Han-Chinesen


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Chinesen sind im Deutschen einerseits die Staatsangehörigen Chinas, andererseits auch die Angehörigen der Han-Nationalität. Zur eindeutigen Bezeichnung der „ethnischen Chinesen“ hat sich der Begriff Han-Chinesen oder kurz Han zunehmend eingebürgert. Im Chinesischen wird klar unterschieden zwischen dem Chinesen als Staatsbürger (chinesisch 中國人 / 中国人, Pinyin Zhōngguórén ‚Mensch aus den mittleren Reichen‘) und dem „ethnischen Chinesen“ (漢族人 / 汉族人, Hànzúrén oder 漢人 / 汉人, Hànrén ‚Mensch des Han-Volkes‘).

Die Han stellen nach der Volkszählung 2010 heute etwa 91,5 % der Gesamtbevölkerung der Volksrepublik China, rund 98 % der Gesamtbevölkerung der Republik China (Taiwan) und rund 70 % der Gesamtbevölkerung Singapurs. Neben den Han-Chinesen gibt es in der Volksrepublik noch 55, in der Republik 14 weitere offiziell anerkannte Völker („Nationalitäten“); siehe Völker Chinas.

Bezeichnung

Han-Volk (chinesisch 漢族 / 汉族, Pinyin Hànzú) ist die Eigenbezeichnung der ethnischen Chinesen. Der Begriff leitet sich von der Han-Dynastie her, deren Begründer Liu Bang seinen Machtbereich am Han-Fluss aufbaute. Während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) bildete sich die Volksgruppe der Han heraus. Auch die chinesische Sprache heißt auf Chinesisch Hànyǔ (漢語 / 汉语), also „Sprache der Han“.

Auch andere Dynastien werden zur Eigenbenennung verwendet. So nannten sich Südchinesen nicht Han, sondern Tang (im südostasiatischen Ausland bis heute). Das ist insofern folgerichtig, als ihre Gebiete erst zur Zeit der Tang aus dem Norden besiedelt wurden und die autochthone Bevölkerung verdrängt oder assimiliert wurde.

Heterogenität

Die Han-Chinesen sind keine homogene Gruppe. Besonders moderne staatliche Institutionen mit ihrem Drang zur Vereinheitlichung und Zentralisierung leugnen diese Heterogenität. Diese zeigt sich jedoch z. B. an den unterschiedlichen Sprachen der chinesischen Sprachgruppe und an Bezeichnungen für Regionen und ihre Bewohner, die älter sind als die Han-Dynastie (z. B. Wu oder Shu).

Untergruppen der Han-Chinesen sind zum Beispiel:

Die Kultur der Han-Chinesen ist deshalb durch Heterogenität und Variabilität gekennzeichnet. Die eigentlichen kulturbildenden Elemente sind die gemeinsame Schrift (bei zum Teil sehr unterschiedlichen Sprachen und Dialekten) und das Bewusstsein einer gemeinsamen Geschichte und Tradition.

Geschichte

Die Geschichte verwandter ethnischer Gruppen lässt sich etwa 4000 Jahre schriftlich zurückverfolgen. Das Volk der Han-Chinesen entstand ungefähr im Zeitraum vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. Seit dem 14. Jahrhundert kam es schließlich immer wieder zu großen Wanderungsbewegungen der Han-Chinesen aus ihrem ursprünglichen Siedlungsraum.

Innerhalb Chinas stiegen die Han-Chinesen so zur dominierenden und staatstragenden Kultur auf, eine Entwicklung, welche von der Zentralregierung auch heute noch gefördert wird, zum Beispiel durch Maßnahmen der staatlichen Erziehung und gezielte Zuwanderung (Sinisierung) in Grenzregionen Chinas (Tibet, Xinjiang). So kam es in der Vergangenheit dort immer wieder zu Protesten und staatlichen Repressalien. Andererseits wurde die chinesische Geschichte vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich auch vom Volk der Mandschu beeinflusst, das immer nur eine kleine Minderheit der chinesischen Völkerfamilie darstellte, aber während der Qing-Dynastie die Geschicke Chinas lenkte.

Auch die meisten der sogenannten Überseechinesen sind Han-Chinesen. In vielen Staaten Südostasiens haben sich im Lauf der Jahrhunderte Han-Chinesen angesiedelt und bilden dort mittlerweile sehr große Minderheiten, besonders in Malaysia und Thailand (siehe auch: Chinesischstämmige Thailänder). In Singapur stellen Han-Chinesen sogar die klare Bevölkerungsmehrheit. In Kambodscha fiel ein großer Teil der han-chinesischen Minderheit der Terrorherrschaft der Roten Khmer zum Opfer. Auch in Vietnam kam es zu Verfolgungen von Han-Chinesen (Boatpeople). In Indonesien kam es nach der Machtergreifung von General Suharto zu einem Völkermord an der han-chinesischen Minderheit des Landes mit Zehntausenden von Todesopfern.<ref>Jochen Hippler, Nasr Hamid Abu Zaid, Amr Hamzawy: Krieg, Repression, Terrorismus. (PDF; 697 kB) Politische Gewalt und Zivilisation in westlichen und muslimischen Gesellschaften. ifa, Stuttgart 2006, S. 55 ff.</ref>

Berühmte Han-Chinesen

Siehe auch

Einzelnachweise

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