Freya


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25px Dieser Artikel behandelt die Göttin Freya; zu weiteren Bedeutungen siehe Freya (Begriffsklärung) und Freia.
Datei:Freyja and cats and angels by Blommer.jpg
Freyja fährt mit ihrem von Katzen gezogenen Karren (Gemälde von Nils Blommér, 1852)

Freya, auch Freia oder Freyja (altnordisch „Herrin“) ist der Name der nordischen Wanengöttin der Liebe und der Ehe.<ref name="Simek 109">Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie, Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 1995, S. 109</ref> Sie gilt als zweite Göttin des nordischen Pantheons nach Frigg, mit der sie in neuzeitlichen Rezeptionen oft gleichgesetzt oder verwechselt wird.<ref name="Simek 109"/> Sie ähnelt der Venus des römischen Götterhimmels.

Namensformen

Aus der Skalden-Dichtung sind einige Beschreibungen bekannt, die als Freya-Kenningar aufgefasst werden. Dies sind Mardöll, Menglada, Hörn, Gefn, Sýr und Vanadís.<ref name="Simek 109"/> Aufgrund ihres Beinamens Gefn, wird sie (eher spekulativ) auch mit der Göttin Gefjon in Zusammenhang gebracht. Die südgermanische Frija (althochdeutsch Friia, Frea) bezieht sich auf die Asengöttin Frigg.

Stellung, Attribute

Freya gehört zu den Wanen, einem der beiden Göttergeschlechter der nordischen Mythologie.<ref name="Simek 109"/> Ihr Bruder ist Frey (aisl. Freyr), ihr Vater der Meergott Njörd, als Mutter wird Skadi, Tochter des Riesen Thiazi genannt.<ref name="Simek 109"/> Ihr Gatte ist in der eddischen Mythologie der Gott Óðr. Mit ihm hatte sie die Töchter Hnoss und Gersimi (beide Namen sind Synonyme und bedeuten „Kostbarkeit“). Freya gilt als die „berühmteste von den Göttinnen“ (Gylfaginning, Kap. 23).<ref name="Simek 109"/>

Sie gilt als die Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, des Glücks und der Liebe, sowie als Lehrerin des Zaubers (seiðr).<ref name="Simek 109"/>

Freya besitzt ein von Zwergen geschmiedetes Halsband, Brisingamen, einen von Waldkatzen gezogenen Wagen und ein Falkengewand, mit dem man wie ein Falke durch die Lüfte gleiten kann.<ref name="Simek 109"/> Nach dem Gedicht Hyndluljóð reitet sie auch auf dem Eber Hilisvini. Auch in der Gylfaginning tritt Freya auf. Danach weint sie goldene Tränen, als Oðr fortfährt. Nach der Grímnismál heißt ihr Hof Fólkvangr.<ref name="Simek 109"/> Ihr Saal heißt Sessrúmnir.<ref name="Simek 109"/> Nach der Ynglinga saga Snorris lehrte sie die Asen den Zauber. Aber ihre Hauptaufgabe liegt darin, dass sie als Anführerin der Walküren auf den Schlachtfeldern daheim ist und die Hälfte der gefallenen Recken beanspruchen darf, während Odin (der oberste Gott, Gott des Krieges) die andere Hälfte zusteht.<ref name="Simek 109"/>

Der Wochentag Freitag (ahd. frîatac, ae. frīgedeag) ist genau genommen nicht vom nordgermanischen „Freya“ abgeleitet, sondern von „Frija“, der südgermanischen Namensform der germanischen Göttin Frigg, welche je nach Lesart der (spärlichen!) Quellen von jener zu unterscheiden ist.<ref>Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, S. 118 f.</ref>

Entwicklung

Freya spielt in den eddischen Texten Hyndluljóð, Lokasenna und Þrymskviða eine bedeutende Rolle.<ref name="Simek 109"/> In Grímnismál erscheint sie als Todesgöttin und in der Völuspá schimmert sie durch den Gesang Ods Braut<ref>Nach der Übertragung durch Felix Genzmer der Vers 14, in der Übertragung durch Manfred Stange der Vers 29.</ref> (Óðs mey). Auch die Zauberinnen Gullveig und Heid, die in den Strophen davor den Krieg zwischen Asen und Vanen entfachen, werden für Hypostasen der Göttin Freya gehalten.<ref>E. O. G. Turville-Petre: Myth and Religion of the North. London 1964. S. 158 f.</ref> Nach Snorris Gylfagynning erhält sie immer, wenn sie einem Kampf beiwohnt, die Hälfte der Gefallenen, die andere Hälfte fällt Odin zu.<ref>Kap 26.</ref>

