Kitesurfen


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Datei:Katwijk Kite Surfing.OGG
Kurzer Film über das Kitesurfen am Strand von Katwijk, Niederlande

Kitesurfen, auch Kiteboarden oder Lenkdrachensegeln, ist ein relativ junger Trendsport, der aus dem Powerkiten entstanden ist. Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einem Board, das Ähnlichkeit mit einem kleinen Surfbrett oder Wakeboard aufweist, und wird von einem Lenkdrachen (engl. kite) – auch Windschirm oder Schirm genannt – über das Wasser gezogen. Die Vorbewegung ist damit mit dem Surfen mit Windantrieb vergleichbar.

Weltweit gibt es zurzeit nach Schätzungen von Experten und der Industrie etwa 500.000 Menschen, die diesen Sport regelmäßig betreiben. Die Anzahl der Kitesurfer hat in den letzten Jahren rapide zugenommen. Im Vergleich zu Windsurfen ist die Ausrüstung günstiger und kompakter. Abgesehen davon ermöglicht kein anderer Wassersport eine so umfangreiche Vielfalt an Sprüngen und Tricks.

In den letzten Jahren wurde die Ausrüstung stark verbessert. Sämtliche Hersteller haben ihre Produkte mit umfassenden Sicherheitssystemen ausgestattet oder noch weiter verbessert. Experten raten daher ab, Kite- und Bar-Systeme (Lenkstange) zu benutzen, die vor dem Jahr 2006 erschienen sind, da erst danach die Sicherheit wesentlich erhöht wurde.

Geschichte

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Der von Pocock konstruierte „Charvolant“, eine drachengezogene Kutsche
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Man-lifter War Kite ein von Samuel Franklin Cody konstruierter Kite für Kriegszwecke.

In den 1820er-Jahren experimentierte der englische Lehrer George Pocock mit großen Lenkdrachen, um damit Kutschen und kleine Boote anzutreiben. Zum Steuern verwendete er ein 4-Leinen-System, welches dem heutzutage beim Kitesurfen verwendeten sehr nahekam. Sowohl die Kutschen als auch die Schiffe konnten damit nach Lee fahren, dazu parallel und kleine Sprünge absolvieren.<ref name="Jelling">Jakob Jelling: Geschichte des Kitesurfens; Kitesurfingnow.com, abgerufen am 25. August 2010.</ref> Pococks Absicht war es, das von ihm „Charvolant“ genannte System als echte Alternative zu Pferden zu etablieren, um die zu seiner Zeit übliche „Pferdesteuer“ zu umgehen.<ref name="Lynn1">Peter Lynn: Kurze Geschichte des Kitesurfens; Aquilandia.com, abgerufen am 25. August 2010.</ref> Sein Konzept konnte sich aber nicht durchsetzen, so dass es bis Ende des Jahrhunderts fast komplett in Vergessenheit geriet. 1903 entwickelte der Luftfahrtpionier Samuel Franklin Cody den Man-lifting Kite, verband diesen mit einem kleinen Segelboot und überquerte damit den Ärmelkanal.<ref>Samuel Franklin Codys Man-Lifting Kite, www.design-technology.org, abgerufen am 25. August 2010</ref>

Die Entwicklung von Aramid- und hochfesten Polyethylenfasern in den späten 1970er-Jahren machten den Siegeszug der Kites erst möglich. Mit diesen Materialien war es möglich, stabilere, reißfestere und effektivere Tücher für die Kites herzustellen. Mit dem aus Aramid- und Polyethylen hergestellten FlexiFoil-Lenkdrachen gelang es Ian Day, mit rund 40 km/h mit seinem Katamaran über das Wasser zu fahren.<ref name="Lynn1" />

In den 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre entwickelte der deutsche Dieter Strasilla ein Segelsystem, mit dem sowohl auf Land als auch im Wasser und auf Schnee gesegelt werden kann. Mit dem zusammen mit seinem Bruder Udo entwickelten und patentierten „Skywing“-System wurde dann auch das Springen und Fliegen oder Gleiten möglich.<ref>http://www.skywing.de/.</ref> Strasilla und ein Freund von ihm, der Schweizer Andrea Kuhn, kombinierten das System mit Skiern, Snowboards, Grasskiern sowie selbstgebauten Buggys. In einem seiner Patente geht Strasilla auch kurz auf die Idee ein, aufblasbare Kites zum Kitesurfen zu verwenden.<ref>Patent DE2933050, strasilla.de, abgerufen am 25. August 2010.</ref>

In den 1980er-Jahren fanden unter anderem in Schweden Versuche statt, Kanus, Schlittschuhläufer, Skifahrer,<ref name=Harris1>Mark Harris Sea kayaking and kites, July 2002.</ref> Wasserski- und Rollschuhfahrer mit Lenkdrachen anzutreiben.<ref name="Lynn1" />

Die Brüder Bruno und Dominique Legaignoux entwickelten Anfang der 1980er aufblasbare Lenkdrachen zum Kitesurfen und ließen sich diese Idee im November 1984 patentieren.<ref>Geschichte der Kiteentwicklung der Legaignoux Brüder, inflatablekite.com, abgerufen am 25. August 2010.</ref> Dieser sah bereits fast genauso aus wie ein heutiger Tubekite und diente als Ausgangsmodell für alle weiteren Entwicklungen.

1990 wurde durch den Neuseeländer Peter Lynn das Buggykiting entwickelt und im Ashburtoner Argyle Park erstmals angewandt. Dazu kombinierte er den Drachen mit einem dreirädrigen Buggy, ähnlich einem Kettcar. Das Buggykiting wurde daraufhin zum ersten weit verbreiteten Kitesport, so dass bis 1999 rund 14.000 Kitebuggys weltweit verkauft wurden.<ref name="Lynn1" />

Ähnlich der Idee der Legaignoux-Brüder, entwickelten Anfang der 1990er der amerikanische Boeing-Aerodynamiker Bill Roeseler und sein Sohn Corey das KiteSki-System. Die Idee war es, einen Wasserskier mit einem zweileinigen deltaförmigen Tubekite zu ziehen. Gesteuert werden konnte der Kite mit einer Bar. Nachdem sie sich den KiteSki patentieren ließen, ging dieser 1994 auf den Markt. Durch seine Luftschläuche konnte der Kite auch nach einer Wasserlandung wieder gestartet werden. Ende der 1990er verwendete Corey Roesler dann erstmals ein Brett, ähnlich einem Surfboard, anstatt Wasserskiern.<ref name="Lynn1" />

Laird Hamilton und Manu Bertin demonstrierten das Kitesurfen 1996 der Öffentlichkeit an der Küste Mauis auf Hawaii, und halfen dadurch, den Sport populärer zu machen.

Auch die Legaignoux-Brüder hielten an ihrer Idee fest, entwickelten diese weiter und brachten schließlich 1997 den Wipika-Tubekite auf den Markt. Dieser hatte eine Bow-Kite-Form mit breiteren Enden als die bisherigen Kites und ermöglichte dadurch einen leichteren Wasserstart. Im selben Jahr entwickelten die Franzosen Raphaël Salles und Laurent Ness ein spezielles Kitesurfboard, was seinen Beitrag zur weltweiten Verbreitung des Kitesurfens ab 1998 leistete. Erste Surfschulen lehrten nun das Kitesurfen. Der erste Wettbewerb fand im September 1998 statt, Sieger war der Amerikaner Flash Austin.<ref name="Lynn1" /><ref>Flash Austin Profil, windfinder.com, abgerufen am 25. August 2010.</ref>

Bis etwa 2001 waren die den Windsurfbrettern ähnlichen Directional-Boards der dominierende Typ von Kiteboards. Ab dann wurden die den Wakeboards ähnlichen Twin Tips zunehmend populärer.

Ausrüstung

Die Kitesurf-Ausrüstung besteht aus mehreren Teilen. Die drei wichtigsten bilden dabei das Board, die Bar mit den Steuerungs- und Sicherheitsleinen und der Kite selbst. Hier gibt es große Unterschiede in Bauart und Größe, so dass die Ausrüstung an Körpergewicht und Könnensstand des Sportlers sowie an unterschiedliche Windstärken angepasst werden kann.

Das Board

Grundsätzlich wird zwischen drei Arten von Boards unterschieden: Es gibt Twin Tips (auch Bidies oder kurz TT genannt), Mutant-Boards und Directional-Boards, die auch Waveboards genannt werden. Alle drei Boardvarianten haben im Gegensatz zu Surfbrettern keinen nennenswerten Auftrieb, dieser entsteht erst hydrodynamisch durch die Fahrt über Wasser. Dadurch erklären sich auch die Maße der einzelnen Boards, die in Abhängigkeit von Könnensstand, Windstärke, Körpergewicht und Kitegröße zwischen 120 und 165 cm in der Länge und etwa 26 bis 52 cm in der Breite variieren. Seit Beginn des Kitesports gab es große Entwicklungssprünge; mittlerweile haben sich die Twin Tips am Markt durchgesetzt und werden vom Großteil der Kitesurfer gefahren.

Die Kraftübertragung der Steuerungsbewegungen der Füße auf das Brett erfolgt in den meisten Fällen über Fußschlaufen, doch es werden vereinzelt auch feste Bindungen eingesetzt. Boards ohne Bindung oder Schlaufen existieren ebenfalls. Vereinzelt werden auch normale Surfboards eingesetzt, die dann für das sogenannte „Wavekiten“ benutzt werden.

Directional-Boards

Datei:Directional kiteboard.jpg
Kiter mit Directional Board im Sprung

Das Directional ist „die Mutter“ aller Kiteboards und wurde direkt aus dem Wellenreiten übernommen. Anders als bei den anderen Boardtypen ist die Bauweise bei den Directionals etwas höher und der Auftrieb etwas größer. Aufgrund fehlender Finnen am Bug und der spitz zulaufenden Form ist es nur in eine Richtung fahrbar, so dass bei einem Richtungswechsel auch ein Fußwechsel erfolgen muss. Aufgrund seines besonderen Fahrgefühls sowohl beim Fahren in größeren Wellen als auch bei relativ ruhiger See ist es vor allem eine spaßbringende Alternative zum Twin Tip. Es eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene.

Twin Tips

Datei:Kite-board.jpg
Kleines Twin Tip Board

Das Twin Tip ist ähnlich wie ein Wakeboard oder Snowboard aufgebaut und lässt sich in beide Richtungen also bidirektional fahren. Es weist harte, scharfe Kanten und eine widerstandsarme, flache Bauweise auf. Es wurde ursprünglich aus dem Wakeboarden adaptiert und ist für das Kitesurfen modifiziert worden. Die Twin Tips eignen sich sowohl für Einsteiger als auch für sehr erfahrene Sportler, wobei mit steigendem Könnensstand die Boardgröße meist abnimmt. Charakteristisch für diesen Boardtyp ist die Symmetrie hinsichtlich „Outline“ (Umriss), „Shape“ (Form) und Anordnung der Fußschlaufen. Dies hat den großen Vorteil, dass bei einem Richtungswechsel kein Fußwechsel stattfinden muss. Unterschieden wird noch einmal zwischen großen Twin Tips, deren Form auf beiden Seiten konkav ist und kleinen Twin Tips, deren Form konvex ist, wobei die Grenzen fließend sind.

Mutant-Boards

Die Mutants sind eine Mischung aus TTs und Directional Boards. Die Form ähnelt der eines Directionals mit einer klaren Unterscheidung zwischen Bug und Heck. Prinzipiell für das Fahren in eine Richtung konzipiert kann es aber aufgrund zweier Finnen am Bug auch bidirektional gefahren werden. Wie bei einem Twin Tip gibt es meist nur zwei Fußschlaufen.

Raceboards

Raceboards zeichnen sich durch ihr wirklich großes Volumen (größer als Doors oder TT) als auch durch die langen Finnen an der Unterseite des Brettes aus. Sie eignen sich wegen ihrer Bauweise optimal zum sehr schnellen Fahren auf dem flachen Wasser. Da sie fürs Rennen konzipiert wurden, sind sie eher für Fortgeschrittene und Profis geeignet.

Foilboard

Ein Foilboard (auch Hydrofoil) ist ein Board mit einer schwertartigen Verlängerung unter dem eigentlichen Brett. Bei ausreichender Geschwindigkeit schwimmt das Board auf und man surft ausschließlich auf dieser Verlängerung. Für Zuschauer vermittelt ein Foilboard den Eindruck als würde der Surfer über dem Wasser schweben. Foilboards sind wegen ihres geringen Wasserwiderstandes besonders für Leichtwind oder auch für Rennen geeignet.

Bar, Steuerungs- und Sicherheitsleinen

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5-Leiner Bar mit Clamcleat Adjuster

Die „Kitebar“ oder einfach nur „Bar“ verbindet den Sportler über 20–30 m lange Steuerungs- und Sicherheitsleinen mit dem Kite und ermöglicht dessen Steuerung hinsichtlich der Richtung und der Kraftentwicklung. Die neueren Modelle verfügen darüber hinaus über mehrere Sicherheitsmechanismen zum teilweisen oder vollständigen Trennen vom Schirm im Falle von Gefahr und/oder Kontrollverlust über den Schirm. Meist sind diese Sicherheitsauslösungen eine „Quickrelease“ am „Chickenloop“ (eine schnell trennbare Verbindung an der Schlaufe, an der das Trapez eingehängt wird) und eine sogenannte „Safetyleash“. Beim Quickrelease stürzt der Kite auf das Wasser, bleibt aber noch mit dem Trapez verbunden, damit der Kite nicht verlorengeht, während beim Auslösen des Safetyleash der Sportler vollständig vom Kite getrennt wird.

Unterschieden werden drei Bar-Systeme mit einer unterschiedlichen Anzahl von Leinen:

4-Leiner
Zwei Leinen sind für die Übertragung der Zugkräfte zuständig. Sie werden in der Mitte zur Depower-Leine zusammengeführt und über eine zentrale Durchführung sowie einer Schlaufe am Ende (Chickenloop) am Trapezhaken befestigt. Die anderen zwei Leinen (Lenkleinen oder auch Bremsleinen) werden links und rechts an den Enden der Bar befestigt. Sie ermöglichen weitere aerodynamische Manipulationen wie Lenken, Anstellwinkel verändern oder Anbremsen.
5-Leiner
Die fünfte Leine ist zentral oder als „Y“ an der Vorderkante der Fronttube des Kites befestigt. Der Drachen kann durch Zug an dieser Leine drucklos auswehen, was einen Gewinn an Sicherheit bedeutet. Beim Start aus dem Wasser hilft sie außerdem, durch Umklappen den Drachen in eine günstige Startposition zu bringen. Eine trimmbare fünfte Leine dient der Stabilisierung des Drachenprofils und erweitert somit den nutzbaren Windbereich.
2-Leiner
Ein Zwei-Leiner lässt nur eine eingeschränkte Depower des Schirms zu. Durch Loslassen der Bar kann der Schirm in einer Notsituation sofort an einer der Leinen auswehen. Er hängt dann nur noch an der Sicherheitsleine, die oft am Trapez, früher am Handgelenk befestigt wurde. Gelegentlich wird dieses System in der Anfängerschulung eingesetzt.

Der Schirm

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Illustration dreier Kites. Softkite (hinten), C-Kite (rechts) und Bow-Kite (links)

Kites gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die sich auch in Angriffsfläche und Winkel des Windes unterscheiden. Mittels Leinen kann der Lenkdrachen so gesteuert werden, dass die auf den Sportler ausgeübten Kräfte in Richtung und Stärke variieren. Die Größe des Schirmes ist auch von der Windstärke abhängig. Die meistgefahrenen Größen sind 9 bis 12 m². Stärkere Winde erfordern kleinere Schirme, um Überbelastungen zu vermeiden. Besonders Anfänger sollten darauf achten, keinen zu großen Drachen zu verwenden. Hier ist zu bedenken, dass eine Verdopplung der Windgeschwindigkeit eine Vervierfachung der Kräfte im Kite nach sich zieht, wodurch fehlerhafte Lenkbewegungen dramatische Folgen nach sich ziehen können. So ist ein 9-m²-Kite bei 6 Windstärken in der Lage, problemlos zwei erwachsene Männer aus dem Wasser zu reißen.

Um die auftretenden Kräfte zu verringern sind neuere Drachen mit einer sogenannten „Depower“-Möglichkeit (engl. etwa Entkräften) ausgestattet. Unter Verwendung von „Depower“ wird der Winkel der Anströmkante des Drachens zum Wind reduziert und das Profil des Kites verändert, so dass sich weniger Wind im Schirm fängt und der Zug des Drachens abnimmt.

Hauptsächlich wird zwischen Softkites und Tubekites unterschieden:

Softkites

Die Softkites oder auch Ram-Air-Kites oder Matten sehen aus wie Gleitschirme und eignen sich vor allem zur Benutzung an Land, beispielsweise beim Snowboarden oder Allterainboarden. Es gibt aber auch Softkites mit geschlossenen Zellen, die zum Surfen auf dem Wasser benutzt werden können. Sie erhalten ihre Stabilität dadurch, dass die Luft über Lufteinlassventile an der Anströmkante eindringen kann, dort zwischen zwei Tuchschichten „gespeichert“ bleibt, und nicht mehr entweichen kann. Softkites mit offenen Zellen hingegen würden sich bei einem Absturz im Wasser mit Wasser füllen und wären somit nur noch schwer flugfähig. Der Begriff Ram-Air bezieht sich auf die Stauluft zwischen Ober- und Untersegel, durch die der Schirm seine Form erhält. Die Flugstabilität wird grundlegend durch Waageleinen erzeugt. Softkites kommen zum Teil mit 3 Leinen aus. Bei diesem System gehen die drei Waageleinen in eine Mittelleine (Frontline) und zwei Steuerleinen (Backlines) über. Manche Matten haben hingegen Anknüpfpunkte wie Tubekites (4-Leiner).

Tubekites

Datei:Leikite.svg
Ein C-Kite; gut zu erkennen ist die Eckige Form an beiden Enden

Tubekites haben anders als Softkites mehrere Luftschläuche (Tubes): einen Frontschlauch (Fronttube), der dem Schirm die Form gibt und mehrere Querschläuche (Struts), die etwa in einem 90° Winkel an die Fronttube angeschlossen sind und der „Segelfläche“ Stabilität geben. Diese Luftkammern werden vor dem Start auf einen Druck von rund 6–8 psi (etwa 0,4-0,6 bar) aufgepumpt. Sie verhindern nach einer Wasserlandung das Versinken des Schirms und erleichtern so den Wasserstart. Innerhalb der Tubekites wird zwischen 4 Unterarten unterschieden:

C-Kite

Der C-Kite hat seinen Namen dank seiner C-förmigen, also sehr gebogenen Schirmform. Dies führt zu einer kleineren Oberfläche, die entsprechend weniger Wind „fangen“ kann. Er zählt zu den Tubekites und seine Fronttube verläuft zu beiden Enden hin eckig. Der C-Kite ist die älteste Form der LEI Kites und ist an vier Leinen befestigt, mit der Möglichkeit auf eine fünfte Leine. Die vier Leinen sind jeweils an den Ecken der beiden Schirmenden befestigt. Der Hauptunterschied zwischen dem C-Kite und anderen Tubekites sind die fehlenden Waageleinen (bridles) an der Anströmkante, was zu einer sehr geringen Depower und zu einer stärkeren Zugkraft auf die Bar führt. Diese großen Kräfte auf der Bar gibt dem Kiter ein sehr direktes Fahrgefühl. Außerdem ist es ohne bridle schwieriger den Kite nach einem Sturz wieder zu starten (relaunch). Mit der bereits erwähnten fünften Leine als Option ist das Starten allerdings sehr verlässlich. Um den C-Kite zu depowern, ist die richtige Technik zu verwenden. Er muss ins richtige Windfenster gesteuert werden, um die erwünschten Kräfte zu erreichen. Der C-Kite wird hauptsächlich von guten Wakestyle und Freestyle Fahrern genutzt und ist auf Grund seiner geringen Depower-Möglichkeit und dem schwierigen Wasserstart für Anfänger weniger geeignet.

Bow-Kites

Die Bow-Kites sind den C-Kites in der Konstruktion sehr ähnlich, jedoch fällt das Profil wesentlich flacher aus und die Fronttube verläuft nicht linear, sondern ist zu den beiden Enden hin bogenförmig herumgezogen, was zur Namensgebung führte. Der Bogenschirm besitzt darüber hinaus „Waageschnüre“ mit mehreren Anknüpfungspunkten am Drachen. Durch diese optimierte Form und „Aufhängung“ kann man durch Wegschieben der Bar den Anstellwinkel des Drachens zum Wind über einen im Vergleich größeren Bereich bis nahezu 100 % Depower verstellen, das heißt im Normalfall zieht der Kite den Surfer nicht mehr unvermittelt nach Lee (siehe Gefahren). Somit ist der Kite sehr gut für Anfänger geeignet und wird meist auch bei Kursen eingesetzt. Nachteilig an Bow-Kites ist das oft indirekte Fluggefühl, was besonders im fortgeschrittenen Freestyle-Bereich gegenüber C-Kites ein echtes Manko darstellt.

Hybrid-Kites

Hybrid-Kites bilden eine Mischung aus C-Kites und Bow-Kites. Sie sind wie Bow-Kites meist SLE- (Supported Leading Edge) Kites bei denen die Fronttube durch Waageleinen an mehreren Anknüpfpunkten stabilisiert wird. Dadurch ergibt sich ähnlich wie bei Bow-Kites ein hohes Depower-Potential. Die Steuerleinen sind allerdings, ähnlich wie bei C-Kites, meistens direkt am Drachen angeknüpft. Daraus ergeben sich ein direkteres Flug- und Lenkgefühl sowie geringere Kräfte an der Bar. Diese Merkmale werden besonders von fortgeschrittenen Fahrern gefordert. Für Anfänger sind Hybrid-Kites nicht so fehlerverzeihend wie Bow- oder Delta-Kites.

Delta-Kites

Delta-Shape-Kites sind eine Weiterentwicklung der Bow-Kites. Von der französischen Kitesurfmarke F-one Kites wurden sie 2007 auf den Markt gebracht und schnell von anderen Marken nachgeahmt. Sie werden mit 4–5 Leinen geflogen. Wie die Bow-Kites bieten sie fast 100 % Depower und tragen dazu bei, den Sport sicherer zu machen. Auch Delta-Kites haben an der Fronttube Bridles (Waageleinen), die es möglich machen, den Kite in einen steileren Anstellwinkel zum Wind zu stellen, und dadurch leichter und sicherer für Einsteiger zu fliegen sind. Die Kites besitzen eine Deltaform und ähneln den Bow-Kites. Delta-Kites sind zurzeit die Kites mit den besten Wasserstarteigenschaften. Sobald sie auf dem Wasser oder Schnee liegen, treiben sie an den Windfensterrand und lassen sich durch Ziehen an der jeweiligen Steuerleine aus dem Wasser starten. Es gibt auch kleinere Schirme bis zu 6 Quadratmeter.

Weitere Ausrüstungsgegenstände

  • Das Trapez ist nach den drei Hauptbestandteilen das wichtigste Zubehör. Schon kleine Kites entwickeln enorme Zugkräfte, so dass diese ohne ein Trapez nicht lange gehalten werden können. Das Trapez schnallt sich der Sportler um die Hüfte und hängt an einem daran angebrachten Metallhaken den Chickenloop der Bar ein, und somit auch den Kite. Beim Trapez wird zwischen einem Hüfttrapez und einem Sitztrapez entschieden, es gibt aber auch Hybridformen.
    • Das Hüfttrapez gewährt dem Fahrer größtmögliche Bewegungsfreiheit und behindert somit auch nicht bei komplizierten Tricks. Andrerseits kann es leicht verrutschen und den Tragekomfort erheblich beeinträchtigen, sollte es zum Beispiel zu hoch sitzen und auf den Rippenbogen drücken.
    • Das Sitztrapez bleibt durch die Beingurte fest am Becken und rutscht auch bei enormen Zugkräften oder wenn der Kite im Zenit steht nicht viel nach oben. Dadurch hat es einen besseren Tragekomfort und wird vor allem gerne von Einsteigern benutzt.
    • Das Sitz-Hüfttrapez vereint die Eigenschaften beider Trapezarten. Es sitzt auf der gleichen Höhe wie ein Hüfttrapez ist aber durch Beingurte und eine kleine Sitzfläche, meist Cordura-ähnliches Gewebe, so fixiert, dass es nicht nach oben rutschen kann.
Datei:Surf Leash.JPG
Eine Boardleash
  • Die Boardleash wird von einigen Kitern genutzt um zu verhindern, dass das Brett nach einem Sturz wegtreibt. Sie ist eine Leinenverbindung, die mit dem Trapezgurt oder dem Fuß verbunden wird. Dabei wird zwischen einer festen und einer aufrollbaren Leash (ähnlich einer Rücklauf-Hundeleine) unterschieden. Bei der Verwendung einer Leash entsteht allerdings ein Gefahrenpotential, da der Kiter im Falle eines Sturzes vom Brett getroffen werden kann, was zu schweren Verletzungen im Hals- und Kopfbereich führen kann. Eine Leash sollte aus Sicherheitsgründen nur mit Helm und Prallschutzweste verwendet werden. Die Mehrzahl der Kiter verzichtet daher auf die Leash, da ein verlorenes Brett auch erschwommen werden, oder mit einem einhändigen Bodydrag nach Luv erreicht werden kann.
  • Helm: Um das Unfallrisiko bei Stürzen oder einem durch eine Boardleash zurückschleudernden Boards zu minimieren, empfiehlt es sich, einen Helm zu tragen. Dieser sollte aber ein speziell zum Kitesurfen entwickelter Helm sein und nicht beispielsweise ein Fahrradhelm.
  • Prallschutzweste: Eine Prallschutzweste erfüllt gleich zwei Funktionen. Durch die Möglichkeit beim Kitesurfen zu springen und hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, besteht beim Aufprall auf das Wasser ein hohes Verletzungsrisiko. Daher wird sie selbst von erfahrenen Sportlern getragen, um das Risiko beispielsweise beim Trainieren neuer Tricks zu verringern. Durch ihren großen Auftrieb, der fast an den einer Rettungsweste herankommt, erleichtert sie auch längere Schwimmeinlagen, wie sie bei Stürzen oftmals nötig sind. Außerdem schützen sie durch ihre Polsterung und Einlagen auch den Thorax und die Wirbelsäule. Dennoch ist zu beachten, dass eine Prallschutzweste keine Rettungsweste ist und daher auch nicht die gleichen Sicherheitseigenschaften, wie zum Beispiel das Überleben bei Bewusstlosigkeit, garantieren kann.
  • Schuhe: Sie schützen in Stehrevieren den Kiter vor Schnittverletzungen und halten bei längeren Fahrten, insbesondere bei kalten Temperaturen, die Füße warm.
  • Sonnenbrille: Sehr sinnvoll vor allem um die Mittagszeit, wenn die Sonne sehr hoch steht, während der Kite beobachtet wird. Zudem verhindert sie eine „Verblitzung“, welche durch die spiegelnde Wasseroberfläche entstehen kann.

Manöver

Steuern

Datei:Kitesurf.jpg
Kitesurfer beim Carved Jibe

Der Kitesurfer regelt seinen Kurs und seine Geschwindigkeit über die Steuerung des Schirms und des Brettes. Die Kurse zum Wind können ähnlich wie ein Segler oder Windsurfer gewählt werden, das heißt gegen den Wind kann nicht direkt angefahren, sondern nur gekreuzt werden, und alle anderen Kurse sind möglich. Unterschiede ergeben sich gegenüber den anderen Segelsportlern unter anderem durch die Eigengeschwindigkeit und die Flughöhe des Drachens. Letztere beträgt je nach Leinenlänge maximal 30 Meter. In dieser Höhe ist der Wind meist stärker, konstanter und frei von Turbulenzen.

Die Bar ermöglicht dem Kitesurfer, über die Leinen den Schirm im Windfenster zu steuern und damit seinen Kurs zum Wind zu bestimmen. Zur Richtungsänderung wird die Seite der Bar, in die man fahren möchte, behutsam zum Körper hingezogen und somit der Kite in diese bewegt. Bei einer Richtungsänderung (Halse) wird der Kite langsam in den Zenit und schließlich in den anderen Teil des Windfensters bewegt. Das Wenden kann mit einem „Basic Jibe“, der Trambahn-Halse erfolgen, oder mit der richtigen Wende, dem sogenannten „Carved Jibe“. Bei der Trambahn-Halse steht der Kiter kurz, bevor er in die andere Richtung weiterfährt, bei der Carved Jibe fährt der Kiter einen Halbkreis nach Lee und fährt anschließend in die andere Richtung weiter, anstatt stehen zu bleiben. Zusätzlich zu den Lenkbewegungen muss der Kitesurfer mit dem hinteren Fuß das Board belasten, um dem Kite einen Widerstand zu bieten.

Datei:Kitesurfer August 8 2009.jpg
Ein Kiter im Amwindkurs, starke Rückenlage und Kantenbelastung

Grundlage für das Kitesurfen ist das Beherrschen des sogenannten „Höhelaufens“, also durch gezieltes Lenken auf einer gedachten Linie fahren und nach einer Wende wieder beim Ausgangspunkt ankommen, und dabei nicht zu weit nach Lee abgetrieben zu werden. Beim Höhelaufen spielt vor allem die Boardsteuerung durch Gewichtsverlagerung eine große Rolle. Der normale Kurs ist der Halbwindkurs, bei dem der Surfer etwa rechtwinklig zur Windrichtung fährt. Dadurch ist im besten Fall ein exakt gerades Fahren möglich. Lehnt er sich weiter nach vorne, fährt er auf Raumwindkurs und steuert so nach Lee. Lehnt er sich ausgehend vom Halbwindkurs weiter nach hinten, fährt er auf Amwindkurs. Durch den Raumwind- und Amwindkurs lässt sich somit nach Lee und Luv lenken, also nach „vorne“ und „hinten“ oder „in“ das Windfenster und „aus“ dem Windfenster heraus.

Sollten zwei Kiter also aufeinander zu fahren, lässt sich ein Zusammenstoß vermeiden, indem der Leegewandte nach vorne in den Raumwindkurs, und der Luvgewandte nach hinten in den Amwindkurs ausweicht.

Start des Kites

Datei:Kite for kitesurfing at exmouth devon arp.jpg
Startvorgang eines Delta-Shape Kites mit Starthelfer in Exmouth, England

Die Vorgehensweise beim Start des Schirms ist vom eingesetzten System abhängig. Beim Tubekite ist ein Starthelfer sinnvoll. Er hält den Schirm am Windfensterrand, wo der Schirm nicht so viel Zug entwickelt, so dass der Sportler den Schirm gefahrlos in den Zenit fliegen kann. Ohne Starthelfer kann der Schirm an einer umgeschlagenen Schirmecke mit Sand oder Sandsäcken am Boden gehalten werden. Zum Start werden die Sandsäcke durch Zug an den betreffenden Leinen abgeworfen und der Schirm steigt zum Himmel auf.

Bestimmte Ram-Air-Schirme können auch ohne Helfer gestartet werden. Diese Drachen sollten möglichst auch nicht in der direkten Leistungszone gestartet werden – es sei denn, der Wind ist unter 3 bft. Aus Sicherheitsgründen ist aber auch bei diesen Schirmen ein Helfer angebracht, der den Sportler davor bewahrt, ungewollt nach vorne gezogen zu werden. Das gilt, insbesondere bei extrem viel Wind, auch für den Tubekite-Start.

Wasserstart

Datei:TarfiaDune.jpg
Valdevaqueros, Tarifa (Spanien).

Nach einer Wasserlandung von Tubeschirmen, bei der der Drachen meist verkehrtherum, also mit dem Frontschlauch auf dem Wasser aufliegt, versucht der Kitesurfer den Drachen durch Be- und anschließendes Entlasten (in Richtung des Schirms schwimmend) der Frontleinen den Schirm auf den „Rücken“, das heißt die Schirm-Oberseite, zu legen. Durch Steuerbewegungen, meist an einer der Steuerleinen, wird der Schirm vorsichtig aus der Leistungszone zum Windfensterrand bewegt. Dort kann der Schirm durch Zug an der nach oben weisenden Steuerleine wieder gestartet werden. Systeme mit einer fünften Leine am Frontschlauch (vorderer, C-förmiger Schlauch) vereinfachen das Umklappen des Drachens und damit den Wasserstart. Insbesondere ist damit auch ein Start in der Leistungszone möglich, der bei Tubeschirmen ansonsten sehr gefährlich werden kann („Russenstart“), weil der Sportler je nach Windzug nach oben und vorne gerissen wird.

Liegt der Schirm verkehrtherum ist ein sogenannter Rückwärtsstart möglich, wenn der Schirm eine entsprechende Vorrichtung hat. Mattenschirme (3-/4-Leiner) lassen sich recht einfach durch Ziehen an den Backleinen (Leinen, die an der Hinterkante des Schirms angebracht sind) rückwärts starten. Der Drachen erhebt sich dann rückwärts fliegend und kann nach Erreichen von einigen Metern Höhe durch eine 180°-Drehung wieder in die Vorwärtsposition gebracht werden. Einige Tubeschirme haben zum Rückwärts-Start spezielle Leinen, die über ein Umlenksystem oder direkt auf die Hinterkante des Schirms wirken, was ein Rückwärtsfliegen möglich macht. Rückwärtsstart-Systeme sind insbesondere zur Benutzung auf dem Land (auf Schnee) vorteilhaft.

Die sogenannten Bow-Schirme haben die Haupttube bogenförmig nach hinten geschnitten, sodass der Schirm nicht mehr mit der gesamten Vorderkante auf Land oder Wasser aufliegt. Durch eine aufgefächerte Anlenkung der vorderen Leinen sind zusätzlich die Ohren vom Untergrund bzw. Wasser abgehoben. Beim Neustart kann sich ein solcher Schirm ohne direkt auf dem „Rücken“ zu liegen ans Windfenster bewegen und wieder hochsteigen. Der Übergang aus der Powerzone ist wesentlich schneller und weicher.

Delta-Shape-Kites sind zurzeit die Kites mit den besten Wasserstarteigenschaften. Sobald sie auf dem Wasser oder Schnee liegen, treiben sie an den Windfensterrand und lassen sich durch Ziehen an der jeweiligen Steuerleine aus dem Wasser starten.

Springen

Datei:Kitesurfer1.jpg
Ein Big Air Jump

Ein Kiter springt, indem er den Drachen in voller Fahrt über den Zenit in den anderen Windfensterrand bewegt durch den Auftrieb des Kites schließlich in die Luft gehoben wird. Es lassen sich so große Sprünge – teils schon Flüge – vollbringen. Um nicht nach vorne zu drehen und sich dadurch mit dem Rücken in Flugrichtung zu befinden, sollte der Sportler eine möglichst kompakte Haltung einnehmen und eine hohe Körperspannung aufbauen. Zum Landen wird der Kite langsam wieder in den ursprünglichen Windfensterrand zurückgelenkt. Einen einfachen Sprung nennt man Basic Jump, Air oder bei einem besonders hohen und/oder weitem Sprung Big Air

Datei:Boardgrabs.svg
Schematische Darstellung aller Grabtricks beim Kiteboarden. Grün = Vorderhand, Ockerbraun = Rückhand. Der Pfeil gibt die Windrichtung an.
Datei:Kitesurfing ColumbiaRiver.jpg
Eine Frontroll; gut zu Erkennen ist die Safetyleash und die ausgehängte Bar; Columbia River, USA

Wie auch beim Snowboarden, Skaten und ähnlichen Sportarten sind sowohl Flip- als auch Grab-Tricks und darüber hinaus One-Foots, Board-Offs, und aus dem Wakeboarden adaptierte Tricks wie Raileys möglich.

  • Bei den Flip-Tricks kann sich der Kiter einfach nach rechts oder links horizontal um die eigene Achse drehen (360 Flip) oder vertikal nach vorn oder hinten (Fronftlip, bzw. Backflip)
  • Bei Grab-Tricks hat der Kiter noch mehr Möglichkeiten, wie das nebenstehende Schaubild verdeutlicht. Flip- und Grab Tricks lassen sich aber auch Verbinden, so dass Tricks wie „360 Melons“ oder „720 Tailgrabs“ möglich sind.
  • Bei One-Foot-Tricks steigt der Kiter mit einem Fuß aus der Bindung/Schlaufe aus und kombiniert dies mit einem Grab Trick (zur Kontrolle des Boards) und ggf. einem Flip Trick. Ein reiner One-Foot wird selten durchgeführt, da die Wahrscheinlichkeit, das Board in der Luft zu verlieren, sehr groß ist.
  • Bei Board-Offs steigt der Kiter mit beiden Füßen aus der Bindung/den Schlaufen. Hier ist die Kombination mit einem Grab-Trick zwangsweise erforderlich, da man sonst das Board verlieren würde. Auch hier ist die Kombination mit einem Flip möglich.
  • Eine besondere Sprungart stellen die Raileys dar, da bei diesen der Kiter nur noch mit der Safetyleash mit dem Kite verbunden ist (er fährt „unhooked“). Vor dem Absprung wird die Bar am Trapez ausgehängt, der Kiter streckt die Arme aus und bringt durch nach hinten abgeknickte Beine das Board auf, oder über Kopfhöhe. Zum Landen muss der Sportler Arme und Beine wieder anziehen. Nach der Landung wird die Bar wieder eingehakt.

Fachausdrücke beim Kitesurfen

Air time
Dauer eines Sprunges. Diese beträgt meist 3–5 oder 10 Sekunden, kann bei besonders hohen Sprüngen oder guten Windbedingungen aber auch wie bei einem Sprung von Jessie Richmans 22 Sekunden betragen.
Aspect-ratio
Das Verhältnis zwischen Breite und Höhe des Kites (variiert bei den gängigen Kites zwischen High-aspect-ratio von 6,0 und Low-aspect-ration von 3,0)
Bladder
Der aufblasbare Kunststoffschlauch, der sich in den Tubes befindet und vor dem Start des Kites aufgepumpt wird. Der Druck ist von der Umgebungstemperatur und der Wassertemperatur abhängig. Bei starker Sonneneinstrahlung und hoher Lufttemperatur kann die Bladder auch ohne Fremdeinwirkung platzen, wenn sie zuvor zu stark aufgepumpt wurde. Gibt man jedoch zu wenig Druck in die Tubes, entwickelt der Kite erst gar kein Profil, oder die Luft in den Tubes kühlt bei Kontakt mit dem Wasser so stark ab, dass der Kite sein Profil verliert und nicht mehr ohne fremde Hilfe gestartet werden kann.
C-Kite-Feeling
Damit sind die Vorzüge des direkten Steuerverhaltens und der niedrigen Haltekräfte des C-Kites gemeint. Die Hersteller versuchen zunehmend, diese positiven Eigenschaften auf neuere Kitemodelle (zum Beispiel Delta-Kites) zu übertragen, die durch Verbesserung der Depower-Wirkung und anderer Sicherheitsaspekte leider etwas an C-Kite-Feeling verloren haben.
High-End
Starkwindeigenschaft – Die High-End-Eigenschaft eines Kites umfasst, wie sich ein Kite – in Bezug auf seine Größe – bei starkem Wind verhält. Ein Kite mit gutem High-End bietet also bei viel Wind gute Zugkräfte und lässt sich trotzdem kontrolliert und sicher steuern.
Low-End
Leichtwindeigenschaft – Wie der Ausdruck schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Low-End-Eigenschaft um das Gegenteil zum High-End. Ein Kite mit gutem Low-End, entfaltet bei – für seine Größe – wenig Wind bereits respektable Zugkräfte und gutes Steuerverhalten.
Leading-Edge
Die alternative Bezeichnung für die Front-Tube.
New School
Die „Neue Schule“ umfasst das Repertoire der Tricks aus dem Wakeboarden, bei denen der Kite unhooked gefahren wird. Das heißt, der Fahrer hängt vor dem Trick den Chickenloop aus dem Trapez aus und ist nur noch über die Hände an der Bar und die Safety-Leash mit dem Kite verbunden. Dies ist die Grundlage für einige Sprünge und Tricks, die eingehakt nicht möglich wären (beispielsweise Airpass, Handle-Pass und andere).
Old School
Das Fahren und Springen in Manier der „Alten Schule“, das seit den Anfängen des Kitesurfens existiert und bei dem der Fahrer eingehakt ist.
Projected-Area
Die Fläche des Kite-Tuches, die vom Wind angeströmt wird und damit aerodynamisch wirksam ist.
Stall
Der Strömungsabriss (engl. stall) tritt auf, wenn zu wenig Wind über das Profil des Kites strömt und die Kraft des Sogs, der den Kite in der Luft hält, kleiner wird als seine eigene Gewichtskraft. Der Kite entwickelt also keinen Zug mehr und stürzt anschließend auf die Oberfläche. Eine Sonderform ist hierbei der sogenannte „Backstall“, der entsteht, wenn der Kite sehr tief im Windfenster steht und der Anstellwinkel des Kites durch Anziehen der Bar derart groß wird, dass der Wind den Kite nicht mehr nach oben zieht, sondern nach unten drückt, sich der Kite überschlägt und letztendlich abstürzt. Dies ist ein häufiger Anfängerfehler. Ein „Frontstall“ wird hervorgerufen, wenn der Kite den Surfer überfliegt. Dies passiert, wenn der Kite aus einer Position tief im Windfenster mit viel Schwung an den Windfensterrand (meist auf die 12-Uhr-Position) geflogen wird. Ein Strömungsabriss ist die Folge und der Kite fällt unkontrolliert aufs Wasser.
Datei:Kitesurfteahupoo.jpg
Kitesurfer beim „Wave“-Fahren
Wave
Eine Disziplin, bei der die Elemente des Kitesurfens mit denen des Wellenreitens kombiniert werden. Der Surfer lässt sich mit Kiteunterstützung aufs Meer hinausziehen und reitet dann dort die Wellen ab. Der Kite wird dann an den Windfensterrand gebracht, wo er kaum Zugkräfte ausbilden kann und den Surfer auf der Welle am wenigsten beeinflusst. Natürlich sind durch die Vorzüge des Kites dem Surfer auch andere Möglichkeiten gegeben wie gegen die Wellen anzufahren und diese als Rampen zu verwenden.

Wakestyle: Eine Disziplin bei der Tricks die ursprünglich aus dem Wakeboarden kommen beim Kiten ausgeführt werden. Die Tricks sind dabei meist ausgehakt.

Gefahrenpotenzial

Kiten birgt wie jede Wasser- und Flugsportart einige Risiken, die sich nicht vollständig reduzieren lassen. Unfälle sind häufig auf schlecht ausgebildete, auch leichtsinnige Kitesurfer sowie Mängel bei der Ausrüstung zurückzuführen. Insbesondere über Land und bei festen Hindernissen ist der Kitesurfer in Gefahr. Da Kitesurfen noch eine recht junge Sportart ist und viele (vorwiegend zwischen 15 und 25 Jahren) Kitesurfer ihr Können überschätzen, gibt es regelmäßig Unfälle, nicht selten mit schweren Verletzungen.

Durch neuere Konstruktionen der Kites und ein zunehmendes Gefahrenbewusstsein wird Kiten sicherer. Ein Verletzungs-Risiko geht auch von den Leinen aus, welche unter hoher Zugspannung sehr „scharf“ sind. Das statistische Unfallrisiko beim Kitesurfen wird kontrovers diskutiert. Belastbare Belege für das tatsächliche Risiko gibt es bisher nicht. Studien, die sich mit Kitesurf-Unfällen auseinandersetzen, behandeln die Unfallursachen und deren mögliche Vermeidung, nicht jedoch die Unfallhäufigkeit.<ref>Verletzungscharakteristik im Kitesurfen, PDF 230 kB, Dr. Christopher Zitzmann.</ref><ref>Unfall- und Präventionsmechanismen beim Kitesurfen unter Wettkampf- und Freizeitbedingungen, PDF 3,5 MB, Dissertation von 2009.</ref>

Sicherheitsmaßnahmen

Um Unfälle zu vermeiden und sich und andere zu schützen, sollten folgende Aspekte vorab abgeklärt werden. Insbesondere gilt dies für Anfänger:<ref>Allgemeine Informationen für Einsteiger. bei: Kite&Ride, Abgerufen am 19. Juni 2013.</ref>

Kitesurfrevier
  1. Das Revier sollte mindestens 3 Leinenlängen (etwa 90 m) nach Lee breit sein, dort sollte sich ein geeigneter Notausstiegsplatz befinden, der auch mit Rettungsfahrzeugen erreicht werden kann. Darüber hinaus empfiehlt es sich darauf zu achten, welche potentiellen Gefahren sich am Ufer befinden (Bäume, Hochspannungsmasten, etc.), welche Gefahren im Wasser auftauchen könnten (Strömungen, Riffe, Sandbänke usw.) und ob in Luv irgendwelche Hindernisse stehen, die Windverwirbelungen erzeugen können.
Hauptartikel: Liste der Windsurf-Reviere
Wind & Wetter
  1. Je größer die Windstärke, desto größer sind die auf den Kiter wirkenden Kräfte. Das eigene Können sollte daher nicht überschätzt werden und ggf. ein kleinerer Schirm bei großen Windstärken verwendet werden.
  1. Zum Kiten eignet sich am besten konstanter Wind parallel zum Ufer (Sideshore) und leicht auflandiger Wind (Side-onshore Wind) mit etwa 10–35 kn (18–50 km/h, 3–8 Bft). Bei auflandigem Wind besteht die Gefahr auf das Ufer gezogen zu werden. Ablandiger Wind eignet sich mit Abstand am wenigsten. Die Gefahr, zu weit ins Meer hinausgetrieben zu werden, ist hoch und der Wind ist in der Regel nicht laminar.
  1. Während eines Gewitters darf wegen der Blitzschlaggefahr nicht gesurft werden.
Material
  1. Das gesamte Material sollte vor jedem Start auf Schäden und Abnutzungserscheinungen geprüft werden, so ist insbesondere beim Kite der korrekte Aufbau zu überprüfen.
  1. Es sollte immer ein funktionierendes Notauslösesystem an der Bar (Quickrelease) und eine Safetyleash vorhanden sein.
  1. Am besten immer nur mit Helm und Prallschutzweste, insbesondere bei Verwendung einer Board-Leash, kiten.
Verhalten
  1. Das Board und der Kite sollten an Land immer gut gesichert sein (am besten mit Sand oder -säcken, da diese einen Abrieb des mit Silikon gegen UV-Strahlung beschichteten Kites verhindern) und nie unbeobachtet bleiben.
  1. Das Starten und Landen sollte immer mit einem eingewiesenen Helfer erfolgen, da dieser bei einem Unfall während dieser beiden Phasen nach deutschem Recht mithaftet!
  1. Das Ausweichen und Notsituationen wie das Trennen vom Schirm sollten gut trainiert sein.
  1. Nie über Personen starten, springen oder fahren, die sich im Flug- und Leinenradius des Kites befinden.
  1. Jeder Sportler sollte nur soweit hinausfahren, wie er schwimmen kann, und nie allein kiten, damit im Notfall Hilfe geholt werden kann.

Regeln

Datei:Kitesurfing Spotregeln.JPG
Spotregeln für Kitesurfer in Laboe

Der Schifffahrtsverkehr wird durch internationale, zum Teil auch durch nationale, Vorschriften geregelt, als „Verkehrsteilnehmer“ gelten diese daher auch für Kitesurfer. Auf der Hohen See und auf den mit dieser verbundenen Gewässern gelten die internationalen Kollisionsverhütungsregeln. Zudem können in den jeweiligen Hoheitsgewässern weitere und/oder von den Kollisionsverhütungsregeln abweichende Vorschriften gelten, die dann Vorrang haben. Auf innerstaatlichen Flüssen, Kanälen und sonstigen befahrenen Gewässern wie großen Seen gilt die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung.

Rekorde

Wie bei anderen Extremsportarten gibt es auch beim Kitesurfen mehrere Rekorde in unterschiedlichen Disziplinen, wobei meist zwischen offiziellen und inoffiziellen unterschieden wird.

Sprünge

Bei Sprüngen liegt der offizielle Rekord für die Höhe bei rund 10 Metern (inoffiziell bei 48 Metern) und einer Weite von 250 Metern. Der längste bisher beweisbare Sprung dauerte 22 Sekunden und wurde am 28. Juli 2007 von Jessie Richman in der Golden-Gate-Meeresenge vor San Francisco durchgeführt.<ref>Jessie Richmans 22 Sekunden Sprung, Youtube.de, abgerufen am 24. August 2010.</ref>

Geschwindigkeit

Der offizielle Geschwindigkeits-Weltrekordhalter nach Version des WGPSSRC ist der Franzose Sebastian Catellan mit 56,87 Knoten (105,32 km/h) als Durchschnittsgeschwindigkeit über 10 Sekunden am 28. Oktober 2009 bei der Lüderitz Speed Challenge in Lüderitz in Namibia.<ref>WGPSSRC Official Record: 1 - Record holder, Sebastian Cattelan, GPS-Kitesurfing.com :: for kitesurfers by windsurfers.</ref>

Nach der Version des WSSRC liegt der offizielle Geschwindigkeits-Weltrekord bei 50,98 Knoten (94,41 km/h) bei einer gemessenen Durchschnittsgeschwindigkeit über 500 m. Er wurde vom Franzosen Alexandre Caizergues am 14. November 2009 ebenfalls in Lüderitz aufgestellt.<ref>Kiteboarding Records - Luderitz-Speed Challenge.</ref>

Laut dem Guinness-Buch der Rekorde liegt der Geschwindigkeits-Weltrekord vom US-Amerikaner Rob Douglas bei 55,65 Knoten (103 km/h). Auch dieser Rekord wurde bei der Lüderitz Speed Challenge am 28. Oktober 2010 erreicht.<ref>Guinness World Records, Fastest speed kite surfing, 28. Oktober 2010 abgerufen am 20. Februar 2011.</ref>

Distanz

Beim Kiteboarden ist es auch möglich längere Distanzen zu fahren, daher gibt es auch in dieser (inoffiziellen) Disziplin mehrere Rekorde.

  • Filippo van Hellenberg Hubar, Camilla Ringvold, Max Blom, Eric Pequeno, Dennis Gijsbers und Ike Frans nahmen die Südroute von den Kanarischen Inseln zu den Tuks und Caicos in der Karibik. Jeder der 6 Kiter war pro Tag insgesamt 4 Stunden unterwegs und wechselte sich ohne Unterbruch, Tag und Nacht, mit den anderen ab. Das Team kitete über 5986 Kilometer (3,200 nautische Meilen) um in 19 Tagen auf die andere Seite des Atlantiks zu gelangen. Dabei wurden sie von einem Segelboot begleitet.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Kitesurfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />