Hans Wildermann


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Hans Wilhelm Wildermann (* 21. Februar 1884 in Kalk;<ref name="Sterbeurkunde" /> † 1. November 1954 in Köln<ref name="Sterbeurkunde">Landesarchiv Nordrhein Westfalen, Personenstandsarchiv Rheinland, Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1954, Urkunde Nr. 3498</ref>) war ein deutscher Bühnenbildner, Maler und Bildhauer.

Leben

Hans Wildermann wurde als Sohn des Prokuristen Heinrich W. Wildermann und seiner Ehefrau Maria Wildermann, geborene Röhr geboren. Er besuchte zunächst Schulen in Recklinghausen und Köln und studierte dann in Düsseldorf, Berlin und München.

Ab 1907 lebte Wildermann wieder in seiner Heimatstadt, wo er unter Max Martersteig und dessen Dirigenten Otto Lohse an der Ausstattung der Kölner Bühnen sowie als Bildhauer arbeitete. Martersteig hatte Wildermanns Radierung Tor der Phantasie gesehen. Der Kontakt entstand dann über Lohses Ehefrau, in deren Salon sich die Theaterwelt aus Deutschland und anderen Ländern traf.<ref name="Kölnische Rundschau">Hans Wildermann und Max Martersteig. In: Kölnische Rundschau. Nr. 186a, 14. August 1955.</ref> Wildermann wirkte dann 1911 an den Opernfestspielen mit und nahm im Jahr darauf an der Kölner Sonderbund-Ausstellung teil, wo er für den Vorplatz der Ausstellungshalle am Aachener Tor die Figurengruppe „Jüngling mit Pony“ sowie „Mädchen mit Reh“ schuf<ref name="skulpturkoeln"> Museum Ludwig (Hrsg.): Skulptur in Köln. Bildwerke des 20. Jahrhunderts im Stadtbild. Köln 1988. S. 197–198.</ref>, die später bis zum Zweiten Weltkrieg in den Grünanlagen des Deutschen Rings standen.<ref>Hiltrud Kier: Die Kölner Neustadt: Planung, Entstehung, Nutzung. Abbildungen 466, 467 und 468.</ref> 1912 entstand der Mülheimer Schifffahrtsbrunnen.<ref> Birgit Schilling, Karl Heinz Thurz: Brunnen in Köln. J. P. Bachem Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7616-0936-1. S. 51.</ref>

1912 holte ihn Johannes Maurach als Gastbühnenbildner ans Stadttheater Essen. Ein Jahr später, 1913, ging er nach München, wo er auf Paul Klee traf. Danach kam es zu Zusammenarbeiten mit dem Opernhaus Berlin, dem Nationaltheater München und dem Opernhaus Leipzig. Im August 1919 folgte Wildermann wieder Maurach, der nun Intendant an den Städtischen Bühnen Dortmund war. 1920 heiratete er dann in Berlin Erna Maria Concordia Hoheisel.<ref name="Sterbeurkunde" /> Als Maurach 1922/1923 nach Nürnberg ging, folgte auch Wildermann ihm zunächst. Jedoch gelang es dem neuen Dortmunder Intendanten Karl Schäffer, Wildermann nach Dortmund zurückzuholen. 1926 wechselte Hans Wildermann nach Breslau, wo er eine Professur für Theatermalerei an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe erhielt. Ab 1936 war er Leiter des Ausstattungswesens am Breslauer Opernhaus. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten 1937 sein Triptychon „Transfiguration“ und erklärten es zur entarteten Kunst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Hans Wildermann in seine Heimatstadt Köln zurück, wo er zuletzt in Riehl unweit des Zoologischen Gartens wohnte. Am 1. November 1954 starb er in der Universitätsklinik im Stadtteil Lindenthal.<ref name="Sterbeurkunde" /> Aus seiner Ehe ging eine Tochter, Angelika, hervor.<ref name="BBD"> Ulrike Gärtner: Wildermann, Hans. In: Hans Bohrmann (Hrsg.): Biographien bedeutender Dortmunder. Menschen in, aus und für Dortmund. Band 3, Klartext, Essen 2001, ISBN 3-88474-954-4, S. 211ff..</ref>

Wildermann und der Nationalsozialismus

Schon in den 1920er Jahren verband Wildermann eine tiefe Freundschaft zu dem nationalistischen und seit 1933 nationalsozialistischen Regensburger Musikbuchverleger Gustav Bosse. Dieser ließ ihn den Almanach der Deutschen Musikbücherei (1920–1927) umfänglich bebildern und widmete ihm eine eigene Verlagslinie, Hans-Wildermann-Werke, in der schon 1923 fast das gesamte graphische Werk erschienen war. Wildermann schnitt 1936 die Anton-Bruckner-Medaille der Internationalen Bruckner-Gesellschaft<ref>siehe: Zeitschrift für Musik. 103. Jahrgang, Heft 5, Mai 1936, nach S. 544.</ref> anlässlich der Enthüllung der Büste Anton Bruckners in der Walhalla am 6. Juni 1937; ein Auftrag, der einmal mehr von Bosse ausging. Noch 1942 illustrierte er das Buch Italienische Dichtung von Dante bis Mussolini – Eine Anthologie (Gauverlag-NS-Schlesien), wurde im gleichen Jahr mit dem Buch von Siegmund Skraup Die Oper als lebendiges Theater durch die Abbildung von 35 Bühnenbildern gewürdigt. Seine Illustrationen zu „Die Schildbürger“ erschienen in der Feldpostausgabe 1942 zum 63tausendsten Mal. Zu seinem 60. Geburtstag 1944 erschien in der Zeitschrift Musik im Kriege – Organ des Amtes Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP die Hommage von Carl Niessen Hans Wildermann als Bühnenbildner (Heft 1, S. 7–9).

Leistungen

Hans Wildermann begann seine Karriere während der wirtschaftlich schwierigen Zeit der Weimarer Republik. Er nutzte die finanziellen Engpässe aber als Chance und setzte neue Entwicklungen aus der Malerei in der Bühnenbildnerei um. Statt aufwendiger, dekorativer Kulissen verwendete er einfache Formen und erzielte gewünschte Effekte mit Farben und Beleuchtung.

Neben seiner Arbeit als Bühnenbildner arbeitete Wildermann auch stets als Bildhauer, Maler und Grafiker. Das Dortmunder Kunst- und Gewerbemuseum widmete ihm einen Platz in seiner Dauerausstellung.<ref name="BBD" />

Die 1933 von Dr. Ernst Scheyer, Kustos und stellvertretender Direktor des schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertürmer zu Breslau herausgegebene „Werkfolge“ der Werke Hans Wildermanns umfasst 589 Titel. Darunter 72 Gemälde und 60 Plastiken.

Werke (Auswahl)

Gemälde

  • Homer, 1911, Wandgemälde im Deutschen Theater<ref name="Steimel">Steimel, Sp. 437.</ref><ref name="Scheyer">Ernst Scheyer: Hans Wildermann. Werkfolge. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1933.</ref>:10, Köln, Bismarckstr. 7 (kriegszerstört)
  • Faust am Meer, 1911, Wandgemälde im Deutschen Theater<ref name="Steimel" /><ref name="Scheyer" />:10, Köln, Bismarckstr. 7 (kriegszerstört)
  • Griechischer Frühling, 1913, Wandgemälde in der Villa Kruska<ref name="Steimel" /><ref name="Scheyer" />:11, Köln-Lindenthal, Pfarriusstr. 4 (Architekt Joseph Maria Olbrich, 1907/08)
  • Transfiguration, Elias, Johannes der Täufer, 1924, Triptychon, Öl auf Holz<ref name="Scheyer" />:12

Plastiken

  • Dr. Max Martersteig, 1908, Bronze (1933: Besitzer Theatermuseum Köln)<ref name="Kölnische Rundschau" /><ref name="Scheyer" />:16
  • Mädchen mit Reh, 1911, Bronze-Skulptur<ref name="Scheyer" />:16, Köln-Riehl (Flora)
  • Jüngling mit Pony (auch: Jüngling mit Pferd) 1911, Bronze-Skulptur<ref name="Scheyer" />:16, Köln-Müngersdorf, Stadionschwimmbad
  • Schifffahrtsbrunnen, 1912, Bronze<ref name="Scheyer" />:16, für die Düsseldorfer Städteausstellung erstellt, 1913 in Köln-Mülheim aufgestellt
  • Industrie- und Handelsbrunnen, 1912, Bronze<ref name="Scheyer" />:16, für die Düsseldorfer Städteausstellung erstellt, 1913 in Köln-Mülheim aufgestellt
  • Knabe mit Kaninchen, 1913, Bronze auf Steinsockel, Köln-Kalk (Stadtgarten)<ref name="Scheyer" />:16<ref>Henriette Meynen: Köln: Kalk und Humboldt-Gremberg. (= Stadtspuren – Denkmäler in Köln. Band 7). Bachem Verlag, Köln 1990, ISBN 3-7616-1020-3, S. 374.</ref>
  • Christian Morgenstern, 1918, Bronzeplastik (1933 im Städtischen Museum, Darmstadt)<ref name="Scheyer" />:17
  • Johannes der Täufer, 1924, Holzstatue<ref name="Scheyer" />:17
  • Otto-Lohse-Urne (mit 3 Figuren), 1925, Bronzetempelchen zu Ehren von Otto Lohse<ref name="Kölnische Rundschau" /><ref name="Scheyer" />:18
  • Liegende-Madonna, 1928, Holzplastik<ref name="Scheyer" />:18

Zyklen

  • Faust-Wirklichkeiten, 1909 bis 1919, Sammlung mit 49 Drucken<ref name="Scheyer" />:20, entstanden aus Anlass der Faust-Inszenierungen von Max Martersteig<ref name="Kölnische Rundschau" />

Einzelblätter

  • Vier Elemente, 1922, Grafik<ref name="Scheyer" />:30

Literatur

  •  Irmhild La Nier-Kuhnt: Philosophie und Bühnenbild. Leben und Werk des Szenikers Hans Wildermann. In: Die Schaubühne. 69, Lechte, Emsdetten 1970, OCLC 85207619, ZDB-ID 500062-2.
  • Wildermann, Hans. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 35, E. A. Seemann, Leipzig 1942, S. 565–566.
  •  Ernst Scheyer: Hans Wildermann. Werkfolge. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1933, DNB 578361833 (herausgegeben anlässlich der Ausstellung des Gesamtwerkes Hans Wildermann im Schlesischen Museum für Kunstgewerbe und Altertümer zu Breslau im Januar/Februar 1933).
  • Robert Steimel: Kölner Köpfe. Steimel-Verlag, Köln 1958.
  • Henriette Meynen: Köln: Kalk und Humboldt-Gremberg. (= Stadtspuren–Denkmäler in Köln, Band 7). Bachem Verlag, Köln 1990, ISBN 3-7616-1020-3.

Weblinks

Commons Commons: Hans Wildermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />