Hagebutte


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Datei:Hagebutte (Rosa canina).jpg
Hagebutte der Hunds-Rose (Rosa canina)

Als Hagebutten (auch Hägen, Hiefe, Hiffen, Hiften, Rosenäpfel, Hetschhiven, Hetscherl, Hiven, Hetschepetsche, Mehlbeere) bezeichnet man die ungiftigen Sammelnussfrüchte verschiedener Rosenarten, besonders der Hunds-Rose (Rosa canina). Der Namensteil Hag (von Hecke umgebenes Gelände) weist auf das Vorkommen der Pflanze an Hecken hin, während der zweite Teil des Namens Butte dem alten Lautstand des süddeutschen Butz, Butzen (Verdickung) entspricht.

Als Hagebutten werden landläufig auch die Wildrosen selbst bezeichnet, an denen Hagebutten wachsen (vor allem die Hunds-Rose).

Allgemeines

Datei:Rosa canina Sturm08051.jpg
Verschiedene anatomische Details der Hunds-Rose - u.a. die Hagebutte in Seitenansicht (g), Samen (i) und Hagebutte im Querschnitt (h)
Datei:Rosa canina fleur coupe schématique.svg
Schematischer Querschnitt durch die Blüte der Hunds-Rose. Der becherförmige Blütenboden (dunkelgrün), der später das Fruchtfleisch bildet, ist bereits angelegt.

Die Hagebutte ist eine Sammelfrucht, die viele kleine Nüsse enthält.

Das Fruchtfleisch der im Spätherbst geernteten Früchte entsteht aus dem fleischigen Blütenboden. Es ist süßsauer und reich an Vitaminen, insbesondere Vitamin C (Ascorbinsäure), aber auch Vitamin A, B1 und B2. Die Nüsschen der Hagebutte sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen. Daher sollten die Samen nicht mitgegessen oder -verarbeitet werden. Vor allem Kinder nutzen sie gelegentlich zum Herstellen von Juckpulver, das bei Berührung schmerzt, juckt und eine Allergie hervorrufen kann. <ref>Rosa canina L. aggr. bei Nutzpflanzen - Datenbank von Stephan Imhof (Universität Marburg)</ref>

Wildwachsende Rosen sind wertvolle Nähr- und Schutzgehölze für viele Tierarten. So bieten Hagebutten ebenso wie die Früchte von Eiben, Sanddorn und Vogelbeere eine leicht zu findende, vitaminreiche Nahrung für viele Standvögel.

Sorten und Arten

Datei:Rosa rugosa01.jpg
Blüte und meist hängende Hagebutten in verschiedenen Reifestadien der Kartoffel-Rose (rosa rugosa)
Datei:Sorbus aria-3420.jpg
Hagebutten der echten Mehlbeere (Sorbus aria)

Alle Rosenarten (Rosa) bilden Hagebutten – einige wenige Beispiele:

In Europa und Asien wird die Hagebutte angebaut, aber auch in Südamerika und Nordafrika hat sie sich verbreitet.

Verwendung

Verwendung als Lebensmittel

Datei:Hagebutte Schnee.jpg
Hagebutte im Winter

Hagebutten können roh gegessen werden, nachdem die Nüsschen entfernt wurden. Je später man sie pflückt, desto süßer sind sie. Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter am Strauch und sind meist auch noch im Frühling nach Durchfrieren problemlos genießbar.

Die Früchte können zu Mus oder Konfitüre (Hagebuttenmark) verarbeitet werden. Traditionell werden damit die fränkischen Krapfen gefüllt. Aber auch zum Würzen von Wildgerichten eignen sich Hagebutten. In Schweden wird Hagebuttensuppe als süße Suppe genossen.

Hagebutten lassen sich auch zu Fruchtwein, Likör und Aufgussgetränken verarbeiten; die meisten der im Lebensmittelhandel erhältlichen Früchteteemischungen bestehen hauptsächlich aus Hagebutten. Da reiner Hagebuttentee nicht stark gefärbt ist, enthält die „Teemischung Hagebutte“ meist einen Anteil Malve, besonders Hibiskus, als stark rotfärbende Komponente.

Verwendung als Heilpflanze

Datei:Lycopin.svg
Strukturformel von Lycopin
Datei:Rosae pseudo-fructus 211239.jpg
Getrocknete Hagenbuttenschalen und -früchte

Die getrockneten roten Beeren (die Sammelfrucht) kommen als Fructus cynosbati in den Handel, die eigentliche Frucht (die „Kerne“) als Semen cynosbati.<ref>Hagebutte. In: Giftzentrale, Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn</ref>

  • Aus der getrockneten Schale der Hagebutte kann man einen vitaminreichen Aufguss machen, der wegen seines hohen Gehaltes an Pflanzensäuren und Pektiden leicht harntreibend und abführend ist. Er eignet sich daher für die unterstützende Therapie bei Blasen- und Nierenleiden und bei Erkältungskrankheiten.<ref>Elfriede Hübner, Faszination Baum und seine Heilkräfte, Verlag: Books on Demand GmbH, S. 115</ref>
  • Das Mus eignet sich besonders wegen seiner austreibenden Wirkung und wird wie der Aufguss gegen Gicht und Rheuma verwendet.
  • Die Marmelade fördert den Appetit und ist, wie der Aufguss, reich an Vitamin C und Lycopin.<ref>Siegfried Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute: Porträts, Rezepturen, Anwendung; Verlag: Urban & Fischer bei Elsevier, S. 192</ref>
  • Aus den Kernen kann ein Hagebuttenöl gewonnen werden, welches zur Hautpflege verwendet wird. Rosa Mosqueta wird etwa aus den Kernen der chilenischen Wildheckenrose gewonnen.<ref>Dietrich Wabner, Christiane Beier, Aromatherapie: Grundlagen - Wirkprinzipien - Praxis, Urban & Fischer Verlag, S. 351</ref>
  • Das Pulver der Hagebutte kann bei Arthrose-Erkrankungen eingesetzt werden. Eine dänische Forschergruppe um Larsen identifizierte im Jahr 2003 den in der wilden Hagebutte vorkommenden aktiven Inhaltsstoff Galaktolipid, das bei Temperaturen über 40 Grad Celsius zerstört wird. Diese Forscher führten zwei Studien durch, in denen nach Einnahme von 5 g Hagebuttenpulver eine Senkung des C-reaktiven Proteins festgestellt wurde, sowie eine erhöhte Beweglichkeit des Hüftgelenks und eine Reduktion des Schmerzmittelverbrauchs um 44 %. Auffallend war der weit über das Studienende hinausgehende Langzeiteffekt.<ref>Bielenberg, Jens. Hagebutte auf dem Prüfstand. In: Pharmazeutische Zeitung. Ausgabe 6/2007.</ref> Eine Forschergruppe um Arsalan Kharazmi an der Universität Kopenhagen bestätigte 2004 die positiven Effekte einer Ernährungstherapie mit Hagebuttenpulver.<ref>Sigrun Chrubasik, Pflanzliche Entzündungshemmer:

Schmerzfrei mit einer Nahrungsergänzung? [1] auf uniklinik-freiburg.de</ref>

Sonstiges

Das Volkslied Ein Männlein steht im Walde (Hoffmann von Fallersleben) bezieht sich auf die Hagebutte.

„HG Butte“ oder auch „HGbutte“ ist ein alter Running Gag in der Bundeswehr, der noch immer gerne scherzhaft verwendet wird. Er bezieht sich auf den HG (Hauptgefreiten) Butte (Rufname), was sich schnell ausgesprochen wie „Hagebutte“ anhört.

Literatur

  • Reinhard Lieberei, Christoph Reisdorff, Wolfgang Franke (Begründer): Nutzpflanzenkunde. 8. Auflage, Thieme, Stuttgart / New York, NY 2007, ISBN 978-3-13-530408-3.

Weblinks

Commons Commons: Hagebutten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />