Kluczbork
Kluczbork | ||||||
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Basisdaten | ||||||
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Staat: | Polen | |||||
Woiwodschaft: | Opole | |||||
Powiat: | Kluczbork | |||||
Fläche: | 12,35 km² | |||||
Geographische Lage: | 18,216666666667|primary | dim=10000 | globe= | name= | region=PL-OP | type=city
}} |
Höhe: | 180 m n.p.m | |||||
Einwohner: | 24.424 (30. Jun. 2014)<ref name="L_ludnosc_stan_struktura_30-6-2014"></ref> | |||||
Postleitzahl: | 46-200 bis 46-203 | |||||
Telefonvorwahl: | (+48) 77 | |||||
Kfz-Kennzeichen: | OKL | |||||
Wirtschaft und Verkehr | ||||||
Straße: | Lubliniec–Kępno Opole–Wieluń | |||||
Schienenweg: | Lublinitz–Oels | |||||
Oppeln–Posen | ||||||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | |||||
Gmina | ||||||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | |||||
Gminagliederung: | 24 Schulzenämter | |||||
Fläche: | 217,00 km² | |||||
Einwohner: | 36.650 (30. Jun. 2014)<ref name="L_ludnosc_stan_struktura_30-6-2014">Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2014. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF), archiviert vom Original am 7. Dezember 2014, abgerufen am 24. Dezember 2014. </ref> | |||||
Bevölkerungsdichte: | 169 Einw./km² | |||||
Gemeindenummer (GUS): | 1604023 | |||||
Verwaltung (Stand: 2015) | ||||||
Bürgermeister: | Jarosław Kielar<ref> Website der Stadt (BIP), Burmistrz Miasta Kluczborka, abgerufen am 20. Januar 2015 </ref> | |||||
Adresse: | ul. Katowicka 1 46-200 Kluczbork | |||||
Webpräsenz: | www.kluczbork.pl |
Kluczbork [ˈkluʤbɔrk] 1945–1946: Kluczborek; deutsch Kreuzburg O.S., ältere Schreibweise: Creutzburg (18. Jahrhundert) auch Creuzburg<ref>Beyträge zur Beschreibung von Schlesien von Friedrich-Albert Zimmermann, 1794; S. 133</ref> bzw. später Kreutzburg (Anfang/Mitte 19. Jahrhundert)<ref>Als Verschreibung öfters auch "Kreuzberg", z. B. in Genealogien und bei Antiquariaten;</ref> ist eine Stadt in Polen in der Woiwodschaft Opole.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Die Stadt liegt ca. 50 Kilometer nordöstlich der Stadt Opole (Oppeln) am Fluss Stober (Stobrawa) in der historischen Region Oberschlesien.
Geschichte
Die ersten Siedlungen an der Stelle des heutigen Kluczbork gab es bereits 1000 bis 800 v. Chr. Dies wird durch Funde aus der Steinzeit und der jüngeren Bronzezeit belegt. Die Skiren und Bastarnen siedelten Ende des 6. Jahrhunderts in der Gegend des Stadtgebietes. Später folgten die Kelten und die Wandalen waren etwa 100 v. Chr. hier. Letztere verließen Schlesien ca. 400 n. Chr. Damit können slawische Völker in das Gebiet vordringen. Im 13. Jahrhundert erfolgt dann die eigentliche Entstehung von Kreuzburg. Der Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern erwarb in dieser Zeit Land sowohl um Breslau als auch im Kreuzburger Land, so u. a. die Dörfer Ullrichsdorf, Kuhnau und Kotschanowitz. Das so erworbene Gebiet erhielt um 1252 ein Zentrum. Einer Gründungsurkunde zufolge wurde die Siedlung am 2. November 1252 gegründet.
Am 26. Februar 1253 wurde der Siedlung das Stadtrecht nach Magdeburger Recht verliehen. Dieses Datum wird heute als Gründungsdatum von Kluczbork/Kreuzburg angesehen. Der Name war damals Cruceburg. Bis 1274 oblag den Kreuzherren die Rechtsprechung. Danach ging sie an einen herzoglich bestellten Vogt über, welcher zusammen mit Schöffen Recht sprach. Herzog Heinrich III. von Glogau erhielt nach dem Tod des Fürsten Heinrich IV. von Breslau die Stadt in seinen Besitz. Nach dem Tod Heinrichs III. von Glogau gelangte Kreuzburg 1309 an dessen Sohn Konrad I. von Oels.
Im Jahr 1335 kam der Ort durch Verzicht von Kasimir I. zum Heiligen Römischen Reich. Während dieser Zeit wurde der Ort mehrfach verpfändet und, nicht immer friedlich, wieder ausgelöst. 1426 wurde der Stadt das Privileg, einen Salzmarkt abzuhalten, erteilt. Ab 1480 war die Stadt mehrheitlich von polnischsprachiger Bevölkerung bewohnt. Ein großer Brand wütete am 8. Dezember 1562 in der Stadt und vernichtete viele Häuser. 1553 wurde die erste Tuchmacherinnung des Ortes gegründet. Nur sechs Jahre später wurde der Ort bei einem weiteren Großbrand vernichtet. 1588 wurde die Stadt anlässlich der Schlacht bei Pitschen von den Polen geplündert und in Brand gesteckt.
Im Juni 1661 fand in Kreuzburg eine bedeutende Synode der unter der Gegenreformation in Polen verfolgten Kirche der Polnischen Brüder statt. Vor allem die Elite der Polnischen Brüder kam hier in der Verfolgungszeit zusammen. In Kreuzburg bestand unter dem Schutz des lokalen Adels auch eine unitarische Gemeinde <ref>Paul Wrzecionko (Hrsg.): Reformation und Frühaufklärung in Polen: Studien über den Sozinianismus und seinen Einfluß auf das westeuropäische Denken im 17. Jahrhundert. Vandenhoeck + Ruprecht, 1997, ISBN 3-525-56431-7, Seite 52</ref>, wo u. a. Christopher Crell-Spinowski als Prediger wirkte.
Im Jahr 1681 lebten etwa 1000 Menschen in dem Ort. 1657 fiel die Stadt an die Habsburger. Am 23. April 1737 wurde die Stadt erneut Opfer eines Großbrandes und wird dabei fast vollständig vernichtet. Einzig ein paar Häuser und das Schloss wurden verschont. Der Aufbau zu der einstigen Größe zog sich über viele Jahre hin. Der nächste Stadtbrand brach 1819 aus, dabei brannte auch das 1778 von Carl Gotthard Langhans erbaute Landesarmenhaus nieder.
Im Jahr 1741 fiel der Ort an Preußen und wurde 1820 dem Regierungsbezirk Oppeln zugeordnet. Auch wenn der Kreuzburger Kreis ursprünglich zum niederschlesischen Herzogtum Brieg gehört hatte,<ref>Vgl. A. Scheer, Zmiany granic Śląska na przestrzeni wieków. Świdnica 2002, S. 28. (pl)</ref> galt er spätestens seitdem als Teil Oberschlesiens.
Im Jahr 1875 lebten 5238 Menschen in der Stadt, die im 19. Jahrhundert noch zu zwei Dritteln, 1933 dann zur Hälfte evangelischer Konfession waren. In der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten im etwa je zur Hälfte deutsch- und polnischsprachigen Landkreis Kreuzburg 95,6 % der Wähler für ein Verbleiben des Kreises in Deutschland. Am 19. Juni 1922 erfolgte die Rückgabe des von Franzosen besetzten Kreises Kreuzburg an das Deutsche Reich. Beim Stadtbrand von 1925 brannten acht der als die Zwölf Apostel bezeichneten Giebelhäuser aus dem Jahre 1737 am Ring ab. Im Novemberpogrom 1938 wurde die Kreuzburger Synagoge zerstört. Im Jahr 1939 wurde der Kreis Kreuzburg Sitz eines "Landkreises Kreuzburg O.S." mit etwa 50.000 Einwohnern, wobei die Stadt selbst 11.693 Einwohner besaß. Kreisleiter der NSDAP und damit eigentlicher Herrscher im Kreis war seit Sommer 1939 bis Oktober 1942 Alfred Rieger, sein Vorgänger war Johannes Schweter<ref>Joachim Lilla: Statisten in Uniform, Mitglieder des Reichstags 1933–1945.</ref>, sein Nachfolger war Harksen.<ref>Kreuzburger Heimatnachrichten Jahrgang 1944, Februar-Dezember(Feldpostzeitung der NSDAP-Kreisleitung Kreuzburg OS.), Herausgeber: Kreisleiter Harksen</ref><ref>Wolfgang Schwarz, Edgar Günther Lass: Die Flucht und Vertreibung, Oberschlesien 1945/46. verlegt 1965, S. 45, Zitat: Auch der Kreisleiter Harksen aus Kreuzburg ist anwesend</ref>
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam der Ort an Polen, und es begann die Zuwanderung von Polen aus Gebieten östlich der Curzon-Linie, die an ihren Heimatorten von der zuständigen Sowjetkommandantur im Allgemeinen vor die Wahl gestellt worden waren, entweder eine andere Staatsangehörigkeit zu akzeptieren oder auswandern zu müssen. Die ansässige deutsche Bevölkerung wurde aufgrund der Bierut-Dekrete vertrieben.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen von Kluczbork nach dem jeweiligen Gebietsstand:<ref>Quellen der Einwohnerzahlen:
- 1750, 1766, 1768, 1800, 1820, 1830, 1850, 1859: Chronik der Stadt Kreuzburg – 1756, 1782, 1855, 1861: Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865 – 1844: Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845 – 1885: Meyers Konversationslexikon, 1885–1892 – 1890, 1925, 1933, 1939: geschichte-on-demand.de – 1900, 1905: Brockhaus, 1911 – 1910: gemeindeverzeichnis.de – 1995, 2000, 2005: GUS</ref>
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Gemeinde
Die Stadt- und Landgemeinde Kluczbork erstreckt sich auf einer Fläche von 217 km² und gliedert sich neben dem gleichnamigen Hauptort in folgende 23 Orte (Dörfer):
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und folgende Ortsteile:
Brzezinka, Chałupska, Czaple Wolne, Damnik, Dobrzyny, Drogomin, Drzewiec, Gotartów-Ogrodnictwo, Korzeniaki, Krasków-Kolonia, Ligota Zamecka (Schloss Ellguth), Miłoszowice, Zameczek.<ref> Główny Urząd Statystyczny, Krajowego Rejestru Urzędowego Podziału Terytorialnego Kraju - Kluczbork (1604025), Online, abgerufen am 30. September 2011 </ref>
Verkehr
Kluczbork hat einen Bahnhof an den Bahnstrecken Kalety–Wrocław (weitere Halte in Bąków und Smardy), Kluczbork–Poznań (weiterer Halt in Krzywizna) und Jełowa–Kluczbork (weiterer Halt in Borkowice). Früher wurde ferner die Bahnstrecke Kędzierzyn-Koźle–Kluczbork betrieben.
Städtepartnerschaften
Kluczbork unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
- Bad Dürkheim (Deutschland)
- Bereschany (Бережани) (Ukraine)
Bekannte Personen
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl von Frankenberg und Proschlitz (1746–1819), preußischer General, geboren in Bodland
- Gustav Freytag (1816–1895), Schriftsteller
- Eduard Georg von Bethusy-Huc (1829–1893), Politiker (geboren im heutigen Ortsteil Bankau)
- Gerhard Menz (1885-1954), Buchhandelsexperte und Ökonom
- Karl Mittelhaus (1877–1946), klassischer Philologe
- Alfred Thielmann (1892–1988), deutscher Offizier, zuletzt General der Pioniere
- Kurt Daluege (1897–1946), nationalsozialistischer Funktionär
- Gerhard Desczyk (1899–1983), Politiker der Ost-CDU
- Johann Dzierzon (1811–1906), Pfarrer und Bienenforscher (geboren im heutigen Ortsteil Lowkowitz)
- Johann Laschütza (1886–1964), Großgrundbesitzer und Sozialdemokrat, Führer des Widerstandes gegen Hitler)
- Victor Kaluza (1896–1974), Lehrer sowie Jugend- und Sachbuchautor (geboren im heutigen Ortsteil Lowkowitz)
- Herbert Scholtissek (1900–1979), von 1951 bis 1967 Richter des Bundesverfassungsgerichts
- Walter Wicclair, eigentlich Walter Weinlaub, Pseudonym Walter Wielau (1901–1998), Regisseur, Schauspieler und Theaterproduzent
- Erhard Jung (1902–1945), Geologe
- Heinz Piontek (1925-2003), Schriftsteller
- Horst Fuhrmann (1926–2011), Historiker
- Wolf-Dietrich Großer (* 1927), bayerischer Politiker (FDP)
- Dieter Hägermann (1939–2006), Historiker
- Ulrich Minkus (* 1940), Architekt und Künstler
- Wolfgang April (* 1959), Fußballspieler
- Joanna Gleich (* 1959), Malerin
Sonstige
- Max Clairon d’Haussonville (1836–1899), Abgeordneter des Preußischen Landtags
- Alfred Rieger (1907–1990), Politiker der NSDAP und der FDP, Kreisleiter der NSDAP in Kreuzburg zur Zeit der Judenvernichtung (Abbildung Alfred Rieger in Uniform: Heimatkalender Kreis Kreuzburg 1942, S. 31)
Sonstiges
Gustav Freytag widmete den sechsten Band Aus einer kleinen Stadt (1880) seines historischen Romanzyklus Die Ahnen seinem Geburtsort Kreuzburg. Im 15. Kapitel findet der Sohn des Haupthelden eine industriell veränderte Stadt vor: Eisenbahnen und Dampfschornsteine durchdringen den ländlichen Charakter: „Unsere Stadt ist jetzt durch Eisenbande dem Weltverkehr angeschlossen, fast jede Stunde fliegt Neues heran, mit der Einsamkeit schwindet auch das kleinstädtische Wesen; die gute alte Stadt fühlt zu ihrem Heil und zu unserem Schaden jeden Pulsschlag unseres großen Staates und jede Bewegung fremder Nationen“.
Kreuzburg ist auch Schauplatz des autobiografischen Romans Zeit meines Lebens des Schriftstellers und Georg-Büchner-Preisträgers 1976 Heinz Piontek, der in der Stadt seine Kindheit und Jugend vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Dritten Reichs verbrachte. Im vorletzten Kapitel dieses Romans<ref>Heinz Piontek: Zeit meines Lebens. Autobiographischer Roman. Schneekluth, München 1984, S. 377–386</ref> porträtiert er den schlesischen Barockdichter Johann Christian Günther, der 1720 versucht sich im oberschlesischen Grenzgebiet um Kreuzburg durch seine Niederlassung als Arzt und durch die Verlobung mit der Pfarrerstochter Johanna Barbara Littmann eine bürgerliche Existenz aufzubauen und an den geforderten Bedingungen, sich mit dem Vater zu versöhnen und den Doktortitel zu erwerben, scheitert. Pionteks Geburtsort ist auch lebendig in seinem letzten Roman Goethe unterwegs in Schlesien (1983), wenn er den Dichter auf seiner Rückreise aus dem oberschlesischen Industriegebiet und Tarnowitz nach Breslau in Kreuzburg am Ring logieren lässt. Das plastisch geschilderte Marktleben und die Landschaften an der Oder sind auch in dem umfangreichen Erinnerungsprotokollen des lyrischen Werks von Heinz Piontek präsent.
Walter Wicclairs Erinnerungen sind ein Dokument jüdischer Existenz und ein bedeutendes Zeugnis der Exilliteratur. Sein Nachlass von Theatermaterialien und Emigrationsdokumenten steht der Forschung im Archiv der Akademie der Künste und der Technischen Universität Berlin zur Verfügung. Er gründete 1932 in seiner Heimatstadt das erste feste Theater, das er mit Einverständnis des Dichters Gerhart-Hauptmann-Bühne nannte und in der Spielzeit 1932/1933 leitete. Der Theatermann beschreibt den jüdischen Anteil im Handel- und Sanitätswesen um den Kreuzburger Ring. Eine eindrucksvolle Schilderung gilt dem Überfall von SA-Männern anlässlich einer Vorstellung und der Zerstörung dieser Bühne. Wicclair – damals noch Weinleb – konnte dem Mordanschlag knapp entfliehen.<ref>Zitiert bei Fuhrmann, Heinz Pionteks Kreuzburg, a. a. O., S. 20–21</ref>
Verweise
Literatur
- Horst Fuhrmann: „Fern von gebildeten Menschen“. Eine oberschlesische Kleinstadt um 1870. C. H. Beck, München 1989, ISBN 3-406-33984-0.
- Heinz Pionteks Kreuzburg. In: Horst Fuhrmann: Wurzeln und Werk eines Dichters aus Oberschlesien. Dülmen 1985, S. 13–22.
- Heidenfeld: Chronik der Stadt Kreuzburg von Begründung derselben bis auf die neueste Zeit. Verlag E. Thielmann, Kreuzburg 1861. (Digitalisat)
- Walter Wicclair: Von Kreuzburg bis Hollywood. (mit einem Nachwort von Curt Trepte) Henschel, Berlin 1975.
Weblinks
Fußnoten
<references/>
Byczyna (Pitschen) – Stadt | Kluczbork (Kreuzburg i. Oberschles.) – Stadt | Groß Lassowitz / Lasowice Wielkie | Wołczyn (Konstadt a. Stober) – Stadt