Karl-Heinz Gottmann
Karl-Heinz Georg Wilhelm Friedrich Gottmann (* 13. September 1919 in Berlin; † 15. Juli 2007 in Überlingen am Bodensee) war ein deutscher Arzt, exponierter europäischer Buddhist und seit 1982 der weltweite Ordensobere des Arya Maitreya Mandala.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl-Heinz Gottmann wurde 1937 mit 18 Jahren Buddhist und Schüler von Martin Steinke. Nach Kriegsdienst und Heimkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft schloss er 1954 sein Studium der Medizin ab.<ref>Hilarion Petzold (Hrsg.): Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften. Band 47, 1989, S. 546.</ref> Er promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Doktor der Medizin.<ref>Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität Berlin: Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe. Band 8, 1958, S. 321.</ref> In den 1960er Jahren wirkte er als Arzt in Indien. Dort wurde er zu einem persönlichen Schüler von Lama Anagarika Govinda, dessen 1933 gegründeten Orden Arya Maitreya Mandala er schon während seiner Berliner Studentenzeit beigetreten war. Nach seiner Zeit in Indien lebte er bis 1971 in Bad Sobernheim.<ref>Hellmuth Hecker: Buddhismus in Deutschland. Eine Chronik. Deutsche Buddhistische Union, Hamburg 1978, S. 51.</ref> Dort veranstaltete er im Kurhaus Dhonau seit 1965 gemeinsam mit seinem Sohn, dem Neurologen und Yogalehrer Armin Gottmann Kurse „in Hatha-Yoga und Meditationstechnik als Weg zur körperlichen Gesundheit und seelischen Harmonisierung.“<ref>Walter Schmidt: Die „Fremdreligionen“ in Deutschland. Hinduismus – Buddhismus – Islam. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Information Nr. 46, Stuttgart IV/1971 (PDF; 111 kB), S. 11.</ref> Danach wirkte er als Arzt am Bodensee.<ref>Steffen Rink: Religionen feiern. Feste und Feiertage religiöser Gemeinschaften in Deutschland. Diagonal Verlag, 1997, ISBN 3-927165-34-4, S. 181.</ref> In seinem Haus in Meersburg verkehrten Intellektuelle aus Asien und Europa, darunter Lama Anagarika Govinda und Nyanaponika sowie die Philosophen Jean Gebser<ref>Gerhard Wehr: Jean Gebser. Individuelle Transformation vor dem Horizont eines neuen Bewußtseins. Peterberg 1996, ISBN 3-928632-26-4, S. 286.</ref> und Volker Zotz.<ref>Volker Zotz: Die Suche nach einem sozialen Buddhismus. Luxemburg 2007, ISBN 978-2-9599829-6-5, S. 11.</ref> Ab 1970 gab Karl-Heinz Gottmann die 1952 gegründete Zeitschrift der Der Kreis heraus.
Buddhistische Ordenslaufbahn
Anfang der sechziger Jahre fand Karl-Heinz Gottmann in Lama Anagarika Govinda einen Lehrer, der ihm ein „großer Mittler zwischen Ost und West“<ref>Internationales Asien Forum: International Quarterly for Asian Studies. Band 28, Weltform Verlag, 1997, S. 377.</ref> wurde. Wieder zurück in Europa übernahm Karl-Heinz Gottmann 1965 auf Wunsch Lama Govindas als Nachfolger von Hans-Ulrich Rieker die Leitung des westeuropäischen Zweiges des Ordens Arya Maitreya Mandala.<ref>Martin Baumann: Deutsche Buddhisten: Geschichte und Gemeinschaften. (= Religionswissenschaftliche Reihe Bd. 5) Diagonal Verlag, 1993, ISBN 3-927165-14-X, S. 162.</ref> Zwar stellte der evangelische Theologe Michael Mildenberger 1974 fest, dass unter der Führung von Karl-Heinz Gottmann das Ordensleben des Arya Maitreya Mandala „eher zu erstarren scheint“, während einzelne Mitglieder persönliche Initiativen ergriffen und zum Teil erstaunliche Aktivitäten entfalten. Damit hätten diese sich „freilich immer weiter von der offiziellen Leitung und Line des Ordens entfernt.“<ref>Michael Mildenberger: Heil aus Asien? Hinduistische und buddhistische Bewegungen im Westen. Quell Verlag, 1974, ISBN 3-7918-6001-1, S. 75.</ref> Im Orden selbst galt sein Wirken im westeuropäischen Zweig als vorbildlich, weshalb er 1982 zum direkten Nachfolger Lama Anagarika Govindas als Acharya, das heißt weltweiter Ordensmeister, wurde.<ref>Arya Maitreya Mandala: The Mandalacarya</ref> Der Religionshistoriker Andrew Rawlinson sah in der Übergabe des Amtes von Lama Govinda an Karl-Heinz Gottmann ein experimentelles Abweichen vom Hauptstrom der tibetischen buddhistischen Tradition.<ref>Andrew Rawlinson: The Book of Enlightened Masters. Western Teachers in Eastern Traditions. Open Court, 1997, ISBN 0-8126-9310-8, S. 277.</ref> Karl-Heinz Gottmann gab das Amt des Acharya 1999 an seinen Sohn Armin Gottmann weiter. Karl-Heinz Gottmann war für seine Expertise in Fragen der Ikonografie des tantrischen Buddhismus geschätzt.<ref>Hans Wolfgang Schumann: Buddhistische Bilderwelt. Eugen Diederichs Verlag, 1986, ISBN 3-424-00897-4, S. 10.</ref> Zu Karl-Heinz Gottmanns Schülern gehört der Kulturwissenschaftler Günther Däss.<ref>Der Kreis Nr. 131 September/Oktober 1977 (ISSN 2197-6007), S. 21-22</ref>
Werke
- Untersuchungen zur kreislaufdynamischen Wirkung einer Atemtherapie. Berlin 1958.
- Einführung in den Buddhismus. In: Edith Zundel, Bernd Fittkau (Hrsg.): Spirituelle Wege und Transpersonale Psychotherapie. Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 1989, ISBN 3-87387-008-8, S. 81–98.
- Meditation im Vajrayâna. In: Marianne Wachs (Hrsg.): Form ist Leere – Leere Form 3. Buddhistischer Studienverlag. Berlin 2005, ISBN 3-937059-04-0.
Literatur
- Detlef Kantowsky (Hrsg.): Wegzeichen. Gespräche über buddhistische Praxis. Forschungsberichte der Universität Konstanz, 1991. (1994, ISBN 3-930983-01-X)
- Martin Baumann: Deutsche Buddhisten: Geschichte und Gemeinschaften. (Religionswissenschaftliche Reihe Bd. 5). Diagonal Verlag, 1993, ISBN 3-927165-14-X.
- Hellmuth Hecker: Buddhismus in Deutschland. Eine Chronik. Deutsche Buddhistische Union, Hamburg 1978.
- Birgit Zotz: "Achtzig Jahre Ārya Maitreya Maṇḍala - Eine Chronologie." In: Der Kreis Nr. 270, Oktober 2013 (ISSN 2197-6007), S. 6-21.
Weblinks
- Literatur von und über Karl-Heinz Gottmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Arya Maitreya Mandala International Network
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Gottmann, Karl-Heinz |
ALTERNATIVNAMEN | Gottmann, Karl-Heinz Georg Wilhelm Friedrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt und buddhistischer Ordensleiter |
GEBURTSDATUM | 13. September 1919 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 15. Juli 2007 |
STERBEORT | Überlingen am Bodensee |