Neugriechische Sprache


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Neugriechisch

Gesprochen in

Griechenland, Zypern, Albanien, EJR Mazedonien, Türkei, Bulgarien, in isolierten Sprachinseln in Süditalien (Kalabrien und Apulien) und überall dort, wohin Griechen und griechische Zyprer ausgewandert sind (USA, Australien, Großbritannien, Deutschland usw.)
Sprecher 13,1 Millionen<ref>ethnologue.org</ref>
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von GriechenlandGriechenland Griechenland
Zypern RepublikRepublik Zypern Zypern
Europaische UnionEuropäische Union Europäische Union
Anerkannte Minderheitensprache in: AlbanienAlbanien Albanien
ItalienItalien Italien
TurkeiTürkei Türkei
Sprachcodes
ISO 639-1:

el

ISO 639-2: (B) gre (T) ell
ISO 639-3:

ell

Neugriechisch (neugriechisch Νέα Ελληνικά Néa Elliniká), die heutige Sprache der Griechen, ist die Amtssprache Griechenlands (ca. 10,5 Millionen Muttersprachler) und Zyperns (ca. 0,7 Mio.) und somit eine der 23 Amtssprachen der EU. Außerdem ist es in einigen südalbanischen und süditalienischen Gemeinden, in denen Angehörige griechischer Minderheiten leben, sowie in der Türkei (Istanbul) als lokale Amts- oder Schulsprache zugelassen. Zusammen mit den ausgewanderten Griechen und Zyprioten sprechen weltweit über 13 Millionen Menschen Griechisch als Muttersprache. Das Neugriechische gehört zu den indogermanischen Sprachen.

Terminologie

Das Neugriechische wird heute in vielen Wörterbüchern und im aktuellen Kontext (zum Beispiel in der EU) allgemein als Griechisch bezeichnet. Um es sprachlich vom Altgriechischen zu unterscheiden, das im Zusammenhang der humanistischen Bildung und der antiken griechischen Kultur meist ebenfalls nur als Griechisch bezeichnet wird, herrschen in linguistischem Zusammenhang die Begriffe Neu- und Altgriechisch vor.

Um ganz exakt die heutige offizielle Staats- und Umgangssprache Griechenlands zu benennen und auch die Grenze zu den ebenfalls neugriechischen Sprachformen Katharevousa und Dimotiki zu ziehen, wurde der englische Begriff Standard Modern Greek (‚Standard-Neugriechisch‘) geprägt. Oft wird das Standard-Neugriechische mit der Dimotiki gleichgesetzt, was jedoch aus sprachwissenschaftlicher Sicht nicht völlig korrekt ist, da auch die Katharevousa einen bedeutenden Einfluss auf die Standardsprache genommen hat.

Im Neugriechischen selbst wird die Sprache wissenschaftlich korrekt als Neoellinikí Kiní (Νεοελληνική κοινή ‚Neugriechische Gemeinsprache‘) bezeichnet, weiterhin finden sich ta (Néa) Elliniká (τα (Νέα) Ελληνικά ‚das (Neu-)Griechische‘) und i Neoellinikí (η Νεοελληνική) bzw. i Ellinikí (η Ελληνική) ‚die (neu)griechische beschleunigte einen Mündigkeitsprozess, durch den die volkssprachliche Grundlage mit den hochsprachlichen Elementen schließlich zusammenwuchs, was zu einer ‚Gemeinsprache‘ führte (Νεοελληνική κοινή/Standard modern Greek), die vielleicht kraftvoller und ausdrucksstärker ist als je zuvor."
Adrados (2001), S. 289 „Was wir daher gemeinhin Neugriechisch nennen, ist nicht ganz einheitlich, denn es bewahrt in seiner Phonetik und Morphologie und besonders in seinem Wortschatz zahlreiche Elemente der alten Hochsprache.“</ref> So können auch innerhalb eines Gesprächs auf Neugriechisch Passagen wie Zitate und Sprichwörter oder einfache Hervorhebungen in der Katharevousa oder im Altgriechischen gesprochen werden, wobei entsprechende Sprachkenntnisse vorausgesetzt werden.

Heutige Sprachformen

Die neugriechische Sprache wird heute in Griechenland vergleichsweise einheitlich gesprochen und ist nur wenig dialektal zergliedert. Ein Besucher Griechenlands muss kaum damit rechnen, auf griechische Menschen zu treffen, mit denen keine Verständigung auf Standardgriechisch möglich ist.

Nach der Befreiung Griechenlands, dessen Territorium zunächst nur die Peloponnes, Attika und Teile Mittel- und Westgriechenlands umfasste, wurde der peloponnesische Dialekt, der lautlich wie morphologisch der geschriebenen Katharevousa am nächsten stand, die Basis der Standardsprache. Nach der Verlegung der griechischen Hauptstadt nach Athen im Jahre 1834 überlagerte er durch den Zuzug vieler Griechen von der Peloponnes allmählich auch die alte Athener Mundart. Die Mundarten der Ionischen Inseln und Konstantinopels, deren Sprecher die Athener Elite ergänzten, sind mit der peloponnesischen ebenfalls eng verwandt.<ref>Peter Mackridge: The Modern Greek Language, Oxford 1985, ISBN 0-19-815770-3</ref>

Indes weichen die in manchen Landesteilen – z. B. auf Kreta, im Epirus, in Thrakien (hier vor allem in Nord-Evros) – oder auf Zypern gesprochenen Idiome so weit von der Standardsprache ab, dass man von neugriechischen Dialekten spricht, auch wenn die Unterschiede zwischen ihnen nicht so groß sind, wie es beispielsweise bei einigen deutschen Dialekten der Fall ist.

Dialekte

Der erste Versuch, die neugriechischen Dialekte zu ordnen, stammt von Georgios Hatzidakis. Anhand der Entwicklung der unbetonten halboffenen und geschlossenen Vokale teilte er die neugriechischen Dialekte in Nördliche und Südliche ein. Dieser Einteilung zufolge wandeln sich in den nordgriechischen Dialekten alle unbetonten /o/ und /e/ in /u/ bzw. /i/, während alle unbetonten /i/ und /u/ ganz verstummen. In den südgriechischen Dialekten hingegen bleiben diese Vokale unverändert.<ref>G. N. Hatzidakis 1892, S. 342</ref> Beispiele: πεθαίνω (, (IPA-Umschrift)

Ich gehöre zu einem kleinen Land. Ein felsiges Kap im Mittelmeer ohne anderen Reichtum, als den Lebenskampf seines Volkes, das Meer und das Licht der Sonne. Mein Land ist klein, aber sein Erbe ist gewaltig und durch die Tatsache gekennzeichnet, dass es uns ohne Unterbrechung überliefert worden ist. Die griechische Sprache hat nie aufgehört, gesprochen zu werden.
Giorgos Seferis: Rede zur Verleihung des Nobelpreises, Stockholm 1963<ref>Νεοελληνικά Διηγήματα Neugriechische Erzählungen, Auswahl und Übersetzung von Efrossini Kalkasina-Korn und Elisabeth Weiler, München 1988, ISBN 3-423-09248-3</ref>

Literatur

Geschichte

Dialekte

  • Nikolaos P. Andriotis: Περί του γλωσσικού ιδιώματος της Ίμβρου. Ελεύθερη Σκέψις, Athen 1996. — („Über die Mundart von Imbros“)
  • Nikolaos P. Andriotis: Lexikon der Archaismen in neugriechischen Dialekten. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1974 (Schriften der Balkankommission, 22).
  • Nikolaos P. Andriotis: Το γλωσσικό ιδίωμα του Μελένικου. Δημοσιεύματα της Εταιρείας Μακεδονικών Σπουδών, Thessaloniki 1989. — („Die Mundart von Meleniko“)
  • G. Mavrochalyvidis, ‪J. I. Kessissoglou, ‪Le Dialecte d'Axos. ‪Préface de N. P. Andriotis. Imprimerie de l'Institut français d'Athènes, ‪1960.
  • Dimitrios Phosteris, ‪J. I. Kessissoglou, ‪ Vocabulaire d'Aravani. ‪Préface de N. P. Andriotis. Imprimerie de l'Institut français d'Athènes, ‪1960.
  • Peter Trudgill: Modern Greek dialects. A preliminary classification. In: Journal of Greek Linguistics 4 (2003), p. 54–64, ISSN 1566-5844

Grammatik

Einsprachige Großlexika

  • Γεώργιος Μπαμπινιώτης: Λεξικό της Νέας Ελληνικής Γλώσσας. 1. Auflage: Athen 1998.
  • [o.A.]: Αριστοτέλειο Πανεπιστήμιο Θεσσαλονίκης, Ινστιτούτο Νεοελληνικών σπουδών: Λεξικό της Κοινής Νεοελληνικής. 1. Auflage: Thessaloniki 1998.

Etymologisches Lexikon

  • Nikolaos P. Andriotis: Ετυμολογικό Λεξικό της Κοινής Νεοελληνικής. 1951; 2. Aufl. ‪Ινστιτούτο Νεοελληνικών Σπουδών, Aristoteles-Universität Thessaloniki ‪1967, 1992, zuletzt 2008. — („Etymologisches Lexikon der neugriechischen Gemeinsprache“)

Sprachlehrwerke

  • Maria Christmann-Petropoulou: Neugriechisch, Lehr- und Arbeitsbuch, 3 Bde., 3., verbesserte und erweiterte Auflage, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2004, ISBN 3-825-31584-3.
  • Hans und Niki Eideneier: Neugriechisch ist gar nicht so schwer, Teil 1. Ein Lehrgang mit vielen Liedern, Illustrationen, Fotos sowie Karikaturen von Kostas Mitropulos. 5., verbesserte Auflage, Wiesbaden: L. Reichert 1993, ISBN 3-88226-595-7 (Lösungsschlüssel, Sprech- und Musikkassette sind verfügbar).
  • Hans und Niki Eideneier: Neugriechisch ist gar nicht so schwer, Teil 2. Ein Lehrgang mit vielen Liedern, Illustrationen, Fotos sowie Karikaturen von Kostas Mitropulos. Wiesbaden: L. Reichert 1991, ISBN 978-3-88226-510-1 (Lösungsschlüssel, Sprech- und Musikkassette sind verfügbar)
  • Hans und Niki Eideneier: Neugriechisch ist gar nicht so schwer. Teil 3: 100 Texte von leicht bis schwer. Wiesbaden: L. Reichert 1998, ISBN 978-3-89500-080-5.
  • Hans und Niki Eideneier: Neugriechisch ist gar nicht so schwer. Grundwortschatz. Grundgrammatik. Wiesbaden: L. Reichert 1986, ISBN 978-3-88226-284-1.

Weblinks

Wikibooks Wikibooks: Neugriechisch – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

<references />