Europäische Stechpalme


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Europäische Stechpalme
Europäische Stechpalme, oder Gemeine Stechpalme, (Ilex aquifolium), Illustration

Europäische Stechpalme, oder Gemeine Stechpalme, (Ilex aquifolium), Illustration

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Stechpalmenartige (Aquifoliales)
Familie: Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae)
Gattung: Stechpalmen (Ilex)
Art: Europäische Stechpalme
Wissenschaftlicher Name
Ilex aquifolium
L.

Die Europäische Stechpalme<ref name="FloraWeb" /> (Ilex aquifolium), auch Gewöhnliche Stechpalme<ref name="BIB" />, Gemeine Stechpalme, Holly oder nach dem botanischen Namen Ilex genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung der Stechpalmen (Ilex) innerhalb der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae).

Beschreibung

Datei:IlexBlaetter res.jpg
Links ein Blatt aus ca. 1,50 m Höhe, rechts eines aus ca. 4 bis 5 m Höhe, bei dem nur drei Dornzähne ausgebildet sind: ein normaler an der Blattspitze, ein verkleinerter links unten sowie ein extrem verkleinerter rechts unten
Datei:Hollyflowers.jpg
Zweige mit Blütenständen, mit männlichen Blüten oben und weiblichen Blüten darunter
Datei:Ilex aquifolium male HC1.JPG
Detailansicht einer vierzähligen männlichen Blüte
Datei:Ilex aquifolium female HC1.JPG
Detailansicht vierzähliger weiblicher Blüten

Erscheinungsbild, Rinde und Blatt

Die Europäische Stechpalme ist ein immergrüner, aufrechter ein- oder auch mehrstämmiger, 1-5 m hoher Strauch oder ein 10 bis 15 m hoher, dicht verzweigter Baum mit kegelförmiger Krone. Junge Zweige sind grün und dicht behaart, verkahlen jedoch, wenn sie älter werden. Auch die Rinde des Stamms bleibt lange grün und bildet erst spät eine dünne schwarzgraue Borke. Die Stämme der Baumform können Durchmesser von bis zu 50 cm erreichen. Die Pflanzen werden bis zu 300 Jahre alt.

Die wechselständig angeordneten<ref name="FloraWeb" /> Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 10 bis 15 mm lang. Die Blattspreite ist relativ dick und ledrig, auf der Oberseite glänzend dunkelgrün und unterseits gelbgrün. Die Form der Blattspreite ist elliptisch, am Ende zugespitzt. Der Rand von Blättern aus den unteren Bereichen der Pflanze ist auf beiden Seiten mit Stacheln versehen, die alternierend aufwärts und abwärts geneigt sind. Mit zunehmender Höhe der Pflanze lässt die Bestachelung nach und es treten vermerht auch völlig stachelfreie Blätter auf.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit liegt am Ende des Vollfrühlings<ref name="FloraWeb" /> und reicht von Mai bis Anfang Juni. Die Europäische Stechpalme ist zweihäusig (diözisch). Die doldigen Blütenstände stehen in den Achseln vorjähriger Blätter. Es ist ein kurzer Blütenstiel vorhanden.<ref name="FloraWeb" />

Die unscheinbaren, eingeschlechtigen Blüten sind bei einem Durchmesser von etwa 8 mm radiärsymmetrisch und meist 4-, selten 5-zählig mit doppelter Blütenhülle. Die 4 oder selten 5 Kelchblätter sind an ihrer Basis verwachsen. Die 4 oder selten 5 weißen, manchmal rötlichen Kronblätter sind an ihrer Basis verwachsen.<ref name="FloraWeb" /> In den männlichen Blüten ist nur ein Kreis mit 4 oder selten 5 Staubblättern vorhanden.

Frucht und Samen

Die bei Reife roten Steinfrüchte sind bei einem Durchmesser von 8 bis 10 mm kugelig,<ref name="FloraWeb" /> erbsenförmig, glänzend und saftig. Sie enthalten vier Steinkerne, die die Samen enthalten. Die Fruchtreife tritt ab Oktober ein.

Chromosomensatz

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.<ref name="Oberdorfer" />

Ökologie

Datei:Phytomyza ilicis IMG 0145 1280.JPG
Fraßbild der Larve der Ilex-Minierfliege (Phytomyza ilicis)

Bei der Europäischen Stechpalme handelt es sich um einen skleromorphen Phanerophyten.<ref name="FloraWeb" />

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten,<ref name="FloraWeb" /> vor allem Bienen.

Trotz der wehrhaften Blätter wird vor allem im Winter das feste Laub vom Wild verbissen. Die immergrüne Stechpalme ist im Winter auch ein beliebter Schlafplatz für kleinere Vögel.

Die Samen werden von Amseln und Drosseln, Rotkehlchen und Mönchsgrasmücken verbreitet (Endochorie, Verdauungsausbreitung<ref name="FloraWeb" />). Den Vögeln schaden die Giftstoffe der Früchte offenbar nicht. Die Früchte werden erst weich und für Vögel essbar, wenn sie mehrmals Frost bekommen haben; sie können den ganzen Winter ohne zu verderben an der Pflanze bleiben und stellen ein sehr wichtiges Winterfutter für die Vögel dar.

Die Larve der Ilex-Minierfliege (Phytomyza ilicis) befällt die Blätter.<ref>Minierfliege beim Pflanzenschutzamt auf hamburg.de.</ref><ref>An ihren Gallen sollt Ihr sie erkennen In: kleingartenmagazin.de, Heft 5, Aug / Sep 2011</ref>

Vorkommen und Gefährdung

Die Europäische Stechpalme ist ein submediterran-subozeanisches Florenelement. Sie findet sich in Gebieten mit milden Wintern und nicht zu trockenen Sommern wie dem atlantisch beeinflussten Europa. Im Mittelmeerraum, Südosteuropa und Nordafrika kommt Ilex aquifolium nur in Hochlagen mit entsprechendem Klima vor, in Mitteleuropa im Flachland und im Alpenvorland bis 1800 m ü. NN aufsteigend. In den Allgäuer Alpen steigt sie nur am Nordanstieg des Kegelkopfes in Bayern bis 1400 m ü. NN auf<ref name="Dörr und Lippert" />. Außerhalb Europas kommt Ilex aquifolium in Nordafrika, im Kaukasusraum und im nördlichen Iran vor. Die Nordgrenze ihrer natürlichen Verbreitung deckt sich etwa mit dem Verlauf der 0-°C-Januar-Isotherme. In der Mitte des 20. Jahrhunderts erstreckte sich ihr natürliches Vorkommen nur bis Dänemark und südwestliche Norwegen, in den vergangenen Jahrzehnten hat sie ihr Areal jedoch nach Norden und Nordosten hin ausgeweitet, was mit dem Anstieg der Wintertemperaturen in diesem Zeitraum in Verbindung gebracht wird. Sie wurde an der Küste Norwegens bis 63 °N nachgewiesen und hat an küstennahen Standorten im südlichen Schweden und Bornholm Fuß gefasst. Sie gilt in Winterhärte-Zone 7b als frosthart.

In Deutschland kommt die Europäische Stechpalme im Bereich des Mittelgebirgsgürtels vor allem westlich des Rheins, im Schwarzwald, im nördlichen Tiefland und im Alpenvorland auch weiter östlich vor. In Deutschland steht die Stechpalme nach der Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz.<ref name="FloraWeb" /> In Österreich, wo sie sonst selten ist, finden sie sich zerstreut in Vorarlberg; in Wien, Kärnten und Osttirol fehlt sie. Im östlichen Alpengebiet ist sie stark gefährdet.

Ilex aquifolium ist außerhalb der Heimat als Neophyt verwildert und wird in Kalifornien als invasive Art bewertet, sodass sie auf der dortigen „State Invasive List“ aufgeführt ist.<ref name="InvasiveOrg" />

Bevorzugt wächst die Europäische Stechpalme auf nährstoffreichen und kalkarmen, lockeren oder auch steinigen Lehmböden. Sie bevorzugt kalkfreien, gleichwohl nährstoffreichen, lockeren und sandigen Lehmboden. Sie scheut Licht und gedeiht am besten im Halbschatten oder Schatten. In Mischwäldern wächst die Strauchform, da sie viel Schatten verträgt. Die Stechpalme bildet Wurzelsprosse und wächst deshalb oft in großen Beständen. Man findet die Europäische Stechpalme in Mitteleuropa zerstreut, aber meist gesellig vor allem in Buchen- und Buchen-Tannen-Wäldern, auch in frischen Eichen-Hainbuchen- oder Eichen-Birkenwäldern.

Nach Ellenberg ist sie ein Mäßigwärmezeiger mit ozeanischem Verbreitungsgebiet, ein Frischezeiger und auf mäßig stickstoffreichen Standorten wachsend. Sie ist eine Klassencharakterart der Sommerlaubwälder (Querco-Fagetea).

Trivialnamen und Ortsnamen

Regional existieren viele Trivialnamen für diese Art. In Deutschland ist etwa Hülse, Hulstbaum gebräuchlich, in der Eifel und im Hunsrück auch Walddistel. In Österreich wird die Pflanze auch als Stechlaub (Vorarlberg), Schralab, Schradl oder Schradlbam (Ober- und Niederösterreich) bezeichnet.

Die Orte Hülsede, Hüls, Hüllhorst, Hülsenbusch, Hülscheid oder der Geburtsort von Annette von Droste-Hülshoff verdanken der Hülse ihren Namen. Die Stadt Hüllhorst führt den Ilex offiziell als Kennzeichen (Jugendcafé Ilex, Ilex-Halle usw.). Auch der Name des wohl berühmtesten Stadtteils von Los Angeles, Hollywood, geht auf die Stechpalme zurück (engl: holly).

Giftigkeit

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Die roten Beeren und Blätter sind giftig. Die Stechpalmen enthalten das Nitril Menisdaurin, Rutin, Ursolsäure und Ilicin. In den Früchten sind Triterpene, Theobromin und Ilixanthin, in den Blättern Saponine enthalten. 20 bis 30 rote Beeren gelten für Erwachsene als tödliche Dosis, bei Kindern entsprechend weniger.<ref>Bruno Vonarburg: Homöotanik: Farbenprächtiger Herbst. Bd. 3, Georg Thieme Verlag, S. 135 </ref> und die Blätter gegen Magenschwäche,<ref>David August Rosenthal: Synopsis plantarum diaphoricarum: Systematische uebersicht der heil-, nutz- und giftpflanzen aller länder, 1862, S. 795

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  • Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diese Hinweise zu Gesundheitsthemen beachten!
    24px Dieser Artikel wurde am 25. April 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.