Holleben (Teutschenthal)


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51.43666666666711.90138888888982Koordinaten: 51° 26′ 12″ N, 11° 54′ 5″ O{{#coordinates:51,436666666667|11,901388888889|primary
Holleben
Gemeinde Teutschenthal
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  }}
Höhe: 82 m
Einwohner: 1409 (29. Apr. 2015)
Eingemeindung: 1. Januar 2005
Postleitzahl: 06179
Vorwahl: 0345

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Lage von Holleben in Teutschenthal

Datei:View from Delitz am Berge to Holleben.jpg
Blick über die Gemeinde, im Hintergrund Halle/S

Holleben ist seit dem 1. Januar 2005 ein Ortsteil von Teutschenthal<ref>StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005</ref> im Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Lage

Die Gemeinde Holleben mit ihren 1686 Einwohnern (Stand 2000) liegt ca. 6 km südwestlich von Halle im westlichen Saaletal in einer Höhe von 90 m ü. NN.

Geschichte

Datei:KurfuerstlWappen.JPG
Das Kurfürstliche Wappen am Getreidespeicher der Wassermühle Holleben

In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Holleben als zehntpflichtiger Ort H[un]enleba im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt, in dem sich zudem eine Burg befand, die Mittelpunkt eines Burgwards war. Die Burg wird auch 100 Jahre später im Jahr 979 (Hunleiuaburch) erwähnt, doch im Hochmittelalter wurde der Mittelpunkt nach Schkopau verlegt, wo er erstmals 1347 nachweisbar ist.<ref>Walther, Hans, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts (=Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte; 26), Berlin 1971, S. 317.</ref> An die Burg erinnert heute noch ein Straßenname. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts war Holleben der Stammsitz des alten gleichnamigen Adelsgeschlechts von Holleben.

Holleben und seine heutigen Ortsteile Benkendorf und Beuchlitz gehörten bis 1815 zum hochstiftlich-merseburgischen Amt Lauchstädt, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehörte.<ref>Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0;S. 84 f.</ref> Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kamen die Orte im Jahr 1815 zu Preußen und wurden 1816 dem Kreis Merseburg<ref>Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900</ref> im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem sie bis 1952 gehörten.

Auf dem Ortsfriedhof wird mit einer Ehrenanlage an vier (nach anderen Angaben: acht) sowjetische Personen und eine polnische Frau erinnert, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Holleben wurde im Jahre 1939 das nördlich dicht angrenzende Beuchlitz und 1950 das südlich gelegene Benkendorf zugeordnet. Seit 1952 gehörte der Ort zum Saalkreis, der 2007 im Saalekreis aufging. Am 1. Januar 2005 wurde Holleben nach Teutschenthal eingemeindet.<ref>Holleben auf gov.genealogy.net</ref>

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Evangelische Dorfkirche Holleben

Datei:Kirche-Holleben.jpg
Kirche in Holleben

Einschiffige Kirche mit quadratischem (oben ins Achteck übergehenden) Westturm und eingezogenem Chor mit 5/8-Schluss. Der Ursprungsbau stammt wohl aus der zweiten Hälfte des 12., der heutige Chor aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Turm und Schiff wurden um 1700 wesentlich umgebaut. Der Turm besitzt eine barocke Schweifhaube. Im Norden der Kirche befindet sich ein Anbau von 1582. Der Chor ist mit Strebepfeilern versehen, die Sakristei an seiner Nordseite besitzt eine Patronatsloge (um 1700).

Der Chor hat ein spätgotisches Netzrippengewölbe, der Triumphbogen ist wohl noch romanisch. Im Schiff eine verputzte Holztonne als Decke. Hufeisenemporen in zwei Geschossen (1666) mit interessanten Brüstungsmalereien des halleschen Malers Karl Völker von 1936. Qualitätsvoller, vermutlich obersächsischer Schnitzaltar (um 1530). Vierseitige hölzerne Kanzel (um 1680) und monumentale romanische Sandsteintaufe. Im Chor noch Patronatslogen von 1665. Die Böhme Orgel mit Orgelprospekt wohl ursprünglich von 1823 (Weihe der Orgel 17. November 1823, zit. Förderverein Ev. Dorfkirche Holleben), jedoch mehrfach repariert und verändert. Schöner figürlicher Doppelgrabstein des Ehepaars Balthasar und Sibylle von Bose (gest. 1599) und ein Epitaph von Carol Hieronymuß von Bose (gest. 1692).<ref>nach Dehio, 1999</ref> Die Kirche wird seit mehreren Jahren grundsaniert.

Datei:Kirche-Beuchlitz.jpg
Kirche in Beuchlitz

Evangelische Dorfkirche Beuchlitz

Einschiffiger Bruchsteinbau mit quadratischem (oben ins Achteck übergehenden) Westturm und eingezogenem Chor (5/8 Schluss) aus der Mitte des 15. Jh. Der Turm in der 1. Hälfte des 18. Jh. mit Zwiebelhaube und Laterne zum Teil neu gebaut. An Schiff und Chor Strebepfeiler, an der Chornordseite Wendeltreppe zur jüngeren Patronatsloge.

Datei:KircheBeuchlitz.JPG
Innenansicht der Kirche Beuchlitz
Innen eine verputzte Flachdecke und ein kreuzgewölbter Chor. An der Nordwand in den Schildbögen noch Freskenreste aus der Bauzeit (vier Evangelisten). Hölzernes Alarretabel (1613) und Kanzel mit Schalldeckel von Hans Schroeter und Christoff Erhardt. Wohl zur selben Zeit entstanden auch die Pfarr- und Patronatsloge wie auch die mit reichem Reliefdekor versehene Sandsteintaufe. Orgelprospekt aus dem Anfang des 18. Jh. Sakramentsnische mit Fialenrahmung (1461). Zwei schöne barocke Epitaphe im Chor gehören noch zu den besonderen Ausstattungsstücken der Kirche, die einer dringenden Sanierung bedarf. (Quelle, Dehio, 1999)

Eine Besonderheit ist die Orgel, die 1933 als eines der letzten Instrumente aus der Orgelbauanstalt Wilhelm Rühlmann (Zörbig) erbaut wurde. Das Orgelwerk ist original erhalten, es besteht aus 12 Registern auf zwei Manualen und Pedal (Kegellade). Die Trakturen sind pneumatisch.<ref>Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbauanstalt Rühlmann</ref>

I Hauptwerk C–f3
1. Principal 8'
2. Quintadena 8'
3. Octave 4'
4. Mixtur III
II Oberwerk C–g3
5. Gedackt 8'
6. Salicional 8'
7. Waldflöte 4'
8. Sesquialtera 22/3'
9. Nachthorn 2'
Pedal C–d1
10. Subbaß 16'
11. Principal 8'
12. Octave 4'

Wassermühle

Eindrucksvolle barocke Gebäudegruppe am Mühlgraben mit Mansardwalmdach. Errichtet 1618 unter Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, um 1730 in die heutige Gestalt verändert. Barockes Portal mit Inschrifttafel und betonten Obergeschoßfenster mit Wappenkartuschen. (Quelle Dehio, 1999) Der Mühlgraben, der von Hohenweiden über etwa 5 km von der Saale nach Holleben und danach wieder in die Saale führt, war bereits im Mittelalter angelegt worden. Eine Wassermühle wird also bereits lange vor der Errichtung der barocken Gebäudegruppe in Holleben gearbeitet haben. Die Wassermühle wurde von zwei großen unterschlächtigen Wasserrädern angetrieben. Sie war bis in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in Betrieb. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert war an die Mühle eine Nudelfabrik angeschlossen.

Schloss Beuchlitz

Datei:Schlösschen.jpg
Das "Schlösschen", Vorderansicht
Datei:Schlösschen 1.jpg
Das "Schlösschen", Rückansicht

Die zuletzt stark verschuldete Familie Sack war im Jahre 1616 ungeteilter Besitzer aller vier großen Wirtschaften im Unter- und Oberdorf von Holleben. Den Güterbesitz ersteigerte meistbietend 1733 der preußische Kriegs- und Domänenrat Johann Paul Stecher. Sein jüngster Sohn, Johann Christoph von Stecher, nahm seine Wohnung auf dem Unterhof in Beuchlitz, wo er ein von einem Park umgebenes barockes Schlösschen aufführen ließ.

Kleine Dreiflügelanlage aus dem 2. Viertel des 18 Jh., evtl. von David Schatz. Im 19. Jh. verändert (Treppenturm im Ehrenhof). Gartenseitege gliedert von elf Achsen mit einachsigem Mittel- und dreiachsigen Seitenrisaliten, das urspr. Mittelportal mit plastischer Kartusche. An der Nordseite urspr. freistehender Gartenpavillon (um 1725). (Quelle, Dehio, 1999)

Ein Muschelzimmer, das im Auftrage des Majors Christoph von Billerbeck (1714–1790), Adjutant des Preußenkönigs Friedrich II. in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet worden sein soll, wurde dem Muschelsaal im Neuen Palais in Potsdam nachgebildet. Billerbeck war 1754 vom König beauftragt worden, eine Tochter der Stechers zu heiraten, um das vorhandene Vermögen bzw. einen Teil davon nach Preußen zu holen. Die preußische Staatskasse war auf das Äußerste angespannt. Aus der Ehe mit Rudolfine Karoline Wilhelmine von Stecher (1739–1801) gingen vier Söhne hervor. Im Taufregister von Beuchlitz im Jahr 1756 steht als erster Taufpate des ältesten Sohnes Friedrich Christoph von Billerbeck König Friedrich II. von Preußen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schlösschen Unterkunft für Flüchtlinge aus den Ostgebieten Deutschlands. Für die Sanierung oder Restaurierung hatte die Gemeinde kein Geld und das Gebäude war dem langsamen Verfall preisgegeben. Der Treppenturm an der Vorderseite des Schlösschens wurde Anfang des 21. Jahrhunderts abgerissen und mit einer Blende versehen. Nur das Dach wurde erneuert. Die auf der Rückseite des Schlösschens eingelassene Muschelgrotte wurde als Lagerfläche, unter anderem für Kohlen genutzt. Den Bewohnern der Gemeinde blieb sie verborgen. Erst 2005 bis 2007 begannen Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.  V. aus Halle an der Saale mit der Beseitigung von Verschmutzungen. Danach wurde die Grotte erstmals zum Tag des offenen Denkmals am 9. September 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Restaurierung hängt maßgeblich von der weiteren Nutzung des Schlösschens ab.

Schloss Benkendorf

Datei:Schloss Benkendorf Sammlung Duncker.jpg
Schloss Benkendorf um 1860, Sammlung Duncker

Nachdem der ungarnstämmige Adelige David Samuel von Madai das Rittergut Benkendorf erworben hatte, ließ er 1769 auf dem Gelände ein Schloss errichten, dem sich ein großzügiger Landschaftspark anschloss. 1857 erwarb Leopold Zimmermann, Sohn eines sächsischen Oberamtmannes, das Gut. Nach seinem Tod 1868 ging der Besitz an seinen Bruder Max über, der das Hauptgebäude 1878 umbauen ließ.

Dieses steht gegenwärtig weitgehend leer. Lediglich einige Räumlichkeiten im Erdgeschoss werden zur Versorgung der Seniorenwohnanlage im rückwärtigen Teil des Hofes genutzt.

Kartoffeldenkmal

An der alten Straße nach Halle errichteter Sandsteinobelisk, der 1779 von Oberst Christoph von Billerbeck zu Beuchlitz anlässlich des Friedens von Teschen gestiftet wurde, welcher den „Kartoffelkrieg“ zwischen Preußen und Österreich beendete.

Vereine

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Gedenkstein für die verstorbenen Sangesbrüder

Holleben hat einen Männerchor, dessen Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht: Am 6. Dezember 1865 gründete der Lehrer Emil Roeßer den Chor. Höhepunkte im Vereinsleben waren die Aufführung des vom Dirigenten selbst zusammengestellten Liederzykluses Deutsch-Österreichische Krieg 1866 und die Beteiligung an der Feier des Friedensfestes am 11. November 1866, bei der eine Friedenseiche gepflanzt wurde, die noch heute auf dem Lutherplatz steht. Der Chor wurde 1870 aufgelöst. Eine Neugründung erfolgte im Juni 1910 durch den Bäckermeister Gustav Burghardt. Der Chor feierte 2010 sein hundertjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wurde am 15. Mai 2010 auf dem Friedhof Holleben ein Gedenkstein enthüllt, der an die Verstorbenen Sangesbrüder erinnert.

Verkehr

Durch den Ort führt die Landstraße 163 in Richtung Merseburg. Sie hat in der Ortslage eine Länge von 3,1 km. Das kommunale Ortsstraßennetz hat eine Gesamtlänge von 10,6 km.

Der Bahnhof Holleben lag an der Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben. Mit der Abbestellung des Personenverkehrs zum 9. Dezember 2007 endete auch die Nutzung des Bahnhofs.

Einzelnachweise

<references />

Literatur

  • Gefährdete Baudenkmale in Sachsen-Anhalt, Nr. 41 Holleben Muschelgrotte des Beuchlitzer Schlösschens, Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.V. (Hrsg.), 2007
  • Paul Hädicke: Hollebener Heimatbuch oder Chronik der Landgemeinde, 1958, ergänzt und weitergeführt von den Heimatfreunden Herbert Kampe u. Albrecht Vogt (1982)

Weblinks

Commons Commons: Holleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien