Herbert Hoover


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Herbert Clark Hoover (* 10. August 1874 in West Branch, Cedar County, Iowa; † 20. Oktober 1964 in New York City) war ein US-amerikanischer Politiker und von 1929 bis 1933 der 31. Präsident der Vereinigten Staaten. Zuvor war er seit 1921 unter den Präsidenten Warren G. Harding und Calvin Coolidge Handelsminister gewesen. Hoovers Präsidentschaft war mit optimistischen Erwartungen verbunden gewesen, welche durch die Weltwirtschaftskrise und die sprichwörtlichen Hoovervilles ein Ende fanden. Er konnte mit seiner Politik der Great Depression nichts entgegensetzen. Als er aus dem Amt schied, war er einer der unbeliebtesten Präsidenten der amerikanischen Geschichte. Hoover betätigte sich Zeit seines Lebens karitativ und engagierte sich während und nach beiden Weltkriegen erfolgreich für die millionenfache Lebensmittelversorgung der notleidenden europäischen Bevölkerung, was ihm weltweites Ansehen einbrachte.

Leben

Elternhaus und Bildung

Herbert Hoover kam in West Branch, Iowa zur Welt. Sein Vater Jessie Clark Hoover, ein Quäker, stammte aus dem Miami County, Ohio und hatte schweizerische Vorfahren, die den ursprünglichen Namen Huber getragen hatten. Die Mutter, geborene Huldah Randall Minthorn, kam aus einer Quäker-Siedlung in der Provinz Kanada und hatte englische Vorfahren. Herbert Hoover hatte einen älteren Bruder, Theodor, und eine jüngere Schwester, Mary. Als der Vater seine Schmiede verkaufte und einen Laden für landwirtschaftlichen Bedarf eröffnete, hatte er damit geschäftlichen Erfolg, bezog mit seiner Familie ein größeres Haus und wurde in den Stadtrat gewählt. Als Hoover sechs Jahre alt war, starb sein Vater an Typhus. 1884 erlag seine Mutter Huldah einer Lungenentzündung, in der Folge wurde er von unterschiedlichen Verwandten aufgenommen.<ref name="Leu13" /> 1885 kam er schließlich zu seinem Onkel John Minthorn nach Newberg, Oregon. Dort besuchte Hoover die Friends Pacific Academy, die heutige George Fox University, deren Leiter und Begründer sein Onkel war.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 6.</ref> 1888 verließ Hoover die Schule, um Minthorn zu unterstützen, der nun als Grundstücksmakler in Salem arbeitete und den Geschäftssinn seines Neffen früh erkannte. Abends besuchte er ein Business College, wo er Mathematik lernte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 4, 5.</ref>

Durch eine zufällige Begegnung mit einem Bergbauingenieur erwachte Hoovers Interesse an einem derartigen Studium an der neu gegründeten Leland Stanford University. Obwohl er die Highschool nicht abgeschlossen hatte und durch die Aufnahmeprüfung fiel, wurde er vorbehaltlich einer erfolgreichen Testwiederholung für den ersten Jahrgang der Universität zugelassen. Hoover finanzierte als jüngster Student auf dem Campus seine akademische Ausbildung mit Gelegenheitsarbeiten, worunter in den ersten Semestern seine Leistungen erheblich litten.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 5, 6.</ref> Insgesamt blieben seine akademischen Leistungen im Durchschnitt.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 9.</ref> Noch in seinem Jahr als Freshman kam er in Kontakt mit John Casper Branner, dem Leiter des geologischen Instituts. Dieser besorgte ihm für den Sommer einen Job in den Ozarks, bei dem Hoover geologische Aufschlüsse zu kartieren hatte. Nach dieser Tätigkeit legte Hoover seinen Studienschwerpunkt auf die Geologie. Als Sophomore unterstützte er Branner beim Erstellen einer Reliefkarte von Arkansas für die Chicago World's Fair, bei der sie mit einem Preis ausgezeichnet wurden. Im gleichen Jahr arbeitete Hoover mit Waldemar Lindgren für das United States Geological Survey in der Wüste von Nevada und der Sierra Nevada.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 7.</ref> In den späteren Semestern wurde er zur Führungsperson der barbarians. die bei den Campuswahlen gegen die elitären griechischen Fraternities und Sororities antraten. Bei den barbarians machte er die Bekanntschaft von Will Irwin und Ray Lyman Wilbur, die später seinem Stab als Präsident Amerikas angehörten.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 10.</ref> Außerdem wurde Hoover Hauptverantwortlicher für die Finanzen der Baseball- und American Footballmannschaft der Universität sowie zum Kassenwart seines Semesters gewählt. Im vierten und letzten Jahr seines Studiums lernte er in Stanford seine spätere Gattin, die Bankierstochter Lou Henry kennen, die dort ihr Geologiestudium begann. Da er immer noch weitgehend mittellos war, sah er keine Möglichkeit, ihr einen Heiratsantrag zu stellen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 8, 9.</ref>

Ingenieurstätigkeit

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Herbert Hoover (1898) in Perth

Seine erste Beschäftigung nach dem Studium im Jahr 1895 war die eines einfachen Arbeiters in einer Goldmine in der Nähe von Nevada City, Kalifornien. Anfang 1896 begann er als Kopist in San Francisco beim Bergbauingenieur Louis Janin, der ihn aufgrund seiner Fähigkeiten bald in der leitenden Verwaltung und Inspektion neuer Minen und Abbaugebiete im New-Mexico-Territorium und Colorado einsetzte.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 14.</ref> Als das renommierte Londoner Unternehmen Bewick, Moreing & Co einen mindestens 35-jährigen Ingenieur suchte, der Minen in Australien erkunden sollte, empfahl Janin Hoover. Obwohl der Firma wahrscheinlich Hoovers Jugend bekannt war, konnte Janin sie zu einer Einstellung überreden. Auf sein Anraten hin ließ sich Hoover einen Bart wachsen, um älter auszusehen, bauschte seine Qualifikationen auf und stellte sich in London erfolgreich Charles Algernon Moreing vor, wobei er sein Alter laut Passagierliste der Überfahrt mit 36 Jahren angab.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 9.</ref><ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 15, 16.</ref>

Trotz der harten klimatischen Bedingungen und grassierendem Typhus in Goldgräberstädten wie Coolgardie und Kalgoorlie sowie strapaziösen Wüstentouren zu entlegenen Minen ging Hoover in dieser neuen Tätigkeit auf. Als die ergiebigste Mine, welche Hoover empfahl, stellte sich die Sons of Gwalia heraus. Moreing ernannte Hoover zum Manager dieser und sieben weiterer Bergwerke.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 9, 10.</ref> Hoovers soziale Ansichten insgesamt waren weit weniger liberal als die der damaligen Tories. So war er noch ein Gegner von Mindestlohn und arbeitsfreiem Sonntag, entließ bei Gehaltsforderungen die entsprechenden Mitarbeiter und ordnete alles der Wirtschaftlichkeit unter.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 11, 12.</ref> Im Herbst 1898 erhielt Hoover, der bereits zum Juniorpartner bei Bewick, Moreing & Co aufgestiegen war, das sehr lukrative Angebot, in China neue ausgedehnte Erkundungs- und Minenarbeiten zu beaufsichtigen. Danach telegrafierte er Lou Henry einen Heiratsantrag, die diesen sofort bejahte. Sie heirateten am 10. Februar 1899 in Monterey, Kalifornien im Elternhaus der Braut nach Römischem Ritus, da es kein Meeting House in der Nähe gab. Am nächsten Tag brachen sie gemeinsam nach China auf.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 17, 18.</ref> Aus der Ehe gingen die zwei Söhne Herbert Jr. und Allan hervor.

In China war Hoover frustriert über die mangelnde Produktivität der Arbeiter, die Korruption der dortigen Oberklasse sowie die unzureichenden wirtschaftlichen Kenntnisse der einheimischen Geschäftsführer der Minen. Während des Boxeraufstands im Jahr 1900 erlebten die Hoovers in Tianjin die Belagerung ihrer ausländischen Enklave. Während Lou Henry Hoover tatkräftig bei der Verteidigung unterstützte, Verletzte pflegte und Nachtwachen hielt, organisierte Hoover, eher im Hintergrund bleibend, die Nahrungsmittelversorgung und Instandhaltung der Barrikaden. Dies wurde ihm später von seinen politischen Gegnern als Feigheit vorgeworfen.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 20, 21.</ref> Nach 28 Tagen durchbrach die internationale Allianz der Vereinigten acht Staaten die Belagerung und besiegte die Boxer.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 13.</ref> In den Monaten danach gelang es Hoover mit einem belgischen Geschäftspartner Schritt für Schritt den einheimischen Vorstand der Chinese Engineering Company. der größten chinesischen Firma, zu entmachten und die Kontrolle in ausländische Hände zu überführen, was ihm 200.000 US-Dollar einbrachte. 1901 erwarb er für seine Firma nach strittigen Verhandlungen die Minen von Kaiping, welches der bis dahin größte Eigentumserwerb durch Ausländer in der chinesischen Geschichte war und einen prominenten Gerichtsprozess zur Folge hatte. Im Herbst des gleichen Jahres stieg Hoover zu einem der vier Seniorpartner bei Bewick, Moreing & Co auf und residierte fortan bis 1917 in London.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 14, 15.</ref>

Bis 1908 erhöhte er die Effizienz des Unternehmens, vor allem indem er die Ausgaben senkte. Er erkundete, gründete und reorganisierte in 16 Ländern Minen, welche 25.000 Arbeiter beschäftigten. Schon zu dieser Zeit hatte sich Hoover weltweit einen hervorragenden Ruf in der Bergbauindustrie erworben.<ref>Benjamin Murry Weissman: Herbert Hoover and Famine Relief to Soviet Russia. 1921–1923. Hoover Institution Press, Stanford 1974, ISBN 0-8179-1341-6, S. 19, 20.</ref> Neben dieser Berufstätigkeit, die mit vielen Reisen verbunden war, fand Hoover Zeit und Gelegenheit, mit seinem Privatvermögen in Bergwerke zu investieren. 1908 beendete er, wohl auch wegen Erschöpfung durch die rastlose Arbeit und um mit einer eigenen Consultingfirma für Bergbau noch mehr Profit zu machen, die Partnerschaft mit Bewick, Moreing & Co und verkaufte seine Teilhaberschaft, womit er annähernd Millionär wurde.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 24–26.</ref> Vor diesem Hintergrund ist das folgende bekannte Zitat Hoovers zu sehen “If a man has not made a million dollars by the time he is forty, he is not worth much” (William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 17.</ref>, deutsch: „Wenn ein Mann mit vierzig noch nicht Millionär geworden ist, ist er nicht viel wert“)

Hoovers Geschäftstätigkeit bestand unter anderem daraus, wirtschaftlich ums Überleben kämpfende Bergwerke gegen spätere Gewinnbeteiligungen zu unterstützen und zu beraten. Besonders viel Gewinn brachten Hoover nach wenig versprechenden acht Jahren des Wartens seine Blei-, Silber- und Zinkminen in Myanmar, dem damaligen Britisch-Indien.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 17, 18.</ref> Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog er sich als mehrfacher Millionär aus dem Geschäft zurück.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 27, 28.</ref>

1909 veröffentlichte Hoover eine Zusammenfassung seiner Vorlesungen an der Columbia University und in Stanford unter dem Titel Principles of Mining, die bald darauf zu einem Standardwerk des Fachs werden sollte. Mit seiner Frau zusammen brachte er 1912 eine kommentierte Übersetzung der De re metallica von Georgius Agricola heraus. In beiden Werken äußert Hoover liberalere soziale Ansichten. Er akzeptierte nun Arbeitsschutz- und Gewerkschaftsrechte, wie den Achtstundentag und größere Sicherheit in den Minen, und sah darin auch Organisationsmittel, um zukünftige spontane Streiks zu vermeiden.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 18–19.</ref> Ab 1912 verstärkte sich Hoovers Wunsch, nach Amerika zurückzukehren und sich dort gesellschaftlich zu engagieren. Politisch identifizierte sich Hoover mit dem progressiven Flügel der Republikaner und unterstützte 1912 die Abspaltung der die Progressive Party unter Theodore Roosevelt.<ref name="BP">David E. Hamilton: Herbert Clark Hoover- Life Before the Presidency. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 23. August 2013.</ref> Im gleichen Jahr wurde Hoover zum Trustee der Stanford University gewählt. Dort entfaltete er sehr viel Aktivität, gab mit eigenen Mitteln Bauprojekte in Auftrag und erhöhte das damals niedrige Gehalt des Lehrpersonals erheblich.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 20–22.</ref> Im Jahr 1919 stiftete Hoover die Hoover Library on War, Revolution, and Peace an der Stanford University.<ref name="Nas155">George H. Nash: Herbert Clark Hoover. In Robert T. Grimm (Hrsg.): Notable American Philanthropists: Biographies of Giving and Volunteering. Greenwood Publishing Group, Westwood 2002, ISBN 1-57356-340-4, S. 155.</ref> Aus diesem Dokumentenarchiv zum Ersten Weltkrieg ging später die Hoover Institution hervor.

Kommission für das Belgische Hilfswerk

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Le Petit Journal titelt am 9. März 1919: Herbert C. Hoover. Der Mann, der Europa nährte

Trotz seines Quäkertums unterstützte Hoover den Ersten Weltkrieg.<ref name="WP4" /> Am 6. August 1914 gründete er mit Geschäftsleuten im Savoy das Commitee of American Residents in London for Assistance of American Travellers. Mit Hoovers Vermögen, Spenden und Regierungsgeldern brachte diese Gruppe 400.000 US-Dollar auf, um mehr als 100.000 fliehenden Amerikanern aus Europa,<ref name="BP" /> die nach Kriegsausbruch in London auf Passage in die Heimat warteten und knapp an Geldmitteln waren, mit kleinen Krediten erfolgreich auszuhelfen. Mitte Oktober, Hoover hatte sich schon reisefertig für die RMS Lusitania gemacht, erreichte ihn ein dringender Ruf vom amerikanischen Botschafter Walter Hines Page, gegen eine drohende Hungerkatastrophe in Belgien zu helfen. Die Kriegszerstörungen der deutschen Truppen und die Seeblockade des Vereinigten Königreichs hatten dort zu einer dramatischen Versorgungslage geführt. Mit finanzieller Unterstützung wohlhabender Freunde gründete Hoover die Kommission für das Belgische Hilfswerk, um Lebensmittelhilfe für die betroffene Bevölkerung zu organisieren. Hoover brachte einen Großteil seines Vermögens zu diesem Zweck ein und reagierte schnell, indem er unter anderem direkt nach dem Treffen mit dem Botschafter in London eine erste Schiffsladung für den Import über Rotterdam kaufte. Die Kommission für das Belgische Hilfswerk arbeitete effektiv, rettete vielen tausend Menschen das Leben und wuchs zu einer mächtigen Organisation an, der viele Fabriken, Warenhäuser und eine große Kanalflotte für die Binnenschifffahrt gehörten. Hoover verhandelte als Vorsitzender unter anderem mit David Lloyd George, Raymond Poincaré und Theobald von Bethmann Hollweg, wobei er sehr häufig Vereinbarungen erreichen konnte. Während die Briten in den Hilfsmaßnahmen auch eine Beschädigung ihrer Blockade sahen, stand das Deutsche Kaiserreich seinem Vorhaben nachgiebiger gegenüber. Hoovers unorthodoxe Offenheit nach Berlin ließ Senator Henry Cabot Lodge senior eine Anklage unter dem Logan Act gegen ihn erwägen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 24–26.</ref> Auf ihrem Höhepunkt versorgte Kommission für das Belgische Hilfswerk neun Millionen Menschen in Belgien und Frankreich und sammelte insgesamt über 900 Millionen US-Dollar ein, wovon knapp 700 Millionen Staatsgelder aus Amerika, dem Vereinigten Königreich und Frankreich waren.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 38.</ref><ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 30.</ref> Die Verwaltungskosten der Organisation waren mit einem Prozent sehr niedrig, da die Führung der über 130.000 freiwilligen Helfer durch 60 meist unbezahlt in Vollzeit arbeitende Amerikaner erfolgte.<ref>Elena Danielson: Commision for Relief in Belgium. In Anne Cipriano Venzon (Hrsg.): The United States in the First World War: An Encyclopedia. Routledge, New York 2012. S. 154.</ref> Trotzdem zog Hoover daraus den Schluss, dass in derartigen Notlagen staatliche Unterstützung weitaus weniger verlässlich ist als freiwilliges Engagement der Bürger.<ref name="Leu31">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 31.</ref>

United States Food Administration und American Relief Administration

Kurz nach dem Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg ging Hoovers Wunsch in Erfüllung, in ihm angemessener verantwortlicher Position in die Heimat zurückzukehren, als ihn Woodrow Wilson am 19. Mai 1917 zum Food Administrator ernannte. Ohne die Bestätigung durch den Kongress abzuwarten, organisierte Hoover sofort die United States Food Administration, welche größtenteils auf unbezahlter Freiwilligenarbeit beruhte. Aufgabe dieser Organisation war die heimatlichen Lebensmittelpreise stabil zu halten und gleichzeitig die Alliierten mit Nahrung zu versorgen. Dazu wurde die landwirtschaftliche Produktion gefördert und die Binnennachfrage gebremst, um so höhere Überschüsse für den Export zu erzielen. Bis Mitte Juli hatte er eine halbe Million amerikanischer Frauen rekrutiert, die in ihrer Nachbarschaft weitere Mitglieder für die United States Food Administration anwarben. Diese propagierte unter dem Leitmotto Food Will Win the War einen sparsamen Umgang mit Lebensmitteln, rief zu fleischlosen Dienstagen und brotfreien Mittwochen auf, verkaufte Spendenkarten an Haustüren und zahlte Prämien für hohe Produktionszahlen. Als ein moralisches Vorbild für Verzicht und Selbstbescheidung idealisierte die United States Food Administration, deren exklusive Kontrolle allein bei Hoover lag, Eleanor Roosevelt. In amerikanischen Haushalten wurde zu dieser Zeit der Ausdruck to Hooverize bekannt, der die freiwillige, aber auch erzwungene Rationierung von Lebensmitteln bezeichnete. Die landesweite Organisation der United States Food Administration wurde von über 700.000 Mitgliedern gewährleistet, die vor allem aus Angehörigen der lokalen Eliten bestanden. Hoover drang als Food Administrator auf Verabschiedung des Lever Act am 10. August 1917, der gesetzliche Rationierungsmaßnahmen zum Beispiel in Restaurants vorschrieb, für jedes Geschäft eine Lizenzierung bestimmte und die Alkoholproduktion zugunsten der Nahrungsmittelerzeugung einschränkte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 33–36.</ref> Er griff auch unter Umgehung des Kongresses auf gesetzliche Zwangsmaßnahmen wie Konfiszierung und staatliche Wirtschaftskartelle zurück, die eine Verletzung der festgelegten Abnehmerpreise empfindlich bestraften.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 37–38.</ref> Hoovers außergewöhnliche exekutive Vollmachten durch die United States Food Administration stießen auf Kritik, der er folgendermaßen begegnete: “A Democracy must submerge itself temporarily in the hands of an able man or an able group of men” (William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 36.</ref>, deutsch: „Eine Demokratie muss sich manchmal in die Hände eines fähigen Mannes oder einer Gruppe von Männern ergeben“).

International genoss Hoover hohes Ansehen für die Organisation der Lebensmittelhilfe in den vom Krieg betroffenen europäischen Ländern. Im Sommer 1918 empfingen ihn unter anderem die Könige Georg V. und Albert I. um ihm ihren Dank auszusprechen. In den 12 Monaten zuvor hatte die United States Food Administration Nahrungsmittel im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar nach Europa geliefert.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 39, 40.</ref>

Fünf Tage nach dem Waffenstillstand von Compiègne schickte ihn Wilson nach Europa, auch damit Hoover aufgrund seines hohes Prestiges dort die instabile politische Lage beruhigte. Dazu transformierte er die United States Food Administration in die American Relief Administration (ARA), welche neben der Lebensmittelversorgung den Wiederaufbau unterstützte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 41.</ref> Außerdem nahm Präsident Wilson Hoover als einen von nur wenigen Republikanern als Berater während der Pariser Friedenskonferenz in Anspruch.<ref name="BP" /> Als Vorsitzender der ARA kontrollierte Hoover den Schiffsverkehr auf Rhein, Donau und anderen wichtigen Wasserstraßen, koordinierte den Zugverkehr in 18 Ländern, initiierte die Bekämpfung von Typhus und stellte die Lebensmittelversorgung von knapp 400 Millionen Menschen sicher, auch im Deutschen Reich. Als die staatlichen Gelder für die ARA im Sommer 1919 ausliefen, wandelte er sie in eine private Organisation um, die sich über Spenden finanzierte. Die mittlerweile äußerst hohen Lebensmittelüberschüsse in Amerika nutzte Hoover in Europa auch politisch, so erzwang er mit diesem Druckmittel die Ernennung von Ignacy Jan Paderewski in Polen und die Entmachtung von Joseph August von Österreich als Reichsverweser in Ungarn. Von einer militärischen Intervention in den Russischen Bürgerkrieg riet Hoover Präsident Wilson dringend ab.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 42, 43.</ref>

Zu dieser Zeit wurde er wegen seiner nur durch Wilson übertroffenen Popularität als möglicher Kandidat für die kommenden Präsidentschaftswahlen genannt, worauf Hoover erst widersprüchlich Stellung bezog. Er war ein erklärter Gegner des aufkommenden Sozialdarwinismus, trat für humanere Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel Mindestlohn und Verbot der Kinderarbeit ein und befand sich in einem freundschaftlichen Dialog mit dem Gewerkschaftsführer Samuel Gompers. Die damals in Amerika um sich greifende Erste Rote Angst um Politiker wie Alexander Mitchell Palmer erschreckte ihn und er mahnte, dass der Kommunismus vor allem durch ausbeuterische Arbeitsbedingungen gefördert werde, die es zu bekämpfe gelte. Aus diesen Gründen sympathisierte vor allem der progressive Parteiflügel der Republikaner mit Hoover. In der liberalen Presse setzten sich insbesondere The New Republic und The Nation für ihn ein sowie die führenden Journalisten Ida Tarbell und Ray Stannard Baker. Obwohl Hoover einem republikanisches Milieu entstammte und jahrelanges Mitglied der Republikaner in New York gewesen war, sahen in ihm auch viele Demokraten einen möglichen Kandidaten für ihre Partei, darunter Edward Mandell House und Franklin D. Roosevelt. Erst am 30. März 1920 bekannte er sich zu den Republikanern und signalisierte seine Bereitschaft, als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden. Diese Entscheidung erfolgte nicht zuletzt deshalb, weil absehbar war, dass die Demokraten bei der Wahl chancenlos waren.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 45–47.</ref> Da er in der Erklärung erhebliche programmatische Forderungen an die Partei stellte, um sich voll zu ihr bekennen zu können, und als ehemaliger Food Administrator einen schweren Stand bei der wichtigen Wählergruppe der Farmer hatte, stieß Hoover auf wenig Begeisterung in der Partei. Daneben wurde ihm seine lange Zeit im Ausland vorgeworfen, sowie seitens der Isolationisten seine Zusammenarbeit mit dem Internationalisten Wilson. Trotzdem trat er bei den Primaries in Kalifornien gegen Senator Hiram Johnson an, der 1912 als Running Mate für die Progressive Party angetreten war. Da sowohl der progressive als auch der rechte Parteiflügel Johnson präferierten, erhielt dieser am Ende nahezu doppelt so viel Stimmen wie Hoover. Am Ende wurde mit Warren G. Harding ein Vertreter der Konservativen Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Obwohl Hoover dem anderen Lager in der Partei angehörte, unterstützte er Hardings Wahlkampf.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 48–50.</ref>

Handelsminister

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Herbert Hoover hört Radio

Noch vor dem Sieg der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl von 1920, die eine klare Mehrheit gegen eine Fortsetzung der Politik Wilsons und des internationalen Engagements erbrachte, bot Harding trotz innerparteilicher Kritik Hoover den Posten des Handelsministers oder Innenministers an. Nach anfänglichem Zögern entschied sich Hoover knapp zwei Wochen vor Amtseinführung des Präsidenten für das Handelsministerium und forderte, es mit mehr Vollmachten auszustatten.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 51, 52.</ref> Dieses Ministerium sollte er unter der nachfolgenden Präsidentschaft von Calvin Coolidge bis zum 21. August 1928 behalten.

Hoover erweiterte die Zuständigkeiten und somit die Bedeutung des Ministeriums auch auf Kosten anderer Ressorts erheblich, so entstanden drei neue Abteilungen für Bau, Radio und Luftfahrt. Eine Schlüsselstellung nahm das Bureau of Foreign and Domestic Commerce unter Julius Klein ein, dessen Zuständigkeitsbereich sich versechsfachte. Mitarbeiter dieser Abteilung wurden weltweit in bedeutende Städte entsandt, um im Ausland energisch bestehende amerikanische Handels- und Geschäftsmöglichkeiten voranzutreiben, und das Marktgeschehen in regelmäßigen öffentlichen Berichten wie dem Survey of Current Business statistisch so genau erfasst, wie es in Europa erst drei Jahrzehnte später erfolgte. Besonders förderte er die Luftfahrt, führte hier Fluglizenzen und regelmäßige Sicherheitsinspektionen ein und schrieb für alle Landebahnen Beleuchtung und Funkleitstrahl vor. Dieses Engagement führte dazu, dass der erste Flugplatz der Hauptstadt 1926 den Namen Hoover Field erhielt. Der Flut an Radiosendern, die binnen eines Jahres von 2 auf über 300 angewachsen war, begegnete er mit Lizenzierung, dem Ausschluss von Amateuren und Zuweisung von Sendefrequenzen, beließ es aber bei einem reinen Privatsendermarkt. Neben staatlicher Regulierung neuer Industrien wie Luftfahrt und Radio führte Hoover über das Bureau of Standards die Normung von Bauteilen, Geräten und Werkzeugen über mehr als hundert unterschiedliche Branchen hinweg ein.<ref name="BP" /> Um bessere Standards im Bau zu entwickeln, aber auch um bestehende Vorschriften zu deregulieren, gründete Hoover das American Construction Council unter dem Vorsitz von Franklin D. Roosevelt. Als dieser von Hoover forderte, mehr Druck auf die Industrie auszuüben, um Vereinbarungen zu erreichen, weigerte sich der Handelsminister und das Gremium scheiterte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 53–55.</ref>

Als Handelsminister positionierte er sich politisch auch in Konkurrenz zu Außenminister Charles Evans Hughes und Finanzminister Andrew W. Mellon und mitunter dem Präsidenten. Er kritisierte die Militärintervention in Nicaragua und die Währungspolitik gegenüber Mexiko und befürwortete, auch aus ethnischen Vorurteilen heraus, strikte Zuwanderungsregeln für Japaner und Lateinamerikaner. In der grundsätzlichen Frage, ob amerikanische Investitionen weltweit notfalls militärisch zu schützen sind, stand er in Opposition zu Hughes, Mellon und Harding. Anstatt zu intervenieren sah er die Lösung darin, derartige wirtschaftliche Risiken überhaupt zu vermeiden, weshalb er auch ein Gegner von Rüstungskrediten ins Ausland war. Trotzdem Hoover eigene Schutzzölle wie den von Fordney-McCumber aus dem Jahr 1922 auf europäische Importe nicht ablehnte, bekämpfte er Schutzzölle und Subventionen anderer Staaten, wobei er auch einen Preiskrieg mit dem Colonial Office unter Winston Churchill um den Weltmarktpreis von Gummi führte. Er setzte Hungerhilfe für die Sowjetunion von 1921 bis 1923 durch, obwohl er ihre staatliche Anerkennung sein Leben lang bekämpfte. Die American Relief Administration, der Hoover vorstand, versorgte dort mit wenigen freiwilligen amerikanischen Helfern 15 Millionen Menschen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 56–58.</ref>

Obwohl eigentlich in Zuständigkeit des Innenministeriums entwickelte Hoover im Naturschutz Initiativen, unter anderem zur Bewahrung der Niagarafälle und der Chesapeake Bay. Besonders erbitterte Auseinandersetzungen führte er mit Landwirtschaftsminister Henry Cantwell Wallace, der kein Verständnis für die wirtschaftliche Bedrängnis der Farmer bei Hoover erkennen konnte, trotz dessen Unterstützung für den Agricultural Credits Act, der die Kreditvergabe an landwirtschaftliche Banken und Genossenschaften förderte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 59.</ref> Vor allem aus Gründen der Effizienz sah Hoover neben Modernisierung und Technisierung die Gründung von landwirtschaftlichen Kooperativen als einen Weg aus der Krise der Farmer.<ref>Ronald Allen Goldberg: American in the Twenties. Syracuse University Press, Syracuse 2003, ISBN 0-8156-3033-6, S. 148</ref> Die Förderung solcher Genossenschaften zur Produktion und Vermarktung wurde 1925 Grundlage des Cooperative Marketing Act. Den Gesetzesvorschlag des Repräsentanten Gilbert N. Haugen und Senators Charles L. McNary, welcher die staatliche Festlegung von Mindestpreisen für einheimische landwirtschaftliche Produkte vorsah und von Wallace besonders forciert wurde, bekämpfte Hoover energisch. Eine Verabschiedung des McNary–Haugen Bill scheiterte später an zwei präsidialen Vetos durch Calvin Coolidge.<ref>Daniel Michael Du Bois: From "Coolidge Prosperity" to "Voluntary Associationalism": Andrew Mellon, Herbert Hoover, and America´s Political Economy in the Republican-Era 1920s. In Katherine A.S. Sibley (Hrsg.): A Companion to Warren G. Harding, Calvin Coolidge, and Herbert Hoover. John Wiley & Sons, Chichester 2014, ISBN 978-1-118-83458-9, S. 226, 227</ref>

Gleichfalls sehr aktiv agierte Hoover im eigentlichen Zuständigkeitsbereich von Arbeitsminister James J. Davis. Als es 1922 zu einem Streik im Kohlenbergbau kam, ernannte ihn Harding zum Streitschlichter. Bei den Gewerkschaften genoss Hoover anfangs Sympathien, weil er zur Stärkung des Binnenkonsums für eine angemessene Lohnhöhe und Repräsentation der Arbeiter in Gremien eintrat sowie ein Gegner des Union Busting war. Allerdings differenzierte er nicht zwischen freien Gewerkschaften und abhängigen Betriebsgewerkschaften, so dass er nicht opponierte als mit deren Gründung die Unternehmer zusehends das Closed Shop-Prinzip aushebelten.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 60.</ref> Als im August 1921 die Arbeitslosenzahl auf über 4 Millionen angewachsen war, bewegte er Harding dazu, eine Konferenz unter seinem Vorsitz einzuberufen. Obwohl letztendlich nur die Hürden für öffentliche Bauprojekte auf kommunaler Ebene gesenkt wurden und ohne Beweis, schrieb Hoover später das Ende der Rezession von 1921 bis 1923 vor allem dieser Konferenz zu. In den Stahlwerken konnte Hoover mit Unterstützung des Präsidenten den Widerstand von US Steel und anderen Unternehmen brechen und ein Ende der 84-Stunden-Woche durchsetzen. In der Kohlenindustrie erzwang er 1924 in Kooperation mit dem Gewerkschafter John L. Lewis eine Einigung, ohne jedoch später auf die Verletzung der Bedingungen durch die Unternehmer zu reagieren. Er geriet zeitweilig in Konflikt mit Justizminister Harry M. Daugherty, der die Förderung von Handelsverbänden durch Hoover nach dem Antitrust Act untersuchen wollte. Sein außergewöhnliches Engagement jenseits seines Ressorts führte öffentlich zu der Stichelei, Hoover sei nicht nur Handelsminister, sondern auch Staatssekretär in allen anderen Ministerien.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 61–64.</ref>

1922 veröffentlichte Hoover die Monographie American Individualism, in der er seine wesentliche Überzeugung vom Individualismus als dem überlegenen Wertesystem im Vergleich zu anderen, wie zum Beispiel dem europäischen Kapitalismus und Kommunismus, aus philosophischen Werken und seinen eigenen Auslandserfahrungen analytisch ableitete. Im privaten Unternehmertum Amerikas lag nach ihm die beste Möglichkeit, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit für den Einzelnen zu erreichen. Hoover war kein Anhänger einer Politik des Laissez-faire, sondern sah in einer Abstimmung von staatlichem Handeln mit privatwirtschaftlichen Interessen, wie sie zum Beispiel in Wirtschaftsverbänden und Aufsichtsbehörden erfolgt, ein Mittel zum Allgemeinwohl.<ref>Joseph Brandes: Product Diplomacy: Herbert Hoover’s Anti-Monopoly Campaign at Home and Abroad. In: Ellis Wayne Hawley (Hrsg.): Herbert Hoover as Secretary of Commerce: Studies in New Era Thought and Practice. Band 2 der Herbert Hoover centennial seminars. University of Iowa Press, Iowa City 1981, ISBN 1-58729-103-7, S. 190.</ref><ref name="BP" /> Obwohl Hoover im allgemein beachteten American Individualism den Sozialismus am schärfsten kritisierte, weil dieser den Menschen als rein altruistisch motiviert ansieht, hob er sich mit den darin geäußerten progressiven Ansichten deutlich von der damals vorherrschenden reaktionären Grundstimmung ab und vergrößerte sein Ansehen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 66–68.</ref>

Als Minister aus dem progressiven Parteiflügel der Republikaner galt Hoover als ein möglicher Kandidat für die Vizepräsidentschaft an der Seite von Coolidge bei der Präsidentschaftswahl 1924. Für diese Position wurde von den Delegierten der Republican National Convention aber Charles Gates Dawes ausgewählt. Coolidge hatte Hoover zuvor damit betraut, für ihn den Primary-Wahlkampf in Kalifornien gegen seinen Herausforderer, Senator Hiram Johnson, zu leiten.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 55.</ref> Im Kabinett behielt Hoover nach der Wahl von Coolidge seinen Ministerposten.<ref name="BP" />

Den Höhepunkt seiner Popularität erreichte Hoover als Präsident Coolidge ihn zum Krisenmanager bei der Mississippiflut 1927 ernannte. Hoover schlug für die nächsten Monate sein Hauptquartier in Memphis auf, bereiste unablässig den Mississippi von Cairo nach New Orleans und wieder zurück, um die Bevölkerung vor Ort zur Unterstützung der obdachlos gewordenen Mitbürger aufzurufen. Es gelang ihm 17 Millionen US-Dollar Spenden einzusammeln sowie 600 Schiffe und 150 Zeltstädte zur Nothilfe zu organisieren. Typischerweise betonte Hoover, der zu dieser Zeit prominenter war als der Präsident, auch hier allein den Erfolg der durch ihn initiierten lokalen Improvisation und unterschlug, dass ein gutes Drittel der finanziellen und anderen Mitteln von Behörden wie dem Public Health Service, dem Landwirtschaftsministerium und der Nationalgarde stammte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 68–70.</ref>

Präsidentschaftswahl 1928

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Herbert Hoover mit seinem Hund King Tut während des Wahlkampfs 1928

Als Präsident Coolidge 1927 überraschend verkündete, nicht zur Wiederwahl anzutreten, galt Hoover als aussichtsreichster Kandidat der Republikaner für Präsidentschaftswahl 1928. Die Kandidatur verlief nicht problemlos, denn zum einen kamen Zweifel auf, ob er, wie im Wahlrecht gefordert, seit 14 Jahren ein Bewohner der Vereinigten Staaten sei, zum anderen trug ihm der wirtschaftskonservative Parteiflügel noch seine direktive Politik als Food Administrator nach.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 71–72.</ref> Letztendlich gewann er bei den Vorwahlen alle Bundesstaaten bis auf West Virginia, Ohio und Indiana.<ref name="Liebo63">Louis Liebovich: Bylines in Despair: Herbert Hoover, the Great Depression, and the U.S. News Media. Greenwood Publishing Group, Westport, Connecticut 1994, ISBN 0-275-94843-9, S. 63.</ref> Hoover wurde bereits im ersten Wahlgang auf der Republican National Convention in Kansas City, Missouri im Juni 1928 nominiert und entschied sich als Running Mate für den unterlegenen Gegenkandidaten Senator Charles Curtis aus Kansas, der später der erste und bisher einzige Vizepräsident mit indianischem Elternteil wurde. Wenige Tage nach der Convention trat Hoover als Minister zurück, um sich voll auf die Präsidentschaftswahlkampagne zu konzentrieren.<ref name="Liebo63" /> Die Rede zur formalen Annahme der Nominierung, welche der Kandidat bis dahin traditionell von der Frontseite seines Privathauses gehalten hatte, hielt Hoover dank des Einsatzes von Ray Lyman Wilbur im Stanford Stadium vor 70.000 Zuschauern. Bei diesem Auftritt, der seinen Präsidentschaftswahlkampf eröffnete, identifizierte sich Hoover mit Harding und Coolidge, versprach ihre Politik fortzuführen und prognostizierte, dass der Tag, an dem das Ende der Armut in Amerika in Sicht sei, bald kommen werde.<ref name="LEU72">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 72.</ref> Das Wahlprogramm umfasste niedrigere Steuern, Schutzzölle, die Ablehnung landwirtschaftlicher Subventionen und Aufrechterhaltung der Prohibition. Hoover profitierte von seiner Biographie und dem Ruf, ein effizienter Technokrat und weltweit gerühmter Wohltäter zu sein. Hinzu kam, dass der wirtschaftliche Erfolg der Roaring Twenties den Republikanern Harding und Coolidge zugerechnet wurde, denen er als Minister gedient hatte. Hoovers Beteiligung am Wahlkampf war gering und beschränkte sich auf sieben Radioansprachen an die Nation, in denen er seinen demokratischen Konkurrenten, den Gouverneur von New York, Al Smith, kein einziges Mal erwähnte. Die Republikaner drehten den Film Master of Emergencies, welcher Hoovers Stärken als effizienten Verwalter und Krisenmanager akzentuierte. Die politische Indifferenz und Zurückhaltung des technokratischen Hoover wurde im Wahlkampf als eine Tugend dargestellt, die ein neues Zeitalter ankündige, in dem technische Experten den Staat verwalten und keine Berufspolitiker mehr.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 72, 73.</ref> Um seine kühle und starre Persönlichkeitswirkung sympathischer zu gestalten, die als seine wesentliche Schwäche identifiziert wurde,<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 75.</ref> versendeten die Wahlkampfmanager mehrere tausend von Hoover unterschriebene Fotos, die ihn lächelnd mit seinem Lieblingshund King Tut. einem deutschen Schäferhund, zeigten.<ref>Stanley Coren: The Pawprints of History: Dogs and the Course of Human Events. Simon and Schuster, New York City 2002, ISBN 0-7432-2228-8, S. 269.</ref><ref>John Lukacs: A New Republic: A History of the United States in the Twentieth Century. Yale University Press, New Haven 2004, ISBN 0-300-10429-4, S. 179.</ref><ref name="CE" />

Es gab vor allem im ländlichen Amerika teilweise heftige Ressentiments gegen den Demokraten Smith, da dieser Katholik und Gegner der Prohibition war. Der Ku-Klux-Klan gab Pamphlete gegen Smith heraus und organisierte Kundgebungen gegen ihn. Auch das Smith zur Seilschaft Tammany Hall gehörte, gereichte ihm zum Nachteil. Um die Stimmen der weißen Wähler in den Südstaaten zu erhalten, verneinte Hoover seine Gegnerschaft zu den Jim-Crow-Gesetzen und vermied eine Verurteilung des Ku-Klux-Klans.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 75.</ref> Mit einem Popular Vote von mehr als 58 % konnte Hoover die Wahl für sich entscheiden, wobei er seinem Konkurrenten mit New York den eigenen Bundesstaat und fünf weitere im demokratischen Solid South abnahm.<ref name="CE">David E. Hamilton: Herbert Clark Hoover- Campaigns and Elections. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 23. August 2013.</ref>

Präsidentschaft

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Taft (links) nimmt Hoover (rechts) am 4. März 1929 den Amtseid ab

Hoover wurde am Nachmittag des 4. März 1929 als 31. Präsident der Vereinigten Staaten von Chief Justice William Howard Taft vereidigt. Dies ist bis heute die letzte Amtseinführung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, bei der ein früherer Präsident einen seiner Nachfolger vereidigte. Mit seiner Antrittsrede, die von annähernd 100.000 Zuschauern vor dem Kapitol und 63 Millionen Zuhörern am Radio verfolgt wurde, entsprach Hoover den optimistischen Erwartungen, die mit ihm als erfolgreichen Technokraten verbunden waren und dem Zeitgeist der Roaring Twenties gehorchten. Hoovers extreme Zuversicht und seine Überzeugung von der Überlegenheit des American Individualism mündete in dem während der Weltwirtschaftskrise oft kritisiertem Satz “In no Nation are the fruits of accomplishment more secure” (Herbert Hoover, Inaugural Adress (1929).<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 81.</ref>, deutsch: „In keiner Nation sind die Früchte des Fortschrittes sicherer“) Als Problem sprach er die Zunahme der Kriminalität rund um den 18. Zusatzartikel an, für die er nicht individuelles oder staatliches Versagen verantwortlich machte, sondern eine ineffiziente Organisation des Rechtssystems.<ref>Carl R. Burgchardt: President Hoover´s Inaugural Adress, 1929. In Halford Ross Ryan (Hrsg.): The Inaugural Addresses of Twentieth-century American Presidents. ABC-CLIO, Santa Barbara 1993, ISBN 0-275-94039-X, S. 84–86.</ref>

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Hoovers Kabinett

In sein Kabinett berief er mit Andrew W. Mellon (Finanzen) und James J. Davis (Arbeit) zwei Minister, mit denen er bereits im Kabinett Coolidge amtiert hatte. Vor allem die Ernennung von Mellon sollte die alte Parteigarde zufriedenstellen. Als Geste an den Parteiflügel, der sich für den Schutz der Einkommen der Farmer einsetzte, bot Hoover Senator Charles L. McNary den Posten als Landwirtschaftsminister an. Dieser lehnte jedoch ab. An seiner Stelle übernahm Arthur M. Hyde dieses Amt, in dessen Ressortbereich vor allem der Präsident selbst politisch initiativ wurde.<ref name="uro400">Paul W. Glad: Herbert Clark Hoover 1929–1933. In Melvin I. Urofsky (Hrsg.): The American Presidents: Critical Essays. Taylor & Francis, New York City 2000, ISBN 0-203-00880-4, S. 400.</ref><ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 82.</ref>

Als leistungsstarke Minister erwiesen sich in den folgenden Jahren Außenminister Henry Stimson, Innenminister Ray Lyman Wilbur, der ein enger Freund Hoovers war,<ref name="uro400" /> Marineminister Charles Francis Adams und Justizminister William D. Mitchell. Als Berater in wirtschaftlichen Fragen griff Hoover meist auf den Unterstaatssekretär im Finanzministerium, Ogden L. Mills, zurück und umging somit Mellon. Sein Mitarbeiterstab im Weißen Haus war für die damalige Zeit von geringem Umfang und stand Hoover sehr loyal gegenüber. Einige Mitarbeiter, wie zum Beispiel Lawrence Richey, George Akerson und French Strother, hatten ihm bereits bei den Vorwahlen 1928 zugearbeitet. Als Hoovers Privatsekretär fungierte Walter Newton.<ref name="DA">David E. Hamilton: Herbert Clark Hoover- Domestic Affairs. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 23. August 2013.</ref>

Die beginnende Regierungszeit des Präsidenten gestaltete sich positiv. Bei seiner Amtseinführung stiegen die Börsenkurse, er hatte Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus und die Presse war ihm seit seiner Zeit als Minister sehr gewogen, als er regelmäßig Reporter zu offenen Gesprächen in sein Büro eingeladen hatte. Eine seiner ersten Handlungen als Präsident war die Lockerung der Pressegesetze zur wörtlichen Wiedergabe durch Journalisten, welche unter Coolidge verschärft worden waren. Anfängliche Initiativen Hoovers im Kongress, bei denen er auf die Unterstützung durch den Mehrheitssprecher Nicholas Longworth zählen konnte, betrafen die Zollpolitik und Krisenhilfe für die Landwirtschaft.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 81–83.</ref> Zudem unterstützte er die Gründung des National Institutes of Health, die 1930 mittels des Ransdell Act erfolgte, sowie die Schaffung der Veterans Administration im gleichen Jahr.<ref name="Leu86">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 86.</ref> Gesetzesprogramme versuchte Hoover vor allem durch 64 unterschiedliche Konferenzen und Kommissionen zu initiieren, welche häufig privat finanziert wurden.<ref name="Leu84">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 84.</ref>

Am Abend des 24. Dezember 1929 beschädigte ein Brand den West Wing des Weißen Hauses erheblich. Hoover nutzte seitdem Arbeitszimmer im Hauptgebäude oder nahegelegenen Ministerien.<ref>Robert P. Watson: Life in the White House: A Social History of the First Family and the President's House. State University of New York Press, New York 2004, ISBN 0-7914-6097-5,S. 240.</ref>

Innenpolitik

Smoot-Hawley Tariff Act

Die Frage, ob Freihandel oder Protektionismus in der amerikanischen Außenhandelspolitik dominieren sollte, wurde schon seit langem diskutiert. Hoover war kein Anhänger hoher Schutzzölle, glaubte aber, vor allem die heimische Landwirtschaft müsse vor billigen Produkten und Niedriglöhnen des Auslands geschützt werden, zumal sein ökonomisches Leitbild der prosperity hohe Löhne beinhaltete („high-wage economy“). Er schlug dem Kongress im April 1929 mit Unterstützung des progressiven Flügels der Republikaner unter William Borah ein Zollgesetz vor, das am 28. Mai 1929 vom Repräsentantenhaus als Smoot-Hawley Tariff Act angenommen wurde. Über das Gesetz entspann sich eine kontroverse Debatte in der amerikanischen Öffentlichkeit; die Mehrheitsfindung im Senat gestaltete sich schwierig, zumal Hoover passiv blieb und keinen Versuch unternahm, einen Kompromiss auszuhandeln oder im Rahmen des politischen Klientelismus Druck auf den Kongress auszuüben.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 91, 93.</ref> Im Juni 1930 unterschrieb Hoover schließlich trotz seiner Opposition den vom Senat erheblich verschärften Smoot-Hawley Tariff Act, was sein bis dahin gutes Verhältnis zum progressiven Parteiflügel stark belastete und als größte politische Niederlage der ersten beiden Amtsjahre gilt.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 92.</ref> Zudem hatten über 1.000 neoklassische Wirtschaftswissenschaftler von 179 Universitäten den Präsidenten in einem öffentlichen Aufruf aufgefordert, sein Veto einzulegen.<ref>William J. Barber: From New Era to New Deal: Herbert Hoover, the Economists, and American Economic Policy, 1921–1933. Cambridge University Press, Cambridge 1988, ISBN 0-521-36737-9, S. 91.</ref> Das Gesetzespaket erweiterte und erhöhte Zölle über den landwirtschaftlichen Sektor hinaus auf industrielle Produkte auf ein historisches Rekordniveau, während landwirtschaftliche Exportsubventionen verworfen wurden. Die von Hoover gewünschte unabhängige Expertenkommission, die Einfluss auf die Zolltarife nehmen sollte, fand zwar Eingang in das Gesetz, kam aber in der Praxis nicht zum Tragen.<ref>William J. Barber: From New Era to New Deal: Herbert Hoover, the Economists, and American Economic Policy, 1921–1933. Cambridge University Press, Cambridge 1988, ISBN 0-521-36737-9, S. 85.</ref><ref name="DA" /> In der Folge reagierten 25 Handelspartner der Vereinigten Staaten mit Gegenmaßnahmen und erhöhten die Einfuhrzölle auf amerikanische Produkte. In diesem Zusammenhang wurde von einigen Staaten die Kontrolle der Wechselkurse verstärkt und die eigene Währung abgewertet, um Handelsüberschüsse zu erzielen. Innerhalb von zwei Jahren nach Verabschiedung des Smoot-Hawley Tariff Act sanken die amerikanischen Exporte um annähernd zwei Drittel.<ref>Robert J. Carbaugh: International Economics. Cengage Learning, Stamford, Connecticut 2011, ISBN 978-1-4390-3894-9, S. 189.</ref>

Agrarpolitik

Die amerikanischen Farmer befanden sich in den 1920er Jahren in einer schlechten wirtschaftlichen Lage. Durch neue Technologien konnten die Erträge zwar gesteigert werden, wegen Überproduktion und der starken ausländischen Konkurrenz sanken die Preise. Der republikanische Senator Charles L. McNary und der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses des Repräsentantenhauses, Gilbert N. Haugen, hatten Gesetzesvorschläge zur Subventionierung der Landwirtschaft vorgelegt, doch die McNary–Haugen Farm Relief Bill war bis 1928 viermal an der Ablehnung Coolidges gescheitert. Dieser hatte sich stattdessen für die Ideen seiner damaligen Minister Hoover und William Marion Jardine entschieden, die Elektrifizierung, besseres Saatgut und effizientere Anbau- und Verkaufsmethoden, auch mittels wirtschaftlicher Kooperativen, vorsahen. Als Präsident legte Hoover nun dem Kongress ein im Wesentlichen auf Jardine beruhendes Gesetz zur Schaffung eines Federal Farm Board vor, das mit 500 Millionen Dollar die Bildung landwirtschaftlicher Kooperativen fördern sollte, um so eine Preisstabilisierung zu erreichen. Widerstände im Kongress führten zu einer Kompromisslösung, dem Agricultural Marketing Act, der am 15. Juni von Hoover unterzeichnet wurde. Landwirtschaftliche Produkte konnten nun über nationale Agenturen wie die Farmers National Grain Corporation vermarktet werden. Diese Organisationen sollten zudem bei großer Überproduktion aufkaufen, um die Preise stabil zu halten. Des Weiteren waren Kredite für die Gründung und Stabilisierung landwirtschaftlicher Kooperativen vorgesehen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 83.</ref> Das Federal Farm Board besetzte Hoover mit Industriellen, wie zum Beispiel dem Konzernchef von International Harvester, die von vielen Farmern als ihre Ausbeuter wahrgenommen wurden. Er gab zudem die Weisung, den finanziellen Spielraum für Hilfsleistungen möglichst eng auszulegen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 94.</ref> Als die Agenturen im Oktober 1929 ihre Arbeit begannen, nahm kurze Zeit später die Weltwirtschaftskrise ihren Anfang. Das Federal Farm Board war schließlich nur noch vergeblich mit Marktstabilisierung beschäftigt und wurde 1931, nach dem Verlust von 345 Millionen US-Dollar,<ref name="GD182" /> eingestellt.<ref>Adam D. Sheingate: The Rise of the Agricultural Welfare State: Institutions and Interest Group Power in the United States, France, and Japan. Princeton University Press, Princeton 2003, ISBN 0-691-11628-8, S. 103-05</ref><ref name="DA" />

Nationalparks

Zum Vorsitzenden des National Park Service ernannte Hoover den bekannten Naturschützer Horace M. Albright. Während seiner Präsidentschaft nahmen die Schutzflächen um 3 Millionen Acres und somit 40 % zu. Mit den Great-Smoky-Mountains und den Everglades wurden die ersten Nationalparks im Osten Amerikas geschaffen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 86–87.</ref>

Justiz

Mit der Ernennung von Innenminister Wilbur und den Leitern des Bureau of Indian Affairs, Charles J. Rhoads und Joseph Henry Scattergood, zwei Quäkern, die als Bürgerrechtler in der Indian Rights Association engagiert waren, verbanden sich Hoffnungen auf eine Verbesserung der Lebenssituation der amerikanischen Urbevölkerung, die sich jedoch nicht verwirklichen sollten. Sie schlugen ein Indian Arts and Crafts Board innerhalb des Innenministeriums vor, das eine bessere Vermarktung indianischer Kunsthandwerksprodukte und ihren urheberrechtlichen Schutz garantieren sollte. Weil Hoover stattdessen eine privatwirtschaftliche Finanzierung und Besetzung des Indian Cooperative Marketing Board of Directors vorzog, wurde es erst 1934 unter Hoovers Nachfolger Franklin D. Roosevelt eingerichtet.<ref>Jennifer McLerran: A New Deal for Native Art: Indian Arts and Federal Policy, 1933–1943. University of Arizona Press, Tucson 2009, ISBN 978-0-8165-2766-3, S. 71–73.</ref> Allerdings stattete Hoover das Bureau of Indian Affairs mit mehr finanziellen Mitteln aus, so dass die Lebensmittelhilfe verdreifacht und moderne Krankenhäuser mit besser ausgebildetem Personal gebaut werden konnten. Hinsichtlich der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung unterstützte er privat die Urban League mit Spenden. Als Präsident förderte er die Howard University und gewann die Stiftung von Julius Rosenwald die Conference on the Economic Status of the Negro zu finanzieren. Besondere Beachtung und rassistische Proteste durch Politiker aus den Südstaaten löste Lou Hoover aus, als sie die Frau des afroamerikanischen Repräsentanten Oscar Stanton De Priest zum Tee im Weißen Haus empfing.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 89–90.</ref>

Auf der White House Conference on Health and the Protection of Children im Jahr 1930 wurde eine 19 Artikel umfassende (gesetzlich nicht bindende) und von Hoover entworfene Charta zu Kinderrechten, die Child's Bill of Rights, beschlossen. Die Ergebnisse der vielen Untersuchungen, welche die aus mehreren tausenden Delegierten bestehende Konferenz zusammenführte und in 35 Bänden veröffentlichte, prägten die Sozialarbeit im Bereich der Kindererziehung und des Gesundheitsschutzes in den nächsten Jahrzehnten.<ref>V. Celia Lascarides, Blythe F. Hinitz: History of Early Childhood Education. Routledge, London 2013, ISBN 978-1-136-70554-0, S. 378, 379.</ref> Die Konferenz empfahl unter anderem ein Verbot der Kinderarbeit und die Schaffung staatlicher Wohlfahrt in diesem Bereich.<ref name="Leu86" />

Als Reaktion auf das Valentinstag-Massaker gründete Hoover die elfköpfige National Commission on Law Observance and Enforcement unter Vorsitz von George W. Wickersham. Diese untersuchte das Rechtssystem und konzentrierte sich dabei auf die Auswirkungen der Prohibition und adäquate Reformen. Besondere nationale Beachtung fanden dabei die Ergebnisse der Kommission zur Verbreitung von Polizeigewalt und Bestechlichkeit.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 84–85.</ref> Hoover betraute William Fielding Ogburn mit der Leitung des Committee on Recent Social Trends, dem Sozialwissenschaftler wie Charles Edward Merriam, Wesley Clair Mitchell und Howard Washington Odum angehörten.<ref name="Leu84" /> Mehrere Variablen der Gesellschaft, wie zum Beispiel die Bevölkerungszusammensetzung und Ernährung, wurden statistisch erfasst und die umfangreiche Datensammlung 1932 veröffentlichte. Alle Studien und Konferenzen hatten gemeinsam, dass sie keine aktive Rolle des Staats bei der Lösung der Probleme vorsahen.<ref name="DA" /> Zum Ende seiner Amtszeit setzte Hoover mit seiner Unterschrift den Norris-LaGuardia Act in Kraft. Dieser schränkte Yellow-dog contracts (Arbeitsverträge, die eine Mitgliedschaft in Gewerkschaften verbieten) und die Möglichkeit ein, Streiks per gerichtlicher Verfügung zu beenden.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 87–88.</ref>

Am 14. und 27. Mai 1930 bestätigte Hoover zwei Gesetze, auf deren Grundlage das System der Bundesgefängnisse stark ausgebaut werden sollte, um die überfüllten Haftanstalten der Kommunen und Bundesstaaten zu entlasten. Dazu stellte er im Justizministerium mit dem Federal Bureau of Prisons eine eigene Behörde auf. Zu deren erstem Leiter ernannte Hoover Sanford Bates.<ref>Marilyn D. McShane, Frank P. Williams (Hrsg.): Encyclopedia of American Prisons. Taylor & Francis, New York 1996, ISBN 0-203-34486-3, S. 328, 329.</ref> Der Bau notwendiger neuer Gefängnisse sowie die Verbesserung der Versorgung der Häftlinge und Ausbildung der Wärter wurde mit 5 Milliarden US-Dollar budgetiert.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 85.</ref>

Nach dem Tod von Edward Sanford, einem Angehörigen des Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, stand Hoover in der Pflicht, einen Nachfolger zu benennen. Trotz der bereits einsetzenden Great Depression band diese Personalentscheidung sehr viel Aufmerksamkeit des Präsidenten in der ersten Hälfte des Jahres 1930. Hoover entschied sich am 21. März 1930 für John Johnston Parker, der jedoch wegen seiner positiven Urteile im Appellationsgericht zu Yellow-dog contracts auf erheblichen Widerstand der American Federation of Labor stieß. Zudem wurde Parker eine Äußerung aus seinem Gouverneurswahlkampf von 1920 in North Carolina vorgeworfen, in welcher er sich gegen eine aktive Beteiligung der Afroamerikaner an der Politik aussprach. Die National Association for the Advancement of Colored People (NACCP) hielt ihm deswegen Voreingenommenheit gegenüber Schwarzen vor. Die progressiven Republikaner unter der Führung von William Borah verhinderten am 7. Mai im Senat mit einer knappen Mehrheit von 41 zu 39 seine Ernennung.<ref name="DA" /><ref>Susan M. Olson: Parker, John Johnston. In Kermit L. Hall, James W. Ely, Joel B. Grossman (Hrsg.): The Oxford Companion to the Supreme Court of the United States. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-517661-8, S. 719.</ref> Zur Freude des progressiven Parteiflügels konnte Hoover im Jahr 1932 Benjamin N. Cardozo als Nachfolger von Oliver Wendell Holmes, Jr. am Obersten Gerichtshof durchsetzen. Neben antisemitischen Stimmen hatte es regionale Bedenken gegen diese Personalie gegeben, da somit drei der Obersten Richter aus dem Bundesstaat New York stammten. Mit Charles Evans Hughes und Owen Roberts nominierte Hoover während seiner Amtszeit zwei weitere Richter erfolgreich für den Obersten Gerichtshof.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 88.</ref>

Hoover-Talsperre und andere Bauprojekte
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Staumauer der Hoover-Talsperre

1922 hatte Hoover als Minister die Colorado River Commission geleitet, bei der es um die Verteilung der Wasserrechte zwischen den anliegenden Bundesstaaten ging, um einen Stausee zu bauen. Am 24. November 1922 hatte er eine Einigung von sieben der acht beteiligten Staaten erreichen können.<ref>Michael Hiltzik: Colossus: Hoover Dam and the Making of the American Century. Simon and Schuster, New York 2010, ISBN 978-1-4391-8158-4, S. 73–87.</ref> Im Juni 1929 erreichte Hoover vom Kongress den Boulder Canyon Project Act, der neben der Wasserversorgung in Südkalifornien die Flutkontrolle im Imperial Valley sowie die Stromgewinnung von 3 Millionen Kilowattstunden zum Ziel hatte.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 87.</ref> Als Präsident stellte er am 3. Juli 1930 die Mittel zum Bau des Boulder Dam zur Verfügung. Der mit einer Firma aus San Francisco vereinbarte Staatsauftrag zur Konstruktion war mit knapp 49 Millionen Dollar der bis dahin teuerste in der amerikanischen Geschichte.<ref>Renee Corona Kolvet: Hoover Dam. Arcadia Publishing, Mount Pleasant 2013, ISBN 978-0-7385-9609-9, S. 8.</ref> Als Innenminister Wilbur am 17. September 1930 bei der Eröffnungszeremonie einer Bahnverbindung zwischen Las Vegas und der im Bau befindlichen Talsperre diese Hoover Dam nannte, wurde dies kritisch aufgenommen. Zum einen war eine solche Benennung bei noch amtierenden Präsidenten unüblich, zum anderen war Hoover mit Einbruch der Weltwirtschaftskrise in Teilen der Presse äußerst unbeliebt geworden.<ref>Joseph E. Stevens: Hoover Dam: An American Adventure. University of Oklahoma Press, Norman 1990, ISBN 0-8061-2283-8, S. 33, 34.</ref> Unter Hoovers Amtsnachfolger Roosevelt verfügte Innenminister Harold L. Ickes am 8. Mai 1933 die Streichung dieser Ehrung und Einführung von Boulder Dam als offizieller Bezeichnung für das Bauwerk.<ref>Michael Hiltzik: Colossus: Hoover Dam and the Making of the American Century. Simon and Schuster, New York 2010, ISBN 978-1-4391-8158-4, S. 311.</ref> Erst im Jahr 1947 beschloss der Kongress die Rückbenennung in Hoover Dam.<ref>David C. Frederick: Rugged Justice: The Ninth Circuit Court of Appeals and the American West, 1891–1941. University of California Press, Berkeley 1994, ISBN 0-520-08381-4, S. 312.</ref>

Am 1. Mai 1931 eröffnete Hoover das Empire State Building in New York, das damals höchste Gebäude der Welt. Dazu schaltete er von Washington aus die Beleuchtung des Wolkenkratzers ein. Als nationales Ereignis erfuhr es eine breite Berichterstattung im Radio.<ref>David E. Nye: American Technological Sublime. MIT Press, Cambridge 1996, ISBN 0-262-64034-1, 101</ref>

Bonus Army
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Vor dem Kapitol lagernde Angehörige der Bonus Army am 13. Juli 1932

Während der Senat am 17. Juni 1932 über einen auf Wright Patman zurückgehenden und im Repräsentantenhaus bereits verabschiedeten Gesetzesvorschlag, der eine sofortige Auszahlung erworbener Boni an Veteranen des Ersten Weltkriegs vorsah, debattierte und am Abend mit deutlicher Mehrheit ablehnte, wurde das Kapitol von 6.000 Angehörigen der Bonus Army belagert.<ref>Paul Dickson, Thomas B. Allen: The Bonus Army: An American Epic. Bloomsbury Publishing, London 2010, ISBN 978-0-8027-1936-2, S. 127.</ref> Im Laufe des Tages strömten weitere 13.000 Mitglieder der Bonus Army auf den Capitol Hill.<ref>Paul Dickson, Thomas B. Allen: The Bonus Army: An American Epic. Bloomsbury Publishing, London 2010, ISBN 978-0-8027-1936-2, S. 129, 130.</ref> Insgesamt 43.000 Veteranen und ihre Familien aus einem nahegelegenen Elendsviertel − den während der Weltwirtschaftskrise überall aufwachsenden sogenannten Hoovervilles − harrten in den folgenden Wochen dort, in leerstehenden Gebäuden auf der Pennsylvania Avenue oder behelfsmäßigen Lagern aus und warteten auf eine Entscheidung Hoovers. Als es am 28. Juli zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und den Demonstranten kam, bei der zwei Veteranen den Tod fanden, befahl Hoover dem Militär das Gelände zu räumen. Der kommandierende General Douglas MacArthur setzte sich über die anderslautende Weisung des Präsidenten hinweg und ließ mit sechs Panzern sowie Kavallerie- und Infanterieeinheiten mit aufgepflanzten Bajonetten die Bonus Army gegen Mitternacht zusätzlich aus ihren Elendsquartieren am Anacostia River vertreiben, die dabei aus ungeklärter Ursache abbrannten.<ref>Richard B. Frank: MacArthur. Palgrave Macmillan, New York City 2007, ISBN 978-0-230-61076-7, S. 23, 24.</ref> Kein anderes Ereignis während seiner Präsidentschaft schädigte Hoovers Reputation derart wie dieser Vorgang und festigte die öffentliche Überzeugung, er sei ein kalter und herzloser Mensch.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 135, 136.</ref>

Außenpolitik

Good Neighbor Policy

Da Peru und Chile den auf der 5. Panamerikanischen Konferenz im Jahr 1923 ausgehandelten Gondra-Vertrag zur Regelung von Grenzstreitigkeiten nicht ratifiziert hatten, war der Konflikt um die Regionen Tacna und Arica virulent und die offenen Fragen des Vertrages von Ancón ungeklärt geblieben.<ref>F. Taylor Peck: Latin America enters the World Scene, 1900–1930. In Harold Eugene Davis, John J. Finan, Frederic Taylor Peck (Hrsg.): Latin American Diplomatic History: An Introduction. Louisiana State University Press, Baton Rouge 1977, ISBN 0-8071-0286-5, S. 185.</ref> Bereits Hoovers Amtsvorgänger Coolidge hatte sich um Beruhigung in diesem Konflikt bemüht und Plebiszite in den betreffenden Regionen vorgeschlagen, war aber letztendlich gescheitert. Die 6. Panamerikanische Konferenz beschloss 1928 in Havanna binnen eines Jahres in Washington eine Konferenz zur Lösung des Disputs abzuhalten. Dort konnte Hoover vom 10. Dezember 1928 bis zum 5. Januar 1929 erfolgreich einen Kompromiss zwischen Chile und Peru vermitteln. Des Weiteren wurden dort Verhandlungsprotokolle für den Ablauf von Schiedsverfahren sowie ein allgemeines Abkommen zur Schlichtung beschlossen. Diese Vereinbarungen wurden zu den zentralen Grundlagen für zwischenstaatliche Konflikte auf dem amerikanischen Kontinent, erwiesen sich aber in den nächsten Jahren als wenig wirkungsvoll.<ref>F. Taylor Peck: Latin America enters the World Scene, 1900–1930. In Harold Eugene Davis, John J. Finan, Frederic Taylor Peck (Hrsg.): Latin American Diplomatic History: An Introduction. Louisiana State University Press, Baton Rouge 1977, ISBN 0-8071-0286-5, S. 188, 189.</ref>

Hoover legte während seiner Amtszeit die Grundlagen für die spätere Good Neighbor Policy seines Nachfolgers gegenüber Lateinamerika. Noch vor seiner Vereidigung bereiste Hoover zehn Wochen lang Mittel- und Südamerika und hielt dort mehrere Reden, in denen er mehr politische und militärische Zurückhaltung der Vereinigten Staaten gegenüber den Ländern dieser Region und ein Bemühen um gute Nachbarschaft ankündigte. Hoover ließ 1930 das Clark Memorandum veröffentlichen, welches noch unter Coolidge von dessen Vizeaußenminister erarbeitet wurde und die Unvereinbarkeit von Roosevelt-Corollary und Monroe-Doktrin feststellte. Dadurch wurde die Legalität interventionistischer Maßnahmen in Mittel- und Südamerika in Frage gestellt. Hoover beließ es nicht bei dieser symbolischen Geste, sondern beendete nach der Wahl von Juan Bautista Sacasa die US-Militärintervention in Nicaragua. In einem Vertrag sicherte er Haiti das Ende der amerikanischen Besatzung zum 1. Januar 1935 zu.<ref name="FA">David E. Hamilton: Herbert Clark Hoover- Foreign Affairs. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 23. August 2013.</ref>

Hoover-Moratorium

Seit dem Herbst 1930 machte Hoover die internationale wirtschaftliche Lage, vor allem in Europa, für die Depression in Amerika verantwortlich. Aus der deutschen Botschaft in Washington wurde das Gerücht nach Berlin gemeldet, er wolle durch eine spektakuläre Initiative die Weltwirtschaftskrise beenden, um als „great president“ in die Geschichte einzugehen. Der deutsche Reichskanzler Heinrich Brüning regte daraufhin bei Botschafter Frederic M. Sackett an, die USA sollten eine Weltwirtschaftskonferenz einberufen, auf der Abrüstung, die politische Verschuldung und eine internationale Wirtschaftsförderung beraten werden könne.<ref>Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932. Schöningh, Paderborn 1998, S. 115 f.</ref> Finanzminister Mellon besprach bereits mit dem ehemaligen deutschen Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht die Möglichkeit eines Zahlungsaufschubs sowohl für die deutschen Reparationsverpflichtungen als auch für die interalliierten Kriegsschulden, die die europäischen Siegermächte an die USA zurückzahlen mussten.<ref>Charles Poor Kindleberger: The World in Depression, 1929–1939. In: History of the world economy in the twentieth century. Band 4. University of California Press, Berkeley 1986, ISBN 0-520-05592-6, S. 148.</ref> Doch Hoover lehnte ab: Er hatte sich stets gegen die europäische Haltung gewehrt, die einen direkten Zusammenhang zwischen den deutschen Reparationsverpflichtungen und den Interalliierten Kriegsschulden sah, die die europäischen Siegermächte an die USA zurückzahlen mussten<ref>Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932. Schöningh, Paderborn 1998, S. 116.</ref>

Diese Haltung begann sich im Frühjahr 1931 zu ändern, als nach dem Zusammenbruch des renommierten österreichischen Creditanstalt-Bankvereins immer mehr kurzfristige Privatkredite aus Deutschland abgezogen wurden und Brüning im Juni im Rahmen einer Notverordnung, die drakonische Sparmaßnahmen vorsah, eine baldige Einstellung der Zahlung seiner Reparationsverpflichtungen andeutete. Wenn Deutschland ein Zahlungsmoratorium erklärte, wozu es nach den Bestimmungen des Young-Plans berechtigt war, drohte es eine internationale Debatte auch über die interalliierten Kriegsschulden auszulösen. Dies wollte Washington unbedingt verhindern. In der Regierung Hoover sprach sich insbesondere Ogden Mills dafür aus, ein Zahlungsmoratorium für Reparationen und Kriegsschulden vorzuschlagen. Auch von den Banken der Wall Street wurde der Präsident in diese Richtung gedrängt, denn eine deutsche Moratoriumserklärung für seine politischen Schulden drohte einen Run auf Privatbanken auszulösen, der in einer allgemeinen Zahlungsunfähigkeit des Landes hätte enden können. Die amerikanischen Banken, die Kredite im Wert von über drei Milliarden Reichsmark an deutschen Firmen geliehen hatten,<ref>Harold James: Deutschland in der Weltwirtschaftskrise 1924–1932. C.H. Beck, München, S. 142.</ref> hofften, dass ein zeitweiliger Verzicht auf die Rückzahlung der politischen Schulden Deutschlands ihre Kredite sichern würde. Auch die britische Regierung unter Premierminister Ramsay MacDonald drängte.<ref>Klaus Jaitner: Deutschland, Brüning und die Formulierung der britischen Außenpolitik Mai 1930 bis Juni 1932. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 28 (1980), H. 4, S. 462. (online, Zugriff am 4. Januar 2014).</ref> Hoover hatte lange gezögert, denn ein einjähriger Verzicht auf die Kriegsschuldenrückzahlung minderte den Staatshaushalt mit etwa 250 Millionen Dollar.<ref>Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932. Schöningh, Paderborn 1998, S. 202.</ref> Zudem fürchtete er den Widerstand des isolationistischen Vorsitzenden des United States Senate Committee on Foreign Relations William Borah. Als am 18. Juni 1931 ein deutsches Moratorium unmittelbar bevorzustehen schien, entschloss sich Hoover zu handeln. Statt der ursprünglich vorgesehenen zwei Jahre sollte das Moratorium aber nur ein Jahr dauern.<ref>Bruce Kent: The Spoils of War. The Politics, Economics, and Diplomacy of Reparations 1918–1932. Clarendon, Oxford 1989, S. 342–345.</ref> Er informierte die britische Regierung und wies Botschafter Sackett an, in Berlin um ein Telegramm des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu bitten, in dem dieser wiederum um amerikanische Hilfe bat.<ref>Hermann Graml: Zwischen Stresemann und Hitler. Die Außenpolitik der Präsidialkabinette Brüning, Papen und Schleicher. Oldenbourg Verlag, München 2001, S. 138 f.</ref> Auf Grund von Presseindiskretionen konnte Hoover diesen Hilferuf nicht abwarten und veröffentlichte seinen Vorschlag am 20. Juni 1931.<ref>Edward W. Bennett: Germany and the diplomacy of the financial crisis, 1931. Harvard University Press, Cambridge 1962, S. 163 f.</ref>

Diese Erklärung kam wie ein Paukenschlag. In Deutschland wurde sie allgemein bejubelt, nur die Nationalsozialisten ärgerten sich: „Das Hoover-Angebot [...] wird unseren Sieg um vier Monate verschieben. Es ist zum Kotzen!“, notierte Joseph Goebbels in sein Tagebuch.<ref>Ralf Georg Reuth (Hrsg.): Joseph Goebbels. Die Tagebücher 1924–1945. Band 2, Piper, München und Zürich 1992, S. 604.</ref> Umso empörter reagierten öffentliche Meinung und Regierung in Frankreich, da diese als größter Reparationsgläubiger nicht konsultiert worden waren. Das empfand Paris als klaren Affront. Angesichts der weltweiten Zustimmung zu Hoovers Plan erschien er aber unmöglich abzulehnen. Die Regierung des liberalkonservativen französischen Ministerpräsidenten Pierre Laval knüpfte ihre Zustimmung daher daran, dass das Hoover-Moratorium mit den rechtlichen Bestimmungen des Young-Plans kompatibel gemacht würde. Dies wurde in komplizierten Verhandlungen erreicht, die sich bis zum 8. Juli 1931 hinzogen. Durch diesen Zeitverlust verlor Hoovers Vorschlag viel von seiner psychologischen Wirkung. Die Kreditabzüge aus Deutschland wuchsen sich zu einer verheerenden Bankenkrise aus, am 13. Juli 1931 erklärte Deutschland seine Zahlungsunfähigkeit für sämtliche Auslandsschulden. Damit war das eingetreten, was Hoover mit seiner Initiative hatte vermeiden wollen.<ref>Bruce Kent: The Spoils of War. The Politics, Economics, and Diplomacy of Reparations 1918–1932. Clarendon, Oxford 1989, S. 346–350.</ref>

Abrüstungskonferenzen

Hoover, der als Quäker eine pazifistischere Gesinnung hatte als die meisten anderen Präsidenten in der amerikanischen Geschichte,<ref>Phillips Payson O'Brien: British and American Naval Power: Politics and Policy, 1900–1936. Greenwood Publishing Group, Westport, Connecticut 1998, ISBN 0-275-95898-1, S. 210.</ref> bemühte sich beharrlich um internationale Abkommen zur Abrüstung, wobei er vom britischen Premier Ramsay MacDonald unterstützt wurde.<ref name="Leu90">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 90.</ref> Für ihn war Moral das Mittel der Wahl, um Frieden zu schaffen; nicht Militär.<ref name="WP4">Lee Nash: Herbert Hoover and World Peace. University Press of America, Lanham 2012, ISBN 978-0-7618-5198-1, S. 4.</ref> Innenpolitisch hatte er bereits im Sommer 1929 eine Kommission zum Personalabbau in der Armee geschaffen und Rüstungsprojekte der US Navy auf Eis gelegt.<ref name="Leu90" /> Im Jahr 1930 entsendete er Außenminister Stimson und eine Delegation angesehener Republikaner und Demokraten zur Londoner Flottenkonferenz, welche vom 21. Januar bis zum 22. April über Maßnahmen zur Rüstungskontrolle im Bereich der Marine verhandelte. Dort konnte Stimson mit dem Vereinigten Königreich und Japan erfolgreich Beschränkungen bei Anzahl und Größe von Kriegsschiffen vereinbaren. Der Senat stimmte diesem Abkommen im Juli 1930 zu.<ref name="FA" /> Mit dieser Konferenz fand das seit 1916 verstärkt ausgetragene Wettrüsten um die Dominanz auf den Meeren zwischen Amerika und dem Vereinigten Königreich ein Ende, während Japan, von den U-Booten abgesehen, bei denen Parität genehmigt wurde, bei allen anderen Schiffstypen ein kleineres Verhältnis von 10–10–7 zu diesen beiden Nationen akzeptierte. Für Japan war dieser neue Quotient eine relative Verstärkung im Vergleich zu den Ergebnissen der Washingtoner Flottenkonferenz von 1922, bei der eine Ratio von 5–5–3 vereinbart worden war.<ref>Phillips Payson O'Brien: British and American Naval Power: Politics and Policy, 1900–1936. Greenwood Publishing Group, Westport, Connecticut 1998, ISBN 0-275-95898-1, S. 214.</ref><ref name="WP1011">Lee Nash: Herbert Hoover and World Peace. University Press of America, Lanham 2012, ISBN 978-0-7618-5198-1, S. 10, 11.</ref>

1932 entsendete Hoover Außenminister Stimson zur Genfer Abrüstungskonferenz. Da er vorwiegend mit der Bewältigung der Great Depression und dem diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf beschäftigt war, schenkte er diesem Ereignis wenig Aufmerksamkeit. Der Delegationsführer, Botschafter Hugh Gibson, bekam unrealistische Forderungen wie die Abschaffung aller U-Boote, Kampfflugzeuge und Panzer mit auf den Weg. Fürs Erste scheiterte die Konferenz vor allem an Frankreichs Forderung nach einem Beistandspakt mit dem Vereinigten Königreich und Amerika, der gegen ein Wiederaufflammen deutschen Militarismus gerichtet war.<ref name="FA" />

Hoover-Stimson-Doktrin

Als Japan während der Mandschurei-Krise im September 1931 diesen Teil Chinas besetzte, reagierte Hoover zurückhaltend. Ihm lag daran, die amerikanische Präsenz in Ostasien zu senken, um nicht in dortige militärische Konflikte hineingezogen zu werden. Als japanische Truppen im Januar 1932 die Stadt Jinzhou übernahmen, kam es zur offiziellen Erklärung der Hoover-Stimson-Doktrin durch seinen Außenminister. Darin wurde festgehalten, dass Amerika keine territorialen Veränderungen anerkannte, die den Bestimmungen des Briand-Kellogg-Pakt zuwiderliefen, der von Japan 1928 unterzeichnet worden war.<ref name="FA" />

Weltwirtschaftskrise

1929
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Arbeitslosenkurve der USA von 1910 bis 1960. Die Jahre der Great Depression 1929–1939 sind markiert.
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Jährliches Bruttoinlandsprodukt der USA von 1910 bis 1960. Die Jahre der Great Depression 1929–1939 sind markiert.

Die Erwartungen an Hoover, den ersten Präsidenten, der westlich des Mississippi geboren wurde, waren sehr groß. Von der Öffentlichkeit wurde er als erfolgreicher Technokrat angesehen, der die Wirtschaft effizient handhaben und dem gesamten Land zu weiterem Wohlstand verhelfen sollte. Prosperity („Wohlstand“) war daher auch der Kernbegriff seiner Rede zum Amtsantritt gewesen. Die im Oktober 1929 mit dem Schwarzen Donnerstag beginnende Weltwirtschaftskrise bestimmte Hoovers restliche Präsidentschaft und seine anfänglich große Popularität kehrte sich in ihr Gegenteil. Er hatte die Krise nicht kommen sehen und optimistisch kurz vor dem Crash gesagt “We in America today are nearer to the final triumph over poverty than ever before in the history of any land” (Howard Zinn: A People’s History of the United States.<ref>Howard Zinn: A People´s History of the United States. HarperCollins, New York 2003, ISBN 0-06-083865-5, S. 387.</ref>, deutsch: „Wir in Amerika sind dem endgültigen Triumph über Armut näher als jedes andere Land in der Geschichte“).

Diese Aussage wurden von den Auswirkungen der Great Depression, die sich ab Oktober 1929 rasch zuspitzte, widerlegt. In den ersten öffentlichen Reaktionen äußerte sich Hoover zwar weiterhin optimistisch zur wirtschaftlichen Lage, sorgte sich aber, es könnte sich um eine beginnende Rezession handeln, und arbeitete mit seiner Regierung an Gegenmaßnahmen. Die Vorschläge seiner Berater sahen Steuersenkungen, eine Lockerung der Zinspolitik der Federal Reserve und einen Ausbau öffentlicher Arbeiten vor, wozu der Präsident die Bundesstaaten und Kommunen gleichfalls aufforderte. Seinem Stil entsprechend setzte Hoover auf Kooperation, freiwillige Verpflichtungen, wissenschaftliche Expertise und statistische Datenerfassung sowie begrenzte staatliche Maßnahmen. So ließ er das Handels- und das Arbeitsministerium beauftragen, die Entwicklung der wirtschaftlichen Kennwerte statistisch genau zu erfassen und zu dokumentieren. Im November 1929 hielt er mehrere Konferenzen mit Gewerkschaften, Unternehmen und Regierungsvertretern ab und erreichte Zusagen, es würde weder Streiks für Lohnerhöhungen noch Entlassungen von Arbeitnehmern mehr geben. Henry Ford versprach nach einer dieser Konferenzen im gleichen Monat Lohnerhöhungen und weitere Investitionen. Für mehr als ein Jahr sollte ein beachtlicher Anteil der Zusagen von den beteiligten Organisationen eingehalten werden, was am rapiden Sinken der Investitionen aber nichts änderte. Viele Unternehmen senkten zwar nicht die Löhne, fuhren aber die Produktion zurück und schmälerten so die Gehälter. Ganz im Gegensatz zu der Konsumfreude der Roaring Twenties brach nun die private Nachfrage ein, was in einem Teufelskreis wiederum die Wirtschaft Produktion und Lohnkosten senken ließ. Diese einsetzende und sich vertiefende Depression führte unter anderem dazu, dass trotz der Vereinbarungen und Zusagen der Konferenz die Arbeitslosenzahl allein in den zehn Tagen vor Weihnachten 1929 um eine Million stieg.<ref>Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 176, 177.</ref><ref name="DA" /> Zu dieser Zeit lud auf Vorschlag Hoovers die Chamber of Commerce unter Vorsitz von Julius H. Barnes Wirtschaftsverbände zur National Business Survey Conference ein, welche zentrale Geschäftshindernisse entdecken und beheben sollte.<ref>Joseph M. Siracusa, David G. Coleman: Depression to Cold War: A History of America from Herbert Hoover to Ronald Reagan. Greenwood Publishing Group, Santa Barbara 2002, ISBN 0-275-97555-X, S. 10.</ref> Sie beruhte auf freiwilliger Mitarbeit und konnte auf das Fachwissen von 170 teilnehmenden Organisationen zurückgreifen.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. New York City 2009, S. 104.</ref> Die National Business Survey Conference verschrieb sich laut McElvaine nur dem Verbreiten von Optimismus und stellte sich als ein solcher Fehler heraus, dass sie bereits 1931 aufgelöst und von Hoover, der sie anfangs mit Enthusiasmus begleitet hatte, in seinen späteren, ausführlichen Memoiren nicht erwähnt wurde.<ref name="GD182" />

