Pau Casals
Pau Casals i Defilló (katalanische Namensform, ein schöner Mann </ref> Von dort unterstützte er aktiv spanische Flüchtlinge. Nach dem Sieg Francos übersiedelte er nach Puerto Rico, wo seine Mutter als Tochter katalanischer Einwanderer geboren worden war.<ref>Pablo Casals Museum - 101 Calle San Sebastián, San Juan</ref> Er kündigte an, nicht wieder nach Spanien zurückzukehren, bis die Demokratie wiederhergestellt worden sei. In einem weiteren Schritt in seinem Kampf für den Frieden und gegen die Diktatur Francos erklärte er 1945, so lange nicht mehr öffentlich aufzutreten, wie die westlichen Demokratien ihre Haltung gegenüber der Franco-Regierung nicht ändern würden.
Zwischen 1946 und 1950 widmete er sich der Komposition, dem Studium und der Lehre und setzte die Unterstützung spanischer Flüchtlinge im Ausland fort. Erst auf Drängen seines Freundes Alexander Schneider trat er 1950 anlässlich der ersten Festspiele in Prades wieder öffentlich auf. Diese waren dem 200. Todestag seines Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach gewidmet.
1955 und 1958 konzertierte er, der seit Jahrzehnten aus politischen Gründen jeden Konzertauftritt in Deutschland vermieden hatte, im Beethoven-Haus Bonn mit Werken von Johann Sebastian Bach und Sonaten für Violoncello und Klavier von Ludwig van Beethoven.<ref>Michael Ladenburger: Pablo Casals im Bonner Beethoven-Haus. 2001</ref>
Auf Einladung der Vereinten Nationen führte er am 24. Oktober 1958, dem „Tag der Vereinten Nationen“, in der Vollversammlung ein Konzert auf, das in über 40 Länder übertragen wurde. Dieses Konzert und seine Friedensbotschaft machte Pau Casals zu einem Symbol für den Kampf um Frieden und Freiheit in der Welt. Im gleichen Jahr wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert.
Anlässlich der Uraufführung seines Oratoriums El Pessebre am 19. April 1962 in San Francisco kündigte er an, den Rest seines Lebens dem Einsatz für Menschenwürde, Brüderlichkeit und Frieden zu widmen.
1963 war er erneut Gast bei den Vereinten Nationen, um El Pessebre aufzuführen. Präsident John F. Kennedy verlieh ihm anschließend die Freiheitsmedaille der Vereinigten Staaten. 1971 ehrte ihn Generalsekretär U Thant in der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit der Friedensmedaille. Pau Casals führte die von ihm im Auftrag der UNO komponierte Hymne der Vereinten Nationen auf. Das Musikstück wurde daraufhin auch als „Hymne an den Frieden“ bekannt. Anlässlich des Festaktes hielt er seinen Vortrag in Englisch und Katalanisch – zu einem Zeitpunkt, in dem die katalanische Sprache in Spanien verfolgt wurde. Im Anschluss daran interpretierte er das alte katalanische Volkslied Cant dels Ocells, welches sich ab diesem Zeitpunkt zu einer Hymne an die Freiheit wandelte. Die Nachricht über die Verleihung der Friedensmedaille an Pau Casals, einen erklärten Gegner der Franco-Regierung, veröffentlichten nur wenige spanische Medien, und die meisten davon verschwiegen das Bekenntnis zu Katalonien in Casals’ Vortrag und dessen Interpretation des Cant dels Ocells.
Nach seinem Tod am 22. Oktober 1973 wurde Pau Casals in San Juan de Puerto Rico bestattet. Am 9. November 1979, nach Wiederherstellung der Demokratie in Spanien, wurde sein Leichnam nach seinen Geburtsort El Vendrell überführt. In seinem Geburtshaus befindet sich heute das Casals-Museum. Vor dem nach ihm benannten Konzertsaal steht eine Büste Casals, geschaffen von Josep Maria Subirachs. Auch in Deutschland wurde 1985 eine Büste Casals des Künstlers Antoni Miró eingeweiht. Sie befindet sich in Wolfenbüttel, neben der Herzog August Bibliothek.
Der Privatmann Pau Casals
In der Biographie Licht und Schatten auf einem langen Weg von Albert E. Kahn, die immerhin eine Art Autobiographie ist, hat Casals seine erste große Liebe Guilhermina Suggia mit keinem Wort erwähnt. Er scheint sie völlig aus seinem Gedächtnis verdrängt zu haben, obwohl sie sieben Jahre zusammenlebten.
Susan Metcalfe-Casals
Die schmerzliche Trennung von Guilhermina Suggia, die ab 1912 ihren Lauf nahm, brachte sein bisheriges Leben ziemlich durcheinander. Er hatte sein Haus, seine Freunde und seine Arbeitsweise aufgegeben, als er im Frühjahr 1914 in niedergedrückter Stimmung nach New York fuhr. Hier fand er Trost bei Susan Metcalfe, einer Mezzo-Sopranistin, die er bereits 1904 am Klavier begleitet und mit der er damals eine kurze leidenschaftliche Affäre hatte. Danach waren sie sich noch einmal nach einem Konzert von Casals in Berlin begegnet. Zum Erstaunen seiner Freunde und Verwandten heiratete er Susan vor dem Friedensrichter von New Rochelle, N. Y., am 4. April 1914.<ref>Soprano Weds Cellist. New York Times Published: April 5, 1914</ref> Während des Ersten Weltkriegs lebten sie in den USA. Durch sie erhielt Casals Zugang zu den bedeutenden Gesellschaftskreisen in New York. Pau and Susan gaben gemeinsame Konzerte in Amerika,<ref>TWO FAREWELL RECITALS.; Mischa Elman and Pablo and Susan Metcalfe Casals Appear. The New York Times April 9, 1916</ref> Europa, England, Mexico und Cuba. Casals begleitete seine Frau am Flügel und gönnte seinem Cello gerne eine Ruhepause, wie er seinem Manager F. C. Coppicus erzählte.<ref>PABLO CASALS SCRAPBOOK (Page Twelve)</ref> Ihr missfielen jedoch seine vielen Aufenthalte in Spanien, außerdem verstand sie sich nicht besonders gut mit seiner Familie. Trotzdem lebten sie viele Jahre glücklich zusammen. 1920 reiste „Susie“ alleine von seinem Sommerhaus Sant Salvador in El Vendrell, Katalonien, nach New York und stürzte den zurückbleibenden Casals in eine Krise. Im nächsten Frühjahr kam sie wieder und sie versöhnten sich vorübergehend. Susan versuchte immer wieder, ihn stärker an Amerika zu binden, was ihr jedoch nicht gelang. Das führte 1928 schließlich zum endgültigen Bruch ihrer Ehe. Für Susan Metcalfe-Casals bedeutete das sogar das Ende der erfolgreichen Karriere.<ref>Susan Metcalf Casals. Painting by Lydia Field Emmet Date: ca. 1925 in the Metropolitan Museum of Art</ref>
Metcalfe blieb in Frankreich und lebte in Paris.<ref>Susan Metcalfe-Casals sings "Le Secret" op.23 N.3 by Gabriel Fauré Gerald Moore, piano – Aufnahme London 7. Juli 1937</ref> Ihr letzter bekannter Auftritt war 1951 an der École Normale de Musique de Paris, an der auch Casals unterrichtet hatte. Zu Beginn der fünfziger Jahre fand man Susan in verwirrtem Zustand in Frankreich und verständigte Casals. Er sorgte für ihre Unterbringung in einem Hospital und veranlasste die anschließende Rückkehr zu ihrer Familie in New Jersey, wo sie bei ihrer Schwester bis zu ihrem Tod 1959 lebte. Auf dem Papier bestand ihre Ehe über vierzig Jahre, jedoch hatten sie nur ein Drittel dieser Zeit gemeinsam verbracht. Erst 1957 ließ er sich von ihr scheiden.
Franchisca Capdevila
Eine der ersten Celloschülerinnen Casals' war Franchisca „Frasquita“ Capdevila. Sie arbeitete später zusammen mit ihrem Bruder Felipe in der Verwaltung des 1919 gegründeten „Orquestra Pau Casals“. 1930 zog sie als Mitglied seines Haushaltes bei ihm ein.
Am 19. Oktober 1938 gab Pau Casals sein letztes Konzert in Spanien im Gran Teatre del Liceu in Barcelona zu Gunsten der Kindernothilfe. Ende Januar 1939, nach der Besetzung von Barcelona durch General Francos Truppen, ging Casals ins Exil nach Frankreich. Anfangs wohnte er in Paris, bis er sich endgültig in Prades niederließ. Frasquita folgte ihm in die Pyrenäen. Ihre Beziehung beruhte beiderseits auf einer Kombination von Fürsorglichkeit, Abhängigkeit und Zuneigung. Sie führte ihm den Haushalt und kümmerte sich um ihn, ohne selbst etwas zu fordern.
Als sie älter wurde, litt sie zunehmend an der Parkinson-Krankheit und war oft deprimiert und verwirrt. Ihr zuliebe verließ Casals Prades kaum noch. Über fünfundzwanzig Jahre stand „Tití“ – so ihr Spitzname – Casals am nächsten. Er heiratete sie an ihrem Sterbebett als Symbol seiner großen Dankbarkeit für ihre Loyalität. Dabei war es ihm völlig egal, dass er vor dem Gesetz noch mit Susan Metcalfe verheiratet war. Franchisca Capdevilas starb am 18. Januar 1955. Ihre Beerdigung war für Casals der einzige Grund, sein Exil zu unterbrechen und mit einer Sondergenehmigung in Francos Spanien zu reisen, wo sie neben seiner Mutter in Vendrell beigesetzt wurde.<ref>Personalien: Pablo Casals. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1955, S. 41 (2. Februar 1955, online).</ref>
Marta Angélica Montañez y Martinez
Marta wurde 1936 in Puerto Rico geboren. Ihr Onkel Rafael Montañez brachte ihr die Grundbegriffe des Geigenspiels bei. Er holte sie nach New York und sie besuchte die Marymount School of the Convent of the Sacred Heart of Mary. Daneben nahm sie Unterricht im Cellospiel bei Lieff Rosanoff am Mannes College of Music und machte erstaunlich schnelle Fortschritte. 1951 nahm ihr Onkel sie mit zum Perpignan Festival und bat Casals, sich ihr Spiel anzuhören. Dieser meinte, dass er sie als Schülerin nehmen würde, wenn Rosanoff die Zeit für reif hielt. Im Frühjahr 1954 graduierte sie maxima cum laude in Marymount. Sie erhielt eine Auszeichnung als beste Latein-Studentin im Staate New York sowie eine gute Beurteilung als Cellistin und Sängerin. Nun reiste sie nach Europa, um zu sehen, ob der Maestro, der in Prades das Festival organisierte, sie jetzt als Schülerin nehmen würde. Er nahm sie unter seine persönliche Obhut und 1955 war sie seine Lieblingsschülerin.<ref>Marta Istomin by George Sturm - Music Association of America</ref> Im Dezember 1955 reiste Casals in Begleitung von „Martita“, wie er sie nannte, zum ersten Mal nach Puerto Rico. Auf Initiative von Abe Fortas und dem Gouverneur Luis Muñoz Marín, sollte Casals auch in San Juan Festspiele abhalten.<ref>Festival Casals of Puerto Rico, founded in 1956</ref> Im November 1956 kamen sie zurück, dieses Mal mit Casals Bruder Enric (1892–1986) und dessen Frau. Sie bezogen ein Haus in der Calle Bucaré im Santurce Bezirk in San Juan, Puerto Rico. Marta war eine riesengroße Hilfe bei der Organisation und Logistik für das Festival. Casals gründete parallel dazu das Symphonie Orchester von Puerto Rico sowie ein Konservatorium, zu dessen Präsident er ernannt wurde.<ref>Puerto Rico Conservatory of Music</ref>
Am 16. April 1957 erlitt Casals einen Herzinfarkt bei den Orchesterproben, und Martita pflegte ihn hingebungsvoll. Am 3. August 1957 heiratete Casals die 20-jährige Marta Montañez in San Juan, was allgemein für Überraschung und Unverständnis sorgte - vor allem auch von Martas Familie, die dadurch eine hoffnungsvoll begonnene Karriere zerstört sah. Sie bauten sich ein Haus auf den Hügeln in der Nähe von Ceiba, ca. 80 km von San Juan entfernt, und nannten es „El Pessebre“. Für Marta und Pau Casals war es eine bewusste und aus tiefer Zuneigung getroffene Entscheidung, die dem Künstler Casals für weitere sechzehn Jahre das Leben bereicherte. Marta Casals ist noch heute die Vizepräsidentin der Stiftung Pau Casals, dessen Villa und Garten in San Salvador, Katalonien, die als Symbol der Hoffnung dienen sollte, weil er glaubte, dass Musik zu einer besseren Welt beitragen kann.<ref>Marta Casals Istomin Founder and Vice-President of the Pau Casals Foundation</ref>
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1930: Ehrenmitgliedschaft der Royal Philharmonic Society<ref>Liste der Ehrenmitglieder der RPS 1900–1949</ref>
- 1946: Großoffizier der Ehrenlegion
- 1958: Nominierung für den Friedensnobelpreis
- 1963: Freiheitsmedaille der Vereinigten Staaten Amerikas<ref>Preisträger 1963 (Memento vom 24. Oktober 2007 im Internet Archive)</ref>
- 1971: Friedensmedaille der Vereinten Nationen
- 1971: Grand-Croix de la Ordre national du Mérite
- 2003: Namensgeber für den Asteroiden (39549) Casals
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Robert Baldock: Pablo Casals, Das Leben des legendären Cellovirtuosen. Kindler Verlag GmbH, München 1994, ISBN 3-463-40217-3.
- David Blum: Pablo Casals und die Kunst der Interpretation. 2. Auflage. Heinrichshofen's Verlag, Wilhelmshaven 2004, ISBN 3-7959-0284-3.
- Pablo Casals: Licht und Schatten auf einem langen Weg. Erinnerungen, aufgezeichnet von Albert E. Kahn, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1971, ISBN 3-596-12113-2.
- José Maria Corredor: Gespräche mit Casals. Mit einem Vorwort von Thomas Mann. Alfred Scherz Verlag, Bern 1954. (Französischer Originaltitel: Conversations avec Pablo Casals.)
- Fritz Henle: Casals : eine Bilderfolge. Edition Bergh, Unterägeri-Zug 1979, ISBN 3-88065-108-6.
- Michael Ladenburger: Pablo Casals im Bonner Beethoven-Haus : seine Besuche und Konzerte in den Jahren 1955 und 1958. Textbeilage zur CD, auch in englischer und französischer Sprache. In: Pablo Casals im Bonner Beethoven-Haus. Universal, Hamburg; Beethoven-Haus, Bonn 2001. P 1959, 2001. Best.-Nr. Philips 109 277-2.
- Tilbert Dídac Stegmann: Pau Casals aus der Sicht der Violoncellpädagogik (Rezension von: Ralf Schnitzer: Die Entwicklung der Violoncellpädagogik im frühen 20. Jahrhundert. Lang, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-631-48708-8). In: Zeitschrift für Katalanistik 9 (1996), S. 160–167 (online; PDF-Datei; 784 kB).
Weblinks
- Werke von und über Pau Casals im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Manuskript der Rede von Pau Casals vor der Generalversammlung der UN am 24. Oktober 1971 (PDF, katalanisch, englisch)
- Rede von Pau Casals vor der Generalversammlung der UN am 24. Oktober 1971 (Youtube)
- Pau Casals spielt „El Cant dels Ocells“ (Youtube)
- Pau Casals (Cello), Alfred Cortot (Klavier), Jacques Thibaud (Violine) spielen Beethoven, Erzherzog Trio, B-Dur, 1. Satz, Allegro moderato (Youtube)
- Porträt von Henrik Moor, um 1914 (Sparkasse Fürstenfeldbruck)
- Pau Casals – Biografia- chronologische Biografie der VILLA CASALS - MUSEU PAU CASALS in Sant Salvadore
- Pablo Casals - The Musician and the Man
- Portrait of Casals in der Cello Society
- Pablo Casals Biografie in deutsch
- Photos Casals 1950 - 1965 – Aufnahmen renommierter Fotografen
Personendaten | |
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NAME | Casals, Pau |
ALTERNATIVNAMEN | Casals, Pablo |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Cellist |
GEBURTSDATUM | 29. Dezember 1876 |
GEBURTSORT | El Vendrell, Katalonien, Spanien |
STERBEDATUM | 22. Oktober 1973 |
STERBEORT | San Juan (Puerto Rico) |