Da es keine südgermanischen (z. B. deutschen oder englischen) Überlieferungen zu Freya gibt und die Südgermanen den Tag der Venus (Freitag) noch mit Frija/Frigg verbanden, wird angenommen, dass Freya eine wikingerzeitliche Loslösung der Aspekte Liebe, Liebesmagie und Promiskuität der Frigg bildet. Dazu sind in der Edda und dem Gylfaginning folgende Episoden beschrieben: Den Halsschmuck der Freya, der Brisingenschmuck, hatten die Zwerge Alfrigg, Dvalin, Berling und Grervier (Gerr) gefertigt, der Preis des Erwerbs war, dass die Göttin vier aufeinanderfolgende Nächte mit jeweils einem der Zwerge verbrachte – zum Unwillen Odins, der Freya zur Strafe zwang, unter den Menschen einen Krieg anzuzetteln. Eine weitere Berichterstattung besagte, dass Loki beim von Ägir ausgerichteten Trinkgelage alle Anwesenden beschimpft und der Freya vorwirft, sie habe mit allen Asen und Alben im Saal Liebschaften gehabt. Hinzuzufügen bleibt, dass Loki in unerwiderter Liebe zu Freya schmachtete. Die literarischen Ausgestaltungen Freyas während der isländischen Renaissance des 13. und 14. Jahrhunderts sind allerdings keine authentischen Quellen zur heidnischen Gestalt der Göttin. In der Neuzeit hat sie die Göttin Frigg in der isländischen Verarbeitung der alten Sagen vollkommen verdrängt. In einer Illumination in einer Papierhandschrift des 17. Jahrhunderts erscheint sie allerdings nur noch als treusorgende Familienmutter.

Quellen

Besonders bekannte Quellen über Freya sind zwei Gedichte der Lieder-Edda. In der Lokasenna („Schmähreden des Loki“) wirft ihr der Gott Loki vor, mit jedem Gott und jeder mythologischen Gestalt Verkehr gehabt zu haben. In der Þrymskviða („Das Lied von Thrym“) hat sie einen Wutausbruch, als die Forderung des Riesen Thrymr (aisl. Þrymr) lautet, ihn heiraten zu sollen, um den Hammer Thors von den Riesen auszulösen, der wichtig für den Fortbestand der Götterwelt ist. Auch in der Gylfaginning und im Grímnismál tritt Freya auf.

Kultorte

Dänische wie schwedische Ortsnamen gehen auf die Göttin zurück. So ist z.B. Fröjel auf Gotland ein wikingerzeitlicher Hafen und Kultplatz der Freya (schwed. Fröja), an dem noch eine Fornborg und eine Trojaburg (nord. Trojeborg) auf die alte Funktion des Ortes verweisen, der auch Thingplatz war. In Dänemark sind in Jütland Frøslev, auf Seeland ebenfalls Frøslev und auf Lolland Frejlev solche Orte.

Literatur

  • Eyvind Fjeld Halvorsen: Freya. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Band 4, Sp. 617–618. Kopenhagen 1959.
  • E. C. Polomé: „Freyja“. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 9, Fidel - Friedlosigkeit. De Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-014642-8.
  • Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen, Theiss, Stuttgart 2003, S. 157–159, ISBN 3-8062-1821-8.
  • Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Marix, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8.
  • Friedhelm Kober: Freyas Tränen. Die Geschichte einer großen Liebe in einer schrecklichen Zeit. BoD 2005, ISBN 978-3-8334-5531-5.
  • Britt-Mari Näsström: Freyja - The Great Goddess of the North (in: Lund Studies in History of Religions, Vol 5), Dept. of History of Religions, University Lund: Almqvist & Wiksell International, Stockholm 1995, ISBN 978-9-12201-694-6.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Freya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Freya – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references/>