Gebäudeheizung
Eine Gebäudeheizung (oft 'Heizung' genannt) ist eine Vorrichtung zur Erwärmung von Gebäuden („Zentralheizung“) oder von einzelnen Räumen in Gebäuden („Einzelheizung“). Verbreitet sind Gasheizung und Ölheizung; nachwachsende Rohstoffe nutzen Pelletheizung und Holzheizung. Die Nachtspeicherheizung gilt als veraltet, da eine veredelte Energieform – Strom – zu Heizzwecken verwendet wird.
Heiztechnik dient der Erzeugung von Wärme in geschlossenen Räumen. Sie umfasst die Heizungstechnik im eigentlichen Sinne (Technik der Heizungen) und den Anlagenbau der Wärmeverteilung (als Teil der Haustechnik) sowie die Versorgung mit Brennstoffen. Einen allgemeinen Überblick gibt der Artikel Wärmetechnik.
Die Heizkosten sind seit 1973 stark gestiegen: 1973 und 1979/80 gab es zwei Ölkrisen, nach denen der Ölpreis jeweils viel höher als zuvor war. Auch der Gaspreis und der Strompreis stiegen.<ref>Fossile Energieimporte und hohe Heizkosten: Herausforderungen für die deutsche Wärmepolitik. Kurzstudie (Dezember 2013) im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, erstellt von EnergyComment. Die Studie wird (Stand 26., Dezember 2013) in Kürze auch auf dieser Webseite kostenlos veröffentlicht</ref>
Wenn Vermieter die Heizkosten auf ihre Mieter umlegen, ist dabei die (1981 eingeführte) Heizkostenverordnung zu beachten. Sie regelt die Heizkostenabrechnung. An vielen Heizkörpern in Mietwohnungen sind deshalb Heizkostenverteiler angebracht.
Ab dem 1. September 2015 muss jede neu eingebaute Heizung durch eine Energieverbrauchskennzeichnung ausgezeichnet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Allgemeines
- 2 Energiequellen bzw. Brennstoffe
- 3 Geschichte
- 4 Bivalente Heizungen
- 5 Trivalente Heizungen
- 6 Blockheizkraftwerk
- 7 Einzelheizung
- 8 Zentralheizung
- 9 Kosten, Amortisation
- 10 Steuerung und Regelung
- 11 Kleinheizungsanlage oder Großheizungsanlage
- 12 Staatliche Förderung
- 13 Nutzungsdauer
- 14 Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger 2014 in Deutschland
- 15 Siehe auch
- 16 Literatur
- 17 Weblinks
- 18 Einzelnachweise
Allgemeines
Unter Heizung versteht man:
- eine Elektroheizung, Fernheizung, Gasheizung, Holzheizung, Kohleheizung, Nachtspeicherheizung, Ölheizung, Pelletheizung oder Wärmepumpenheizung,
- eine Etagenheizung,
- eine Fahrzeugheizung,
- Anlagenkomponenten (zum Beispiel Heizkessel, Heizflächen und Heizkörper) sowie
- Gruppen von Anlagenkomponenten (zum Beispiel „alles das, was sich im Heizungskeller befindet“).
Eine Zentralheizung (Sammelheizung) hat eine zentrale Heizstelle und versorgt über ein Trägermedium (Wärmeträger) einen oder mehrere Räume oder Gebäude mit der erzeugten Wärme. Als Wärmeträger verwendet man:
- Wasser (Warmwasserheizung),
- Dampf (Dampfheizung – vorwiegend zur Beheizung großer Hallen) oder
- Luft (Warmluftheizung).
Energiequellen bzw. Brennstoffe
Als Brennstoffe verwendet man (nach Aggregatzustand):
- flüssige Brennstoffe: Heizöl, Pflanzenöle oder Biodiesel
- gasförmige Brennstoffe: Erdgas, Flüssiggas oder Biomethan
- feste Brennstoffe Kohle, Holz (Scheitholz oder Holzpellets) oder andere biogene Festbrennstoffe (Stroh, weitere Halmgutartige Biomasse, Getreide). Früher wurde in der Nähe von Torfgebieten auch Torf verheizt (zum Beispiel wurde er im Teufelsmoor abgebaut und mit Torfkähnen nach Bremen befördert)
Daneben unterscheidet man fossile Brennstoffe (Fossile Energie) und Brennstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (Biomasse).
Strom wird nicht als Brennstoff bezeichnet, weil er in einer Elektroheizung nicht verbrannt wird. Die Elektroheizung stellt Elektrowärme zwecks Beheizung eines Gebäudes her. Eine bekannte Art der Elektroheizung ist die Nachtspeicherheizung.
Wichtigster Energieträger in der EU war im Jahr 2012 Erdgas, das 45 % der Heizenergie in der EU lieferte. Es folgten Heizölprodukte mit 17 %, Erneuerbare Energien mit 14 %, Fernwärmeanlagen mit 11 % (Primärenergie nicht aufgeschlüsselt), Strom mit 9 % und Kohle mit 4 %.<ref>Carvalho et al, Ground source heat pump carbon emissions and primary energy reduction potential for heating in buildings in Europe—results of a case study in Portugal. In: Renewable and Sustainable Energy Reviews 45, (2015), 755–768, S. 759, doi:10.1016/j.rser.2015.02.034.</ref>
Geschichte
Die älteste bekannte Warmwasserheizung entwickelte 1716 der Schwede Marten Trifvald. Sie diente der Beheizung eines Treibhauses im englischen Newcastle. Ab etwa 1850 ließen sich einige Fürsten und wohlhabende Bürger Warmwasserheizungen in ihre Schlösser und Villen einbauen. Erwähnt sei hier das 1867/68 von August Orth erbaute Palais Strousberg in Berlin.
Im privaten Wohnungsbau verbreitete sich die Warmwasserheizung ab etwa 1900.
Da der Transport von Energieträgern früher aufwändiger war als heute, spielten regionale Aspekte eine größere Rolle. Zum Beispiel heizte man im Ruhrgebiet – einem Ballungsraum mit relativ wenig Wald – viel mit Kohle; in waldreichen Gegenden wurde überwiegend mit Holz geheizt.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verbreiteten sich Zentralheizungen – zusammen mit der Umstellung der Beheizung von Festbrennstoffen auf Öl und Gas – in westlichen Industrieländern; zuvor waren sie ein Luxus und die dezentrale, selektive und temporäre Beheizung von Räumen während der Heizperiode war verbreitet.
1973/74 kam es nach Lieferdrosselungen der OPEC-Länder zu einer ersten Ölkrise; 1979/80 gab es eine zweite Ölkrise. Zuvor gab es eine Ära sehr billiger Energie; diese führte mit dazu, dass in den 1950er und 1960er Jahren beim Hausbau wenig auf eine energiesparende Bauweise geachtet wurde. Ab 1986 wurde durch die Katastrophe von Tschernobyl – eine Kernschmelze in einem russischen Atomkraftwerk, nach der eine radioaktive Wolke über weite Teile Europas zog – auch bewusst, dass Elektroheizung bei der regelmäßigen Beheizung von Räumen sehr viel Strom braucht.<ref>Zu den Vor- und Nachteilen siehe den Artikel Elektrogebäudeheizung.</ref>
Seit den 1980er Jahren hat der Anteil der Gasheizungen zugenommen und der der Ölheizungen abgenommen.
Heute eingebaute Öl- und Gasheizungen arbeiten oft mit Brennwerttechnik. Auch Holzpellets können in Brennwerttechnik-Heizungen verbrannt werden.<ref> (Herausgeber), März 2010, (pdf-Datei) zuletzt abgerufen Oktober 2012, Seite 3</ref> als Anlagen, die keine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz brauchen, mit den Grenzen:
- Feuerungsanlagen für Holz und Kohle unter 1 Megawatt (MW) Feuerungswärmeleistung,
- Anlagen für Stroh, Getreide und ähnliche pflanzliche Brennstoffe unter 0,1 MW Feuerungswärmeleistung,
- Öl- und Gasfeuerungsanlagen mit einer Feuerungswärmeleistung unter 20 MW.
Rechtslage in Österreich
Die Feuerungsanlagen-Verordnung<ref>Feuerungsanlagen-Verordnung, Österreich, pdf-Datei, beim Rechtsinformationssystem des Bundeskanzleramts</ref> differenziert Anlagen nach Größenordnungen ohne den Begriff „Kleinfeuerungsanlage“ zu definieren. Die Zulassung von Kleinfeuerungsanlagen wird von den Bundesländern geregelt. Alle neun Bundesländer haben sich mit der „Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über das Inverkehrbringen von Kleinfeuerungsanlagen“ auf einheitliche Bestimmungen geeinigt, aber u.U. noch nicht umgesetzt<ref>Näheres zur Umsetzung der „Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über das Inverkehrbringen von Kleinfeuerungsanlagen“ siehe auch Emissionsgrenzwerte, Vergleich der Zulassungsgrenzwerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz</ref><ref>Oktober 2012&NormabschnittnummerKombination=Und&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=100&Suchworte=Kleinfeuerung&WxeFunctionToken=5e0d8132-c6a5-4b17-9d34-f21378cb5bf7 „Vereinbarung über Schutzmaßnahmen betreffend Kleinfeuerungen“ des Landes Oberösterreich</ref>, diese enthält folgende Definition: „Kleinfeuerungsanlagen sind technische Einrichtungen bis zu einer Brennstoffwärmeleistung von 400 kW, die zum Zwecke der Gewinnung von Nutzwärme für die Raumheizung oder zur Warmwasserbereitung bestimmt sind.“
Rechtslage in der Schweiz
Die Schweizer Luftreinhalteverordnung (LRV) <ref>Schweizer Luftreinhalteverordnung (PDF; 829 kB)</ref> regelt die Zulassung von Feuerstätten für feste Brennstoffe bis 350 kW Brennstoffwärmeleistung<ref>Emissionsgrenzwerte, Vergleich der Zulassungsgrenzwerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz</ref>
Staatliche Förderung
Das deutsche Bundesumweltministerium vergibt im Rahmen des Marktanreizprogramms (MAP) finanzielle Zuschüsse für Heizungen auf Basis von Solar-, Umwelt- oder Bioenergie. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt zinsgünstige Darlehen.<ref>Staatliche Förderung ermöglicht Wärmewechsel, Homepage</ref>
Nutzungsdauer
Als Nutzungsdauer für Heizkessel werden etwa 20 Jahre angesetzt, für Gebläsebrenner 15 bis 20 Jahre, sowie 25 bis 30 Jahre für Armaturen und Tank (Stahlblech).<ref>VDI 2067</ref> Neben der technischen Nutzungsdauer können rechtliche Regelungen die Nutzungsdauer von Heizungen beschränken. In Deutschland legen die Energieeinsparverordnung das zulässige Alter und die 1. Bundesimmissionsschutzverordnung die maximal tolerierten Abgasverluste für Heizungsanlagen. Diese werden in Deutschland vom Schornsteinfeger festgestellt bzw. gemessen und gegebenenfalls der zuständigen Behörde gemeldet.
Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger 2014 in Deutschland
Wärmeerzeuger | Anzahl 2013 | Anzahl 2014 |
---|---|---|
Gas-Brennwerttechnik | 421.500 | 412.500 |
Gas-Niedertemperatur-Technik | 110.000 | 107.000 |
Öl-Brennwerttechnik | 46.000 | 46.500 |
Luft-Wasser-Wärmepumpe | 40.000 | 39.500 |
Öl-Niedertemperatur-Technik | 21.500 | 21.000 |
Biomassekessel Scheitholz | 9.500 | 15.500 |
Biomassekessel Pellet | 14.500 | 15.500 |
Sole-Wasser-Wärmepumpe | 15.000 | 13.500 |
Biomassekessel Hackschnitzel | 3.500 | 5.000 |
Wasser-Wasser-Wärmepumpe u. Sonstige | 5.000 | 5.000 |
Gesamt | 686.500 | 681.000 |
Aufgrund der Erweiterung des Meldekreises für Biomassekessel sind höhere Stückzahlen gegenüber 2013 zu verzeichnen.
Siehe auch
- Alte Bauformen: Kotatsu (beheizter Tisch bzw. Erdloch in Japan), Kang (Ofenbett in China), Kamin
- Steuerung und Regelung: Heizungsregler, Raumautomation
- Wärmeverteilung: Hypokaustum, Flächenheizung, Fußbodenheizung, Wandheizung, Dampfheizung
- Verbrauchsbestimmung: Wärmezähler, Heizkostenverteiler
Literatur
- Alfred Faber: Entwicklungsstufen der häuslichen Heizung. Oldenbourg 1957.
- Hermann Recknagel, Eberhard Sprenger, Ernst-Rudolf Schramek (Hrsg.): Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik. Einschließlich Warmwasser- und Kältetechnik. Oldenburg Industrieverlag, München (erscheint jährlich), ISBN 978-3-8356-3200-4.
Weblinks
- Geschichte der Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Solartechnik
- Wärmerechner: Berechnung der Umweltbelastung verschiedener Heizungen
- Heizanlagenvergleich: Kostenlose Berechnung verschiedener Heizungstypen (Öl, Gas, Pellet, Erdwärmesonden, Grundwasser-Wärmepumpe etc.) in einem Privathaus
- Richtig Heizen
- Heizungswasser
- Staatliche Förderung für Heizungen mit Erneuerbarer Energie
- Vollkostenvergleich von Heizsystemen für Einfamilienhäuser – Vergleich der Lebenszykluskosten von Heizöl-, Erdgas-, Pellet- und Scheitholzheizungen für alte Einfamilienhäuser in neun Szenarien, österreichische gesellschaft für umwelt und technik [sic], Wien Dezember 2011, (pdf-Datei, zuletzt abgerufen September 2012).
- Pflicht der Auszeichnung von Heizungsneuanlagen durch ein Energielabel ab dem 1. September 2015 ([2],Information zum Energielabel für Heizungen).
- Stiftung Warentest: Heizsysteme im Vergleich: Bis 30 Prozent Heizkosten sparen, test.de vom 24. Mai 2012, abgerufen am 2. März 2015
Einzelnachweise
<references />id:HVAC sr:Grejanje