Hodegetria
Hodegetria oder Hodigitria (von griechisch Οδηγήτρια, Wegweiserin) bezeichnet einen bestimmten Typus von Mariendarstellungen, der zuerst auf byzantinischen Ikonen des 11. Jahrhunderts anzutreffen war. Maria hält das Kind auf dem linken Arm. Der Typus verbreitete sich, und Marienikonen und später auch andere Bilder in diesem Typus gelten unter den Gläubigen als die „erhabenste Darstellung der Gottesmutter“.<ref name="tradigo169">Alfredo Tradigo: Ikonen. Meisterwerke der Ostkirche. Bildlexikon der Kunst. Bd. 9, Parthas Verlag, Berlin 2005, S. 169.</ref>
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Der Begriff Hodegetria geht auf das griechische Wort hodegos („Führer“, pl. hodegoi) zurück. Dieser 'hodegos' war ein Führer, der blinde Pilger zu einer an der Straße nach Konstantinopel gelegenen Klosterkirche mit einem darin bewahrten Gnadenbild führte. Der Legende nach war es eine vom Evangelisten Lukas gemalte Ikone der Maria. Für Kirche und Ikone hatte sich daher die Bezeichnung Hodegonkirche und Hodegetria verbreitet. Die Ikone der Hodegonkirche ging mit Eroberung von Byzanz durch das Osmanische Reich verloren.<ref name="tradigo169" /> Über Kopien des Originals hat sich der Darstellungstyp jedoch bis heute erhalten.
Bedeutung
Ikonen und Bilder der Hodegetria werden als Schutz gegen feindliche Überfälle und anderes Unheil betrachtet.
Ikonographie
In der Darstellung der Hodegetria trägt die Madonna auf dem linken Arm das segnende Jesuskind, das aufrecht auf ihrem Arm thront und häufig eine Schriftrolle in der linken Hand hält. Das Jesuskind wird dadurch als das fleischgewordene Wort Gottes gekennzeichnet. Marias rechte Hand weist typischerweise auf das Kind. Oft zeigt dessen Gesicht Züge eines erwachsenen Mannes, so dass die Darstellung des Kindes dennoch auf das gesamte Leben Jesu hinweisen soll.
Nachfolge
Hodegetria als Typus von Mariendarstellungen hat zahlreiche Nachfolger der ursprünglichen Ikone, sowohl in der Ost-, aber auch in der Westkirche. Zu den bekannten, heute noch als Pilgerstätten benannten Darstellungen gehören
- die Ikone der Gottesmutter von der Pforte im orthodoxen Kloster Iviron auf dem Berg Athos in Griechenland.
- die Ikone der Gottesmutter von Smolensk in Smolensk in Russland
- das Gnadenbild Salus Populi Romani, in der katholischen Kirche Santa Maria Maggiore in Rom in Italien
- das Gnadenbild der Schwarzen Madonna von Tschenstochau im Wallfahrtsort Częstochowa in Polen
- Iveron.jpg
Gottesmutter von der Pforte
- Odigitriya Smolenskaya Dionisiy.jpg
Gottesmutter von Smolensk, 1482
- Czestochowska.jpg
Schwarze Madonna von Częstochowa
Abwandlungen
- Die Gottesmutter von Kasan entspricht ebenfalls dem Typus der Hodegetria, ist jedoch nur als Kopfbild gestaltet, so dass die rechte Hand der Madonna nicht mit abgebildet ist.
- In byzantinischen Mosaiken in Italien wie in der Basilika von Torcello in Venedig wird manchmal das Bild einer stehenden Hodegetria darstellt.
Hodegetriakirchen
Der Hodegetria geweiht sind u.a. die Kirchen
- Santa Maria d’Itria, Rom
- Hodegetriakirche (Mistra)
- Hodegetriakirche (Wjasma)
- Hodegetriakirche (Konstantinopel)
Verwandte Darstellungen
Als „Gegenbegriff“ gibt es Dexiokratusa, ein Typus von Mariendarstellungen, bei dem die Madonna das Kind auf dem rechten Arm zeigt, wie beispielsweise
- Eleusa, die Mitleidende, Erbarmerin
Weblinks
Einzelnachweise
<references />