Geopark Porphyrland
Der Geopark „Porphyrland. Steinreich in Sachsen“ (Kurzform Geopark Porphyrland) ist ein im Jahr 2006 gegründeter und seit 2014 zertifizierter Nationaler Geopark in Deutschland und liegt ca. 20 km östlich von Leipzig und ca. 70 km nordwestlich von Dresden. Träger ist der „Geopark Porphyrland. Steinreich in Sachsen e.V.“ mit Sitz in Grimma.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Geopark umfasst Bereiche des Nordsächsischen Platten- und Hügellandes, des Mittelsächsischen Lösshügellandes und des Mulde-Lösshügellandes mit einer Gesamtfläche von ca. 1.200 km². Die Region erstreckt sich von Thallwitz im Norden über Wurzen, Grimma und Colditz nach Rochlitz im Süden. Wermsdorf und Mügeln markieren die östliche Grenze, Brandis und Naunhof bilden die westliche Abgrenzung des Geoparkareals. Das Gebiet umfasst Teile der Landkreise Leipzig, Nordsachsen und Mittelsachsen.
Regionale Geologie
Der Geopark Porphyrland befindet sich auf dem Gebiet des Nordwestsächsischen Vulkanitkomplexes. Vor etwa 300 bis 275 Millionen Jahren entstanden hier im Rotliegend mehrere hundert Meter mächtige Rhyolithe/Rhyodazite verschiedenster Varietäten, häufig in ignimbritischer Ausbildung und im Zusammenhang mit der Bildung von größeren Calderen. Diese Gesteine stehen durchweg oberflächennah an. Ablagerungen des Zechstein und Mesozoikum spielen nur untergeordnete Rollen. Das Gebiet wurde im Tertiär und Quartär überprägt.
Bei den verschiedenartigen Vulkangesteinen, die sich im Rotliegend bildeten (allgemein oft unter dem Namen „Porphyre“ zusammengefasst), handelt es sich im Wesentlichen um Gesteine aus Lavaergüssen und um mehr oder weniger verschweißte Ignimbrite. Die Gesteine lagern diskordant über dem variszisch gefalteten Untergrund.<ref>Krüger, A., Heidenfelder, W., Hess, V., Rascher, J. (2011): Sachsen trägt Porphyr – geologische Besonderheiten und geotouristische Potentiale eines geplanten Geoparks im Muldenland. SDGG, 76 - Geotop 2011, S. 47-48</ref>
Feucht-warmes Klima in der späten Kreide und zu Beginn des Tertiär hat die oberflächennah anstehenden Rhyolithe tiefgründig verwittert und ursprünglich bis zu mehr als 100 m mächtige Kaolindecken gebildet.<ref>Krüger, A., Heß, V., Schilke, H., Heidenfelder, W., Anger, H. (2013): Weißes Gold aus Sachsen – Kaolinvorkommen und deren Inwertsetzung im Geopark Porphyrland. In: SDGG, Heft 81, S. 46-55</ref>
Während des Tertiär, etwa zwischen 25 und 20 Millionen Jahren vor heute, befand sich Nordwestsachsen am Rand der Paläo-Nordsee, in der sich Sande, Schluffe und Tone ablagerten und sich Braunkohlen bildeten.<ref>Rascher, J. (2009): Braunkohlen. In: Pälchen, W. (Hrsg.): Geologie von Sachsen II - Georessourcen, Geopotentiale, Georisiken. – E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele & Obermiller), Stuttgart, S. 24-51</ref>
Durch die Heraushebung des Erzgebirges zwischen Plio- und Pleistozän wurden fluviatile Prozesse und Ablagerungen landschaftsbildend.<ref>Eißmann, L. & Litt, T. (1994): Das Quartär Mitteldeutschlands. Ein Leitfaden und Exkursionsführer. Mit einer Übersicht über das Präquartär des Saale-Elbe-Gebietes. In: Altenbg. nat. wiss. Forsch. 7, S. 1-458</ref> <ref>Wolf, L. & Alexowsky, W. (2008): Quartär. In: Pälchen, W. & Walther, H. (Hrsg.): Geologie von Sachsen. Stuttgart, S. 419-462</ref>
Die Inlandeisgletscher aus Elster- und Saalekaltzeit bewirkten im Quartär eine Überformung der Vulkanite und des tertiären Deckgebirges. Die heutige hügelige Landschaft wurde während der Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten herausmodelliert, als sich Lockersedimente wie Kiese, Sande und Lösse abgelagert haben.<ref>Czoßek, J. (2008): Sächsischer Marmor - Der „Porphyrtuff“ von Rochlitz. In: Die Erde knallt! - Vulkane in Sachsen. Ausstellungskatalog - Museum der Westlausitz Kamenz., S. 11-21</ref> <ref>Junge, F. W. & Baudenbacher, R. (2001): Die erdgeschichtliche Entwicklung zwischen Erzgebirge, Saale und Elbe. In: Exkursionsführer Mitteldeutschland., S. 189-199</ref> Die Entdeckung der Wind- und Gletscherschliffe auf den Porphyraufragungen in den Hohburger Bergen waren ausschlaggebend für die Formulierung der Eiszeittheorie. <ref> Heidenfelder, W., Krüger, A., Sagawe, A. (2012): Der letzte Schliff: Die Bedeutung der Gletscherschliffe im sächsischen Geopark Porphyrland für die Entstehung der Inlandeistheorie und für den regionalen Geotourismus. In: SDGG, Heft 79, S. 20-31, 2012</ref>
Sehenswürdigkeiten
Im Geopark können zahlreiche Sehenswürdigkeiten besucht werden. Eine Auswahl ist nachfolgend dargestellt:
Geotope
- Rochlitzer Berg, Rochlitz
- Morlot-Schliffe am Kleinen Berg, Hohburg OT Lossatal
- Windschliffe am Kleinen Berg, Hohburg OT Lossatal
- Versteinerter See, Börtewitz
- Wolfsberg, Lüptitz
- Gletscherschliff am Fuße des Spielberges, Böhlitz bei Wurzen
- Gletschertal am Köppelschen Berg, Böhlitz bei Wurzen
- Gaudlitzberg, Röcknitz
- Spitzberg, Lüptitz
- Steinbruch auf dem Frauenberg, Röcknitz
- Mühlsteinbruch, Rochlitz
- Kirchbruch, Beucha bei Wurzen
- Steinbruch Breiter Berg und Weinberg, Lüptitz
- Kaolingrube Hohburg und Braunkohlenanschnitt
- Steinbruch auf dem Zinkenberg, Röcknitz
- Eulenkluft Wechselburg
Schlösser und Burgen
- Rittergut Großzschepa
- Herrenhaus Röcknitz
- Bischofsschloss Wurzen
- Schloss Thallwitz
- Burg Mildenstein
- Kloster Wechselburg
Industriedenkmale
- Steinerne Muldenbrücke (Pöppelmannbrücke) Grimma
- Sägemühle Thallwitz
- Dom „St. Marien“ Wurzen
- Postmeilensäule Wurzen
- Eisenbahnviadukt Göhren
- Steinbrecheranlage am Steinarbeiterhaus Hohburg
- Klosterruine Nimbschen
Besucherzentren (Geoportale)
Der Besucher findet über Besucherzentren, die so genannten Geoportale, Zugang zu den Sehenswürdigkeiten des Geoparks. Hier werden jeweils touristische Informationen bereitgehalten und thematisch unterschiedliche Dauerausstellungen angeboten.
- Geoportal „Zeit – Wandel – Stein“ Röcknitz
- In diesem Geoportal kann eine Ausstellung über die geologische Geschichte Nordsachsens besichtigt werden. Im Außenbereich befindet sich ein Geoerlebnisgarten mit Barfußpfad, Steinlabyrinth und einem tertiären Wald, der die geologischen Themen in der Dauerausstellung aufgreift.
- Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg
- In dem Fachwerkbau von 1802 werden die Lebensweise der Steinbrecher sowie die Geschichte der nordwestsächsischen Lebensweise der Steinindustrie anhand von Ausstellungen dargestellt. Im Außenbereich können eine funktionierende Steinbrechanlage, Lokmobile, ein Lanz-Bulldog und eine nostalgische Tankstelle besichtigt werden.
- Geoportal Porphyrhaus Rochlitzer Berg
- Im Porphyrhaus kann sich der Besucher über den Rochlitzer Porphyrtuff informieren sowie Tipps für Ausflüge in die Umgebung mitnehmen. Außerdem finden Vorträge, Workshops und Kreativangebote statt.
- Geoportal Erden der Keramik Grimma
- Das Geoportal befindet sich in der „Schaddelmühle“, einer alten Wassermühle, in der sich eine Keramikwerkstatt befindet. Das Geoportal bietet kunstkeramische und andere Ausstellungen, Kurse unter professioneller Begleitung, einen Skulpturengarten und eine Tonaufbereitungsanlage.
- Geoportal Schmalspurbahnhof Mügeln (zurzeit in Umsetzung)
- Im Schmalspurbahnhof Mügeln, einst Europas größtem Schmalspurbahnhof, wird zukünftig in einer Ausstellung und auf dem Freigelände über den Abbau, den Transport und die Ausarbeitung von Kaolin informiert.
Die Sehenswürdigkeiten und Besucherzentren sind durch (Rad-)Wanderwege wie dem „Weg der Steine“ oder dem „Porphyrlehrpfad“ auf dem Rochlitzer Berg erschlossen.
Kooperationen und Partner des Geoparks
Der Geopark Porphyrland kooperiert mit folgenden Partnern:
- Transnationale LEADER-Kooperation Geo.WERT mit
- Nationaler Geopark Inselberg – Drei Gleichen, Thüringen
- Europäischer Geopark „Erz der Alpen“, Österreich
- Klettern mit dem Deutschen Alpenverein (DAV)
- Umweltbildung mit der Volkshochschule Muldental (VHS)
- Genusspartner Förderverein Obstland
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
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