Weihnachten


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Weihnachten (Begriffsklärung) aufgeführt.
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Geburt Jesu Christi, Darstellung von Lorenzo di Credi, Alte Pinakothek in München
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Weihnachtsbaum (auch: Christbaum)

Weihnachten, auch Weihnacht, Christfest oder Heiliger Christ genannt, ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Festtag ist der 25. Dezember, der Christtag, auch Hochfest der Geburt des Herrn, dessen Feierlichkeiten am Vorabend, dem Heiligen Abend (auch Heiligabend, Heilige Nacht, Christnacht, Weihnachtsabend), beginnen. Er ist in vielen Staaten ein gesetzlicher Feiertag. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen anderen Ländern kommt als zweiter Weihnachtsfeiertag der 26. Dezember hinzu, der auch als Stephanstag begangen wird.

Überblick

Datei:Hortus Deliciarum, Die Geburt Christi.JPG
Die Geburt Jesu Christi, Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (12. Jahrhundert)

Weihnachten ist mit Ostern und Pfingsten eines der drei Hauptfeste des Kirchenjahres. Die weihnachtliche Festzeit beginnt mit der ersten Vesper von Weihnachten am Heiligabend (siehe dazu auch Christvesper) und endet in der römisch-katholischen Kirche mit dem Fest Taufe des Herrn am Sonntag nach Erscheinung des Herrn. Der erste liturgische Höhepunkt der Weihnachtszeit ist die Mitternachtsmesse (siehe Christmette). Vor der Liturgiereform von 1963 erstreckte sich der Weihnachtsfestkreis, der den Advent als Vorbereitungszeit einschließt, bis zum Fest Darstellung des Herrn am 2. Februar, umgangssprachlich Maria Lichtmess oder Mariä Lichtmess genannt.

Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember erst seit 336 in Rom belegt. Wie es zu diesem Datum kam, ist umstritten. Diskutiert wird eine Beeinflussung durch den römischen Sonnenkult: Kaiser Aurelian hatte den 25. Dezember im Jahr 274 als reichsweiten Festtag für Sol Invictus festgelegt; zwischen diesem Sonnengott und „Christus, der wahren Sonne“ (Christus verus Sol) zogen die Christen früh Parallelen.<ref>Vgl. Mal 3,20 EU</ref>

Christen und Nichtchristen feiern Weihnachten heute meist als Familienfest mit gegenseitigem Beschenken; dieser Brauch wurde seit 1535 von Martin Luther als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken.<ref>Rudolf Öller: 2004 Martin Luthers Christkind; in: Welt der Naturwissenschaften, Ausgabe Dezember 2004; dieser Aufsatz beruht z. Teil wörtlich (ohne Quellenangabe) auf: Manfred Becker-Huberti: Feiern − Feste − Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Herder Verlag, Sonderausgabe, Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 3-451-27702-6, S. 149–151; vgl. S. 104f., S. 53f., S. 66f. (1. Auflage: 1998, mit anderer Seitenzählung).</ref> In römisch-katholischen Familien fand die Kinderbescherung weiterhin lange Zeit am Nikolaustag statt. Hinzu kamen alte und neue Bräuche verschiedener Herkunft, zum Beispiel Krippenspiele seit dem 11. Jahrhundert, zudem der geschmückte Weihnachtsbaum (16. Jahrhundert), der Adventskranz (1839) und der Weihnachtsmann (19. Jahrhundert). Dieser löste in Norddeutschland das Christkind und den Nikolaus als Gabenbringer für die Kinder ab. Viele Länder verbinden weitere eigene Bräuche mit Weihnachten. Der Besuch eines Gottesdienstes am Heiligen Abend ist auch bei Nicht-Kirchgängern oder Konfessionslosen weit verbreitet.

Etymologie

Der früheste Beleg für den Ausdruck „Weihnachten“, zusammengesetzt aus der adjektivischen Wendung ze wihen nahten, stammt aus der Predigtsammlung Speculum ecclesiae um 1170.<ref>Weihnacht. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).</ref>

„diu gnâde diu anegengete sih an dirre naht: von diu heizet si diu wîhe naht.“

„Die Gnade (Gottes) kam zu uns in dieser Nacht: deshalb heißt diese nunmehr Weihnacht.“

Aus der gleichen Zeit (um 1190) stammt das Gedicht des bayerischen Dichters Spervogel:<ref>Karl Lachmann, Moriz Haupt (Hrsg.): Des Minnesangs Frühling; Leipzig 1857, S. 28</ref>

„Er ist gewaltic unde starc, der ze wihen naht geborn wart: daz ist der heilige krist.“

„Er ist gewaltig und stark, der zur Weihnacht geboren ward: Das ist der Heilige Christ.“

Das erste Wortglied weih wird von germanisch wīʒja, wīha ‚heilig‘ aus der Grundform des Verbs *wīʒjan ‚weihen‘, und des Weiteren aus der indogermanischen Wortwurzel *ueik ‚aus-, absondern, weihen‘ abgeleitet. Für die deutsche Sprache wichtige ableitende Formen sind: gotisch weih-s, althochdeutsch, altsächsisch wîh und mittelhochdeutsch wî(c)h und das schwache Verb wîchen. Das Wort kann also mit „heilige Nacht“, beziehungsweise eher als „heilige Nächte“ übersetzt werden, da zum einen das zweite Wortglied -naht hier an die alte Zeiteinteilung vom Tag mit Beginn der Nacht ansetzt (englisch fortnight ‚vierzehn Tage“ aus altenglisch fēowertyne niht) und zum anderen der Plural auf mehrere Feiertage in Bezug auf die altkirchliche Tradition der „zwölf Weihnachtstage“ vom 25. Dezember bis Epiphanias am 6. Januar hinweist. Darüber hinaus ist weih, beziehungsweise die germanische Grundform mit lateinisch victima ‚Opfertier‘ verwandt, wie auch die Bezeichnung der Kultstätten, zum Beispiel altnordisch Ve.<ref>Alf Torp, Hjalmar Falk: Wortschatz der germanischen Spracheinheit. In: Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen Teil 3; August Fick (Hrsg.); V&R, Göttingen 1909. S. 408 f.</ref><ref>Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. Auflage. W. de Gruyter, Berlin – New York, 1995. S. 881-2</ref><ref>Vladimir Orel: Handbook of Germanic Etymology. Brill Verlag, Leiden – Boston 2003. ISBN 90-04-12875-1. S. 465</ref><ref>Oskar Schade: Altdeutsches Wörterbuch Bd. 2. Halle/Saale 1882. S. 1150 f.</ref>

Schon früh wurde dagegen die Vermutung geäußert, dass der Name vorchristlichen Ursprungs sei: „das dieser heydnisch nam weist in ihren Bezügen eine ganze Reihe von Anspielungen auf: Die Wurzel Jesse, Dan 2,45 LUT: Maria ist der unbehauene Berg, die Geburtshöhle ihr Schoß. „Ohne Zutun eines Menschen brach ein Stein los.“ Weihnachten wird mit Ostern in Beziehung gesetzt. Die Höhle ist auch Sinnbild seines Grabes. Der Kirchenvater Irenäus verglich die Menschwerdung Christi mit seiner Höllenfahrt zwischen Tod und Auferstehung.<ref>Konrad Onasch: Das Weihnachtsfest im orthodoxen Kirchenjahr; Berlin: Evangelisch Verlags-Anstalt, 1958; S. 177 ff.</ref> Als Präfigurationen der Jungfräulichkeit Mariens gelten vor allem: Der brennende Dornbusch (ExEU). So wie die Flamme den Dornbusch nicht verzehrte, so versehrte die Empfängnis nicht die Jungfräulichkeit.<ref>Schiller 1966, Abb. 171</ref> Felizetti beschreibt eine Ikone im Sinaikloster aus dem 14. Jahrhundert, auf der Maria selbst in den brennenden Dornbusch gestellt ist.<ref>Felicetti 1956, S. 53</ref> Dann der grünende Aaronstab (Num 17,23 EU), da Aarons Stab Blüten trug, ohne gepflanzt worden zu sein. Dann Gideon mit dem Vlies (Ri 6,37 EU), denn dies war das Zeichen der Berufung Gideons zu Rettung seines Volkes und symbolisierte das Wirken des Heiligen Geistes an Maria. Dann Ezechiel vor der verschlossenen Pforte (Hes 44,2 EU) ebenfalls als Symbol der Jungfräulichkeit Mariens. Diese vier Präfigurationen wurden bereits im 9. Jahrhundert in der byzantinischen Kunst entwickelt und kamen später auch ins Abendland. Sie finden sich auf Tafelbildern des 15. Jahrhunderts, wo sie um die Darstellung der Geburt Christi herum gruppiert werden, so zum Beispiel auf der Mitteltafel des Flügelaltars im Kloster Sams.<ref>Henrik Cornell: The Iconography of the Nativity of Christ; Uppsala 1924; Abb. 46</ref>

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Abb. 3: Isenheimer Altar

Auch die antike Ikonographie der Mysterienkulte, die ebenfalls die Geburt eines Gottes kannten, hatte Einfluss auf die frühen christlichen Darstellungen, wie gewisse Parallelen zu antiken Darstellungen zur Geburt Alexanders oder des Dionysos zeigen.<ref>Schmid 1890 S. 94</ref><ref>Weitzmann 1951, S. 38 ff.</ref> Auf einem Elfenbeinrelief um 550 zeigt die Hebamme Salome Maria ihre verdorrte Hand. Die Haltung Mariens, liegend, halb aufgerichtet mit der linken Hand am Kinn ist sehr ähnlich der halb liegenden und halb sitzenden Semele bei der Geburt des Dionysos auf einer Elfenbeinpyxis in Bologna.

Am Anfang fehlt auf vielen Bildern Maria, häufiger noch Josef. Die Jungfrau Maria wurde erst zum zweiten Schwerpunkt, als das Konzil von Ephesus sie 431 als „Gottesgebärerin“ bezeichnete. In der byzantinischen Ikonographie kommt den beiden Geburtshelferinnen eine besondere Bedeutung zu, die das Kind baden und die Einmaligkeit der Jungfrauengeburt Marias bezeugen. Meist liegt Maria auf einer Liege (κλίνη), was den menschlichen Geburtsvorgang betonen soll. Die Szene wird oft in einer Grotte dargestellt. Josef ist, einer Überlieferung folgend, meist wesentlich älter als Maria und steht schützend im Hintergrund. Frühchristliche und byzantinische Bilder der Geburt Christi sind wesentlich seltener als die mit Sterndeutern und Hirten, also der Epiphanie. Typisch für den byzantinischen Einfluss in Italien ist das Bild von Duccio di Buoninsegna. Der Unterschied zur rein byzantinischen Darstellung liegt in der Darstellung der persönlichen Beziehungen der Personen auf dem Bild untereinander. Die wachsende Marienfrömmigkeit und die franziskanische Spiritualität führten später dazu, dass bereits in der Hochgotik die frühere etwas distanzierte Darstellung zwischen Maria und dem Jesuskind einer innigeren Verbindung zwischen beiden wich und einer natürlicheren Darstellung Platz machte. Damit änderte sich auch die Rolle Josefs, der eine aktivere Rolle zugewiesen bekam. Typisch für diese Darstellungsweise ist die Anbetungsszene von Giotto di Bondone.

Datei:Albrecht Altdorfer - The Adoration of the Magi - Städel.jpg
Abb. 4: Die Anbetung der heiligen drei Könige

Im 14. Jahrhundert häufen sich Darstellungen, in denen Maria und Josef beiderseits des Kindes auf dem Boden sitzen. Am Ende des 14. Jahrhunderts fließen genrehafte Motive in das Bildmaterial ein. Josef bereitet für Mutter und Kind ein Essen, oder er wärmt sich die Hände an einem Ofen. Auch das Herstellen von Windeln oder das Trocknen von Windeln durch Josef wird darstellenswert. In der Spätgotik ist nicht mehr die Darstellung der Kindheitsgeschichte als solche Ziel der Darstellung, sondern die meditative Betrachtung der Menschwerdung. Es bildet sich eine Tendenz zum Andachtsbild heraus. Der Anbetungstypus entwickelt sich bis zum 16. Jahrhundert zum vorherrschenden Motiv. Ein besonderer Höhepunkt ist das theologisch-spekulativ ausgestaltete Geburtsbild von Matthias Grünewald auf der zweiten Schauseite des Isenheimer Altars (Abb. 3) und die Anbetung der Sterndeuter von Albrecht Altdorfer (Abb. 4).

Verbot

In Somalia wurde im Dezember 2015 das Weihnachtsfest mit der Begründung verboten, dass es sich um ein muslimisches Land handle, welches "null Toleranz" gegenüber nicht islamischen Festen habe.

Musik

Die weihnachtliche Kirchenmusik hat ihren Ursprung in der Ausgestaltung der drei Heiligen Messen, die an diesem Tag gefeiert werden dürfen (eigene Hymnen und Responsorien sind bereits seit frühchristlicher Zeit bekannt) sowie dem Gloria der Engel bei den Hirten auf dem Felde, von dem das Lukasevangelium 2,14 berichtet.

Weihnachtslieder

Hauptartikel: Weihnachtslied

Im Christentum bildete sich seit dem Mittelalter ein Bestand an speziellen volkstümlichen Weihnachtsliedern heraus. Die deutschen Weihnachtslieder wurden durch Martin Luther bereichert. Von ihm stammen Gelobet seist du, Jesu Christ (Strophe 2 bis 7), Vom Himmel hoch, da komm ich her (Text und Melodie) und Vom Himmel kam der Engel Schar (Text und Melodie).

Mit Versionen in etwa 300 Sprachen und Dialekten hat das 1818 erstmals aufgeführte Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht die größte Verbreitung gefunden; der Text stammt von Joseph Mohr, die Melodie von Franz Xaver Gruber. Ebenfalls weltweit bekannt ist das Lied O du fröhliche (Text: Johannes Daniel Falk und Heinrich Holzschuher, Melodie nach dem italienischen Marienlied „O sanctissima, o purissima, dulcis virgo Maria“). Im englischsprachigen Raum ist We wish you a merry christmas hervorzuheben, es bestehen aber auch traditionelle Bräuche wie das Singen von Carols (alte englische Weihnachtslieder). Jingle bells ist allerdings kein Weihnachts-, sondern ein Winterlied ohne jeden Bezug auf den christlichen Kern des Festes.

Klassische Musik

Besondere weihnachtliche Kompositionen sind zum Teil bis heute bekannt und beliebt, zum Beispiel die Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz, J. S. Bachs Weihnachtsoratorium, ferner die auf Weihnachten bezogenen Teile des Messias von Georg Friedrich Händel. Auch Carl Heinrich Graun, J. G. Rheinberger, Engelbert Humperdinck, L. H. Berlioz, C. Saint-Saëns, F. Martin und Giselher Klebe haben Weihnachtsmusik verfasst. Vom Barock bis ins 21. Jahrhundert wurden Weihnachtskantaten komponiert.

Populäre Musik

Der überlieferte Bestand an Weihnachtsliedern, der ursprünglich nur im Kontext von Familie und Kirche gesungen wurde, gehörte bald auch zum Repertoire der Straßenmusikanten. Im letzten Jahrhundert begannen dann auch Kaufhäuser sowie Funk und Fernsehen sie zur Einstimmung und gezielten Werbung einzusetzen.

Neue, der Popmusik zuzurechnende Weihnachtslieder befassen sich textlich in den meisten Fällen nicht mit dem Kern der Weihnachtsbotschaft, sondern beschränken sich auf andere Aspekte wie zum Beispiel das Besingen der Weihnachtsvorfreude. Vielfach ist den Stücken leicht anzumerken, wie sie das spezifisch Christliche bewusst zugunsten einer weltanschaulichen Unbestimmtheit ausklammern (zum Beispiel The Spirit of Christmas). Häufig sind es nur noch reine Winterlieder (wie Let it snow von Frank Sinatra und das bekannte Jingle Bells) oder sogar normale Liebeslieder (wie Last Christmas von Wham!), in denen lediglich einige Klangeffekte zum Einsatz kommen, die gemeinhin mit der Weihnachtszeit assoziiert sind (Schlittenglöckchen, Chöre, Orgeln usw.)

Diese Tendenz der inhaltlichen Abkehr von den Wurzeln und pantheistische Überhöhung war allerdings schon bei vielen Liedern des 19. Jahrhunderts zu beobachten, so unter anderem bei Lasst uns froh und munter sein oder Kling, Glöckchen, klingelingeling.

Bei Hohe Nacht der klaren Sterne handelt es sich um ein nationalsozialistisches „Weihnachtslied“, das 1936 von Hans Baumann, damals Referent der Reichsjugendführung, veröffentlicht wurde. Dieses intentional antichristliche Lied sollte Lieder wie Stille Nacht, heilige Nacht verdrängen.<ref>Michael Fischer: Hohe Nacht der klaren Sterne. In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. 2007. Abgerufen am 26. Dezember 2010.</ref>

Literatur

In der abendländisch, christlich geprägten Literatur wird die Weihnachtsgeschichte, die (Vor-)Weihnachtszeit oder auch nur das Weihnachtsfest selbst seit Jahrhunderten thematisiert, sei es am Rande als zeitlich bestimmender Fixpunkt eines (fiktiven) Ereignisses, das dadurch einen bewusst evozierten Beiklang bekommt, oder sei es gleich als beispielhafte Umdeutung eines jeweils aktuellen Zeitgeschehens in familiären oder auch gesellschaftlichen Zusammenhängen. Das kann dann als ernsthafte Auseinandersetzung mit der neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte, aber auch als kritische, sich an den Auswüchsen der Feierlichkeiten reibende Polemik nachzulesen sein.

Beispielhaft seien hier Klassiker genannt wie die Märchen A Christmas Carol (dt. „Eine Weihnachtsgeschichte“) von Charles Dickens oder Bergkristall von Adalbert Stifter. Neben den märchenhaft besinnlichen Erzählungen und Romanen dieser Tradition hat sich die Spannbreite der Genres seit Mitte des 20. Jahrhunderts unter anderem auch um satirische Erzählungen wie Nicht nur zur Weihnachtszeit von Heinrich Böll bis hin zu Kriminalromanen oder -anthologien mit Titeln wie Blutiges Fest<ref>Stephen Laws: Blutiges Fest. Roman. München 1993, ISBN 3-426-70005-0.</ref> oder Eiskalte Weihnachten<ref>Richard Dalby (Hrsg.): Eiskalte Weihnachten. Geschichten von Mord und Totschlag. München 1993, ISBN 3-426-67025-9.</ref> erweitert.

Unzählig sind die sich hierbei von vorneherein an Kinder und Jugendliche wendenden Geschichten, angefangen mit Klassikern wie Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz und Nußknacker und Mausekönig von E.T.A. Hoffmann über Weihnachten im Stall von Astrid Lindgren bis hin zu den neueren Erzählungen Das Weihnachtsgeheimnis und Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort von Jostein Gaarder. Lotet das letztgenannte Buch von Jostein Gaarder die Thematik mit durchaus tragischen Momenten auf Leben und Tod aus, geht es vielen Kinder- und Jugendbuchautoren zumeist schlicht darum, die kindlichen Erwartungen an das „Gabenfest“ mit dem „eigentlichen“ Sinn weihnachtlicher Nächstenliebe korrespondieren zu lassen – in den Bilderbüchern für die ganz jungen Leser bzw. Zuhörer rückt dann nicht selten anstelle des Christkindes oder des Nikolaus der zu Werbe- und Gabenträgern gewordene Weihnachtsmann in den Vordergrund. Im siebten und letzten Band der Harry Potter-Reihe erlebt der Titelheld Weihnachten auf der Flucht – jedoch ist in diesem Band wie in den Bänden zuvor das Weihnachtsfest nur auf die Muggelwelt bezogen und dient ansonsten sinnentleert als reine Zeitangabe für eine Ferienzeit der Hogwarts-Schüler.<ref>Rezension zu Harry Potter und die Heiligtümer des Todes von Hilal Sezgin in: Die Zeit, Ausgabe Nr. 31 vom 26. Juli 2007</ref>

Medien

Einzelne Forschungen befassen sich mit der journalistischen Wahrnehmung des Christfestes in Zeitungen und Zeitschriften der Bundesrepublik. Edgar Sebastian Hasse untersuchte in seiner theologischen Studie Weihnachten in der Presse<ref>Edgar Sebastian Hasse; Johanna Haberer, Friedrich Kraft, Ronald Uden (Hrsg.): Weihnachten in der Presse: komparative Analysen der journalistischen Wahrnehmung des Christfestes anhand der „Weihnachtsausgaben“ ausgewählter Tageszeitungen und Zeitschriften (1955 bis 2005); Studien zur christlichen Publizistik, 19; Christliche Publizistik Verlag Erlangen, 2010; ISBN 978-3-933992-20-8. Zugleich Greifswald, Univ., Diss., 2005</ref> die Frage anhand von elf verschiedenen publizistischen Einheiten – darunter Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Bild, Stern, Spiegel, Focus, Bravo und Playboy – über einen Zeitraum von 50 Jahren. Weihnachten stellt sich in den Printmedien von 1955 bis 2005 als Assemblage von Genuss und Geschenken dar. Das christliche Themenspektrum kommt in den Medien um die Hälfte weniger vor als das Konsum-, Bescher- und Kulinaria-Schema. Das Paradigma der Menschwerdung verschwindet immer mehr. Spezifisch weihnachtliche Themen verlieren in Zeitungen und Zeitschriften in den vergangenen 50 Jahren an Gewicht. Sie werden zunehmend durch andere, nicht weihnachtlich konnotierte Themen ersetzt.

Siehe auch

Portal Portal: Weihnachten – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Weihnachten

Literatur

  • Joseph Ratzinger-Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Prolog. Die Kindheitsgeschichten. Herder, Freiburg im Breisgau 2012; ISBN 978-3-451-34999-7 (allgemeinverständlich).
  • Oscar Cullmann: Die Entstehung des Weihnachtsfestes und die Herkunft des Weihnachtsbaumes; Quell, Stuttgart 19944; ISBN 3-7918-2326-4 (solide und allgemeinverständliche Erklärung des Weihnachtsfestes aus christlicher Sicht)
  • Alexander Demandt: Der Ursprung des Weihnachtsfestes. In: Alexander Demandt: Sieben Siegel. Essays zur Kulturgeschichte. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2005; ISBN 3-412-20305-X; S. 1–18 (wissenschaftlich anspruchsvolle und zugleich allgemein verständliche Studie zu den altorientalisch-jüdischen, antik-christlichen und germanisch-deutschen Wurzeln des Weihnachtsfestes)
  • Franz Joseph Dölger: Natalis Solis Invicti und das christliche Weihnachtsfest; in: Antike und Christentum 6 (1976), S. 23 ff.
  • Richard Faber, Esther Gajek (Hrsg.): Politische Weihnacht in Antike und Moderne. Königshausen und Neumann, Würzburg 1997; ISBN 3-8260-1351-4
  • Hans Förster: Die Anfänge von Weihnachten und Epiphanias: Eine Anfrage an die Entstehungshypothesen, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 3-16-149399-0
  • Hans Förster: Weihnachten – Eine Spurensuche; Kadmos, Berlin 20052; ISBN 3-931659-47-X
  • Edgar S. Hasse: Weihnachten in der Presse. Komparative Analysen der journalistischen Wahrnehmung des Christfestes anhand der „Weihnachtsausgaben“ ausgewählter Tageszeitungen und Zeitschriften (1955–2005); Christliche Publizistik Verlag, Erlangen 2010, ISBN 978-3-933992-20-8.
  • Gerald Huber: Rauhe Nächte, stille Tage. Eine bayerische Zeitreise zu den Wurzeln der Weihnacht, Societätsverlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-7973-1238-9 (allgemeinverständliche Geschichte Weihnachtens mit bayerischem Schwerpunkt)
  • Wolfhart Pannenberg: Mythos und Dogma im Weihnachtsfest; in: Walter Haug, Rainer Warning (Hrsg.): Das Fest; Poetik und Hermeneutik, 14; Fink, München 1989, S. 53–63; ISBN 3-7705-2577-9;
  • Marius Reiser: Wie wahr ist die Weihnachtsgeschichte? In: Erbe und Auftrag, Band 79 2003, S. 451–463.
  • Susan K. Roll: Toward the Origins of Christmas. William B Eerdmans Publishing, Kampen 1995; ISBN 978-90-390-0531-6
  • Susan K. Roll: Christmas then and now, in: Worship 73 (1999), S. 505–521.
  • Susan K. Roll: Weihnachten/Weihnachtsfest/Weihnachtspredigt. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017781-1, S. 453–468.
  •  Susan K. Roll: Weihnachten. I. Liturgiegeschichtlich u. liturgisch. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 10. Auflage. Band 1017–1020, Herder, Freiburg im Breisgau.
  • Tanja Roos: Alle Jahre wieder? Weihnachtliche Konsumstrukturen im Wandel: ein Kölner Beispiel, Tectum, Marburg 2013, ISBN 978-3-8288-3185-8 (Dissertation Uni Köln 2012, 288 Seiten).
  • Walter Schmithals: Weihnachten. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006; ISBN 978-3-525-63372-4
  • Thomas Schumacher: Geschichte der Weihnachtsgeschichte. Ein historischer und theologischer Schlüssel. Pneuma, München 2012, ISBN 978-3-942013-12-3
  • Bernd Stauss: Optimiert Weihnachten – Eine Anleitung zur Besinnlichkeitsmaximierung. Gabler, Wiesbaden 2008; ISBN 3-8349-1320-0
  • Ingeborg Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest: eine Kultur- und Sozial-Geschichte der Weihnachtszeit. Bucher, Luzern, Frankfurt am Main 1978; ISBN 3-7658-0273-5
  • Lily Weiser-Aall: Weihnacht; in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 9, Weltbild, Augsburg 2005 (Erstausgabe: de Gruyter, Berlin 1941), ISBN 3-8289-0808-X.

Weblinks

Commons Commons: Weihnachten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource Wikisource: Weihnachten – Quellen und Volltexte
Wiktionary Wiktionary: Weihnachten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />