Numidien
Numidien (tamazight ⵜⴰⴳⵍⴷⵉⵜ ⵏ ⵏⵓⵎⵉⴷⵢⴰ Tageldit n Numdiya) ist eine historische Landschaft in Nordafrika, die weite Teile der heutigen Staaten Algerien und Tunesien umfasst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Numidien wurde in der Antike von Berbervölkern bewohnt, die als Numider bezeichnet wurden. Durch den Aufstieg von Karthago wurden die Numider von den Küstengebieten abgedrängt. Erst am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. kam es unter Gaia, dem Vater Massinissas, zur Bildung eines Königreichs der Massylier in Numidien, welches das Gebiet zwischen dem Hinterland von Karthago und Cirta beherrschte. Im Westen entstand um diese Zeit ein zweites numidisches Königreich, das bis zum Königreich Mauretanien reichte. Die Grenze zur römischen Provinz Africa im Osten bildete eine von Scipio dem Jüngeren festgesetzte Demarkationslinie, die Fossa regia.
Nach dem Tod seines Sohnes Micipsa wurde das Reich von den Römern unter den Söhnen Adherbal und Hiempsal sowie Jugurtha geteilt. Dies führte zu heftigen Machtkämpfen und zu Kriegen mit der Römischen Republik (Jugurthinischer Krieg). Während des 1. Jahrhunderts v. Chr. stand Numidien unter römischer Vorherrschaft.
Der letzte numidische König Iuba I. (60–46 v. Chr.) griff auf der Seite von Pompeius in den Römischen Bürgerkrieg ein, wurde aber von Caesar 46 v. Chr. in der Schlacht bei Thapsus besiegt und beging Selbstmord. Numidia wurde als Provinz in das Römische Reich eingegliedert.
435 geriet die numidische Küste unter die Herrschaft der Vandalen, während sich in den Bergregionen mehrere römisch-berberische Kleinstaaten bildeten (u. a. das Reich des Masties im Aurès). Nach der Rückeroberung durch Byzanz 534 wurde die Provinz Numidia wiedererrichtet, gegen Ende des 7. Jahrhunderts fiel das Gebiet an die muslimischen Araber.
Militärgeschichte
In der Antike waren die Numider als hervorragende leichte Kavallerie bekannt, die sehr schnell und beweglich war, vor allem weil die Reiter außer einem Schild keine Rüstung trugen und die Pferde ohne Sattel und Zaumzeug ritten. Im Zweiten Punischen Krieg waren numidische Söldner wichtige Verbündete in Hannibals Heer, bis Numidien schließlich zu Rom überwechselte. Bedeutende Schlachten, in denen die numidischen Reiter in diesem Krieg kämpften, schlossen die Schlacht von Cannae und die Schlacht von Zama ein; sie wurden später zu Hilfstruppen Roms und sind auch auf der Trajanssäule abgebildet.
Herrscher von Numidien
Name | Regierungszeit |
---|---|
Identische Regierungszeiten weisen gemeinschaftliche Herrschaft aus. | |
Massinissa | 202–149 v. Chr. |
Micipsa | 148–118 v. Chr. |
Gulussa | 148–vor 118 v. Chr. |
Mastanabal | 148–145 v. Chr. |
Adherbal | 118–112 v. Chr. |
Hiempsal I. | 118–117 v. Chr. |
Jugurtha | 118–104 v. Chr. |
Gauda | 104–88 v. Chr. |
Hiempsal II. | 88–60 v. Chr. |
Juba I. | 60–46 v. Chr. |
Römischer Senat | 46–30 v. Chr. |
Juba II. | 25 v. Chr.–23 n. Chr. |
Ptolemaios | 23–40 n. Chr. |
Literatur
- Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Numider. Reiter und Könige nördlich der Sahara. Katalog zur Ausstellung in Bonn 1979–1980. Rheinland-Verlag, Köln u.a. 1979, ISBN 3-7927-0498-6
- Elfriede Storm: Massinissa. Numidien im Aufbruch. Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07829-0
- Serge Lancel: Saint Augustin, la Numidie et la société de son temps. De Boccard, Paris 2005, ISBN 2-910023-66-4
- André Berthier: La Numidie — Rome et le Maghreb. Picard, Paris 1981, ISBN 2-7084-0063-0
- Yann Le Bohec: Les unités auxiliaires de larmée romaine en Afrique Proconsulaire et Numidie sous le Haut Empire. Ed. du CNRS, Paris 1989, ISBN 2-222-04239-9
Koordinaten: 35° 30′ N, 7° 18′ O{{#coordinates:35,5|7,3|primary
|dim=200000 |globe= |name= |region=DZ/TN |type=state }}