John F. Kennedy


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John Fitzgerald „Jack“ Kennedy (* 29. Mai 1917 in Brookline (Massachusetts); † 22. November 1963 in Dallas, Texas), häufig auch bei seinen Initialen JFK genannt, war von 1961 bis 1963 der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In seine Amtszeit während der Hochphase des Kalten Krieges fielen historische Ereignisse wie die Kubakrise, der Bau der Berliner Mauer, der Beginn der bemannten Raumfahrt, die Eskalation des Vietnamkriegs sowie die Zeit des zivilen Ungehorsams der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Kennedy war Mitglied der Demokratischen Partei und der erste US-Präsident römisch-katholischer Konfession. Wegen seiner Jugend und seines Charismas verkörperte er für viele die Hoffnung auf eine Erneuerung der USA. Die Hintergründe seiner Ermordung 1963 sind bis heute umstritten.

Werdegang

Jugend und Studium

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Halbdollar-Münze (1968) mit dem Profil Kennedys

John Fitzgerald Kennedy wurde am 29. Mai 1917 als zweitältester Sohn von Joseph P. Kennedy und Rose Fitzgerald Kennedy in Brookline, Massachusetts geboren. Er stammte aus einer bedeutenden Familie: Sein Großvater mütterlicherseits war der demokratische Politiker John F. Fitzgerald. Seine jüngeren Brüder Robert – der 1968 ebenfalls einem Attentat zum Opfer fiel – und Edward spielten beide in der amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts als Politiker eine wesentliche Rolle.

Als Sohn reicher Eltern genoss Kennedy eine privilegierte Jugend. So verbrachte die Familie den Sommer in ihrem Haus am Atlantik in Hyannis, Massachusetts, südöstlich von Boston, und die Weihnachtstage in ihrem Haus in Palm Beach, Florida. Die Arbeit des Vaters – er war Inhaber eines Investment-Unternehmens – führte zu vielen Umzügen der Familie. So besuchte Kennedy verschiedene Privatschulen in den Bundesstaaten Massachusetts, New York und Connecticut. Ab 1931 besuchte er die Choate School in Wallingford, Connecticut, ein Internat für Jungen. Kennedy hatte schon zu dieser Zeit gesundheitliche Probleme. Auch seine Leidenschaft für Football musste der junge Kennedy aufgrund seiner schwachen Gesundheit während seiner Zeit an der Choate School aufgeben. Seit der Zeit in Bronxville war er Mitglied der Pfadfinder.

Nachdem er 1935 die Schule abgeschlossen hatte, reiste er mit seiner Schwester Kathleen und seinen Eltern nach England, um sich dort an der London School of Economics für ein Studium der Volkswirtschaftslehre einzuschreiben. Eine Krankheit zwang ihn jedoch, das Vorhaben aufzugeben und sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Zurück in den USA, meldete er sich an der Princeton University an, musste diese aber wieder verlassen, nachdem er an Gelbsucht erkrankt war. Ein Jahr später, 1936, schaffte Kennedy schließlich den Einstieg ins Studium. Von 1936 bis 1940 studierte er Politik an der Harvard University. Seinem Freund Lem Billings schrieb er über seine Anziehungskraft auf Frauen: „Ich werde jetzt hier Playboy genannt.“<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy. Ein unvollendetes Leben. Sonderausgabe der Deutschen Verlagsanstalt, München 2006, ISBN 3-421-04233-0, S. 49.</ref> Während seiner Studienzeit reiste er viel, auch durch das kurz vor dem Krieg stehende Europa. Das erste Mal kam er im Juli 1937 mit seinem Cabrio und in Begleitung von Billings nach Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 52.</ref> In seinem Tagebuch kommentierte er die politische Lage. Im Dezember 1937 wurde sein Vater zum US-amerikanischen Botschafter im Vereinigten Königreich ernannt. Im Sommer 1938 konnte Kennedy darum an der Botschaft arbeiten, genoss aber auch den herzlichen Empfang durch den englischen Adel in Salons, bei Bällen, Regatten und Rennen.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 56.</ref> Durch Joseph P. dazu angespornt, ging Kennedy, auch dank seiner herausgehobenen Position im Mitarbeiterstab, im diplomatischen Dienst eigene Wege und erlebte die kurze Tschecho-Slowakische Republik und die Zerschlagung der Rest-Tschechei vor Ort.<ref>Arthur M. Schlesinger: Robert Kennedy and his times. Ballantine Books 1978, ISBN 0-345-32547-8, S. 27</ref> Der Vater sah in der Tätigkeit in London die Chance, ins Social Register der USA zu kommen. Das Studium des Sohnes war geprägt von seinem sich weiter verschlechternden Gesundheitszustand. Steroide, die man ihm zur Kontrolle seiner Darmentzündung verschrieben hatte, sorgten nicht für Besserung, sondern riefen Osteoporose an den Lendenwirbeln hervor. 1939 schrieb Kennedy drei Monate an seiner Abschlussarbeit, der Senior Thesis; er hatte die Unterstützung seines Vaters, der ihn etwa mit Lord Lothian, dem britischen Botschafter, zusammenbrachte. Der Titel seiner Abschlussarbeit lautete: „Appeasement in München: Das zwangsläufige Ergebnis der Langsamkeit der britischen Demokratie bei der Abkehr von einer Politik der Abrüstung“. Daneben konnte er sich auf den US-amerikanischen Pressesekretär in London, James Seymour, verlassen, der Quellen erschloss. Außerdem konnte er Schreibkräfte bezahlen.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 62.</ref> Das Papier las sich wie eine Verteidigung der jeweiligen britischen Premierminister.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 64.</ref> 1940 machte Kennedy erstmals auf sich aufmerksam, als er diese eigentlich nur für Studienzwecke gedachte Ausarbeitung über Englands Appeasement-Politik auch als Buch unter dem Titel Why England Slept veröffentlichte. Der bekannte Journalist Arthur Krock half ihm bei der stilistischen Überarbeitung, schlug den schließlich gewählten Titel vor und empfahl einen Literaturagenten.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 65.</ref> Das Buch wurde günstig besprochen und rund 80.000 Exemplare wurden verkauft.<ref>Herbert Parmet: Jack: The Struggles of John F. Kennedy., Dial, New York 1980, S. 74.</ref> Im Sommer 1940 war Kennedy mit Öffentlichkeitsarbeit wie Interviews und Radiosendungen beschäftigt.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 66.</ref> Im Juni des Jahres hatte er Harvard mit einem Abschluss in Internationalen Angelegenheiten verlassen. Im Herbst schrieb er sich für einige Monate in der Stanford University ein.

Militär

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Kennedy als Marineoffizier (1942)
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Kennedy als Kongressabgeordneter, Ende der 1940er Jahre

1941 meldete sich Kennedy freiwillig bei der US Army. Doch auch hier bereitete ihm sein schlechter Gesundheitszustand Schwierigkeiten, insbesondere seine Rückenprobleme. Nachdem er zuerst abgelehnt worden war, wurde er im September desselben Jahres mithilfe seines Vaters und dessen früherem Mitarbeiter Alan G. Kirk, Chef des Office of Naval Intelligence, bei der US-Marine angenommen.<ref>Dallek S. 78.</ref> Er bekam zunächst eine Bürotätigkeit zugewiesen. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA besuchte Kennedy zwei Monate eine Marineoffizierschule an der Northwestern University in Chicago.<ref>Dallek S. 83.</ref> Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er als Kommandant des Schnellbootes PT-109 in den Pazifik entsandt. Dieses Kommando schien ihm begehrenswert, da es einem anderen Schnellboot gelungen war, General Douglas MacArthur 500 Meilen durch feindliches Gebiet von den Philippinen nach Australien zu bringen und dies in der Öffentlichkeit sehr stark präsent war. Kennedy wurde als einer von 1.024 Bewerbern um die 50 Kommandos ausgewählt.

Am 2. August 1943 nahm Kennedys Boot an einer geheimen Nachtaktion bei den Salomonen teil. PT-109 wurde während der Operation von dem japanischen Zerstörer Amagiri gerammt und sank. Zwei Mitglieder von Kennedys Crew starben. Er selbst wurde an seinem ohnehin schon schwachen Rücken verletzt. Trotzdem zog er einen verwundeten Kameraden mit sich zu einer fünf Kilometer entfernten Insel, zu der auch der Rest seiner Mannschaft schwamm. Diese Insel erhielt später den Namen Kennedy Island; sie liegt in der Nähe der Provinzhauptstadt Gizo. Nach einigen Tagen wurden die Überlebenden von der Insel gerettet. Für seinen Einsatz erhielt Kennedy verschiedene militärische Auszeichnungen, darunter das Purple Heart und die Navy and Marine Corps Medal, die zweithöchste Nicht-Kampfeinsatz-Auszeichnung der US Navy, und wurde in den USA als Kriegsheld gefeiert. In dieser Zeit wurde er zu einem starken Kritiker der militärischen Führung: Er sah in vielen Generälen „nichts weiter als unfähige Bürokraten“.<ref>Dallek S. 88.</ref>

Im Gegensatz zu John F. Kennedy überlebte sein Bruder Joseph den Krieg nicht. Er kam bei einem Flugeinsatz der Operation Aphrodite über dem Ärmelkanal 1944 in einem mit zehn Tonnen Sprengstoff beladenen Consolidated PB4Y bei einer Explosion ums Leben.<ref>Dallek S. 101.</ref> Damit ruhten die Hoffnungen des Vaters auf eine politische Karriere, die ihm selbst versagt geblieben war, nunmehr auf den Schultern von John F. Kennedy.

Repräsentantenhaus

Nach dem Tod des Bruders war es nun John F. Kennedys Aufgabe, sich politisch zu engagieren mit dem Ziel, Präsident zu werden. Diesen Anspruch hatte sein Vater Joseph vorher an seinen verstorbenen Bruder gestellt. 1945 arbeitete Kennedy zunächst als Journalist und berichtete von der Gründungskonferenz der Vereinten Nationen in San Francisco und der Potsdamer Konferenz. Ein Jahr später bewarb sich Kennedy – mit beträchtlicher finanzieller Unterstützung durch den Vater – um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus. Der Sitz war freigeworden, weil der Abgeordnete James Michael Curley Bürgermeister in Boston geworden war. In der Primary der Demokraten setzte er sich mit 42,4 Prozent der Stimmen gegen neun Mitbewerber durch. Der Sieg bei der eigentlichen Wahl gelang ihm mit einem Anteil von knapp 72 Prozent gegen den Republikaner Lester W. Bowen vergleichsweise deutlich.<ref>www.ourcampaigns.com: John Fitzgerald Kennedy.</ref>

Kennedy nahm sein Mandat im Repräsentantenhaus ab dem 3. Januar 1947 wahr; ihm war sein eingeschränkter Einfluss dort klar. Er wohnte mit seiner Schwester Eunice zusammen in einem gemieteten Haus mit Köchin und schwarzem Hausangestellten in Georgetown. In seinen beiden Büros in der Hauptstadt und dem Wahlbezirk hatte er dank finanzieller Unterstützung seines Vaters mehr Mitarbeiter als alle anderen Abgeordneten.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 130.</ref> 1950 unternahm er mit Schwester Pat und Bruder Robert eine siebenwöchige Reise nach Israel, Iran, Pakistan, Indien, Singapur, Thailand, Korea und Japan.<ref>Robert Dallek: John F. Kennedy, S. 144.</ref> Er wurde zweimal ohne Mühe in seinem Mandat bestätigt, gehörte also dem 80., 81. und 82. Kongress an, wusste aber, dass er im Repräsentantenhaus nicht genug Anhänger für einen Präsidentschaftswahlkampf würde sammeln können.

Im Wahlkampf um einen Sitz im Senat 1952 wandte sein Vater mehrere Millionen US-Dollar auf, um Komitees zur Unterstützung seines Sohnes zu gründen. Er nutzte dabei eine Gesetzeslücke: Ein Kandidat durfte nicht mehr als 20.000 Dollar seines eigenen Vermögens einsetzen, Spenden waren auf 1.000 Dollar pro Person begrenzt.<ref name="Dallek S. 152">Dallek S. 152.</ref> Nur eine von fünf Lokalzeitungen in Boston, die Boston Post, unterstützte Kennedy; ihr hatte Joe Kennedy ein Darlehen über 500.000 Dollar gegeben.<ref name="Dallek S. 152"/> Der Ausgang der Wahl war knapp: Kennedy konnte 51,5 Prozent für sich verbuchen. Die Wahlbeteiligung lag bei 91 Prozent, eine Steigerung um 17 Prozent. Nachträgliche Analysen zeigten, dass besonders nationale Minderheiten Kennedy ihre Stimmen gegeben hatten.<ref>Dallek S. 155.</ref>

Senat

Im November 1952 wurde er zum US-Senator für Massachusetts gewählt. Sein Sieg über den republikanischen Amtsträger Henry Cabot Lodge war insofern bemerkenswert, als bei der gleichzeitig stattfindenden Präsidentenwahl die Republikaner sowohl in Massachusetts als auch landesweit einen klaren Sieg erringen konnten. Kennedy sah bald in seiner neuen Tätigkeit „den korrumpierendsten Job der Welt“.<ref>Dallek S. 160.</ref>

Mit dem Einzug in den Senat war die erste Hürde zur Präsidentschaft überwunden, doch Kennedy wusste, dass ein unverheirateter Mann nicht zum Präsidenten gewählt werden würde. Dies war neben seiner Liebe zu Jacqueline Bouvier ein weiterer Grund für die Hochzeit, die am 12. September 1953 gefeiert wurde. Später bekamen beide eine Tochter, Caroline Kennedy, und einen Sohn, John F. Kennedy jr. Kennedy musste sich einer Rückenoperation unterziehen und verbrachte während zwei Jahren viel Zeit im Krankenhaus. Er trug bis zu seinem Tod ein Korsett.<ref>Angaben auf einer Seite der JFK Presidential Library, abgerufen am 16. September 2011.</ref>

1955 wurde Kennedy in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Im Zuge der Präsidentschaftswahl 1956 kandidierte er beim Demokratischen Parteitag für seine Nominierung für das Amt des Vizepräsidenten, unterlag jedoch bei der dritten und letzten Abstimmung knapp Senator Estes Kefauver aus Tennessee, nachdem er im zweiten Wahlgang noch einen kleinen Vorsprung hatte. Im gleichen Jahr erschien Kennedys Buch Zivilcourage, in dem er Situationen im Leben bekannter US-amerikanischer Politiker schildert, in denen sie sich zwischen Partei und Gewissen zu entscheiden hatten. Er bekam dafür 1957 den Pulitzer-Preis. 2008 bekannte sich sein damaliger Mitarbeiter Ted Sorensen in seinen Memoiren zur Autorschaft.<ref>Richard J. Tofel: Wall Street Journal, 9. Mai 2008, S. W3, review of Counselor, by Ted Sorensen. Online.wsj.com. 9. Mai 2008. Abgerufen am 15. September 2011.</ref><ref>Raeithel, Gert: Geschichte der nordamerikanischen Kultur. 3 Bde. Frankfurt am Main 4. Auflage 2003., Bd. 3, S. 338.</ref>

Kennedy erhielt allein 1957 2.500 Einladungen zu Vorträgen und nahm 144 davon an.<ref>Dallek S. 195.</ref> Er konnte dabei ein Flugzeug nutzen, das von der Familie geleast war.<ref>Dallek S. 202.</ref>

Präsidentschaftswahl 1960

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Amtseinführung Kennedys (1961)

1958 wurde er mit einem Rekordvorsprung gegenüber dem Republikaner Vincent J. Celeste als Senator wiedergewählt und galt von da an als aussichtsreicher demokratischer Präsidentschaftsbewerber für 1960, wo er sich im innerparteilichen Kampf um die Nominierung zunächst in den Vorwahlen gegen Senator Hubert H. Humphrey und auf dem Parteitag gegen den demokratischen Fraktionsführer im Senat, Lyndon B. Johnson, sowie den zweimaligen erfolglosen Präsidentschaftskandidaten Adlai Stevenson durchsetzen konnte. Kurz darauf machte er trotz der Vorbehalte seines Bruders Robert, der den Wahlkampf leitete, seinen vormaligen Rivalen Johnson zu seinem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten. Kennedy hoffte damit auch texanische Wähler – Johnson stammte aus Texas – für sich zu gewinnen, die Kennedy skeptisch gegenüberstanden. In der Tat gelang es dem Kennedy/Johnson-Team, diesen Staat bei der Wahl zu gewinnen.

Bei diesem Wahlkampf kam es am 26. September zum ersten Fernsehduell der Präsidentschaftskandidaten, das von rund 70 Millionen Zuschauern gesehen wurde und das Kennedy zu seinen Gunsten nutzen konnte, auch weil er ausgeruhter und gepflegter aussah als sein Konkurrent Richard Nixon, der nicht in die Maske gegangen war. Diejenigen, welche die Debatte nur im Radio gehört hatten, favorisierten Nixon.<ref> David Copeland: The Media's Role in Defining the Nation: The Active Voice. Peter Lang, New York City 2010, ISBN 9781433103797, S. 230.</ref> Die Wahl am 8. November gewann Kennedy sehr knapp gegen seinen republikanischen Kontrahenten. Mit 43 Jahren war Kennedy der jüngste ins Amt gewählte und insgesamt der zweitjüngste US-Präsident nach Theodore Roosevelt, der 1901 als Vizepräsident mit 42 Jahren nach der Ermordung William McKinleys automatisch ins Präsidentenamt nachgerückt war.

Präsidentschaft (1961–1963)

Datei:Kennedy inauguration footage.ogg
Universal Newsreel zur Amtseinführung Kennedys

Kennedy wurde am 20. Januar 1961 in das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten eingeführt. Bei seiner Antrittsrede forderte er die Amerikaner in einer vielzitierten Wendung auf: „Ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country“ („Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann – fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können“). In die nur 1.036 Tage, die er das Amt ausübte, fielen einschneidende außenpolitische Ereignisse: das Scheitern der Invasion Kubas in der Schweinebucht, die fortwährend schwelenden Unruhen in Vietnam und die Verstärkung des militärischen US-Engagements dort, der Bau der Berliner Mauer im August 1961, die Kubakrise im Oktober 1962 um die Stationierung von sowjetischen Atomraketen in der westlichen Hemisphäre (s. Monroe-Doktrin) und die Ankündigung der Mondlandung noch vor 1970. Nennenswerte politische Erfolge konnte er wegen der Kürze seiner Amtszeit als Präsident nicht erzielen.<ref>Knud Krakau, John F. Kennedy. 22. November 1963, in: Alexander Demandt (Hrsg.), Das Attentat in der Geschichte, area, Erftstadt 2003, S. 411. (1. Aufl.: Böhlau 1996, ISBN 9783412167950)</ref>

Kabinett und engerer Machtzirkel

Engster Berater war sein Bruder Robert, den er zum Justizminister in seinem Kabinett machte. Diese Form der Ämtervergabe an Familienmitglieder wurde später in den USA gesetzlich verboten (vgl. Nepotismus). Kennedy ernannte keinen Stabschef, sodass sich keiner im innersten Kreis als Chef fühlen konnte.

Das Team Kennedys im West Wing des Weißen Hauses umfasste fast nur Personen, die schon länger für ihn gearbeitet hatten. Larry O’Brien war Kennedys Verbindungsmann zur Legislative, Ted Sorensen schrieb Reden, machte programmatische Arbeit und war zuständig für Planungsfragen, Pierre Salinger war Pressesprecher, Kenneth O’Donnell koordinierte die Termine, David Powers unterstützte ihn, Chefsekretärin war Evelyn Lincoln. Hinzu kam McGeorge Bundy, der Nationale Sicherheitsberater. Durch den geringen Raum im Westflügel des Weißen Hauses bedingt<ref>Grundriss des West Wing auf einer inoffiziellen Seite über das Weiße Haus, abgerufen am 23. März 2011.</ref> hatten nur wenige andere Mitarbeiter dort ihre Büros. Mitarbeiter im Ostflügel betrachtete man als „Bewohner einer anderen Welt“.<ref name="Dallek S. 266">Dallek S. 266.</ref> Andere Mitarbeiter hatten keinen täglichen, direkten Zugang zum Präsidenten.<ref name="Dallek S. 264">Dallek S. 264.</ref>

Wie alle US-amerikanischen Präsidenten zu Beginn ihrer Amtszeit hatte Kennedy eine große Zahl von Positionen neu zu besetzen. Er überließ seinem Schwager Sargent Shriver die Vorauswahl.<ref name="Dallek S. 264"/> So wurde der Harvard-Professor Arthur M. Schlesinger zum Berater bestellt, um mit den Liberalen in der Hauptstadt in Verbindung zu bleiben. Als Finanzminister suchte man bewusst einen Republikaner, um überparteiliche Einigkeit herzustellen und bestellte den Banker C. Douglas Dillon.<ref name="Dallek S. 266"/> Gleichzeitig ernannte Kennedy Walter Heller als Vorsitzenden des Council of Economic Advisers und schuf so ein Gegengewicht zu Dillon. Zum Außenminister benannte er Dean Rusk. Der „konturlose und loyale Bürokrat“<ref>Dallek S. 273.</ref> wurde ausgewählt, um dem Präsidenten freie Hand bei der Gestaltung der US-Außenpolitik zu geben.

Datei:Kennedy, Johnson, and others watching flight of Astronaut Shepard on television, 05 May 1961.jpg
Der Präsident beobachtet mit Jacqueline und Lyndon B. Johnson den Flug des Astronauten Alan Shepard

Kennedy konzentrierte sich gleich nach seiner Wahl auf den Tag der Amtseinführung. Zum Zeichen, dass „Männer von Geist“ wieder eine große Rolle in der Hauptstadt führen sollten, bat er den 86-jährigen Lyriker Robert Frost, ein Gedicht vorzutragen.<ref>Dallek S. 279.</ref> Als Zeichen an die Afroamerikaner ließ er die prominente Sängerin Marian Anderson die Nationalhymne singen.

Kennedy war der erste und bislang einzige katholische US-Präsident. Die Familie Kennedy stammte ursprünglich aus Irland. Irischstämmig waren auch viele Vertraute Kennedys, etwa Kenneth O’Donnell. Robert McNamara war unter ihm Verteidigungsminister.

Innenpolitik

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Kennedy (Mitte rechts) mit Vertretern der Bürgerrechtsbewegung im Oval Office, August 1963

Innenpolitisch bemühte sich Kennedy um Reformen. Bereits im Wahlkampf 1960 verkündete er das Regierungsprogramm der New Frontier: Nach dem Vorbild der amerikanischen Siedler gelte es, Neues Grenzland zu erobern. Es werde in seiner Präsidentschaft um die unerfüllten Hoffnungen und Träume gehen, die ungelösten Probleme von Krieg und Frieden, die ungeordneten Nischen von Ignoranz und Vorurteil sowie die unbeantworteten Fragen von Armut und Überfluss. Jedoch gelang es Kennedy lediglich, ein Drittel seiner Gesetzesinitiativen durch den Kongress zu bringen.<ref name="dippel_gdusa_114">Horst Dippel: Geschichte der USA, C.H.Beck-Verlag, 8. Auflage, 2007, S. 114.</ref> Die allermeisten seiner Reformambitionen wurden erst von seinem Nachfolger Lyndon B. Johnson im Rahmen des Reformprogramms der Great Society umgesetzt.

Außerdem sprach er zwar oft von Frieden, führte aber die größte Aufrüstung in Friedenszeiten durch, die die USA bis dahin erlebt hatten (→ Wettrüsten).<ref name="dippel_gdusa_114" />

1962 sandte Kennedy Militäreinheiten an die University of Mississippi, damit sich der schwarze Student James Meredith dort immatrikulieren konnte. 1963 gab Mississippi als letzter US-Bundesstaat die Rassentrennung im Bildungssystem auf und erlaubte die Integration. Während des Stand in the Schoolhouse Door befahl Kennedy der Nationalgarde am 11. Juni 1963 Gouverneur George Wallace daran zu hindern, die University of Alabama weiterhin für afroamerikanische Studenten zu sperren. Am gleichen Abend hielt er eine Fernsehansprache zu den Bürgerrechten, deren Ideen die Grundlage des Civil Rights Act von 1964 bildeten. Kennedys Sicherheitsbedenken hinsichtlich des Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit bewahrheiteten sich nicht und er empfing die Redner am 28. August 1963 nach der Veranstaltung im Weißen Haus.

Kennedy befasste sich nach seiner Wahl auf Druck unterschiedlicher Bürgerrechtsbewegungen wie der American Civil Liberties Union und des American Friends Service Committee und auf Drängen von Prominenten wie Eleanor Roosevelt und Johnny Cash mit dem Bau des Kinzua-Staudamms. Diese hatten sich von dem Wechsel im Weißen Haus eine politische Änderung in dieser Sache erhofft. Letztendlich sah er keine Möglichkeit, den Bau zu stoppen, so dass die letzten in Pennsylvania lebenden Seneca umgesiedelt werden mussten. Hinzu kam, dass Gouverneur David Leo Lawrence, der Kennedy beim Sieg in diesem Swing State verholfen hatte, ein großer Befürworter des Staudamms war.<ref> Paul C. Rosier: Serving Their Country: American Indian Politics and Patriotism in the Twentieth Century. 1. Auflage. Harvard University Press, Cambridge 2009, ISBN 9780674054523, S. 205-209.</ref>

Am 5. Mai 1961 unterzeichnete Kennedy eine Erweiterung des Fair Labor Standards Act von 1938. Damit erhöhte sich der Mindeststundenlohn innerhalb von zwei Jahren auf 1,25 US-Dollar. Zudem wurde der Geltungsbereich für den Mindestlohn vergrößert, so dass 3,6 Millionen Arbeiter zusätzlich in diesen Sektor fielen.<ref> Irving Bernstein: Promises Kept: John F. Kennedy's New Frontier. 1. Auflage. Oxford University Press, New York 17. Januar 1991, ISBN 9780199879663, S. 198.</ref> Bereits am 17. Februar 1959 hatte er noch als Senator und Vorsitzender des Subcommitee on Labor mit der Unterstützung der American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations einen nahezu identischen Gesetzesvorschlag unterbreitet, der von James Roosevelt am gleichen Tag dem Repräsentantenhaus vorgelegt wurde.<ref> Irving Bernstein: Promises Kept: John F. Kennedy's New Frontier. 1. Auflage. Oxford University Press, New York 17. Januar 1991, ISBN 9780199879663, S. 193.</ref>

Die Wohnverhältnisse wurden verbessert und das Arbeitslosengeld wurde erhöht.

Außenpolitik

Kuba

Der Beginn der Präsidentschaft Kennedys war vor allem von der Sorge um eine Expansion des kommunistischen Einflussgebiets nach der Machtübernahme Fidel Castros in Kuba geprägt. Kennedy reagierte darauf zum einen mit der so genannten Alliance for Progress, einer entwicklungspolitischen Initiative in den nicht-kommunistischen Staaten Lateinamerikas, zum anderen unterstützte die CIA im April 1961 den Invasionsversuch von Exilkubanern in der Schweinebucht auf Kuba, der aber scheiterte. Zehn Tage später erteilte Kennedy in einer öffentlichen Ansprache allen Geheimoperationen eine Absage, bekräftigte aber die antikommunistische Ausrichtung seiner Regierung und warnte vor einer weiteren Ausbreitung des Kommunismus:

„Überall in der Welt stellt sich uns eine monolithische und unbarmherzige Verschwörung entgegen, die in erster Linie mit verdeckten Aktionen ihre Einflusssphäre vergrößert – mit Unterwanderung statt Invasion, mit Subversion statt Wahlen, mit Einschüchterung statt freier Entscheidung, mit Guerilla bei Nacht statt Armeen am Tag. Es ist ein System, das gewaltige personelle und materielle Ressourcen gesammelt hat, um eine engmaschige, hocheffiziente Maschine zu bauen, die militärische, diplomatische, geheimdienstliche, wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Operationen kombiniert.“<ref>„We are opposed around the world by a monolithic and ruthless conspiracy that relies primarily on covert means for expanding its sphere of influence--on infiltration instead of invasion, on subversion instead of elections, on intimidation instead of free choice, on guerrillas by night instead of armies by day. It is a system which has conscripted vast human and material resources into the building of a tightly knit, highly efficient machine that combines military, diplomatic, intelligence, economic, scientific and political operations.“ John F. Kennedy: "Address "The President and the Press" Before the American Newspaper Publishers Association, New York City.," April 27, 1961. Online by Gerhard Peters and John T. Woolley auf der Webseite des American Presidency Project, Zugriff am 30. November 2013; Stephen G. Rabe: The Most Dangerous Area in the World. John F. Kennedy Confronts Communist Revolution in Latin America. University of North Carolina Press, Chapel Hill 1999, S. 127.</ref>

Der Beschluss der Sowjetunion, auf Kuba atomare Waffen zu stationieren, löste 1962 die Kubakrise aus, als Kennedy in einer Fernsehansprache am 22. Oktober mit einem Atomkrieg drohte, sollten die Raketen nicht wieder abgezogen werden. Die erfolgreiche Bewältigung dieser Krise, die die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs gebracht hatte, kann als einer der größten außenpolitischen Erfolge Kennedys angesehen werden.

Deutschland

Datei:John F. Kennedy meeting with Willy Brandt, March 13, 1961.jpg
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, mit Kennedy im Weißen Haus, 13. März 1961
Datei:JFK speech lch bin ein berliner 1.jpg
Kennedys Rede vor dem Rathaus Schöneberg
Datei:Kennedy berliner.ogg
„Ich bin ein Berliner“

Deutschlandpolitisch musste sich Kennedy mit der Berlin-Krise auseinandersetzen, die der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow 1958 mit seinem Chruschtschow-Ultimatum ausgelöst hatte. Da immer mehr Menschen aus der DDR flohen, drohte der deutsche Trabantenstaat der Sowjets zusammenzubrechen, wenn das Schlupfloch West-Berlin nicht geschlossen würde. Kennedys persönliches Treffen mit Chruschtschow am 3. Juni 1961 in Wien brachte immerhin eine atmosphärische Auflockerung, auch wenn dieser inhaltlich auf seinem Ultimatum beharrte. Am 25. Juli 1961 deutete Kennedy in einer Fernsehansprache einen Ausweg aus der verfahrenen Situation an: Die drei essentials, die er nannte, klangen zwar wenig kompromissbereit: a) das Recht auf Anwesenheit amerikanischer Truppen in Berlin, b) das Recht auf Zugang dorthin und c) das Recht der West-Berliner auf Selbstbestimmung und die freie Wahl ihrer Lebensform. Indem sie sich aber nicht auf die Bewegungsfreiheit der DDR-Bürger bezogen, wurde Moskau Bewegungsfreiheit signalisiert. Kennedy schickte am 25. und 26. Juli 1961 den ehemaligen Hohen Kommissar John Jay McCloy zu Chruschtschow in dessen Sommerfrische nach Sotschi und ließ ihn ausrichten, dass die Vereinigten Staaten gegen einseitige sowjetische Maßnahmen im Ostsektor Berlins allenfalls protestieren, ihnen aber sonst nichts entgegensetzen würden.<ref>Manfred Görtemaker: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 1999, S. 363 f.</ref> Kennedy war sich nach dem Zeugnis seines Beraters Walt Whitman Rostow im Sommer 1961 im Klaren:

„Ostdeutschland entgleitet Chruschtschow. Das kann er nicht zulassen. .</ref>

1935 reiste er – nach dem Schulabschluss – nach England, um sich an der London School of Economics einzuschreiben; eine Erkrankung zwang ihn zur Rückkehr in die USA. Im Herbst 1935 immatrikulierte er sich an der Universität Princeton; das Studium musste er aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.<ref>dhm.de.</ref>

Kennedys Biograf Robert Dallek erklärte in einem Interview: „Hätte die Nation gewusst, wie krank John F. Kennedy wirklich ist, wäre er nie Präsident geworden“. Seine Familie behauptete immer, die Rückenbeschwerden seien Folge eines schweren Football-Unfalls gewesen. Tatsächlich litt Kennedy schon als kleiner Junge unter Rückenproblemen, Asthma, extremer Müdigkeit und zahlreichen Allergien. Nach einer von drei schweren Rückenoperationen fiel er ins Koma und schwebte mehrere Wochen lang zwischen Leben und Tod. Er musste ein Stützkorsett und orthopädische Schuhe tragen. Neben Schmerzmitteln, Antibiotika, Antidepressiva und Schlafmitteln nahm er bis zu fünf heiße Bäder pro Tag, um sein Leiden zu lindern. Auf Reisen nahm er oft einen zusammenlegbaren Schaukelstuhl mit. Er benutzte extra harte Spezialmatratzen oder schlief in Hotels auf dem Boden.<ref name="sp" />

Gravierender als sein Rückenleiden sei die ärztliche Fehlbehandlung seines Reizdarmes gewesen, betont Dallek. Schon als Junge litt Kennedy immer wieder unter Durchfällen, Müdigkeit und mysteriösen Zusammenbrüchen. Später wurde bei ihm die Addisonsche Krankheit diagnostiziert, eine Unterfunktion der Nebennierenrinde. Das Medikament Cortison ließ seinen Körper aufschwemmen, griff seine Knochen an und führte wohl zu Osteoporose – was die Rückenprobleme weiter verschlimmerte. Kennedy konsultierte zeitweise acht Ärzte gleichzeitig – unter ihnen der deutschstämmige Arzt Max Jacobson („Dr. Feelgood“)<ref>Max Jacobson.</ref>, der ihm eine Mixtur aus Amphetaminen und Schafsplazenta verschrieb. Nach außen wahrte Kennedy eisern das Image einer Sportskanone,<ref name="sp" /> seine Leistungsfähigkeit in der Ausübung seines Amtes wurde nach Aussagen von Bekannten und Begleitern durch die Medikation nicht beeinträchtigt.<ref>Vincent Bugliosi, Four Days in November. The Assassination of President John F. Kennedy, W.W.Norton, New York 2007, S. 15.</ref>

Das Attentat

Datei:JFK's family leaves Capitol after his funeral, 1963.jpg
Robert Kennedy, Jacqueline und die Kinder John F. Kennedys bei der Beerdigung, ganz links Peter Lawford
Datei:JFK grave.jpg
Grab von John F. Kennedy mit der ewigen Flamme

Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy auf einer Wahlkampfreise gegen 12:30 Uhr an der Dealey Plaza, einem Platz in Dallas, Texas mit mehreren Gewehrschüssen während einer Fahrt im offenen Wagen durch die Innenstadt von Dallas ermordet. Knapp eineinhalb Stunden nach dem Attentat wurde ein Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet und dann der Öffentlichkeit präsentiert. Zwei Tage später sollte Oswald in das Staatsgefängnis von Dallas überführt werden. Dabei wurde Oswald vom Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller des Polizeigebäudes erschossen, noch bevor es zu einer Anklage oder einem Gerichtsprozess kommen konnte.

An der Trauerfeier für Kennedy am 25. November 1963 nahm nach einer Schätzung der New York Times eine knappe Million Menschen teil, darunter auch noch seine damals 98-jährige Großmutter mütterlicherseits. Kennedy wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt. Die Trauerfeier war ein weltweites Medienereignis.<ref>Christian Morgner, Weltereignisse und Massenmedien. Zur Theorie des Weltmedienereignisses. Studien zu John F. Kennedy, Lady Diana und der Titanic. Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1220-2.</ref>

Vier Tage nach dem Attentat setzte Präsident Lyndon B. Johnson, der zuvor Vizepräsident war und wenige Stunden nach dem Attentat noch in der Air Force One als Präsident vereidigt wurde, die so genannte Warren-Kommission ein, die die Umstände des Attentats auf Kennedy aufklären sollte. Die Kommission kam ein Jahr später zu dem Schluss, dass Oswald der alleinige Täter sei und es keine Verschwörung zur Ermordung Kennedys gegeben habe. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass die staatlichen Organe FBI, CIA und der Secret Service erhebliche Informationen vor der Warren-Kommission geheim gehalten hatten, die zu einem anderen Ergebnis hätten führen können. Auch wird stark bezweifelt, dass die Warren-Kommission selbst überhaupt Interesse an der Aufklärung des Attentats hatte, da ihre Mitglieder von den diversen staatlichen Institutionen abhängig bzw. sogar deren Mitglieder waren.

Später folgten zahlreiche weitere Untersuchungen, die zwar Ungenauigkeiten, Widersprüche und auch Fälschungen vorheriger Ermittlungen aufdeckten, das Rätsel um das Attentat auf Kennedy jedoch nicht zweifelsfrei lösten. Die Akten über Kennedys Ermordung bleiben bis 2017 unter Verschluss. <div style="clear:all"/>

Nachwirkungen

Mythos

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Kennedys offizielles Porträt im Weißen Haus
Datei:John F Kennedy 1964 Issue-5c.jpg
US-Briefmarke nach einem Entwurf von Raymond Loewy

Das gute Aussehen des jungen Präsidenten, sein gewaltsamer Tod und der Glanz, der ihn und den gesamten Kennedy-Clan umgeben, trugen dazu bei, dass sich ein regelrechter Kennedy-Mythos bildete.<ref>John Hellmann: The Kennedy Obsession. The American Myth of JFK. Columbia University Press, New York 1997.</ref> Laut einer amerikanischen Umfrage aus dem Jahr 2003 wurde Kennedy als größter amerikanischer Präsident neben Abraham Lincoln betrachtet.<ref>Gallup-Umfrage vom November 2003, online, Zugriff am 22. Oktober 2011.</ref> Hierzu trug auch seine Witwe bei, die in einem Interview das Leben und Regieren ihres Mannes als Camelot umschrieb, das mythische Schloss von König Artus und seiner Tafelrunde. Dadurch erschien das Attentat nachgerade als Königsmord, als Sakrileg.<ref>Knud Krakau: John F. Kennedy. 22. November 1963. In: Alexander Demandt (Hrsg.):, Das Attentat in der Geschichte, area, Erfstadt 2003, S. 423 f.</ref> Kontrafaktische Spekulationen sind weit verbreitet, wonach unerfreuliche Entwicklungen in der amerikanischen Geschichte wie die Rassenunruhen der 1960er Jahre, die Morde an Martin Luther King und Robert F. Kennedy, der Vietnamkrieg und die Watergate-Affäre nicht stattgefunden hätten, wäre Kennedy nicht ermordet und – das nehmen viele als sicher an – 1964 wiedergewählt worden wäre.<ref>Siehe zum Beispiel Walter Isaacson: If Kennedy Had Lived. In: Time vom 13. April 1992 (online, Zugriff am 19. Oktober 2011); Arthur M. Schlesinger: An End to Vietnam, No Watergate, and a Chance for Liberalism. Kennedy’s Biographer on the Might-have-beens. In: Newsweek 131/18 (1998), S. 3 f.; Robert Dallek: JFK's Second Term. In: Atlantic Monthly 291/5, Juni 2003; Howard Jones: Death of a Generation. How the Assassinations of Diem and JFK Prolonged the Vietnam War. Oxford University Press, New York 2003; Gallup-Umfrage vom November 2003, online, Zugriff am 22. Oktober 2011; Knud Krakau: John F. Kennedy. 22. November 1963. In: Alexander Demandt (Hrsg.):, Das Attentat in der Geschichte, area, Erfstadt 2003, S. 423; James G. Blight, David A. Welch und Janet M. Lang: Vietnam If Kennedy Had Lived. Virtual JFK. Rowman & Littlefield, Lanham, MD, 2009; Andrew Roberts: What if JFK had lived? Historian Andrew Roberts 50 years on from Kennedy becoming president. In: Daily Mirror vom 20. Januar 2011 (online, Zugriff am 19. Oktober 2011); Stanley Karnow: JFK. Oliver Stone and the Vietnam War. In: Mark C. Carnes (Hrsg.), Past Imperfect. History According to the Movies, Holt, New York 1995, S. 270-273; Peter Knight:, The Kennedy Assassination. Edinburgh University Press, Edinburgh 2007, S. 159 ff.</ref> Die starke Faszination, die auch über 50 Jahre nach seiner Ermordung von Kennedy ausgeht, zeigte sich im Februar 2013, als bei einer Versteigerung eine von ihm in der Air Force One getragene Fliegerjacke einen Erlös von 570.000 US-Dollar erzielte.<ref>Michael Muskal: JFK's bomber jacket sells at auction for $570,000. In: Los Angeles Times vom 18. Februar 2013 (online, Zugriff am 21. Oktober 2013).</ref>

Nach John F. Kennedy benannte Objekte

Filme

  • Der Film Patrouillenboot PT 109 aus dem Jahr 1963 schildert die Erlebnisse von Kennedy als Kommandant des Schnellboots PT-109 im Zweiten Weltkrieg.
  • Der Politthriller Thirteen Days aus dem Jahr 2000 beschäftigt sich mit den 13 Tagen der Kubakrise und zeigt dabei insbesondere das Handeln Kennedys.
  • Der Film I wie Ikarus aus dem Jahr 1979 beschreibt ähnliche Gegebenheiten und Parallelen um die Präsidentschaft Kennedys und des Attentats mit seinen Verschwörungstheorien.
  • Die Kennedys ist eine kanadisch-US-amerikanische Fernseh-Miniserie in acht Teilen zu je 45 Minuten über die Kennedy-Familie.

Zahlreiche Filme beschäftigen sich mit dem Attentat auf Kennedy.

  • Der Dokumentarfilm Dallas. Ein Tag – Die Ermordung John F. Kennedys<ref>www.imdb.com: Dallas, une journée particulière.</ref> aus dem Jahr 2013 schildert anhand von Beweismaterial (originale Film- und Fotoaufnahmen, Zeugenaussagen) den Tag der Ermordung Kennedys sowie die Ermordung von Lee Harvey Oswald durch Jack Ruby. Dabei wird auch auf jene Beweismaterialien eingegangen, die im Widerspruch zum Bericht der Warren-Kommission stehen. Laut diesem Dokumentarfilm habe die Warren-Kommission "Zeugen ignoriert und Beweise gefälscht".
  • Der Dokumentarfilm Timeline eines Mordes – Die Tonbänder des JFK Attentats<ref>http://www.zdf.de: Timeline eines Mordes – Die Tonbänder des JFK Attentats.</ref> aus dem Jahr 2009 schildert ebenfalls anhand von Beweismaterial den Tag der Ermordung Kennedys sowie die Ermordung von Lee Harvey Oswald durch Jack Ruby.
  • Der Dokumentarfilm Mythos JFK – Der Tag, an dem Kennedy starb behandelt ebenso anhand von Beweismaterial den Tag der Ermordung Kennedys sowie die Ermordung von Lee Harvey Oswald durch Jack Ruby.
  • Im Dokumentarfilm Kennedys Leibwächter (en.: The Kennedy Detail) aus dem Jahre 2010 werden die Ereignisse anhand von Beweismaterial und mit Schwerpunkt auf die Sichtweise von Kennedys Leibwächtern geschildert.
  • Oliver Stones JFK – Tatort Dallas aus dem Jahre 1991 zeigt den Versuch des Staatsanwalts Jim Garrison, die genauen Umstände von Kennedys Ermordung aufzudecken.
  • Der Dokumentarfilm Rendezvous mit dem Tod: Warum John F. Kennedy sterben musste stellt Fidel Castro und den kubanischen Geheimdienst als Verantwortliche für Lee Harvey Oswalds Attentat auf Kennedy dar.
  • Auch Executive Action (dt.: Unternehmen Staatsgewalt) aus dem Jahr 1973 verfolgt einen eher verschwörungstheoretischen Ansatz.
  • Der Politthriller Flashpoint – Die Grenzwölfe aus dem Jahr 1984 basiert auf dem Fund der Leiche des vermeintlichen Kennedy-Attentäters.
  • Die trashige Horror-Komödie Bubba Ho-Tep zeigt, wie Kennedy gemeinsam mit Elvis Presley im Jahr 2002 in einem texanischen Altenheim seine letzten Tage verbringt.
  • Why England Slept. Wilfred Funk, Inc., New York NY, 1940 (Erweiterung von JFKs Abschlussarbeit in Harvard)
  • As We Remember Joe. Privatdruck, Cambridge MA, 1945 (Privatdruck für Angehörige und Freunde zum Andenken an JFKs älteren Bruder Joseph)
  • Profiles in Courage. Harper & Row, New York NY, 1955 (deutsche Ausgabe: Zivilcourage, neu übertragen von Hans Lamm, Econ-Taschenbuch, Düsseldorf; Wien 1992, ISBN 3-612-26003-0; davor bereits Wilhelm Frick Verlag, Wien 1960)
  • A Nation of Immigrants. Anti-Defamation League of B'nai B'rith, New York NY, 1958 (deutsche Ausgabe: Die Nation der vielen Völker, Econ Verlag, Düsseldorf, 1965)
  • The Strategy of Peace. Harper & Brothers, New York NY, 1960 (deutsche Ausgabe: Der Weg zum Frieden, Econ Verlag, Düsseldorf, 1961)
  • To Turn the Tide. Harper & Brothers, New York NY, 1962 (deutsche Ausgabe: Dämme gegen die Flut, Econ Verlag, Düsseldorf, 1962)
  • The Burden and the Glory. Harper & Brothers, New York NY, 1964 (deutsche Ausgabe: Glanz und Bürde, Econ Verlag, Düsseldorf, 1964)
  • John F. Kennedy: Unter Deutschen. Reisetagebücher und Briefe 1937-1945, Hg.: Oliver Lubrich, Aufbau, Berlin 2013, ISBN 978-3-351-02761-2

Literatur

  • Christopher Andersen: These Few Precious Days: The Final Year of Jack with Jackie. Gallery Books, New York 2013, 336 S. (englisch).
  • Irving Bernstein: Promises Kept. John F. Kennedy's New Frontier. Oxford University Press, New York 1991, ISBN 0-19-504641-2 (englisch).
  • Joseph P. Berry: John F. Kennedy and the Media. The First Television President. Univ. Pr. of America, Lanham 1987, ISBN 0-8191-6552-2 (englisch).
  • Harald Biermann: John F. Kennedy und der Kalte Krieg. Die Außenpolitik der USA und die Grenzen der Glaubwürdigkeit. Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-506-77504-9.
  • Honoré M. Catudal: Kennedy in der Mauer-Krise. Eine Fallstudie zur Entscheidungsfindung in USA. Berlin-Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-87061-230-4.
  • Robert Dallek: John F. Kennedy. Ein unvollendetes Leben. dt. von Klaus Binder, Bernd Leineweber und Peter Torberg, DVA, München 2003, ISBN 3-421-05200-X.
  • Andreas W. Daum: Kennedy in Berlin. Politik, Kultur und Emotionen im Kalten Krieg. Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-71991-2.
  • Lawrence Freedman: Kennedy's Wars. Berlin, Cuba, Laos, and Vietnam. Oxford University Press, New York 2000, ISBN 0-19-513453-2 (englisch).
  • Anthony Frewin: The assassination of John F. Kennedy. An annotated film, TV, and videography, 1963–1992. Greenwood Press, Westport 1993, ISBN 0-313-28982-4 (englisch).
  • Alan Posener: John F. Kennedy. Rowohlt Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-498-05313-0.
  • Thomas C. Reeves: A Question of Character. A Life of John F. Kennedy. Free Press, New York 1991, ISBN 0-02-925965-7.
  • Georg Schild: John F. Kennedy. Mensch und Mythos. Muster-Schmidt, Göttingen 1997, ISBN 3-7881-0148-2.
  • Winfried Fluck: Der gefallene Held. Der Kennedy-Mythos aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In: Mythen Europas. Schlüsselfiguren der Imagination. John Andreas Fuchs, Michael Neumann (Hgg.). Regensburg: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2009, 68-95, ISBN 978-3-7917-1940-5.
  • Jacqueline Kennedy: Gespräche über ein Leben mit John F. Kennedy. Mit einem Vorwort von Caroline Kennedy. Interviews mit Arthur M. Schlesinger. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50238-1.<ref>ausführliche Besprechung mit weiteren Materialien z. B. unter JFK-Witwe im Interview-Also sprach Jackie einestages.spiegel.de.</ref>

Weblinks

Commons Commons: John F. Kennedy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource Wikisource: Ich bin ein Berliner – Quellen und Volltexte (english)

Einzelnachweise

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