Eresos


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Stadtbezirk Eresos
Δημοτική Κοινότητα Ερεσού (Ερεσός)

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Basisdaten
Staat Griechenland
Region Nördliche Ägäis
Regionalbezirk Lesvos
Gemeinde Lesvos
Gemeindebezirk Eresos-Andissa
Geographische Koordinaten 25,934258333333|primary dim= globe= name= region=GR type=city
  }}
Höhe ü. d. M. 45 m
Fläche 65,609 km²<ref name = "ESYE2001">Nationaler Statistischer Dienst Griechenlands (ΕΣΥΕ) nach Volkszählung 2001, S. 115 (PDF, 793 kb)</ref>
Einwohner 1611 (2011<ref name="VZ2011">Ergebnisse der Volkszählung 2011, Griechisches Statistisches Amt (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)</ref>)
LAU-1-Code-Nr. 53010501
Ortsgliederung 5
Postleitzahl 81105
Telefonvorwahl 22530-5

Die Kleinstadt Eresos (griechisch Ερεσός (f. sg.), türkisch Herse) liegt im Westen der griechischen Insel Lesvos. Mit den umliegenden Dörfern und Siedlungen bildet sie den Stadtbezirk Eresos (Dimotiki Kinotita Eresou Δημοτική Κοινότητα Ερεσού). Nach der Volkszählung von 2011 hatte Eresos 1086 Einwohner.

Lage

Eresos liegt im Westen von Lesvos, etwa 4 km nördlich von dem kleinen Hafen- und Touristenort Skala Eresou (Σκάλα Ερεσού). Die nächstgelegenen größeren Orte sind Andissa 8 km nördlich, Sigri 8,5 km westlich und Kalloni 25 km östlich. Die Umgebung ist durch sanftes Gelände gekennzeichnet. Der Ort liegt in einem nach Süden ausgerichteten Tal auf etwa 100 m Höhe. Östlich von Eresos fließt der Trockenbach Karasaris (Καρασάρης), der die südliche Ortslage durchfließt und nach etwa 2,5 km in den Chalandras (Χαλάνδρας) mündet. Das Tal wird auf beiden Seiten von flachen Hügeln flankiert. Nach Nordosten wird das Gelände steiler und höher, die Koryfoula (Κορυφούλα) erreicht als höchster Berg der Umgebung 383 m. Nach Süden hin öffnet sich das Tal und das Gelände wird zunehmend flacher. Einzig bedeutende Erhebung im Tal ist der Profitis Ilias mit etwa 140 m Höhe, zwischen Karasaris und Lifonakas (Λιφωνάκας), einem weiteren Trockenbach gelegen. Im landwirtschaftlich genutzten Tal mit Baum- und Gemüsekulturen nimmt die Zersiedelung zu, östlich des Chalandras etwas nördlich von Skala Eresou entstand zum Ende des 20. Jahrhunderts die Streusiedlung Psinia (Ψίνια).

Geschichte

Die Gründung des heutigen Eresos wird zum Ende des 17. Jahrhunderts vermutet. Strabons Beschreibung, dass „Eresos auf einem Hügel liegt und ans Meer reicht“<ref>Strabon 13, 2,4</ref>, bezieht sich auf den Vigla-Hügel östlich von Skala Eresou.

Datei:Mount Vigla, Skala Eresou.jpg
Vigla-Hügel in Skala Eresou

Eine archäologische Begehung im Tal von Eresos erbrachte vier zeitlich getrennte Siedlungsperioden. Anhaltspunkte der frühbronzezeitlichen Besiedelung sind umfangreiche Keramikfunde bei zwei isoliert gelegenen Hügeln im Tal. Die antike Stadt Eresos war an und auf dem Vigla-Hügel östlich von Skala Eresou gelegen. In der römischen und später von der osmanischen bis zur Neuzeit lebten die Menschen verstreut im Tal in unmittelbarer Nähe zu ihren Ackerflächen.<ref> Gerald Schaus: An Archaeological Field Survey at Eresos, Lesbos. In: Echos du monde classique/Classical Views. 15, London 1996, S. 27–74.</ref>

Von der Spätbronzezeit bis in die hellenistische Zeit bildete Eresos eine politische Einheit auf Lesbos. Zunächst als Eptapolis (επτάπολις) folgte in archaischer Zeit die Unterteilung der Exapolis (εξάπολις) und schließlich seit der klassischen Zeit die fünf äolischen Stadtstaaten der Pendapolis (πεντάπολις).<ref> Ourania Kouka: Siedlungsorganisation in der Nord- und Ostägäis während der Frühbronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.). In: Internationale Archäologie. 58, Marie Leidorf Verlag, Rahden 2002, ISBN 978-3-89646-330-2, S. 144 (Dissertation:Universität Heidelberg, 1996).</ref>

Im 6. Jahrhundert v. Chr. hatte sich die befestigte Hafenstadt zu einem bedeutenden Handelszentrum entwickelt. Der Reichtum beruhte auf Produkten wie Getreide, insbesondere Gerste, Sesam, Feigen und Weintrauben. Die Handelsbeziehungen reichten zum griechischen Festland, nach Troja, dem Hellespont und bis nach Ägypten. Eine polygonale Mauer umfasste den Fuß des Vigla-Hügels. Im späten 4.Jahrhundert v. Chr. herrschten Tyrannen über die Polis; im Zusammenhang mit ihrer Vertreibung kam es zu blutigen Kämpfen, von denen eine Inschrift berichtet (IG XII 526). Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Eresos dann Teil des Imperium Romanum.

Die in byzantinischer Zeit errichtete Festung auf dem Hügel wurde unter der Herrschaft der genuesischen Patrizierfamilie Gattilusio weiter ausgebaut und verstärkt. Nach der osmanischen Eroberung im September 1462 verlor Eresos zunehmend an Bedeutung gegenüber Sigri wo eine neue Festung errichtet wurde.<ref>Οχυρό-Βίγλα Ερεσού, Griechisches Kultur- und Ministerium (griechisch)</ref>

Verwaltung

Datei:Eresos former Mayor office.jpg
Dimarchio, Sitz der ehemaligen Gemeindeverwaltung

In der osmanischen Zeit war Eresos bis 1912 Sitz der Nahiya Eresos (türkisch Herse Nahiyesi) des Gerichtsbezirks Kaza Molyvos (Καζά του Μόλυβου, Molova Kazası) im Sandschak Midilli (Midilli Sancağı). Nach dem Anschluss von Lesbos an Griechenland bildete das Dorf seit 1918 als Kinotita Eressou (Κοινότητα Ερεσσού) eine selbstständige Landgemeinde. Durch mehrere kleinere Gebietsreformen vergrößerte sich die Gemeinde und erhielt als Dimos Eresou (Δήμος Ερεσού) 1948 den Status einer Stadtgemeinde. Die Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm im Jahr 1997 führte zur Zusammenlegung mit der Gemeinde Andissa zur Gemeinde Eresos-Andissa (Dimos Eresou-Andissis Δήμος Ερεσού-Αντίσσης) mit Eresos als Verwaltungssitz. Im Rahmen der Gebietsreform 2010 entstand aus den Gemeinden der Insel die neu geschaffene Gemeinde Lesbos. Eresos führt seither den Status eines Stadtbezirks (Dimotiki Kinotita Δημοτική Κοινότητα) im Gemeindebezirk Eresos-Andissa (Dimotiki Enotita Eresou-Andissis Δημοτική Ενότητα Ερεσού-Αντίσσης). Der Stadtbezirk Eresos besteht neben dem Hauptort aus vier weiteren Dörfern und Weilern mit 1611 Einwohnern.

Einwohnerentwicklung von Eresos<ref>Einwohnerzahlen von Eresos 1840 und 1874,  Ευρυδίκη Σιφναίου
Λέσβος, Οικονομική και Κοινωνική Ιστορία (1840–1912). Athen 1996, ISBN 9780007022052, S. 395.</ref><ref>Einwohnerzahlen von Eresos 1920–2001, Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek (griechisch)</ref>
Name griechischer Name 1840 1874 1920 1928 1940 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011
Eresos Ερεσός 0377 0545 2485 2892 3131 2793 2675 1772 1392 1247 1097 1086
Skala Eresou Σκάλα Ερεσού (f. sg.) 0094 0213 0169 0142 0112 0034 0102 0306 0354 0349
Moni Pithariou Mονή Πιθαρίου (f. sg.) 0007 0004
Chliara Χλιαρά (n. pl.) 0067 0059
Christos Χριστός (m. sg.) 0017 0047
Psinia Ψίνια (n. pl.) 0046 0070
Gesamt 2586 3105 3304 2935 2787 1806 1494 1553 1581 1611

Wirtschaft

Neben der Landwirtschaft im Tal ist in der weiteren Umgebung die Weidewirtschaft verbreitet. Während in Eresos kaum touristische Infrastruktur vorhanden ist, hat sich der Küstenort Skala Eresou, Geburtsort der antiken Dichterin Sappho, zum Touristenzentrum im Westen von Lesbos entwickelt.

Tourismus

Datei:Skala Eresou beach.jpg
Badestrand von Skala Eresou

Von 1900 an verbrachte Renée Vivien mit ihrer Partnerin Natalie Barney acht Sommer auf Lesbos. Ihrem Beispiel folgten Frauen aus Europa und Amerika, um hier auf der Suche nach Liebe und Freiheit leben zu können. Durch die aufkeimende lesbisch-feministische Bewegung Westeuropas und Nordamerikas verstärkte sich dieses Phänomen ab Ende der 1970er Jahre.<ref>Venetia Kantsa: Certain Places Have Different Energy: Spatial Transformations in Eresos, Lesvos, GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies - Volume 8, Number 1-2, 2002, pp. 39f [1]. ISSN 1527-9375</ref> Seither stellt Skala Eresou einen internationalen Treffpunkt von Lesben dar. Zunächst betrachteten die Einwohner die lesbische Lebensweise als befremdlich und abwertend, aufgrund der Tourismuskrise erfolgte ein Einstellungswandel. Mit der Übernahme von Touristikbetrieben durch lesbische Frauen seit dem Ende der 1990er Jahre ist gleichzeitig das Eindringen in die örtliche Wirtschaftsstruktur verbunden.<ref> Jutta Lauth Bacas: Frauentourismus und kultureller Wandel auf der Insel Lesbos (Griechenland). In: Susanne Schröter (Hrsg.): Körper und Identität: ethnologische Ansätze zur Konstruktion von Geschlecht. LIT Verlag, Münster 1998 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref> Jährlich im September findet für zwei Wochen das Sappho's Pride - International Women's Festival statt.<ref>Sappho's Pride - International Women's Festival</ref>

Mehrere europäische Reiseanbieter haben den Ort im Programm. Der etwa 2,5 km lange Sandstrand wird regelmäßig mit der Blauen Flagge ausgezeichnet.<ref>Skala Eresou, Blaue Flagge</ref>

Persönlichkeiten

Eresos ist Geburtsort von

Einzelnachweise

<references/>

Weblinks

Commons Commons: Eresos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien