Niagarafälle
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Die Niagarafälle (englisch Niagara Falls [naɪˌæɡ(ə)ɹəˈfɔːlz]) sind Wasserfälle des Niagara-Flusses an der Grenze zwischen dem US-amerikanischen Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario.
Niagara Falls ist zudem der Name der beiden Schwesterstädte Niagara Falls im US-Bundesstaat New York und Niagara Falls in der kanadischen Provinz Ontario, in deren Zentrum sich die Fälle befinden.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Niagara River verbindet den Eriesee mit dem Ontariosee. An den Niagarafällen stürzt er 57 Meter<ref name="facts">www.niagaraparks.com: Niagara Falls Geology Facts & Figures. Abgerufen am 13. Dezember 2015.</ref> in die Tiefe. Die oben gelegene Insel Goat Island (Ziegeninsel) spaltet die Fälle in zwei Teile: Die American Falls, die ausschließlich innerhalb der USA liegen und den Horseshoe Fall (deutsch: Hufeisen-Fall), durch den die Grenze zwischen den USA und Kanada verläuft. Die American Falls haben eine Kantenlänge von 260 m, der Horseshoe Fall eine von 670 m.<ref name="facts" /> Das Wasser der American Falls fällt über eine Kante von 21 bis 34 m<ref name="facts" /> Höhe auf eine Sturzhalde, die bei einem Felssturz 1954 entstand. Der Horseshoe Fall hat eine freie Fallhöhe von 57 m.<ref name="facts" /> Schiffe umfahren die Fälle durch den zwölf Kilometer westlich liegenden, 43,4 km langen Wellandkanal.
Der Wasserdurchfluss des Niagara Rivers beträgt durchschnittlich 5750 m³/s, wobei am Tag mindestens 2832 m³/s (etwa ein Viertel bis die Hälfte der gesamten Wassermassen) die Fälle hinunterstürzen. Die Wasserfälle werden nachts auf mindestens 1416 m³/s gedrosselt.<ref name="1950 Niagara Treaty">The 1950 Niagara Treaty, International Niagara Board of Control</ref> Die verbleibende Wassermasse wird über ein Stauwehr für die Stromgewinnung umgeleitet. Zu Saisonzeiten werden die Wasserfälle so allmorgendlich per Knopfdruck eingeschaltet.
Geologie
Vor 12.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit schmolzen die letzten großen Gletscher in diesem Gebiet und brachten den Eriesee zum Überlaufen. Die Schmelzwasser bildeten den Fluss Niagara, der sich über die Klippen der Niagara-Schichtstufe in den Ontariosee ergoss.
Die Schichtstufe besitzt dabei eine geologische Besonderheit: unter dem harten Dolomitgestein der Oberfläche befindet sich weicheres Schiefergestein. Die Wassermassen am Fuß der Fälle erodieren das Schiefergestein, bis sich der Überhang aus hartem Dolomit nicht mehr hält und in das Flussbett stürzt. Die Erosion beträgt ca. 1,8 Meter pro Jahr. Auf diese Weise haben sich die Fälle seit ihrer Entstehung bereits über elf Kilometer dem Eriesee genähert. Durch teilweise Umleitung des Flusses zu einige Kilometer entfernten Wasserkraftwerken werden die herunterstürzenden Wassermengen reduziert. Durch die Wasserentnahme für die Kraftwerke hat sich die Wucht der Fälle vermindert und die Erosion verlangsamt.
Trockenfallen
In der Nacht des 29. März 1848 fielen die Niagarafälle vorübergehend trocken. Ein Sturm hatte die Eisschollen auf dem Eriesee in Bewegung gebracht und den Austritt des Flusses bei Buffalo fast dreißig Stunden lang blockiert, bevor sie wieder in Bewegung kamen und der Fluss wieder strömen konnte. Viele Menschen in den umliegenden Städten suchten den trockenen Flusslauf auf.
Im Juni 1969 wurden die American Falls für fünf Monate trockengelegt und geologisch untersucht. Auch wurde Beton in den Fels gedrückt, um der Erosion Einhalt zu gebieten. Die Idee, die 1954 entstandene Sturzhalde zu beseitigen, wurde aufgegeben, auch weil sie die Wand, über die die American Falls stürzen, stabilisiert.
Befahrungen und Überquerungen
Zahlreiche Befahrungen des Horseshoe Falls wurden bisher versucht. Manche Personen stürzten sich zum Beispiel in gepolsterten Tonnen oder Booten die Fälle hinunter. Der erste dokumentierte Fall stammt aus dem Jahr 1829. Etwa jeder zweite Versuch endete tödlich. Die erste erfolgreiche Befahrung gelang am 24. Oktober 1901 der 63-jährigen Lehrerin Annie Taylor in einem Holzfass. Befahrungsversuche sind eine Straftat und werden seit den 1980er Jahren mit relativ hohen Geldstrafen oder Gefängnis geahndet. Weil die American Falls die geringere Strömung aufweisen und seit 1954 auf eine große Sturzhalde stürzen, ist nicht bekannt, dass jemals ein Mensch diesen Teil der Fälle hinunter stürzte und überlebte.
Am 9. Juli 1960 ging oberhalb der Horseshoe Falls der damals siebenjährige Roger Woodward aus einem gekenterten Motorboot und stürzte die Fälle hinunter. Er trug eine Rettungsweste und wurde von der Mannschaft des Ausflugsbootes „Maid of the Mist II“ gerettet. Bis auf eine leichte Gehirnerschütterung, wegen der er drei Tage im örtlichen Krankenhaus behandelt wurde, blieb er unverletzt. Seine Schwester Deanne wurde von zwei Passanten noch oberhalb der Fälle aus der Strömung des Niagara River gezogen. James Honeycutt aus Niagara Falls (New York), ein Freund der Familie, der die Geschwister auf die Bootsfahrt mitgenommen hatte, überlebte den Sturz über die Fälle nicht; seine Leiche wurde nach vier Tagen gefunden.<ref>Artikel über Roger Woodward. infoniagara.com</ref>
Kirk Jones aus Canton (Michigan) ist der erste bekannte Mensch, der einen Sturz an den Niagarafällen ohne jegliche Hilfsmittel überlebte. Er stürzte sich am 20. Oktober 2003 den Hufeisenfall hinunter und überlebte mit zwei Rippenbrüchen, Prellungen und Schürfwunden. Im Krankenhaus von Niagara wurde er vorübergehend in die psychiatrische Abteilung eingewiesen und behauptete dort, seine Aktion in Selbsttötungsabsicht geplant zu haben. Angehörige widersprachen dieser Behauptung und sagten aus, Jones’ Ziel sei gewesen, bekannt zu werden und Arbeit zu finden. Spätere Aussagen von Jones legen nahe, dass er beide Möglichkeiten als Ergebnis in Kauf genommen hatte.<ref>Artikel über Kirk Jones, niagarafrontier.com</ref><ref>Jake Halpern: Without a Barrel, In: Outside Magazine, 1. Juni 2004</ref>
Am 16. Juni 2012 überquerte der 33-jährige US-amerikanische Hochseilartist Nik Wallenda, Urenkel des berühmten deutschen Akrobaten Karl Wallenda (1905–1978), als erster Mensch die Niagarafälle an den Horseshoe Falls mit Hilfe eines von der amerikanischen auf die kanadische Seite gespannten Drahtseils. Die 330 Meter lange Strecke legte er in circa 25 Minuten zurück. Wallendas Aktion wurde live von dem US-amerikanischen Fernsehsender ABC ausgestrahlt.<ref>Thomas Schmidt: Hochseilakt über ein tosendes Inferno (Memento vom 5. September 2012 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 16. Juni 2012 (abgerufen am 16. Juni 2012)</ref>
Kraftwerke
Seit dem 18. Jahrhundert wird die Wasserkraft entlang des Flusses genutzt; ab 1759 zunächst als Antrieb von Wassermühlen,<ref>http://www.niagarafrontier.com/power.html#Origins</ref>, ab 1882 dann zur Stromerzeugung im ersten Kraftwerk. Die Anlage wurde mit Wasser aus dem Hydraulic Canal betrieben und diente ausschließlich der Erzeugung von Gleichstrom zu Beleuchtungszwecken der unmittelbaren Umgebung.<ref name="N.Y.1890">Business Men's Association of Niagara Falls, N.Y.: <cite>The Water-power of the falls of Niagara applied to manufacturing purposes: the hydraulic tunnel of the Niagara Falls Power Company.</cite>. Business Men's Association of Niagara Falls, 1890.</ref><ref name="IEEE hist">Early Electrification Of Buffalo: Niagara Falls Hydraulic Development - Adams Station. In: IEEE Global History Network. IEEE, abgerufen am 5. Januar 2014 (english). </ref> Ab 1886 fand die Planungen zur Edward Dean Adams Power Plant statt, das Kraftwerk für Wechselspannung wurde 1895 in Betrieb genommen und erreichte eine Leistung von 78,3 MW und war zu der Zeit das weltweit größte Kraftwerk.<ref>Inventory Nomination Form for National Register of Historical Places. National Park Service, abgerufen am 30. Dezember 2013 (english). </ref> Der Betrieb der Edward Dean Adams Power Plant wurde 1961 eingestellt, nachdem das neue leistungsfähigere Kraftwerk Robert Moses Niagara mit einer installierten Leistung von 2,4 GW in Betrieb genommen wurde.<ref >Niagara Falls - History of Power. Abgerufen am 25. August 2015. </ref>
Um das Naturschauspiel der Wasserfälle für Besucher nicht zu sehr zu schmälern, unterzeichneten die USA und Kanada 1950 einen Vertrag, in dem festgelegt wurde, dass während der Touristensaison im Tagesmittel maximal 50 % der Gesamtwassermenge zu den Kraftwerken umgeleitet werden dürfen. Außerhalb der Saison steigt der Anteil bis auf etwa 75 %.<ref name="1950 Niagara Treaty"/> Als Nebeneffekt der reduzierten Wassermenge verringerte sich auch die Erosion der Fälle merklich.<ref>Niagara Falls Geology Facts & Figures, Niagara Parks</ref>
Tourismus
Die touristische Erschließung begann ab 1800. Fahrten mit den Maid of the Mist-Booten werden seit 1846 angeboten. 1885 deklarierte der Bundesstaat New York die Niagarafälle als Naturpark, die Kanadier folgten ein Jahr später. Dennoch erhielten die Fälle nie den Status eines UNESCO-Welterbes. Mit mehr als 18 Millionen Besuchern jährlich zählt die Niagararegion zu den beliebtesten Touristenattraktionen Nordamerikas.<ref>http://www.kanada-ontario.de/niagara/</ref>
Fernsehen und Film
- 1953 entstand der Film Niagara mit Marilyn Monroe.
- 1979 spielten die Fälle eine entscheidende Rolle beim Showdown in Tödliche Umarmung mit Roy Scheider.
- 1980 wurden an den Fällen Teile von Superman II – Allein gegen alle gedreht.
- 2003 entstand die Filmkomödie Bruce Allmächtig (Originaltitel: Bruce Almighty) mit Jim Carrey, in der die Niagarafälle am Anfang des Films eine Rolle spielen.
- 2004 waren die Fälle Schauplatz der Fernsehserie Wonderfalls.
- 2007 waren die Wasserfälle Vorbild für die Szenen des Weltendes im Film Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt.<ref>Pirates of the Caribbean – Filmlocations</ref>
Namensträger
Die New York Central Railroad bezeichnete ihre Dampflokomotiven der Achsfolge Northern (2'D2') mit dem Namen Niagara.
Weblinks
- Offizielle Website von Niagara Falls (Ontario)
- infoniagara.com (Tourismusinformationen)
Einzelnachweise
<references />
Koordinaten: 43° 4′ 41″ N, 79° 4′ 33″ W{{#coordinates:43,078055555556|-79,075833333333|primary
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