Gabber


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25px Dieser Artikel behandelt den Musikstil Gabber, für den Mathematiker siehe Ofer Gabber.

Gabber (im Niederländischen [ˈχabə]; englisch [ˈɡæbər]; deutsch meist einfach [ˈgabɐ]) ist eine Variante des Hardcore Techno mit circa 150 bis 190 Beats per minute. Charakteristisch für Gabber sind verzerrte, lang ausklingende Bassdrums, oft von dem Drumcomputer TR-909. Begleitend kommen grobe, harte und synthetische Klänge und Samples hinzu. In der Regel klingt Gabber „chaotischer“ als Hardcore Techno. Die Bezeichnung Gabber wird auch für Anhänger der dazugehörigen Szene verwendet.

Geschichte

Als Urheber der Stilrichtung „Gabber“ wird meist der für Rotterdam stilprägende Paul Elstak genannt, dessen Klang jedoch verglichen mit dem späteren Gabber noch zahm war. Prägend für den Gabber-Stil waren unter anderem die Produzenten und DJs Stickhead, E-De Cologne, Lenny Dee und The Speed Freak. Vor allem die Compilations der Reihe Thunderdome, die auch in TV-Spots beworben wurden, trugen viel zu der Verbreitung von Gabber bei.

Der Stil ist heutzutage in mehreren Ländern verbreitet. Am meisten wahrscheinlich in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien. In Deutschland finden besonders im Ruhrgebiet viele Gabberpartys statt. Doch auch in Berlin, Hamburg oder Frankfurt finden sich Veranstaltungen dieser Art.

Der Begriff Gabber wird von manchen Szenekennern nicht als eigene Musikrichtung, sondern lediglich ein Modewort für niederländischen Hardcore Techno angesehen. Die Meinung, dass Gabber keine eigene Musikrichtung sei, vertritt unter anderem Marc Acardipane, der allgemein als Erfinder des Hardcore Technos gilt: „Gabber hat keinen Sound und ist auch kein Musikstil, auch wenn das viele denken.“<ref>Interview mit Marc Acardipane in Raveline Ausgabe 1/02.</ref>

Wortherkunft, -bedeutung und Schreibweise

Der Ausdruck Gabber leitet sich von dem hebräischen Wort „Chaver“ ab, bedeutet „Freund“<ref name="gemert"> Frank van Gemert u. a.: Street Gangs, Migration and Ethnicity. Willan, 2008, ISBN 978-1-84392-396-1, S. 88.</ref> und ist in der niederländischen Umgangssprache gebräuchlich.<ref> Simon Reynolds: Generation ecstasy. Routledge, 1999, ISBN 978-0-415-92373-6, S. 227.</ref> Neben „Gabber“ hat sich auch die Bezeichnung „Hakke“, „Hakkûh“ (welches beide eigentlich Bezeichnungen für den Tanzstil zum Hardcore-Techno sind und ursprünglich vom Den Haager DJ und Produzenten The Dark Raver mit in die Gabberszene gebracht wurden) sowie Gabba (mit „a“) etabliert. Insbesondere im Großraum Berlin und im Osten Deutschlands ist Gabba die vorwiegende Schreibweise (auch bei Produzenten und Veranstaltern) und steht darüber hinaus für eine schnellere Variante (circa 190 bis 270 Beats per minute) des Gabbers.

Hakke

Als „Hakke“ (niederländisch für „hacken“ oder auch „Ferse“, im gleichklingenden Slang auch „Hakkûh“) wird der Tanzstil zum Gabber/Hardcore Techno bezeichnet. Die ruckartigen Bewegungen, bei denen ein Fuß im Takt der Bassline hinter den anderen bewegt wird, sehen aus, als würde man rückwärts auf der Stelle laufen. Charakteristisch wird meist ausschließlich auf der Ferse getanzt. Die Geschwindigkeit hängt von der Beatanzahl pro Minute (bpm) ab, generell vollzieht man einen Tritt pro Bassschlag.

Auch nannte sich eine auf Gabba und Hardcore Techno spezialisierte Musikzeitschrift, die in der Mitte der 1990er Jahre in Chemnitz veröffentlicht wurde, „Hakke“.<ref>Onlineausgabe der Hakke.</ref><ref>Vibe.cd – Interview mit einem der Hakke-Gründer 2007</ref>

Politische Ausrichtung

Während die Musikkultur selber keine politische Bewegung darstellt, bekamen Gabberanhänger, bei denen seit dem Entstehen der Szene 1991 in Rotterdam Rassismus und linker oder rechter Radikalismus bzw. Extremismus keine Rolle gespielt hatten, im Laufe der Zeit in der Öffentlichkeit ein rassistisches Image. Dies wird von Szenebeobachtern, ähnlich wie bei Skinheads, auf die verwendete Symbolik zurückgeführt.<ref name="ref01"> Peter-Georg Albrecht u. a.: Wir und die anderen: Gruppenauseinandersetzungen Jugendlicher in Ost und West. Springer, 2007, ISBN 978-3-531-14696-6, S. 35f.</ref>

Kleidung

Verwechslungen von Gabbers mit Neonazis und vor allem Skinheads fallen aufgrund modischer Ähnlichkeiten leicht<ref name="ref01" />: Kurzgeschorene Haare oder Glatze, Bomber- und Harringtonjacken sowie Kleidung von Umbro, Kappa, Pit Bull und vor allem Lonsdale und Fred Perry (früher hingegen oft bunte Trainingsanzüge der Marken Cavello und Australian, die bei Skinheads nicht vorkommen) sind oft bei Gabbers anzutreffen.<ref name="gemert" /> Jeans werden manchmal an den unteren Seiten aufgeschnitten. Während Skinheads Stiefel (Boots) tragen, sind Gabbers häufig an Sneakers zu erkennen.

Rassismus

Bereits 2000 wurde durch den Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen festgestellt, dass sich innerhalb der unpolitischen Gabber-Szene eine rechtsextreme Randgruppe gebildet hat.<ref name="funke"> Jana Funke: Popularmusik als Ausdrucksmittel rechter Ideologie. GRIN Verlag, 2008, ISBN 978-3-638-95241-5, S. 73f.</ref> Insbesondere in den Niederlanden, dem Ruhrgebiet sowie in Mittelitalien wurden öffentliche Gabber-Veranstaltungen von Hooligans und Neonazis besucht.

Bereits 1993 erteilten das Amsterdamer Label Mokum Records mit dem Logo „United Gabbers Against Racism And Fascism“ (Vereinigte Gabbers gegen Rassismus und Faschismus) und der Platte Chosen Anthem (Against Racism) von Chosen Few Rassisten eine klare Absage. Später folgten antirassistische Lieder wie zum Beispiel Die Nazi Scum (Party Animals & Rob Gee), Ku Klux Cunts (Nasenbluten), Anti Nazi Vendetta Part 1 & 2 (Micropoint) oder auch Time To Make A Stand (Hardcore United). Letzterer Track ist die Hymne der antirassistischen Hardcore United-Party,<ref>Hardcore United // Gabbers against racism & facism bei Google Video.</ref> die am 25. Juni 2005 im niederländischen Eindhoven stattfand.

Auch in Deutschland wurde das Problem des Rassismus in der Gabberszene von verschiedenen Partyveranstaltern aufgegriffen. Für deutsche Gabberwebseiten wurde außerdem ein neues „We Are United Gabbers Against Racism & Fascism“ Schwarz-Weiß-Logo entwickelt. Auf den Flyern vieler größerer Partys ist zudem ein deutlicher Hinweis zu lesen, dass bestimmte Kleidungsstücke wie beispielsweise „Boots“ (im deutschen Sprachgebrauch oft auch fälschlicherweise als „Springerstiefel“ bezeichnet) oder rassistische Kleidung (z. B. mit White-Power-Emblemen) nicht erwünscht sind und zur Einlassverweigerung führen.

Stiltypische Tracks

  • Neophyte - Recession
  • Vitamin - Alice In Donderland (Liza N Eliaz Mix)
  • Omar Santana - Edit Madness
  • Dr. Mindfuck - Calling Doktor Mindfuck
  • The Prophet - Allright Now Here We Go!!! (Rob Gee Gabber Fuck Mix)
  • DJ Sascha - Guitar 31
  • Beagle - Tteenneessee
  • NXP - Nuclear Devastation
  • Scott Brown - Rock Tha House
  • Bodylotion - Neighbourhood Crime (Tha Playah Remix)

Bekannte Interpreten

Einzelnachweise

<references />