Krieg von Saint-Sardos


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Datei:Isabela Karel Eda.jpg
König Karl IV. verhandelt mit seiner Schwester Königin Isabella. Buchmalerei aus dem 15. Jahrhundert

Der Krieg von Saint-Sardos (auch Französisch-Englischer Krieg von 1323 bis 1325) war eine militärische Auseinandersetzung zwischen England und Frankreich. Auslöser des von Oktober 1323 bis September 1325 dauernden Konflikts waren erneut Spannungen um die Herrschaft im Herzogtum Aquitanien, dem Rest des angevinischen Reiches in Frankreich, das seit dem Vertrag von Paris 1259 ein französisches Lehen des englischen Königs war. Der französische König konnte die englische Herrschaft über einen Teil seines Reiches nicht akzeptieren, während der englische König nicht die Eingriffe eines Oberherrn in seine Herrschaft akzeptieren konnte. Zuletzt war 1303 im Vertrag von Paris ein Französisch-Englischer Krieg um Aquitanien beigelegt worden.

Vorgeschichte

Saint-Sardos ist ein Dorf im Agenais und gehörte zum englischen Aquitanien. Der Abt des Benediktinerpriorats von Saint-Sardos, das ein Tochterkloster der in Frankreich gelegenen Abtei von Sarlat war, wandte sich an das Parlement in Paris, um die Aufhebung der englischen Gerichtshoheit über sein Priorat zu erreichen. Dieses Problem bestand bereits 1311, doch erst im Dezember 1322 entschied das französische Parlement zugunsten des Abtes. Die Entscheidung erlaubte dem französischen König, in Saint-Sardos eine befestigte Bastide zu errichten. Dies rief den Widerstand der umgebenden Landbesitzer hervor, die befürchteten, dass in diesem Fall die ländliche Bevölkerung in die neue befestigte Stadt ziehen würde. In der Nacht zum 15. Oktober 1323, gerade nachdem ein französischer Beamter den Ort für den französischen König in Besitz genommen hatte, brannte der aquitanische Adlige Raymond-Bernard von Montpezat das Dorf nieder und ließ den französischen Beamten hängen. Der englische König Eduard II. beteuerte, dass dieser Übergriff nicht von ihm veranlasst worden sei. Der französische König Karl IV. bestellte daraufhin Ralph Basset, den englischen Seneschall der Gascogne, Raymond-Bernard von Montpezat sowie weitere englische Beamte zur Untersuchung ein. Der englische König berief nun Basset zurück nach England. Als auch die anderen englischen Beamten nicht vor dem französischen König erschienen, befahl dieser, Montpazet zu besetzen, worauf der englische König seinem aquitanischen Vasallen anordnete, seine Burg zu verteidigen. Der englische König war jedoch nach der Niederschlagung der Adelsopposition im Despenser War von 1321 bis 1322 nicht auf einen Krieg mit Frankreich vorbereitet und sandte deshalb seinen Halbbruder Edmund of Woodstock zu Verhandlungen nach Paris. Dort herrschte eine anti-englische Stimmung, und das öffentliche Ziel von König Karl IV. war es, die englische Herrschaft über Aquitanien zu beenden. Er verlangte von Woodstock, dass dieser unverzüglich Montpezat und die betroffenen Beamten ausliefern solle. Angesichts seiner schlechten Verhandlungsbasis stimmte Woodstock am 10. Juni diesen Forderungen zu, dazu versprach er, dass sein Bruder, der König, nach Frankreich käme und dem französischen König am 1. Juli für Aquitanien huldigen würde. Als am 24. Juni offensichtlich war, dass der englische König nicht erscheinen würde, befahl König Karl IV. die Besetzung von Aquitanien.

Besetzung von Aquitanien, Waffenstillstand und Friede

Im August 1324 führte der Onkel des Königs, Karl von Valois, ein Heer nach Aquitanien. Die schwachen englischen Streitkräfte leisteten nur wenig Widerstand. Nach einer mehrwöchigen Belagerung übergab Woodstock 22. September La Réole und erreichte damit einen sechsmonatigen Waffenstillstand. In Aquitanien waren damit nur noch Bordeaux, Bayonne und wenige andere Festungen in englischer Hand. Obwohl die Franzosen zunächst die vollständige Eroberung anstrebten, stimmte König Karl IV. schließlich einer Vermittlung durch seine Schwester Isabelle, der Frau von König Eduard II., zu. Isabelle kam im März 1325 in Frankreich an. Sie konnte wohl eine Verlängerung des Waffenstillstands erreichen, doch ihr Bruder bestand weiterhin auf einer Übergabe der von Karl von Valois besetzten Teile Aquitaniens, solange nicht alle weiteren Konfliktpunkte beigelegt würden. Dazu sollten auch die übrigen Festungen sich ergeben, solange der englische König ihm nicht für Aquitanien gehuldigt hätte. König Eduard II. musste der ersten Forderung zustimmen, erreichte aber, dass er Aquitanien seinem Sohn Eduard übertragen konnte, der dann dem französischen König huldigen sollte. Nachdem Prinz Eduard am 24. September 1325 dem französischen König gehuldigt hatte, war der Krieg offiziell beendet.

Folgen

Frankreich konnte durch den Konflikt weitere Teile des Agenais gewinnen, doch letztlich blieben Teile Aquitaniens in englischer Hand. Der Krieg hatte jedoch vor allem in England weitreichende Folgen. Obwohl er den Konflikt beilegen konnte, war die englische Niederlage eine Demütigung für König Eduard II. und verschlechterte weiter sein Ansehen in England. Gravierender für ihn war vor allem, dass sich sowohl seine Frau wie auch sein Thronfolger nach Abschluss der Verhandlungen weigerten, nach England zurückzukehren, solange der König unter dem Einfluss seiner Günstlinge, Hugh le Despenser und seines gleichnamigen Vaters stand. Der exilierten Königin schlossen sich in Frankreich weitere Gegner des Königs an, darunter Roger Mortimer, 1. Earl of March. Dieser stellte zusammen mit der Königin ein Heer auf, landete im September 1326 in England und stürzte mit der Königin deren Gemahl vom Thron.

1337 kam es zwischen Frankreich und England erneut zu einem Konflikt um Aquitanien, was mit zum Ausbruch des Hundertjährigen Kriegs führte.

Literatur

  • John A. Wagner: Encyclopedia of the Hundred Years War. Greenwood, Westport 2006. ISBN 0-313-32736-X, S. 277–278