Otto Kammerer
Otto Kammerer (* 8. April 1865 in Miesbach, Oberbayern; † 15. Juni 1951 in Miesbach) war ein deutscher promovierter Maschinenbauer, Professor an und Rektor der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin (heute TU Berlin).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kammerer war Sohn des Miesbacher Rechtsanwalt und Notars Anton Kammerer und Helene Kammerer (1844-98). Er heiratete 1911 in Berlin-Charlottenburg Adelheid Spandau aus Lutter am Barenberge. Der Ehe blieb kinderlos.
Studium und Beruf
Kammerer studierte an den Technischen Hochschulen München und Charlottenburg Maschinenbau. 1889 ging er als Ingenieur zu der Eisenwerke AG vormals Nagel & Kaemp nach Hamburg-Uhlenhorst. In dieser Hochzeit der Industriellen Revolution begann die Ablösung der bisher mit Dampfmaschinen betriebenen Fördertechnik durch elektrische Motoren. Kammerer gilt als Vorkämpfer dieser Technikentwicklung. Nach einer Karriere bei Nagel & Kaemp, während der er den ersten elektrisch betriebenen Hafenkran konstruierte, der 1890 in Hamburg versuchsweise errichtet wurde und während der er 1894 die erste elektrische Kaikrananlage in Rotterdam aufstellte, wechselte er 1896 an die TH Berlin-Charlottenburg. Seine Ingenieursleistung wurde zum Vorbildung und bald standen überall elektrische Kaikräne, die über eine von Kammerer erfundene elektromagnetische Kupplung verfügten, so dass Mehrfachmotoren und Wendegetriebe überflüssig wurden.
Wissenschaftliche Karriere
Kammerer war seit dem 1. Oktober 1896 bis 1933 ordentlicher Professor für Maschinenkunde und Hebemaschinen in der Abteilung III für Maschinen-Ingenieurwesen (umbenannt ab 1922 in Fakultät III für Maschinenwirtschaft, 1928 umbenannt in Fakultät III für Maschinenwesen) der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin (ab 1919 umbenannt in Technische Hochschule zu Berlin). Später erweiterte er sein Wirkungsfeld auf Dampfkessel und Kraftverteilung, noch später auf Maschinenelemente und Fördertechnik. In den Studienjahren 1898/1899, 1904/1905 und 1906/1907 wirkte Kammerer als Vorsteher (Dekan) der Abteilung III für Maschinen-Ingenieurwesen und als Leiter des 1906 gegründeten Versuchsfeldes für Maschinenelemente. Während seiner Zeit an der Technischen Hochschule meldete Kammerer 21 Patente an. 1901 wurde ihm als erstem Ingenieur gestattet, vor der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hamburg zu sprechen. Zusammen mit Bergrat Wilhelm Ulrich Arbenz (* 1868) entwickelte Kammerer eine neuartige Gleisrückmaschine, die das zeitraubende Nachrücken der Baggergleise im Braunkohle-Tagebergbau beschleunigte. Fördertechnik verbesserte Kammerer 1906 bis 1909 in den Kohlen-Umladeanlagen der Binnenhäfen Breslau und Kosel.
Rektorate
In den Hochschuljahren 1902/1903 und 1907/1908 stand Kammerer als Rektor der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin an deren Spitze. In seiner ersten Rektoratsrede am 26. Januar 1903 setzte Kammerer die Kultur ins Verhältnis zur Ingenieurskunst<ref>Otto Kammerer, 26. Januar 1903: Ist die Unfreiheit unserer Kultur eine Folge der Ingenieurskunst?, Rede zum Geburtsfeste Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. in der Halle der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin am 26. Januar 1903, Belegexemplar zu finden unter: Standort/Signatur Freiburg UB / KA 78/1181</ref>, die zweite Rektoratsrede am 25. Januar 1908 hatte Werkzeug und Arbeitsteilung zum Thema<ref>Otto Kammerer, 25. Januar 1908: Werkzeug und Arbeitsteilung, Rede zum Geburtsfeste Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. in der Halle der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin am 25. Januar 1908, Belegexemplar zu finden unter: Standort / Signatur Freiburg UB / KA 78/1186</ref>. Erste Selbstgreifer und Untersuchungen im Aufzugsbau waren Forschungsgebiet von Kammerer ab 1912. 1907 hatte er das Forschungsgebiet von Ernst Reichel (1857–1934) übernommen, der sich mit Riemen- und Seilantrieb beschäftigt hatte. Kammerer betrieb hier Grundlagenforschung und baute einen Versuchsstand auf, der später unter seiner Leitung zum Versuchsfeld für Maschinenelemente an der TH Berlin weiterentwickelt wurde.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg war Kammerer Leiter der Metallfreigabestelle des Kriegsministeriums, eine Arbeit, die ihn zu ingenieurstechnischen Effizienz- und Sparsamkeitsfragestellungen führte. Nach dem Krieg konstruierte und betrieb Kammerer zusammen mit seinem Assistenten Hermann Cranz einen Prüfstand, der das Verhalten von Zahnrädern, Gleitlagern, Schneckengetriebe und Antriebsriemen und -Bändern untersuchen half. Das schon vor dem Krieg betrachtete Forschungsfeld der Gleisrückmaschinen und Förderanlagen fand eine praktische Umsetzung in einem von Kammerer 1919 gegründeten Ingenieursbüro, welches zur Braunkohlen- und Maschinen GmbH Berlin gehörte. Emeritiert wurde Kammerer 1933. Er wurde am 24. April 1950 zum Ehrensenator der Technischen Universität Berlin ernannt.
Bekannte Schüler
- Georg Schlesinger
- Erich vom Ende
- Kurt Wissemann
- Otto Cranz
- Hermann Cranz
- Friedrich Hübener
- Gustav Niemann
Veröffentlichungen
- Die Technik der Lastenförderung
- Die Entwicklung der Zahnräder
- Maschine und Werkzeug, 1917
Literatur
- Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Kammerer, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 85 f. (Digitalisat).
- Kammerer, Otto. In: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft - Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, S. 877
Weblinks
- Literatur von und über Otto Kammerer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
<references />
Friedrich Karl Hermann Wiebe (1879–1881) | Emil Winkler (1881–1882) | Bernhard Kühn (1882–1883) | Guido Hauck (1883–1885) | Eduard Dobbert (1885–1886) | Friedrich Rüdorff (1886–1887) | Georg Meyer (1887–1888) | Julius Schlichting (1888–1889) | Johann Eduard Jacobsthal (1889–1890) | Franz Reuleaux (1890–1891) | Richard Doergens (1891–1892) | Emil Lampe (1892–1893) | Hermann Rietschel (1893–1894) | Adolf Slaby (1894–1895) | Heinrich Müller-Breslau (1895–1896) | Guido Hauck (1896–1897) | Otto Nikolaus Witt (1897–1898) | Adolf Goering (1898–1899) | Alois Riedler (1899–1900) | Fritz Wolff (1900–1901) | Johann Friedrich Bubendey (1901–1902) | Otto Kammerer (1902–1903) | Georg Hettner (1903–1904) | Adolf Miethe (1904–1905) | Oswald Flamm (1905–1906) | Max Grantz (1906–1907) | Otto Kammerer (1907–1908) | Richard Borrmann (1908–1909) | Walther Mathesius (1909–1910) | Heinrich Müller-Breslau (1910–1911) | Georg Wilhelm Scheffers (1911–1912) | Emil Josse (1912–1913) | Friedrich Romberg (1913–1914) | Hugo Hartung (1914–1915) | George Henry de Thierry (1915–1916) | Max Kloß (1916–1917) | Hermann Hüllmann (1917–1918) | Eugen Jahnke (1919–1920) | Robert Pschorr (1920–1921) | Rudolf Rothe (1921–1922) | Erich Blunck (1922–1923) | Walter Laas (1923–1924) | Ernst Orlich (1925–1926) | Alfred Stavenhagen (1926–1927) | Hermann Boost (1927–1928) | Georg Hamel (1928–1929) | Rudolf Drawe (1929–1930) | Daniel Krencker (1930–1931) | Ludwig Tübben (1931–1933) | Achim von Arnim (1934–1938) | Ernst Storm (1938–1942) | Oskar Niemczyk (1943–1944) | Max Volmer (Anfang Juni 1945, kommissarisch) | Georg Schnadel (Juni 1945 bis Oktober 1945, kommissarisch) | Walter Kucharski (1946–1947) | Jean D’Ans (1947–1948) | Kurt Apel (1948–1949) | Hans Freese (1949–1950) | Walter Pflaum (1950–1951) | Iwan Stranski (1951–1953) | Otto Dahl (1953–1955) | Johannes Lorenz (1955–1956) | Kurt Dübbers (1956–1957) | Werner Kniehahn (1957–1959) | Otto R. Schnutenhaus (1959–1960) | Johannes Lorenz (1960–1961) | Herbert Kölbel (1961–1963) | Paul Hilbig (1963–1965) | Friedrich-Wilhelm Gundlach (1965–1967) | Kurt Weichselberger (1967–1968) | Hans Wever (1968–1970) | Alexander Wittkowsky (1970–1977) | Rolf Berger (1977–1978) | Jürgen Starnick (1979–1985) | Manfred Fricke (1985–1993) | Dieter Schumann (1993–1997) | Hans-Jürgen Ewers (1997–2002) | Kurt Kutzler (2002–2010) | Jörg Steinbach (2010-2014) | Christian Thomsen (seit 2014)
Personendaten | |
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NAME | Kammerer, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maschinenbauer, Hochschullehrer und Rektor |
GEBURTSDATUM | 8. April 1865 |
GEBURTSORT | Miesbach |
STERBEDATUM | 15. Juni 1951 |
STERBEORT | Miesbach |