeth Sophie Marie von Schleswig-Holstein-Norburg


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Datei:Elisabeth Sophie Marie by Balthasar Denner.jpg
Elisabeth Sophie Marie von Schleswig-Holstein-Norburg
Gemälde von Balthasar Denner, 1747

Elisabeth Sophie Marie von Schleswig-Holstein-Norburg (* 2. Septemberjul./ 12. September 1683greg. in Wolfenbüttel; † 3. April 1767 im Grauen Hof in Braunschweig<ref>Aufzeichnungen des Leibarzt und Kanonikus Dr. med. U. F. B. Brückmann. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel VI HS 5 Nr. 21</ref>) war eine Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Norburg. Durch Heirat wurde sie erst Prinzessin und dann für nur zwei Jahre Herzogin von Schleswig-Holstein-Plön sowie in zweiter Ehe Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg und Fürstin von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Durch ihr ausgeprägtes Interesse an Schriften der Bibel entfaltete sie eine intensive Sammeltätigkeit und wirkte auch selbst als Verfasserin religiöser Schriften.

Leben

Elisabeth Sophie Marie und August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel
Gemälde von Christoph Bernhard Francke, vor 1729

Elisabeth Sophie Marie wurde als drittes Kind von Rudolf Friedrich (1645−1688), Herzog zu Schleswig-Holstein-Norburg, und Bibiana von Promnitz (1649–1685) geboren. Nach dem Tode des Vaters wuchs sie am Hof ihrer Vormunde, den Herzögen Anton Ulrich und Rudolf August in Wolfenbüttel auf.<ref> Rudolph zu Solms-Laubach: Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms. C. Adelmann, Frankfurt am Main 1865, S. 361 (Digitalisat, abgerufen am 2. Februar 2014).</ref>

Im Jahr 1701 heiratete sie Adolf August (1680−1704), Erbprinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön. Aus dieser Ehe ging am 11. August 1702 Leopold August hervor, der bereits am 4. November 1706 verstarb.

Am 12. September 1710 wurde sie die dritte Ehefrau August Wilhelms (1662−1731), Erbprinz zu Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel. Die früheren Ehen des Herzogs waren ohne Erben geblieben und auch diese Ehe blieb kinderlos.

Elisabeth Sophie Marie starb am 3. April 1767 auf ihrem Witwensitz im Grauen Hof in Braunschweig. Ihre Grabstätte befindet sich in der Fürstengruft der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis zu Wolfenbüttel, wo nach ihr keine weiteren Mitglieder der Fürstenfamilie beigesetzt wurden.

Bibelsammlung

Datei:Bibliotheksrotunde Beck 01.jpg
Die Herzog August Bibliothek im 18. Jahrhundert,
Stich von Anton August Beck

Im Alter von fast sechzig Jahren begann die Herzogin mit dem systematischen Aufbau einer Bibelsammlung, die sie mit beträchtlichem finanziellen Aufwand zusammenstellte und im Braunschweiger Schloss aufstellte. Sie erwarb sie neben anderen Büchern auf Auktionen, durch Ankauf aus Privatbesitz und durch Schenkungen. Im Laufe der Jahre waren es 1161 Bibeln in verschiedensten Sprachen. Darunter befanden sich Handschriften, Lutherübersetzungen und biblische Bücher anderer Konfessionen. Sie selbst verfasste religiöse Schriften: eine Laiendogmatik und widerlegte als strenggläubige Lutheranerin die Briefe des Jesuiten Seedorfer, die für den Katholizismus warben.

Hauptsächlich waren Pastoren Besucher dieser Ausstellung. Pastor Selchow, der Pastor zu Bettmar, Sierße, Fürstenau und Sophienthal trug sich im Juni 1754 mit einem Bibelwort in das Gästebuch im Grauen Hof ein. Doch auch Lehrer und Gelehrte wie der Dichter und Philosoph Johann Christoph Gottsched kamen, um sich die Sammlung anzusehen.<ref>Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Sign. 125.25.A Extrav. Gästebuch im Grauen Hof.</ref>

Einen ersten Katalog der Sammlung ließ sie im Jahr 1752 durch Hofprediger Georg Ludolph Otto Knoch (1705−1783) erstellen. Durch ihr in 25 Jahren zusammengetragenes Bibelkabinett, zählte Elisabeth Sophie Marie zu den berühmtesten Sammlern ihrer Zeit.

Im September 1764 ließ sie ihre im Braunschweiger Schloss, dem „Grauen Hof“, aufgestellte Bibliothek von etwa 4.900 Bänden, davon 1.161 Bibeln, in die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel bringen. Damit gründete sie die Basis der heutigen Bibelsammlung der Bibliothek.<ref>Paul Raabe (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Niedersachsen H-Z. Georg Olms Verlag, Hildesheim 1998, S. 211; 234, ISBN 3-487-09576-9.</ref>

Bauherrin und Dorfgründungen

f1Georeferenzierung Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder Bing

Datei:SchlossVechelde 01.jpg
Schloss Vechelde um 1760,
Stich von Anton August Beck

Als Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel entwickelte Elisabeth Sophie Marie eine rege Bautätigkeit, die zur Gründung dreier Ortschaften im westlichen Umland der Stadt Braunschweig führte, im heutigen Landkreis Peine in Niedersachsen.

Ab 1712 diente ihr zunächst Schloss Vechelde (52.26119444444410.37875{{#coordinates:52,261194444444|10,37875|

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  }}) als Wohnsitz. Dazu ließ sie das bestehende Schloss in Vechelde erweitern und, wahrscheinlich durch den Barockbaumeister Hermann Korb<ref name = "Thoene">Friedrich Thöne: Wolfenbüttel. Geist und Glanz einer alten Residenz. Bruckmann, München 1963, S. 140.</ref> (1656−1735), einen weiteren Gebäudeflügel<ref name = "Thoene" /> sowie eine Schlosskapelle<ref name= Schiller249>Karl Georg Wilhelm Schiller: Braunschweigs schöne Literatur in den Jahren 1745−1800. Hollesche Buchhandlung, Wolfenbüttel 1845, S. 249.</ref> errichten.

Am 8. November 1727 heiratete dort ein Patenkind der Herzogin, Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf, und Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst. Aus dieser Ehe ging am 2. Mai 1729 Sophie Auguste Frederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg hervor, die spätere Zarin Katharina die Große.

Für die Landarbeiter des Schlossgutes ließ die Herzogin, etwa einen Kilometer nördlich der Schlossanlage, eine Tagelöhnersiedlung errichten, aus der der heutige Vechelder Ortsteil Vechelade (52.26863888888910.383972222222{{#coordinates:52,268638888889|10,383972222222|

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  }}) entstand.

1716 erwarb die Herzogin einen Gutshof, den Häßler- oder Hasselhof, und ließ dort ein Lustschloss errichten, das den Namen Schloss Fürstenau (52.30127777777810.332416666667{{#coordinates:52,301277777778|10,332416666667|

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  }}) erhielt. Das Schloss wurde wenig genutzt, diente um 1802 nur noch als Gefängnis des Gerichts in Vechelde<ref name="Hassel">Georg Hassel: Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg. Braunschweig 1802, S. 480.</ref> und wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Heute sind auf dem ehemaligen Schlossgelände in der Vechelder Ortschaft Fürstenau, außer Teile des Grabens, keinerlei Baureste sichtbar.

Im Jahr 1724 übertrug Herzog August Wilhelm seiner Frau ein Gebiet in der Gemarkung Wendeburg, wo sie mit dem Schloss Sophiental (52.31204722222210.353361111111{{#coordinates:52,312047222222|10,353361111111|

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  }}) eine weitere Schlossanlage errichten ließ. Aus der Anlage entwickelte sich der nach der Herzogin benannte Ort Sophiental. Auch dieses Schloss blieb nicht erhalten und wurde bereits um 1769 abgetragen, zwei Jahre nach dem Tod der Herzogin.

Die neugegründeten Dörfer wurden gemeinsam mit dem Schloss und Gutshof Vechelde zum „fürstlichen Gericht“, dem Amt Vechelde, zusammengeschlossen. Das Amt bestand in dieser Form bis 1807, als das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel in das von Napoleon geschaffene Königreich Westphalen eingegliedert und das Amt Vechelde aufgelöst wurde.

Im August 1764 verkaufte Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713−1780) die Schlösser und Ländereien Vechelde, Fürstenau und Sophiental für 99.400 Taler in Gold an seinen Bruder Prinz Ferdinand (1721−1792), nachdem sie ihm 1742 von Elisabeth Sophie Marie übertragen worden waren. Er überließ ihr jedoch weiter das Nutzungs- und Wohnrecht.<ref>Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel: Die Schenkung der Güter Vechelde, Fürstenau und Sophiental betreffend. 3 Urk 2 Nr. 120; Kontrakt zwischen dem regierenden Herzoge Carl und dessen Bruder, dem Herzoge Ferdinand, (...), 5 Urk Nr. 384</ref>

Trivia

Datei:Voit 002 Johann Lorenz v. Mosheim.jpg
Johann Lorenz von Mosheim,
Stich von Georg Daniel Heumann, 1750

Elisabeth Sophie Marie war eine engagierte Förderin des lutherischen Theologen und Kirchenhistorikers Johann Lorenz von Mosheim (1693−1755). Die Herzogin finanzierte Mosheims Studium an der Universität Kiel, wo er seit 1715 immatrikuliert war,<ref name= "Moeller14" >Bernd Moeller: Johann Lorenz von Mosheim und die Gründung der Göttinger Universität. In: Theologie in Göttingen. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1987, S. 14, ISBN 3-525-35834-2.</ref> und unterstützte seine Berufungen zum Professor für Theologie der Universität Helmstedt, zum Generalschulinspektor des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel sowie zum Abt der Klöster Mariental und Michaelstein.<ref name= "Herzog69" >Johann Jakob Herzog: Real-Encyclopädie für protestantische Theologie und Kirche. Band 10, Verlag Rodolf Besser, Gotha 1858, S. 69.</ref>

Im 19. Jahrhundert wurde vermutet, dass Mosheim ein unehelicher Sohn ihres Bruders Ernst Leopold (1685–1722) und einer Wäscherin gewesen sei. Dagegen sprechen jedoch die Lebensdaten Mosheims und seines angeblichen Vaters.<ref name= "Herzog69" />

Werke

  • Kurzer Auszug etlicher zwischen den Katholiken und Lutheranern streitigen Glaubenslehren, aus des Concilii zu Trient, und der Göttlichen Schrift eigenen Worten, wie auch der hierbeigefügten Päbstlichen Glaubens-Bekänntnis und Religions-Eide treulich gefasset, und zum nöthigen Unterricht, was jeder Theil glaubt und glauben soll, an’s Licht gestellt. Wolfenbüttel 1714.
  • Eine deutlichere Erklärung der Glaubenslehren, so in den 12 Briefen des Jesuiten Seedorf’s enthalten, nach dem Glaubensbekenntnis, welches die Protestanten in Ungarn bei ihrem Uebertritte zur römischen Kirche schwören müssen. Braunschweig 1750.

Literatur

  • Werner Arnold: Die Bibelsammlung. In: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Westermann, Braunschweig 1978, S. 42−49.
  • Georg Ludolph Otto Knoch (Hrsg.): Bibliotheca Biblica. Das ist Verzeichnis der Bibel-Sammlung, welche die durchlauchtigste Fürstin und Frau Elisabeth Sophia Maria erst verwittwete Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg […] in mancherley Sprachen, absonderlich der teutschen durch D. Mart. Luthern, gesammlet u. in dero Bücher-Schatz auf dem grauen Hofe, der christlichen Kirche zum Besten aufgestellet hat. Braunschweig 1752.
  • Georg Ludolph Otto Knoch: Historisch-critische Nachrichten von der braunschweigischen Bibelsammlung. Hannover und Wolfenbüttel 1754.
  • Heimo Reinitzer: Biblia deutsch. Luthers Bibelübersetzung und ihre Tradition. In: Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek. Nr. 40, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel 1983, ISBN 3-88373-037-8.
  • Ulrike Gleixner: Die lesende Fürstin. Büchersammeln als lebenslange Bildungspraxis. In: Vormoderne Bildungsgänge: Selbst- und Fremdbeschreibungen in der Frühen Neuzeit. Juliane Jacobi (Hrsg.), Böhlau Verlag, Köln-Weimar-Wien 2009, S. 207−225, ISBN 978-3-412-20492-1.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />