Fernwärme


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Datei:2005-08-30-district-heating-pipeline.jpg
Fernwärmeleitung aus Kunststoffmantel-Verbundrohr

Fernwärme ist die Bezeichnung für eine Wärmelieferung zur Versorgung von Gebäuden mit Heizung und Warmwasser. Der Transport der thermischen Energie erfolgt in einem wärmegedämmten Rohrsystem, das überwiegend erdverlegt ist, teilweise werden jedoch auch Freileitungen verwendet.

Fernwärme versorgt vor allem Wohngebäude neben Heizung auch mit Warmwasser, indem die Wärme vom Erzeuger oder der Sammelstelle zu den Verbrauchern geleitet wird. Unter Fernheizung wird die Erschließung ganzer Städte oder Stadtteile verstanden. Bei der örtlichen Erschließung einzelner Gebäude, Gebäudeteile oder kleiner Wohnsiedlungen mit eigener Wärmeerzeugung spricht man auch von Nahwärme. Technisch und juristisch ist in allen Fällen Fernwärme die korrekte Bezeichnung.

Geschichte

Aus archäologischen Stätten aus der Römerzeit weiß man, dass heißes Thermalwasser nicht nur für Badezwecke vor Ort verwendet wurde, sondern auch mittels Leitungen in Becken und Gebäude für Bodenheizungen transportiert wurde. Fernwärmeheizungen existieren also bereits seit mehr als 2000 Jahren.

In Chaudes-Aigues, einem Dorf im Süden des französischen Zentralmassivs, wurde 1332 das weltweit erste städtische Wärmenetz installiert. Das 82 °C heiße Thermalwasser leitete man mit hölzernen Wasserleitungsrohren in die Häuser.<ref>Thermalwasser und Geothermie — Thermalwasser wurde schon in der Antike genutzt</ref>

Technischer Ablauf

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Oberirdische Leitung über B36 in Mannheim.
Datei:RheinEnergie Rhine Tunnel in Cologne.jpg
Fernwärmeleitung in einem Tunnel unter dem Rhein in Köln

Die Idee, Fernwärme in größerem Umfang und kommerziell zu nutzen, entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die Verringerung der Anzahl der Feuerstätten in den Innenstädten wurde die Gefahr von Bränden gemindert und der Verschmutzung durch Kohle und Asche Einhalt geboten. Wesentlicher Gesichtspunkt ist die Möglichkeit, den Wirkungsgrad thermischer Kraftwerke zu erhöhen, indem man mittels sogenannter Kraft-Wärme-Kopplung Wärmeleistung zwischen oder nach den Turbinenstufen auskoppelt. Wasser ist mit seiner großen spezifischen Wärmekapazität besonders geeignet als Medium für den Wärmetransport. Im Bereich der Fernwärme wird es flüssig oder in Form von Dampf verwendet. In jüngerer Zeit werden jedoch Dampfnetze vermehrt durch Heißwassernetze ersetzt, da deren Betrieb unter anderem risikoärmer ist. Das Medium wird in wärmegedämmten Rohrleitungen in einem kontinuierlichen Kreislauf gefördert. Zur Vermeidung von Korrosionen und Härteausscheidungen auf den inneren Oberflächen der Rohre ist das verwendete Wasser im Kreislauf zumindest enthärtet.

Die Rohrleitungen von der Wärmequelle zu den Wärmesenken werden als Vorlauf, diejenigen von den Wärmesenken zurück zur Wärmequelle als Rücklauf bezeichnet. Die in direktem Kontakt zum Medium stehenden Rohre werden als Mediumrohre bezeichnet. Je nach Mediumtemperatur, erforderlichem Durchfluss und statischen Erfordernissen kommen als Rohrleitungssysteme Kunststoffmantelverbundrohre, Stahlmantelrohre, Wickelfalzrohre und verschiedene flexible Rohrsysteme (Verbundrohrsysteme, Rohrsysteme ohne Verbund) zum Einsatz. Übliche Betriebstemperaturen für den Vorlauf in einem mit Heißwasser betriebenen Fernwärmenetz sind 80 °C bis 130 °C bei einem Betriebsdruck von 1,6 MPa bis 2,5 MPa (16 bar bis 25 bar).<ref>Broschüre Wärme aus der Ferne (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) der Sankt Galler Stadtwerke (PDF; 3,9 MB)</ref> In kleineren Fernwärmenetzen mit niedrigeren Vorlauftemperaturen von 80 °C bis 90 °C wird auch mit geringeren Betriebsdrücken von 0,4 MPa bis 1,0 MPa (4 bar bis 10 bar) gearbeitet. Beim Verbraucher erfolgt die Wärmeübergabe mit Hilfe einer Übergabestation, auch Kompaktstation genannt, die aus verschiedenen Komponenten bestehen kann. In den meisten Fällen ist der Fernwärmekreislauf durch einen Wärmeübertrager hydraulisch vom Verbraucherkreislauf getrennt, in wenigen Fällen (Großverbraucher) wird der Fernwärmekreislauf direkt angekoppelt. Insbesondere bei Wohngebäuden orientiert sich die Auslegung der Übergabestation nicht primär am Heizwärmebedarf, sondern am Wärmebedarf für die Warmwasserbereitung. Bei der Warmwasserbereitung muss zur Vermeidung einer Kontamination der Warmwasseranlage mit Legionellen eine Warmwassertemperatur von mehr als 60 °C aufrechterhalten werden. Für die Warmwasserbereitung stehen je nach Bedarf drei Varianten zur Verfügung:

  • Beim Durchflusssystem wird das benötigte Warmwasser direkt im Wärmeüberträger der Übergabestation erwärmt. Dies erfordert einen entsprechend großen Wärmeüberträger mit entsprechend groß dimensioniertem Fernwärmeanschluss. Dafür ist das Risiko einer Kontaminierung mit Legionellen sehr gering und der Rücklauf des Fernwärmewassers wird auf ein niedriges Temperaturniveau abgesenkt. Das Durchflusssystem eignet sich für Abnehmer mit relativ gleichmäßigem Warmwasserbedarf und für Abnehmer mit ohnehin sehr geringer Fernwärmeanschlussleistung, da die Übergabestation im technisch sinnvollen Rahmen nicht beliebig klein ausgelegt werden kann.
  • Beim Speichersystem wird Wasser in einem Speicher erwärmt („der Speicher wird geladen“) und bei Bedarf aus diesem entnommen. Der Fernwärmeanschluss kann wesentlich kleiner ausgelegt werden. Dafür steigt das Risiko einer Kontaminierung mit Legionellen, was spezielle Schutzmaßnahmen (regelmäßige thermische Desinfektion) erfordert. Die Temperatur im Warmwasserspeicher kann im ungünstigsten Fall fast bis auf die Rücklauftemperatur des Fernwärmewassers steigen, was einen ungünstigen Betriebszustand darstellt, da in diesem Bereich nur eine geringe Wärmemenge in den Speicher übergeben wird, was das Heizen auf die maximal gewünschte Temperatur verlangsamt. Außerdem ist die verfügbare Warmwassermenge durch das Volumen des Speichers begrenzt. Nach Entnahme der verfügbaren Menge muss gewartet werden, bis der Speicher wieder geladen wurde. Nachteilig sind auch der zusätzliche Platzbedarf des Speichers und die Wärmeverluste des Speichers. Speichersysteme eignen sich für Abnehmer mit stark schwankendem Warmwasserbedarf wie etwa einzelne Wohnhäuser.
  • Das Speicher-Lade-System kombiniert das Durchflusssystem mit dem Speichersystem. Das enthaltene Durchflusssystem wird nur auf einen durchschnittlichen Warmwasserbedarf ausgelegt, der Fernwärmeanschluss kann somit kleiner als beim reinen Durchflusssystem ausgelegt werden. Spitzenlasten werden über einen Warmwasserspeicher abgedeckt, der in Schwachlastzeiten geladen wird.<ref>Trinkwassererwärmung (Memento vom 3. April 2011 im Internet Archive)</ref>

Die Erzeugung von Fernwärme erfolgt üblicherweise in großen Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), kleineren Blockheizkraftwerken, in Müllverbrennungsanlagen oder Fernheizwerken. Als Brennstoff werden die verschiedenen Formen der Kohle, Erdgas, Biogas, Öl, Holz und Holzprodukte, Solarthermie sowie Müll in verschiedenen Zusammensetzungen und Aufbereitungsformen verwendet. In wenigen Ländern, z. B. in der Schweiz, wird Fernwärme auch aus Kernkraftwerken ausgekoppelt. In Island, aber auch in Mitteleuropa, wird Fernwärme in Geothermiekraftwerken erzeugt. In Skandinavien, aber auch in Teilen Deutschlands und Österreichs, wird Fernwärme auch mit solarthermischen Kraftwerken unterstützt<ref>solar-district-heating.eu (Memento vom 11. Februar 2013 im Internet Archive)</ref> und ist unter dem Begriff Solare Fernwärme bekannt. Fernwärme kann in Zeiten günstiger Strompreise auch mit Strom in einem Elektrodenheizkessel erzeugt werden. Diese in Dänemark verbreitete Technik wurde erstmals im Frühjahr 2013 in Deutschland von den Stadtwerken Flensburg realisiert.<ref>energynet.de: Thermische Speicherung von günstigem Strom für Flensburger Fernwärmenetz, 6. Mai 2013</ref> Soweit möglich wird auch die Abwärme von Industriebetrieben, zum Beispiel von Raffinerien oder Stahlwerken, als Wärmequelle genutzt.

Wegen des auch bei sehr guter Wärmedämmung nicht zu vermeidenden Wärmeverlustes über längere Strecken und des hohen Investitionsaufwandes für das Leitungssystem eignet sich Fernwärme nur bei dichter Bebauung. Fernwärmenetze weisen üblicherweise sternförmige Verteilstrukturen mit maximalen Leitungslängen im Bereich einiger 10 km auf. Die längste Fernwärmeleitung in Österreich mit 31 km befindet sich zwischen dem Kraftwerk Dürnrohr und der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten. In Deutschland wird bei normaler Vorortbebauung das Wort „fernwärmeversorgungsunwürdig“ benutzt, wenn eine Fernwärmeversorgung unrentabel erscheint. In Skandinavien werden Fernwärmenetze auch in den Villenvorstädten betrieben.

Die größten deutschen Fernwärmenetze sind in Berlin, Hamburg und München zu finden. Flensburg gehört zu den Städten mit dem höchsten Marktanteil bei Fernwärme (>90 %). Vorbild für Flensburg waren diejenigen dänischen Städte an der Ostsee, die eine etwa gleiche Fernwärmedichte aufweisen.

Bei der Auslegung von Fernwärmenetzen und der Wahl der Betriebsweise sind zahlreiche Faktoren zu beachten:

  • Summation der zeitabhängigen Abnehmerforderungen bezüglich Wärme- und Masseströmen unter Beachten der Gleichzeitigkeit;
  • Ermittlung der Temperaturverläufe im Rohrnetz unter Berücksichtigung der Transportzeiten in den Rohrstrecken;
  • Möglichkeiten der Wärmespeicherung im Netz mit dem eventuellen Ziel die Spitzenlast an der Einspeisung zu senken bzw. bei Heizkraftwerken einen begrenzten Vorrang der Stromerzeugung zu ermöglichen;
  • Druckverluste in den Netzabschnitten;
  • Gestaltung der Druckhalteanlagen (z. B. dynamische Mitteldruckhaltung oder statische Saug- oder Enddruckhaltung) in Abhängigkeit von der Netzgeometrie, den geodätischen Unterschieden längs der Trassen und der erforderlichen Volumenausgleichsströme sowie Fixierung des Ruhedruckes und Einordnung des maximalen Betriebsdruckverlaufs in sogenannten Druckschaubildern;
  • Optimale Bemessung der Rohrdurchmesser und der Rohrdämmung mit dem Ziel minimaler Jahresgesamtkosten;
  • Optimale Fahrkurven.

Algorithmen zur optimalen Bemessung unter Beachten der vorgenannten Randbedingungen sind kostenlos erhältlich.<ref>Bernd Glück: Heizwassernetze für Wohn- und Industriegebiete. Verlags- und Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke mbH, Frankfurt am Main.</ref>

Besonderheiten beim Rohrbau

Datei:Fernwärme u bogen.jpg
U-Dehnungsbogen (auch Lyra-Bogen) zum Längenausgleich durch Dehnung des Rohrmaterials bei unterschiedlichen Temperaturen, hier bei erdverlegten Fernwärmeleitungen
Datei:Fernwärme-Hinweisschilder.JPG
Hinweisschilder auf Vorlaufschieber (VS) und Rücklaufschieber (RS), diese Absperrschieber befinden sich 1,5 Meter links vom Schilderpaar, jede Leitung mit Rohrnennweite DN 80 und Nennbetriebsdruck PN 16

Der Ausdehnungskoeffizient der als Fernwärmeleitungen verlegten Stahlrohre führt bei den großen zu überbrückenden Entfernungen und Temperaturschwankungen zu nicht zu vernachlässigenden Längenänderungen der Rohrleitungen. Bereits bei der Trassenplanung sind daher Maßnahmen wie die charakteristischen U-förmigen Kompensationsschenkel (auch U-Bogen genannt) oder Kompensatoren einzuplanen.<ref>Planungshandbuch der Fa. isoplus, Kapitel Projektierung</ref> Die Kompensatoren haben sich mittlerweile als Schwachstellen in Fernwärmenetzen erwiesen, weshalb sie nach Möglichkeit, also vor allem bei Neubauten, durch U-Bögen oder Z-Bögen ersetzt werden. Da Kompensatoren meist aus anderen Werkstoffen als die Mediumrohre bestehen, tritt durch die Materialübergänge verstärkt elektrochemische Korrosion auf, die durch die mechanische Dauerbelastung verstärkt wird. Dies führt häufig zum Ausfall der Kompensatoren vor der angestrebten Mindestlebensdauer des Fernwärmenetzes. Vor allem im Bereich von Hausanschlüssen oder bei ohnehin notwendigen Versatzen in der Fernwärmetrasse kommen zur Kompensation auch Z-Bögen zum Einsatz.

Lecküberwachungssysteme

Datei:Pre-installation insulated underground pipes for district heating.jpg
Fernwärmerohre vor der Verlegung mit den noch aufgerollten Kupferdrähten in der gelben Wärmedämmung, nordisches System, rote Schutzkappen

In Rohrnetze, die mit Kunststoffmantelverbundrohren oder Stahlmantelrohren aufgebaut sind, wird häufig eine Lecküberwachung integriert. Kunststoffmantelverbundrohre müssen dafür bei der Herstellung mit einem Lecküberwachungssystem ausgerüstet werden, was mittlerweile der Regelfall ist. Bei Stahlmantelrohren ist ein Betrieb mit Permanentvakuum im Ringraum der Rohrleitungen erforderlich, der allgemein üblich ist. In Rohrnetzen, die mit flexiblen Verbundrohren aufgebaut sind, ist eine Lecküberwachung wie bei Kunststoffmantelverbundrohren möglich. Diese wird jedoch nicht überall eingesetzt. Flexible Verbundrohre müssen dafür bei der Herstellung mit einem Lecküberwachungssystem ausgerüstet werden, was je nach Rohrhersteller nur auf Kundenwunsch bei entsprechend großen Abnahmemengen erfolgt.

Qualitätsanforderungen an das Fernheizwasser

Zur Vermeidung von Härteausscheidungen auf den inneren Oberflächen der Rohre ist das Wasser im Kreislauf zumindest enthärtet. Da entsalztes Wasser deutlich weniger Korrosion verursacht als nur enthärtetes Wasser, wird ein möglichst niedriger Restsalzgehalt im Umlaufwasser moderner Fernwärmenetze angestrebt. Dies wird durch Verwendung von Deionat als Zusatzwasser und, falls erforderlich, einer zusätzlichen Teilstrom-Entsalzung der Umlaufwassermenge im System erreicht. Insbesondere wird eine maximale Chloridionenkonzentration von 50 ppm<ref name="AGFW Wasser">AGFW-Richtlinie, FW 510 Anforderungen an das Kreislaufwasser von Industrie- und Fernwärmeheizanlagen, sowie Hinweise für deren Betrieb; 11/03</ref> angestrebt, da Chloridionen die Korrosion metallischer Komponenten beschleunigen. Neben dem Salzgehalt spielt auch der Sauerstoffgehalt für die Korrosionsneigung eines Wassers eine wesentliche Rolle. Daher ist die Sauerstoffkonzentration im Fernwärmekreislaufwasser ebenfalls begrenzt. Ein weiterer Parameter mit Auswirkungen auf die Korrosionsgeschwindigkeit ist der pH-Wert. Der pH-Wert des Kreislaufwassers sollte daher mit Alkalisierungsmitteln auf über 9 angehoben werden, um die Sauerstoffkorrosion zu senken. Als Alkalisierungsmittel kommt neben Natronlauge auch Trinatriumphosphat zum Einsatz.<ref name="AGFW Wasser" /><ref>Qualitätsanforderungen an Fernheizwasser VGB-M 410 N 1994-02</ref><ref>Anforderungen an das Kreislaufwasser in Industrie- und Fernwärmeheizanlagen sowie Hinweise für deren Betrieb, VdTÜV-Merkblatt 1466, 1989-02</ref>

Rechtliche Situation in Deutschland

Definition durch den Bundesgerichtshof

Der Bundesgerichtshof definiert den Rechtsbegriff Fernwärme wie folgt:

„Wird aus einer nicht im Eigentum des Gebäudeeigentümers stehenden Heizungsanlage von einem Dritten nach unternehmenswirtschaftlichen Gesichtspunkten eigenständig Wärme produziert und an andere geliefert, so handelt es sich um Fernwärme. Auf die Nähe der Anlage zu dem versorgenden Gebäude oder das Vorhandensein eines größeren Leitungsnetzes kommt es nicht an.“<ref>BGH-Urteil vom 25. Oktober 1989, NJW 1990, 1181.</ref>

Rechtliche Grundlagen

Grundlage für die Versorgung mit Fernwärme ist ein Wärmeliefervertrag. Grundlagen hierfür sind unter anderem das BGB und die Verordnung über allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV) des Bundesministers für Wirtschaft vom 20. Juni 1980,<ref>BGBl. I S. 742.</ref> die zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 4. November 2010 (BGBl. I S. 1483) geändert worden ist.<ref>BGBl. I S. 112.</ref>

Fernwärme und Wohnungseigentum

Vertragspartner ist in der Regel der Wohnungs- oder Gebäudeeigentümer, jedenfalls derjenige, der die Verfügungsbefugnis über den Hausanschluss hat (§ 2 Abs. 2 AVBFernwämeV).<ref>so auch Landgericht Frankfurt am Main RdE 1989, S. 165 f.</ref>

Fernwärmekartelle

Die Anzahl der Leitungshersteller ist relativ gering. So kam es in den 1990er Jahren dazu, dass Preise, Marktanteile und abzugebende Angebote für Großprojekte im Vorfeld durch dieses Kartell bestimmt wurde. Als Beispiel dazu ist der Wärmeverbund Leipzig-Lippendorf zu erwähnen. In der abschließenden Bietrunde forderte VEAG, die es klar als Nachteil empfand, dass die sechs Hersteller nicht gegeneinander bieten wollten (Preise waren zwischen 33 und 34 Mio. ECU), Powerpipe zur Abgabe eines Angebots auf. Nach Erhalt des Powerpipe-Angebots über rund 26 Mio. DEM entschied die VEAG am 21. März 1995, Powerpipe den Zuschlag zu erteilen. Jährliche Preiserhöhungen von 15 % wurden üblich. Mitbewerber außerhalb des Kartells wurden durch Tiefpreise im Eigenmarkt, sowie Unterdrückung und Androhung der Vorlieferanten benachteiligt. So wurde verhindert, dass Powerpipe als Nichtmitglied ihren Verpflichtungen für das Fernwärmenetz Leipzig-Lippendorf nachkam und fristgerecht liefern konnte. Die Untersuchungskommission hat diese teils schriftlichen Absprachen festgestellt. Mitglieder dieses Kartells waren europäische Hersteller die teils auch heute existieren wie z. B. Logstor, isoplus, Starpipe, Brugg, Ke-kelit. Das Kartell war nebst Deutschland auch in Österreich und der Schweiz tätig und agierte später auch international. Die Geschäftsführer trafen sich als „Elefantengruppe“ und bestimmten die Quoten und zukünftige Marktanteile jeweiliger Mitglieder. Die Entscheidung des Gerichtshofs bestätigte die Tätigkeiten der Kartellmitglieder. Die geschädigte Firma Power-pipe überstand den Prozess nicht. Rohrhersteller, die sich auf reine Kunststoffleitungen fokussierten, blieben stets außerhalb des Kartells. Das Kartell wurde selbst nach den Nachprüfungen der Staatsanwaltschaft fortgesetzt, was auch im Urteil festgehalten wurde.<ref>Urteil des Gerichtshofes (Große Kammer) 28. Juni 2005</ref>

Situation in Deutschland

Datei:Fernwaerme freileitungen hameln.jpg
Oberirdische Fernwärmeleitungen in Hameln
Datei:Adern von Jena 02 FarbStrom-1.JPG
Die Adern von Jena, künstlerisch gestaltete Fernwärmeleitungen

Der Anteil der Fernwärme am Energiemarkt ist in den östlichen Bundesländern, wo 32 % der Haushalte mit Fernwärme versorgt werden, wesentlich höher als in den westlichen Bundesländern, wo nur 9 % der Haushalte an ein Fernwärmenetz angeschlossen sind.<ref name="agfw2006">AGFW-Branchenreport 2006 (Memento vom 15. Februar 2009 im Internet Archive)</ref>

Der Anteil der Wohnungen, die mit Fernwärme beheizt werden, wird auf etwa 14 % beziffert.<ref name="agfw2006" /> Der Marktanteil des Stroms aus der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) soll bei 7 % der Bruttostromerzeugung liegen.<ref name="agfw2006" />

1992<ref>Arbeitsbericht 2003 der Arbeitsgemeinschaft für Wärme und Heizkraftwirtschaft AGFW.</ref> 2005<ref name="agfw2006" />
Unternehmen 216 240
Netzlänge

Zur Finanzierung der dänischen Energiewende zahlen die Verbraucher seit Jahresbeginn 2013 eine „Versorgungssicherheitsgebühr“. Sie wird auf fast alle Brennstoffe fällig und steigt schrittweise bis 2020[veraltet]

Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}}.

Vorlage:Zukunft/Schon wegVorlage:Zukunft/Ohne Kategorie. Am Ende soll jeder Haushalt 174 Euro mehr fürs Heizen zahlen, für Unternehmen soll es pro Beschäftigtem 27 Euro mehr sein.<ref>Dänemark schafft Gas- und Ölheizungen ab</ref>

Situation im ehemaligen Ostblock

Auf dem Gebiet der ehemaligen Ostblockstaaten existieren in vielen Städten umfangreiche Fernwärmenetze. Dies liegt unter anderem daran, dass in den ehemaligen Ostblockstaaten keine privatrechtlichen Hemmnisse gegen den Ausbau der Fernwärme bestanden. Die Rohrleitungen waren meist von sehr schlechter Qualität auf Grund der Verwendung minderwertiger Rohstoffe. Insbesondere die verwendete Wärmedämmung aus Glas- oder Mineralfaserwolle zeichnete sich oft durch eine unverhältnismäßig hohe Wärmeleitfähigkeit und eine geringe Lebensdauer aus. Dies führte in strengen Wintern nicht selten zum Einfrieren der Leitungen, wodurch auch alle angeschlossenen Heizungen ausfielen. Begünstigt wurde das Einfrieren der Rohrleitungen dadurch, dass häufiger Freileitungen verlegt wurden, die anders als erdverlegte Rohrleitungen der Witterung ausgesetzt sind. Aktuell werden in den osteuropäischen Staaten viele Fernwärmenetze saniert und auf den heutigen Standard gebracht, weshalb mittlerweile auch dort marktnah Kunststoffmantelverbundrohre nach aktuellem europäischen Standard (EN 253) gefertigt werden.

In Russland wurde noch 1983 in den Städten Woronesch und Gorki (heute Nischni Nowgorod) angefangen, die Kernheizwerke Woronesch und Gorki zu bauen, um mit der im Reaktor entstehenden Wärme die Städte mit Fernwärme zu versorgen. Beide Projekte wurden aufgegeben. In Betrieb befindliche Anlagen, die Fernwärme aus Kernenergie in Osteuropa gewinnen, sind unter anderem in Russland das Kernkraftwerk Bilibino und in der Slowakei das Kernkraftwerk Bohunice mit dessen Anlage V2.

Nachteile

Hauptnachteil sind die hohen Energieverluste, die entlang der langen Rohrleitungen trotz Wärmedämmung auftreten. Gelegentlich versorgt Fernwärme nur die Heizung innerhalb eines Hauses; in diesem Falle muss das Warmwasser zusätzlich über einen hydraulischen oder elektrischen Durchlauferhitzer produziert werden, der seinerseits erhebliche Stromkosten verursacht. Es gibt aber auch Fernwärmeunternehmen, die diesen Nachteil beseitigt haben und neben Raumwärme auch ganzjährig Warmwasser für ihre Kunden bereiten.<ref>EVN Wärme, Kundeninformation über Warmwasserbereitung durch Fernwärme, Stand 26. Juli 2010 (Memento vom 13. Februar 2013 im Internet Archive)</ref> Ein weiterer Nachteil ist vor dem Hintergrund der Energiewende die in Deutschland geltende maximale Vertragslaufzeit von 10 Jahren.

Fernkälte

Ein großer Teil der verfügbaren Wärme wird nur in den kalten Wintermonaten benötigt. Deshalb wird nach Möglichkeiten gesucht, die Energie auch im Sommer zu nutzen. Ein sinnvolles Einsatzgebiet ist die Fernkälte. Dabei wird dem Kunden wie im Winter heißes Wasser geliefert, welches vor Ort mit Hilfe von Absorptionskältemaschinen Kälte erzeugt. Dieses Verfahren wird zurzeit für Einrichtungen mit großem Kältebedarf, zum Beispiel Krankenhäuser oder Einkaufszentren, eingesetzt. In Chemnitz gibt es einen zentralen Kältespeicher, der Einrichtungen in der Stadt versorgt.<ref>Konzept Fernkälte: Kühlung aus dem Heizkraftwerk. In: Spiegel Online. abgerufen am 3. November 2008.</ref>

Weblinks

Commons Commons: Fernwärme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references> <ref name="re">Home. Regionale Fernwärme Unteres Aaretal (REFUNA), abgerufen am 7. September 2015.</ref> </references>