Maria (Mutter Jesu)


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Maria (griechisch Μαριάμ, Mariam, hebräisch ‏מרים‎, Mirjam, aramäisch  ܡܪܝܡ; auch: Maria von Nazaret) ist die im Neuen Testament genannte Mutter des Jesus von Nazaret. Sie lebte mit ihrem Mann Josef und weiteren Angehörigen in der Kleinstadt Nazaret in Galiläa. Maria wird im Christentum als Mutter Jesu Christi besonders verehrt und ist auch im Koran als jungfräuliche Mutter Jesu erwähnt.

Außerhalb der neutestamentlichen Quellen ist über die Eltern Jesu historisch nichts überliefert, da nach herrschender Meinung der Forschung alle späteren Quellen vom Neuen Testament abhängig sind. Ihre Existenz und die Namen Maria und Josef werden dennoch von der überwiegenden Mehrheit der Historiker als authentisch angesehen.

Dieser Artikel behandelt Maria als biblische Gestalt. Die späteren kirchlichen und dogmatischen Entwicklungen ihrer Verehrung werden in den weiterführenden Artikeln Gottesgebärerin, Marienverehrung und Mariologie beschrieben.

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Die Sixtinische Madonna von Raffael aus dem Jahr 1512/1513, eine der bekanntesten Mariendarstellungen

Name

Maria ist die griechische Form des hebräischen Namens Miriam (auch als Mirjam transliteriert), der übersetzt ‚Bitterkeit‘ oder ‚Betrübnis‘ bedeutet.<ref name="Komm">Bibellexikon: Artikel Mirjam; eingesehen am 26. Dezember 2013</ref> Im Tanach, der jüdischen Bibel, tragen zwei Personen diesen Namen. Seine erste, prominentere Trägerin ist Mirjam, die Prophetin und Schwester des Mose, deren Lobgesang (Ex 15,1–21 EU) zu den ältesten Teilen der Tora zählt. Eine weitere Person namens Mirjam ist in (1 Chr 4,17 EU) erwähnt.

Auch im Neuen Testament sind noch weitere Frauen mit Namen „Maria“ (Mk 15,40 EU) bekannt, darunter Maria von Magdala (Maria Magdalena) und die Maria des Kleophas (meist mit der gleichnamigen Mutter eines nicht weiter bestimmten Jakobus identifiziert), die zu den Frauen in der Nachfolge Jesu gehörten. Im griechischen Urtext des Neuen Testaments wird die Mutter Jesu meistens Mariám (Μαριάμ), seltener María (Μαρία) genannt. In den lateinischen Übersetzungen lautet der Name durchgehend Maria.

Im Islam ist die Mutter Jesu ebenfalls unter dem Namen Maryam (arabisch ‏مريم‎) bekannt.<ref name="bauschke">Martin Bauschke: Der Sohn Marias. Jesus im Koran. Darmstadt 2013. S. 22 f.</ref>

Im Deutschen ist als Genitivform des Namens neben Marias im kirchlichen Sprachgebrauch auch Mariens, Mariä oder Mariae gebräuchlich.

Maria im Neuen Testament

Das Bild, das die Evangelien von Jesu Mutter zeichnen, ist nicht als Biografie anzusehen, sondern von der Absicht der Verkündigung Jesu Christi geprägt. Maria tritt nur an wenigen Stellen und überwiegend am Rande auf, in den meisten neutestamentlichen Schriften wird sie nicht erwähnt. Die Historizität der vorhandenen neutestamentlichen Angaben ist umstritten. Auch in einigen außerbiblischen Quellen – wie zum Beispiel in den Schriften der Kirchenväter – wird von ihr berichtet.

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In den „Kindheitsgeschichten“ – den jeweils ersten beiden Kapiteln des Lukasevangeliums und des Matthäusevangeliums – finden sich Angaben über Marias Mitwirken in der Heilsgeschichte des Volkes Israel. Dort wird sie als jung verlobte Frau geschildert. Bei Lukas besucht sie der Engel Gabriel (Lk 1,28 EU). Dieser begrüßt sie als ‚Begnadete‘ (kecharitōménē κεχαριτωμένη, Partizip Perfekt Passiv von charitō χαριτῶ ‚angenehm machen‘) und kündigt ihr an, dass sie, ohne zuvor mit ihrem Verlobten Josef zusammenzukommen, den von Israel erwarteten Messias und Gottessohn zur Welt bringen werde (siehe Verkündigung des Herrn). Im Matthäusevangelium werden diese Vorgänge überwiegend aus der Perspektive ihres Verlobten Josef dargestellt.

Marias Demut und Furcht, ihr Glaube sowie ihre vertrauensvolle Zustimmung, mit der sie sich in Gottes Plan fügt, sind der Grund der späteren Marienverehrung. Bei der Darstellung im Tempel kündigt Simeon ihr das Leiden um und mit ihrem Sohn an (Lk 2,35 EU). Als Jesus zwölf Jahre alt ist, begreift Maria, dass ihr Sohn sich immer stärker seinen Aufgaben widmet. So bleibt er nach einem Fest im Tempel, anstatt den Heimweg mit seinen Eltern anzutreten, die ihn suchen (Lk 2,48 f. EU). Diese Erfahrungen setzen sich während des weiteren öffentlichen Wirkens des Sohnes fort, indem Jesus aus seiner ursprünglichen Familie heraustritt und eine „neue Familie“ mit seiner Jüngerschaft gründet, was Maria Sorge bereitet (Lk 8,19–21 EU).

Das Johannesevangelium erwähnt die Mutter Jesu nur bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1 EU), ohne aber Maria beim Namen zu nennen („Was er euch sagt, das tut“, Joh 2,5). Auffallend ist die distanzierte Haltung, die Jesus in den überlieferten Szenen zu seiner Mutter einnimmt; so spricht er Maria niemals mit „Mutter“ an, sondern mit „Frau“ („Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?“, Joh 2,4; vgl. Joh 19,26). Als seine eigentliche Mutter bezeichnet Jesus nach Mk 3,31–35 solche, „die den Willen Gottes erfüllen“. Auch in Lk 11,27 tritt Jesus einer Seligpreisung seiner Mutter aufgrund der körperlichen Mutterschaft entgegen und nennt vielmehr diejenigen selig, „die Gottes Wort hören und danach handeln“.

Als einziges Evangelium stellt das Johannesevangelium Jesu Mutter als Zeugin der Kreuzigung dar: „Siehe, dein Sohn – siehe, deine Mutter“ (Joh 19,25 EU). Schließlich wird Maria in der Apostelgeschichte als eine der Frauen erwähnt, die mit den Jüngern betend auf die Sendung des Heiligen Geistes warten (Apg 1,14 EU).

Die neutestamentliche Briefliteratur des Paulus und der anderen Autoren erwähnt Maria nicht namentlich, nur der Galaterbrief sagt allgemein: „geboren von einer Frau“ (Gal 4,4 EU). An einer Stelle in der Johannesapokalypse (Offb 12,1 EU) ist von einer Frau die Rede, mit der Sonne bekleidet, mit dem Mond unter den Füßen und um das Haupt einen Kranz von zwölf Sternen; sie ist schwanger, und ein Drache droht, das Kind zu verschlingen, wird aber vom Erzengel Michael besiegt. Vor allem die katholische Tradition sieht in dieser Frau Maria.

Marias Vorfahren

Die Namen der Eltern Marias, Anna und Joachim, sind nicht in der Bibel erwähnt, sie werden in apokryphen Schriften wie zum Beispiel dem Protoevangelium des Jakobus genannt und in manchen Konfessionen als Heilige verehrt. Ihr Gedenktag ist heute der 26. Juli.

Marias Nachkommen

Hauptartikel: Geschwister Jesu

Dass Jesus der Sohn Marias ist, wird in den Evangelien auf unterschiedliche Weise bezeugt. Ob sie außer Jesus später noch weitere Kinder gebar, gehört aufgrund mehrerer Bibelverse, die von seinen „Brüdern und Schwestern“ berichten, zu den strittigen Fragen zwischen den Konfessionen. Die Namen der Brüder Jesu sind in Mk 6,3 EU aufgezeichnet: Jakobus, Joses, Judas und Simon.

In der orthodoxen und in der katholischen Kirche fasst man die Geschwister Jesu als Vettern und Basen Jesu oder − seltener − als Kinder Josefs aus einer früheren Ehe auf, da Josef in apokryphen Quellen als Witwer bezeichnet wird. Das griechische Wort für ‚Brüder‘, ἀδελφοί adelphoi, lässt diese Deutung zu. Andere behaupten aber, dass sie unwahrscheinlich erscheine, da es im Griechischen ein eigenes Wort für Vettern gibt (ἀνεψιός anepsios, auch biblisch verwendet in Kol 4,10 EU); außerdem sei diese Verwendung von adelphoi möglich, aber nicht üblich gewesen. In Lk 2,7 EU wird Jesus als erstgeborener Sohn Marias bezeichnet, was nahelegt, dass Jesus Geschwister hatte. In der Antike waren jedoch mit der (männlichen) Erstgeburt bestimmte Rituale, Verantwortlichkeiten und erbrechtliche Sonderstellungen verbunden, unabhängig davon, ob das Kind danach Einzelkind blieb oder nicht.

Nach dem biblischen Bericht in Mt 1,18–25 EU nahm Josef Maria zur Frau. Eingangs heißt es, dass Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes ein Kind erwartete, noch bevor sie [Maria und Josef] zusammengekommen waren (Vers 18). Dem entspricht auch die Formulierung am Ende des Berichts, Josef habe die Ehe mit Maria nicht vollzogen (wörtlich: er habe sie nicht „erkannt“), bis sie ihren Sohn gebar (Vers 25). Zur Ehe gehörte jedenfalls nach damaligem Verständnis auch der Geschlechtsakt. Aus dem Bericht wird deshalb teilweise der Schluss gezogen, dass es nach der Heirat zum Geschlechtsverkehr gekommen sei. Demgegenüber vertreten die katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen die Lehre, Maria sei „allzeit Jungfrau“ geblieben.<ref>Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 499-501</ref>

In den Evangelien werden Jesu „Mutter und seine Brüder“ mehrmals zusammen genannt. In keinem Bibeltext wird ausdrücklich erwähnt, dass es sich bei den Brüdern und Schwestern Jesu um entfernte Verwandte handele (über die auch sonst keine Details genannt werden). Aus dem Kontext der Berichte über Geschwister Jesu folgern einige, es handele sich um den engeren Familienverband. Zur „Menschwerdung“ des Sohnes Gottes gehört nach neuerer protestantischer Auffassung zudem, dass Jesus mit Vater, Mutter und Geschwistern aufwuchs, obwohl die Reformatoren selbst dies noch anders gedeutet hatten.

Jesu ältester Bruder Jakobus der Gerechte übernahm nach Gal 1,19 EU und Gal 2,9 EU in der Jerusalemer Urgemeinde später eine Führungsrolle.

Marienverehrung

Maria wird in mehreren Religionen unter verschiedenen Aspekten verehrt.

Marienverehrung im Christentum

Hauptartikel: Marienverehrung
Datei:Blaues Tor 2, Madonna (J. Fell).jpg
Maria in blauem Tor – Symbol für das Universum und die Symbiose von Alt und Neu (Jimmy Fell) (2010)

Die Verehrung Marias drückt sich unter anderem in den Marientiteln aus und wird in unzähligen bildlichen Darstellungen sichtbar (siehe Marienbildnis und Marienleben).

Marienverehrung im Islam

Maria wird im Koran als einzige Frau namentlich erwähnt. Ihr Name wird in sechs Suren in etwa 40 Versen genannt.<ref name="bauschke" /> Die auf die Visionen der Nonne Anna Katharina Emmerick (1774–1824) zurückgehende Verehrung des Hauses der Mutter Maria (türkisch Meryem ana evi) bei Ephesos in der heutigen Türkei zieht neben christlichen auch viele islamische Pilger an.

Marienverehrung im Voodoo

Im haitianischen Voodoo wird Maria mit der Loa Erzulie synkretisiert. Erzulies Veve zeigt ein von einem Schwert durchbohrtes Herz, wie es auch in der christlichen Symbolik für Maria steht.<ref>Description of Various Loa of Voodoo, Webster University, 1990</ref>

Mariologie

Hauptartikel: Mariologie

Die Mariologie ist ein Teilbereich der katholischen Dogmatik, in enger Verbindung zur Christologie. Maria wird hierbei als erste Adressatin des Heilshandelns Gottes an den Menschen gesehen.

Das dritte ökumenische Konzil in Ephesos erklärte 431 Maria zur Θεοτόκος Theotókos, zur Gottesgebärerin (gegen die Auffassung als Ανθρωποτόκος Anthropotókos ‚Menschengebärerin‘). Die Bewertung der religiösen Bedeutung Marias stellt einen der großen Unterschiede zwischen den christlichen Konfessionen dar.

Gedenktage

Hauptartikel: Marienfest

Im Laufe des Jahres werden von den unterschiedlichen Konfessionen zahlreiche Fest- und Gedenktage zu Ehren Marias begangen.

Literatur

  • Karl Rahner SJ: Maria – Mutter des Herrn. Theologische Betrachtungen. Herder, Freiburg i. Br. 1956.
  • Hilda Graef: Maria. Eine Geschichte der Lehre und Verehrung. Herder, Freiburg i. Br. 1964.
  • René Laurentin: Die marianische Frage. (Übers. von La question mariale. Paris 1963), Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 1965.
  • Hermann Lemperle: Madonnen: Die Madonna in der deutschen Plastik, 1965
  • Paul J. Achtermayer u.a./Raymond E. Brown u.a.(Hrsg.): Maria im Neuen Testament. Eine ökumenische Untersuchung. (Übers. von Ursula Schierse, Originaltitel: Mary in the New Testament. Philadelphia/New York 1978), Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1981.
  • Alois Müller: Glaubensrede über die Mutter Jesu. Versuch einer Mariologie in heutiger Perspektive. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1983.
  • Wolfgang Beinert u.a.: Maria – eine ökumenische Herausforderung. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1984.
  • Christa Mulack: Maria. Die geheime Göttin im Christentum. Stuttgart 1986.
  • Johannes Paul II.: Maria – Gottes Ja zum Menschen. (Enzyklika „Mutter des Erlösers“, Hinführung von Joseph Ratzinger, Kommentar von Hans Urs von Balthasar), Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 1987.
  • Max Thurian, Frère de Taizé: Maria. Mutter des Herrn – Urbild der Kirche. Matthias-Grünewald Verlag, Mainz 4. Aufl. 1988 (= Topos-Taschenbücher 72).
  • Franz Mussner: Maria, die Mutter Jesu im Neuen Testament. St. Ottilien 1993.
  • Alan Posener: Maria. Rowohlt Monographie. Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 978-3-499-50621-5
  • Klaus Schreiner: Maria. Leben, Legenden, Symbole. C.H. Beck Wissen, München 2003, ISBN 978-3-406-48013-3.
  • Schalom Ben-Chorin: Mutter Mirjam. Maria in jüdischer Sicht. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006, ISBN 3-579-05344-2).
  • Marie-Louise Gubler: Maria. Mutter – Prophetin – Himmelskönigin. Katholisches Bibelwerk e.V., Stuttgart 2008.
  • Thomas A. Seidel, Ulrich Schacht (Hrsg.): Maria. Evangelisch. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, Bonifatius, Paderborn 2011, ISBN 978-3-374-02884-9, 978-3-89710-498-3.

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Jungfrau Maria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons Commons: Maria mit Kind – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien