Genetische Klimaklassifikation


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Als genetische Klimaklassifikation wird die Einteilung der Erde in verschiedene Klimazonen nach der Lage eines bestimmten Ortes innerhalb der globalen Zirkulation der Atmosphäre bezeichnet. Das Hauptkriterium für die Bildung der Klimaklassen sind dabei die globalen Windzirkulationssysteme.

Im Gegensatz zur genetischen Klimaklassifikation geht die effektive Klimaklassifikation (Troll/Paffen, Köppen/Geiger) von den tatsächlich (effektiv) auf der Erdoberfläche vorfindbaren Äußerungen des Klimas in Form von Temperaturwerten, Niederschlagswerten, der vorhandenen Vegetation (die ja primär von den gegebenen Klimabedingungen abhängt) usw. als Argumenten für die Klasseneinteilung aus.

Genetische Klassifikation nach Flohn und Neef

Hermann Flohn, der in den 1950ern wohl die bekannteste genetische Klimaklassifikation entwickelte (weiterentwickelt von Ernst Neef), unterscheidet hierzu vier globale Zirkulationssysteme:

Des Weiteren unterscheidet Flohn noch drei Übergangsklimate, die durch die jahreszeitliche Verschiebung der globalen Zirkulationssysteme zustande kommen:

  • Das Randtropenklima mit sommerlichem Zenitalregen und winterlichem Passat
  • die subtropische Winterregenzone mit winterlichen Westwinden und sommerlichem Subtropenhoch (Mittelmeer)
  • die subpolare Zone mit winterlichem polaren Ostwind und sommerlichem Westwind

Die der genetischen Klimaklassifikation zu Grunde liegende Annahme ist, dass je nach Lage eines Ortes innerhalb dieser vier globalen Windsysteme das lokale Klima primär von diesen Windsystemen beeinflusst sein müsste. Es wird also angenommen, dass das Klima eines Ortes vorherrschend durch das System der globalen Windzirkulation (mit all seinen Implikationen) generiert wird. Der Fokus liegt also auf der Entstehung (Genese) des Klimas aus der globalen Zirkulation der Atmosphäre, daher der Name „genetische“ Klimaklassifikation.

Einen hohen Bekanntheitsgrad genießt auch die von Flohn in Zusammenhang mit der genetischen Klimaklassifikation entworfene Klimarübe, die ausgehend von einem hypothetischen Idealkontinent die Klimazonen der Erde in idealisierter Weise veranschaulicht. Es wird dabei angenommen, dass die Landmassen nicht in Gestalt der normalen Kontinente erscheinen, sondern eine zusammenhängende Fläche bilden, die entlang jedes Breitenkreises genau diejenige Ausdehnung hat, die dem jeweiligen Landanteil auf diesem Breitenkreis entspricht. Man erhält auf diese Weise einen hypothetischen Kontinent, der wie eine auf dem Kopf stehende Birne oder Rübe aussieht. Daher der Name „Klimarübe“. Auf der Klimarübe werden dann die Klimazonen abgetragen, die sich sichtbar eng an die Gürtel der globalen Windsysteme anlehnen.

Genetisch-dynamische Klassifikation nach Terjung und Louie

Eine weitere grundlegendere Art der Klassifikation ist die genetisch-dynamische Klimaklassifikation, die die Energiebilanz (Strahlungsbilanz) als Grundlage der Zonierung nimmt. Diese Einteilung wurde zwar durch W. H. Terjung und S. F. S. Louie erst 1972 vorgenommen, kann aber als Einführung zur genetische Klassifikation gesehen werden, welche auf der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre und den damit verbundenen Windgürteln basiert, womit die genetisch-dynamische an einer tieferen Stufe der Beschreibung ansetzt. Dabei werden aufgrund der unterschiedlichen Bilanz für verschiedenen Erdbereiche, die nicht nur auf der Nettoein- und Ausstrahlung sondern auch auf dem Wärmehaushalt (Fühlbare Wärme, Verdampfungswärme, Wärmeabgabe der Ozeane etc.) im Jahreslauf basieren, sechs Gruppen wie folgt ausgegliedert:

  • tropische A-Klimate: maximale Energieaufnahme bei geringer Schwankung und hohen absoluten Werten;
  • subtropische B-Klimate: hohe Energieaufnahme bei mittleren Schwankungen;
  • C-Klimate der mittleren Breiten kontinentaler Prägung: große Energieeinnahme bei großen Schwankungen;
  • D-Klimate der mittleren Tropen: mittlere Aufnahme bei sehr geringen Schwankungen;
  • E-Klimate maritimer Prägung: mittlere Ein- und Aufnahme bei mittleren Schwankungen meist durch den Energietransport mit Zyklonen;
  • polare G-Klimate: minimale Energiemengen bei großem Schwankungsbetrag.

Ernst Neef ordnete das Klima in vier stetige und drei alternierende Klimazonen ein. Unter stetig versteht man, dass das Klima über das Jahr hinweg gleich bleibt, hingegen unter alternierend versteht man einen steten Wechsel von z.B. Windrichtungen, oder Druckgebieten. Von Vorteil waren auch feine Unterschiede, wie die Berücksichtigung eines maritimen Einflusses, oder der Höhenklimate. Problem war jedoch, dass die Abgrenzung zwischen den einzelnen Zonen schwer definierbar ist.

Literatur

  • H. Flohn: Witterung und Klima in Mitteleuropa. 2. Auflage. Forschungen zur Deutschen Landeskunde, 78, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1954.
  • W. H. Terjung, S. S-F. Louie: Energy input-output climates of the world. In: Archiv. Met. Geophys. Biokl. B 20, 1972, S. 127–66.

Weblinks