Haus Sorgenfrei


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Haus Sorgenfrei ist ein architektonisch bedeutsamer Herrensitz mit einem schlossartigen Herrenhaus auf dem Augustusweg 48 in der Oberlößnitz, heute Radebeul. Das Anwesen besteht aus einem Haupthaus und weiteren Gebäuden in einer Park- beziehungsweise Gartenanlage. Es wurde für den Dresdner Bankier und Freiherrn Christian Friedrich von Gregory nach Plänen des Dresdner Architekten Johann August Giesel im Dresdner Zopfstil errichtet, einem spätbarocken Baustil im Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. Der Name „Sorgenfrei“ ist eine Reminiszenz an das Potsdamer Schloss Sanssouci (frz. sans souci = ohne Sorge).<ref> Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Herausgegeben vom Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 80–81.</ref>

Datei:Augustusweg 48 Radebeul 1.JPG
Herrenhaus mit Turmaufbau (heute Landhotel)

Nach der restauratorisch aufwendigen Instandsetzung während der 1990er Jahre wird das Anwesen heute als Landhotel genutzt, der ehemalige Gartensaal dient als Restaurant.

Beschreibung

Datei:Radebeul Haus Sorgenfrei Steinbach Edu54.JPG
Haus Sorgenfrei mit Turmaufbau, rechts der Gartensaal und links das Gärtnerhaus. Ganz links die benachbarte Villa Steinbach. Über das Grundstück von Einfamilienhaus Alfred Schädler (ganz rechts) hinweg vom Eduard-Bilz-Platz aus gesehen.
Datei:Radebeul Haus Sorgenfrei und Gartensaal.JPG
Haus Sorgenfrei mit Turmaufbau, rechts der Gartensaal
Datei:Augustusweg 48 Radebeul 2.JPG
Gartensaal, heute Restaurant
Datei:Radebeul Hotel Sorgenfrei 01.JPG
Barocke Gartenanlage vor dem Gartensaal, mit Sphinx als Wasserspiel

Der heute denkmalgeschützte<ref name="denkmalliste"> Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Radebeul, 24. Mai 2012, S. 7 (Letzte von der Stadt Radebeul veröffentlichte Denkmalliste. Die seit 2012 beim Landkreis Meißen angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde hat noch keine Denkmalliste für Radebeul veröffentlicht.).</ref> Gebäudekomplex besteht aus einem zweigeschossigen Herrenhaus mit U-förmigem Grundriss, rechts davon aus dem zweigeschossigen Gartensaal und links davon dem eingeschossigen Gärtnerhaus. Hinter dem Gärtnerhaus steht das etwas größere eingeschossige Presshaus mit Stallungen, hinter dem Saalbau steht ein weiteres, etwas kleineres eingeschossiges Nebengebäude. Eine Allee führt zu dem Herrenhaus, neben der sich rechts vor dem Gartensaal der untere Lustgarten befindet. Hinter der Gebäudegruppe ist der obere Lustgarten. Das etwa 7.000 m² große Anwesen wurde bereits von Gurlitt 1904 in seiner Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen ausführlich dargestellt.

Das zweigeschossige Herrenhaus mit Walmdach hat mittig einen Dachaufbau mit einem überkuppelten Glockenturm mit Knauf und Wetterfahne. Am Aufbau befinden sich Festons, Vasenbekrönungen und eine Inschrift „SORGENFREI“. Darüber befindet sich eine Uhr, die durch Füllhörner geschmückt ist. Die Wetterfahne zeigt den Gregoryschen Greifen. Das komplett geputzte Gebäude hat ein massives Erdgeschoss und ein Obergeschoss aus Fachwerk. Der hölzerne Turm ist mit Blech verkleidet. Im Keller des Gebäudes befinden sich zwei Grundsteine mit der Inschrift „C. F. Gregory. Anno 1783“. Vor dem Gebäude steht ein geschmücktes Portal. Vor diesem wiederum befindet sich ein halbrunder Platz, auf dem die Zufahrtsallee mündet.

Das geputzte, zweigeschossige Festsaalgebäude hat etwa die gleiche Traufhöhe wie das Haupthaus. Der sich darin befindliche Gartensaal nimmt die ganze Länge ein und reicht über beide Geschosse. Die Fassade zum unteren Garten besteht fast nur aus hohen Fenstern mit einer Fenstertür in der Mitte nebst Platz für die geöffneten Klappläden. Das 1789 datierte Gebäude hat ein Walmdach mit hohen Gauben mit Stichbogenschluss. Im Vorbau auf der Rückseite befindet sich die Treppe zum Ober- und zum Dachgeschoss. Vorne vor dem Gebäude ist eine Gartenveranda, von der aus eine Treppe in die französische Gartenanlage des unteren Lustgartens führt, in welchem sich ein Brunnen mit Sphinx, umgeben von altem Baumbestand, befindet.

Das von 1787 datierende Gärtnerhaus links vom Haupthaus hat ein Walmdach mit Gauben, vor dem Gebäude befinden sich ein Beischlag und eine Terrasse. Das dahinter gelegene geputzte Presshaus datiert auf 1788, es hat zwei hohe, korbbogige Tore.

Der obere Garten hinter dem Gebäude steigt auf Terrassen an, in der Mitte wird eine Treppenanlage durch vasengekrönte Postamente geführt. Das gesamte Grundstück gilt als Werk der Landschafts- und Gartengestaltung.<ref name="denkmaltopo"> Volker Helas (Bearb.), Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 65 f. sowie beiliegende Karte.</ref>

Geschichte

Datei:Haus Sorgenfrei 1900.JPG
Haus Sorgenfrei, um 1900. Rechts der Gartensaal mit davorliegendem Barockgarten, links das Gärtnerhaus. (Rechts oben im Hintergrund: der Mäuseturm, darunter Schloss Lössnitz)
Datei:Haus Sorgenfrei 1829.JPG
Weingut Sorgenfrei, Gemälde von 1829. Rechts der Weg zum Drachenpavillon an der nordöstlichen Grundstücksgrenze. (Noch weiter rechts: der Straken (heute Eduard-Bilz-Straße), an Haus Albertsberg vorbei. Ganz links Haus Steinbach)
Datei:Haus Sorgenfrei Drachentempel.JPG
Der Drachentempel auf einem Gemälde von Herbert König, um 1866

Bereits im frühen 18. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle, am Fuß des Hausbergs, ein Weingut, das 1770 durch Erbschaft seiner Frau in den Besitz des aus Berlin stammenden Kaufmanns Albert Friedrich Gregory (1728–1776) kam. Dieser erweiterte das Anwesen noch im Jahr seines Todes 1776 durch den Kauf des benachbarten Spinshirnschen Weinbergs. Sein später zum Freiherrn geadelter Sohn, der Dresdner Bankier Christian Friedrich von Gregory, ließ auf dem Majoratsbesitz seiner Familie in den Jahren 1783 bis 1789 unter Verwendung von Teilen des Vorgängergebäudes das Ensemble im Dresdner Zopfstil errichten. In den Folgejahren errichtete Gregory auf dem Oberberg einen Drachentempel, der im Geist der Romantik nach dem Beispiel der Chinoiserien auf Schloss Pillnitz entstand. Dieser Tempel, den der Oberlößnitzer Maler Herbert König um 1866 im Bild festhielt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wegen Neubebauung der Flächen verkauft und abgetragen.

Gregory schuf mit dem Erwerb der benachbarten Weinbergsbesitzung, die zur Villa Wach gehörte, sowie weiterer Weinberge 1790/1791 den mit etwa 10 Hektar lange Zeit größten zusammengehörigen Weinbergsbesitz der Oberlößnitz. 1798 erwarb er auch noch Schloss Wackerbarth in der Niederlößnitz,<ref name="winzerhäuser"> Georg Wulff; et al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003 (Online-Inhaltsverzeichnis).</ref> 1799 den dort benachbarten Weinberg Fliegenwedel.<ref name="donath"> Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010, S. 132–134.</ref> Die beiden letzteren gingen 1808 an August Josef Ludwig von Wackerbarth.

1920 verkaufte Oberst v. Gregory das Anwesen an seinen Neffen, den Radebeuler Architekten Alfred Tischer, der 1933 auf dem heutigen Nachbargrundstück Augustusweg 46 das Einfamilienhaus Alfred Tischer errichtete. 1940 verkaufte Tischer das Anwesen von Haus Sorgenfrei weiter, da die Behebung der im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Bauschäden seine Mittel überstieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Anwesen in die Verwaltung der Stadt Radebeul, die das Haupthaus in mehrere Einzelwohnungen aufgeteilte. In diesen lebten unter anderem das Malerehepaar Erhard Hippold und Gussy Hippold-Ahnert, die im Gartensaal zur Sicherung ihrer Existenz eine Miederwarenwerkstatt betrieben, sowie der Ornithologe Rudolf Pätzold. Auch Robert Thren lebte im Haus Sorgenfrei.

Anfang der 1970er Jahre übernahm die städtische Gebäudewirtschaft das Anwesen und führte erste Sicherungs- und Werterhaltungsmaßnahmen durch. Nach der Reprivatisierung Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Sanierung des Ensembles von 1994 bis 1999 in Anlehnung an das historische Vorbild; sie stellte eine mit den üblichen Kategorien der denkmalpflegerischen Sanierung nicht vergleichbare Leistung dar. Die damalige Bauherrschaft, die Familie Hanson, erhielt dafür im Jahr 2000 den Radebeuler Bauherrenpreis in der Kategorie Sonderpreis für die Sanierung eines kulturhistorisch wertvollen Ensembles sowie den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege.

Heutige Nutzung

Im Herrenhaus befindet sich ein kleines Hotel und im Gartenhaus ein Restaurant. Im Mai 2015 wurde die Anlage von Stefan Hermann übernommen, der in Dresden mit einem Michelin-Stern und 17 Punkten im Gault-Millau ausgezeichneter Patron und Küchenchef im bean & beluga ist.<ref>restaurant-ranglisten.de: Neue Führungsriege in Dresdener Villa Sorgenfrei</ref>

Der Park ist für Besucher geöffnet.

Literatur

Literarische Texte

  • Heinz Czechowski: Radebeul, Oberlößnitz, Augustusweg 48: Haus Sorgenfrei (1973). In: Ders. Der Garten meines Vaters, Düsseldorf: Grupello 2003, S. 58–75.

Weblinks

Commons Commons: Haus Sorgenfrei – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

<references />

51.10864166666713.675238888889Koordinaten: 51° 6′ 31″ N, 13° 40′ 31″ O{{#coordinates:51,108641666667|13,675238888889|primary

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