Mexican standoff


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Ein Mexican standoff (Filmsequenz)

Ein Mexican standoff, auch Mexican stand-off, (engl.: ‚mexikanisches Patt‘) ist ein englischer Slangausdruck, der eine Konfrontation mehrerer Parteien beschreibt, die von keiner Seite gewonnen oder durch offensives oder defensives Handeln einer der Parteien beendet werden kann.<ref name="a">Himilce Novas: Everything you need to know about Latino history. 1994, S. 78.</ref>

Der Begriff fand Verbreitung in der Popkultur durch seine Verwendung im Zusammenhang mit der Beschreibung von Duellen in Westernfilmen. Das Mexican standoff gilt seit der Verwendung in Sergio Leones Western-Klassiker Zwei glorreiche Halunken als eines der Markenzeichen des Italowestern und wurde in der Folge von vielen Regisseuren als Technik zur Erzeugung intensiver Spannung (Suspense) eingesetzt.

Definition und Herkunft

Weder die Herkunft noch die Definition des Begriffes Mexican standoff lassen sich genau klären. Im Gegensatz zu einem Duell zwischen lediglich zwei Parteien ist ein Merkmal des Mexican standoff die Beteiligung von mindestens drei Parteien. In einem klassischen Duell, zum Beispiel im Westernfilm, wird davon ausgegangen, dass derjenige, der zuerst zur Waffe greift, einen Vorteil hat. Im Mexican standoff erzeugt die dritte oder weitere Parteien eine Konfliktsituation, die nicht durch überlegene Fähigkeiten einer Partei aufgelöst werden kann.

Das Merriam Webster definiert das Mexican standoff als eine Situation, aus der niemand als Gewinner hervorgeht.<ref name="mw">Definition von Mexican standoff bei Merriam Webster</ref> Das Cambridge Dictionary bezeichnet ein Mexican standoff als eine Situation, bei der sich mehrere Personen gegenseitig bedrohen und keiner versucht, zu einer Einigung zu kommen.<ref name="reverso">Definition von Mexican standoff im Cambridge Dictionary</ref>

Für die Einordnung als mexikanisch existieren keine Definitionen. Eine mögliche Erklärung wäre die mexikanisch anmutende Umgebung in typischen Westernfilmen, so zum Beispiel in Zwei glorreiche Halunken, der als eines der bekanntesten Beispiele für einen Mexican standoff gilt.

Im Film

Im Film wird der Mexican standoff häufig durch drei Gegner dargestellt, die sich mit gezogenen und aufeinander gerichteten Waffen in einer ausweglos erscheinenden Situation gegenüberstehen. Die besondere Spannung wird ausgelöst durch den Umstand, dass keine der drei Seiten als erstes schießen will, aus Angst, von der dritten Partei angegriffen zu werden. Andererseits möchte niemand seine Waffe zuerst einstecken, da er dadurch dem schnellsten der beiden anderen Schützen einen Vorteil verschaffen würde.

Das bekannteste Beispiel für einen Mexican standoff im Film ist das finale Triell zwischen den Protagonisten in Zwei glorreiche Halunken (Originaltitel: The Good, the Bad and the Ugly) von Sergio Leone. Der Blonde, der Gute (Clint Eastwood), Sentenza, der Böse (Lee van Cleef), und Tuco, der Hässliche (Eli Wallach), stehen sich auf einem Friedhof in der Wüste bewaffnet gegenüber. Die Szene wird minutenlang aus verschiedenen Kameraeinstellungen gezeigt, wobei die Spannung durch die Musik von Ennio Morricone weiter verstärkt wird. Die Konfrontation endet mit dem Tod von Sentenza. Tuco waren, wie sich herausstellt, in der Nacht zuvor vom Blonden die Patronen aus dem Revolver entfernt worden, so dass der Blonde sich in der Auseinandersetzung nur auf Sentenza konzentrieren musste, letztlich nur einen wirklichen Gegner hatte und diesen Vorteil auszunutzen wusste.<ref name="zgh">Mexican standoff in Zwei glorreiche Halunken bei Youtube</ref>

In dem US-amerikanischen Heist-Movie Reservoir Dogs, Quentin Tarantinos erstem Kinofilm, inszeniert der Regisseur eine ähnliche Situation. Die Gangster Mr. White (Harvey Keitel), Eddie Cabot (Chris Penn) und Joe Cabot (Lawrence Tierney) stehen sich in einer Lagerhalle gegenüber und bedrohen sich gegenseitig. Unterstützt und erklärt wird die besondere Spannung in diesem Fall nicht durch Musik, sondern durch die Dialoge, in denen sich die Gegner bedrohen, ihre Motivation erläutern und die Ausweglosigkeit der Konfrontation thematisieren. Der Konflikt endet, indem sich alle drei gegenseitig erschießen.<ref name="rd">Mexican standoff in Reservoir Dogs bei Youtube</ref>

Möglich ist auch eine friedliche Auflösung, etwa in Pulp Fiction, einem ebenfalls von Quentin Tarantino gedrehten Film. Hier richtet der Auftragskiller Jules (Samuel L. Jackson) seine Waffe auf den Dieb Pumpkin (Tim Roth). Dessen Freundin Yolanda (Amanda Plummer) richtet wiederum die Waffe auf Jules, während Jules’ Partner Vince (John Travolta) Yolanda im Visier hat. Die besondere Spannung wird hierbei dadurch erzeugt, dass Jules in aller Ruhe aus der Bibel zitiert und Pumpkin ihm zuhört, während Yolanda hysterisch schreiend versucht, die Situation wieder unter Kontrolle zu kriegen. Da Vince zwar anwesend ist, aber nicht die ganze Zeit gezeigt wird, ist für den Zuschauer auch unklar, ob dieser nicht doch entscheidend eingreift und Yolanda erschießt. Die Situation wird damit aufgelöst, dass Jules die beiden Diebe laufen lässt.

In der Spieltheorie

In der Spieltheorie wird eine dem Mexican standoff ähnliche Situation als Triell beschrieben. Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung sind in diesem Zusammenhang allerdings nicht Ursache oder besondere Natur der Konfrontation, welche im Film die Spannung erzeugt, sondern die Ermittlung möglicher bester Strategien, mit denen die Situation gelöst werden kann.

Einzelnachweise

<references />