1930
Datei:Bank of the United States failure NYWTS.jpg
Menschenmenge vor der Bank of United States kurz nach deren Konkurs im Dezember 1930

Im März 1930 teilten das Arbeits- und das Handelsministerium entgegen der weit verbreiteten Ansicht dem Präsidenten mit, dass der Tiefpunkt der Krise durchschritten wäre. Hoover lehnte auf dieser Grundlage weitergehende staatsfinanzierte Programme ab und verkündete am 1. Mai 1930 öffentlich, dass bei Fortführen der Anstrengungen eine rasche Erholung in Sicht sei.<ref name="GD179">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 179.</ref> Im gleichen Monat wendete sich die wirtschaftliche Lage wieder zum Schlechteren. Er gründete im Herbst 1930 das President’s Emergency Committee on Employment (PECE), zu dessen Vorsitzenden er seinen Freund Colonel Arthur Woods ernannte. Mit dem PECE wollte er die Arbeitslosenhilfe privater Wohltätigkeitsorganisationen koordinieren. Der Historiker Robert S. McElvaine sieht die optimistische Namensgebung als typisch für Hoovers Präsidentenkommissionen an: die lückenhafte Auswahl und Betonung der Ideen und Informationen sowie das fehlende Bemühen, verlässliche Arbeitslosigkeitsstatistiken zu erheben, geschweige denn lokale Unterstützung zu finanzieren, schufen ein positives Lagebild, dessen Wert mehr anekdotisch als exakt gewesen sei.<ref name="GD184">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 184.</ref><ref name="DA" /> Für Hoovers Grundüberzeugung bezeichnenderweise setzte das PECE gleichfalls auf freiwillige Mitarbeit und Kooperation mit dem Staat, wozu Hoover sich später wie folgt äußerte: “Personal responsibility of men to their neighbors is the soul of genuine good will; it is the essential foundation of modern society” (Hoover (1932) nach: Vincent H. Gaddis Herbert Hoover, Unemployment, and the Public Sphere: A Conceptual History, 1919–1933.<ref>Vincent H. Gaddis: Herbert Hoover, Unemployment, and the Public Sphere: A Conceptual History, 1919–1933. University Press of America, Lanham 2005, ISBN 0-7618-3234-3, S. 112.</ref>, deutsch: „Die persönliche Verantwortung der Menschen für ihre Nachbarn ist die Seele natürlichen guten Willens; sie ist die wesentliche Grundlage der modernen Gesellschaft“)

Die Depression vertiefte sich im Jahresverlauf 1930 weiter, so sanken die Bruttoinvestitionen um 35 %.<ref name="GD176">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 176.</ref> und die Bauwirtschaft schrumpfte um 26 %.<ref name="GD178">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 178.</ref> Insgesamt gingen 1930 mehr als 1300 Banken in den Konkurs, allein in den letzten beiden Monaten waren es mehr als 600. Es kam zu Bank Runs. Im Dezember verkündete die Bank of United States ihre Insolvenz, was in der Geschichte den bis dahin größten Bankenausfall darstellte. Da die Feder Reserve eine Rettung ablehnte, versuchten verunsicherte Anleger ihre Wertpapiere zu verkaufen, was die Preise weiter destabilisierte. Anders als bei der Panik von 1907 versorgten die großen Privatbanken den Markt nicht mit Kapital, weil sie sich auf die Federal Reserve als Kreditgeber verließen.<ref name="FH161" />

1931

1931 appellierte Hoover öffentlich, weiterhin den Optimismus nicht zu verlieren. Anfangs des Jahres äußerte er: “What this country needs is a good big laugh. There seems to be a condition of hysteria. If someone could get off a good joke every ten days, I think our troubles would be over” (deutsch: „Was dieses Land braucht ist ein guter, großer Lacher. Es scheint Hysterie vorzuherrschen. Wenn jemand alle zehn Tage einen guten Witz herauslässt, wären unsere Sorgen, denke ich, vorüber“) Im Februar 1931, wenige Monate nach den großen Verlusten seiner Partei bei den Wahlen zum Kongress von 1930, unterzeichnete Hoover einen Gesetzesvorschlag des demokratischen Senatoren Robert F. Wagner. Der Wagner-Graham Stabilization Act beabsichtigte die Planung von öffentlichen Beschäftigungsprogrammen in Phasen wirtschaftlicher Rezession. Das somit geschaffene Federal Employment Stabilization Board blieb aber nach dem Willen der präsidialen Verwaltung eine unbedeutende, mit statistischer Analyse befasste Behörde, die bis zu ihrer Auflösung im Juni 1933 so gut wie nichts erreicht hatte.<ref name="CLS221222">David Brian Robertson: Capital, Labor, and State: The Battle for American Labor Markets from the Civil War to the New Deal. Rowman & Littlefield, Lanham 2000, ISBN 0-8476-9729-0,S. 221, 222.</ref><ref name="FQ266">Glen Jeansonne: The Life of Herbert Hoover: Fighting Quaker, 1928–1933. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2012, ISBN 978-1-137-11189-0, S. 266.</ref> Im August 1931 transformierte Hoover die PECE in die President’s Organization for Unemployment Relief (POUR), zu deren Leiter er Walter S. Gifford ernannte, den Chef von AT&T. Am Ziel der Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung in Richtung Optimismus änderte sich wenig. Mit großflächigen Werbemaßnahmen in der Presse versuchte die POUR Wohltätigkeitsorganisationen beim Einsammeln von Spenden für Arbeitslose zu unterstützen.<ref name="GD185">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 185.</ref> Die im Oktober 1931 gegründete National Credit Corporation (NCC) war Hoovers letzter Versuch auf freiwillige Mitarbeit und Vereinbarungen zu setzen. Sie folgte dem Aldrich-Vreeland Act, der eine Reaktion auf die Panik von 1907 gewesen war, und sah vor, dass sich die Banken regional anhand der Federal Reserve Districts in Verbänden zusammenschließen sollten. Die NCC verfügte über eine Milliarde US-Dollar Kreditsumme, um diese Organisationen zu beleihen. Bereits nach zwei Monaten war aber auch dieses Projekt gescheitert, da die mit Liquiditätsproblemen kämpfenden Banken nicht bereit waren, sich gemeinsam in Verbänden zu organisieren und untereinander Kredite zu gewähren. Sie scheuten außerdem durch ihren Beitritt in die vorgesehenen Verbände der Konkurrenz zu offenbaren, dass sie in finanziellen Schwierigkeiten seien. Des Weiteren waren die Darlehen, welche die NCC gewährte, beschränkt und betrugen in den zwei Monaten ihrer Existenz nicht mehr als zehn Millionen US-Dollar.<ref name="GD182">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 182, 183.</ref><ref name="FH161">Jerry W. Markham: A Financial History of the United States: From Christopher Columbus to the Robber Barons (1492–1900). In Jerry W. Markham (Hrsg.): A Financial History of the United States. Band 1. M.E. Sharpe, Armonk 2002, ISBN 0-7656-0730-1, S. 161.</ref> Im Herbst 1931 begannen die großen Industriebetriebe sich von ihren im November 1929 getroffenen Zusagen, die Löhne nicht zu senken, zu distanzieren. Aufgrund der Deflation hatten die gleichbleibenden Nominallöhne zu einem Ansteigen des Realeinkommens der Beschäftigten geführt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war Hoovers Weigerung, den Unternehmen politisch minimale Mindestprofite zu garantieren.<ref>Lee E. Ohanian: The macroeconomic impact of the New Deal. In Randall E. Parker, Robert M. Whaples (Hrsg.): The Routledge Handbook of Major Events in Economic History. Routledge, London 2013, ISBN 978-0-415-67703-5,S. 172.</ref>

Nach diesem gescheiterten letzten Versuch auf Freiwilligkeit zu setzen, kündigte Hoover in seiner State of the Union Address am 8. Dezember 1931 die Gründung der Reconstruction Finance Corporation (RFC) an. Über dieses Instrument sollte das Finanzsystem mit Krediten gegen ausreichende Sicherheiten versorgt werden. Dazu wurde es mit 500 Millionen US-Dollar Kapital ausgestattet und dem Recht, weitere 1,5 Milliarden zu leihen. Bis Ende des Jahres 1932 hatte die unter Führung von Jesse Holman Jones arbeitende RFC Kredite in Höhe von 118 Millionen US-Dollar ausbezahlt. Einen Schwerpunkt dabei bildeten auch die Schuldverschreibungen von Bahngesellschaften, in die viel, auch ausländisches Kapital, in der Vergangenheit investiert worden war, wozu nun die Railroad Credit Corporation gegründet wurde.<ref>William J. Barber: From New Era to New Deal: Herbert Hoover, the Economists, and American Economic Policy, 1921–1933. Cambridge University Press, Cambridge 1988, ISBN 0-521-36737-9,S. 130.</ref> Die RFC stellte die wichtigste von Hoover gegründete Initiative zur Bekämpfung der Great Depression dar und wurde unter seinem Amtsnachfolger fortgeführt, der die verfügbaren Kreditsummen auf jährlich 10,5 Milliarden US-Dollar erhöhte.<ref name="FH162">Jerry W. Markham: A Financial History of the United States: From Christopher Columbus to the Robber Barons (1492–1900). In Jerry W. Markham (Hrsg.): A Financial History of the United States. Band 1. M.E. Sharpe, Armonk 2002, ISBN 0-7656-0730-1, S. 162.</ref> Aber auch die RFC wurde ein Symbol für die negative öffentliche Wahrnehmung des Präsidenten, da sie vor allem Banken, Versicherungen, Immobilien- und andere Fonds sowie Treuhandgesellschaften freizügig mit Krediten versorgte und kaum Direkthilfen für Arbeitslose oder das Kleingewerbe vorsah.<ref name="GD200">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 200.</ref> An die Kreditvergabe für Bundesstaaten wurden strenge Kriterien geknüpft, so dass hier bis Januar 1933 nur 16 Millionen US-Dollar ausbezahlt wurden.<ref name="CLS223" /> Zudem blieb das Vorhaben bezüglich der Bank Runs erfolglos, noch 1933 fielen über 4.000 Banken aus.<ref name="FH163" /> Als ein großer Schritt in Richtung der späteren Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des New Deal erwiesen sich jedoch die 700 Millionen US-Dollar, die Hoover 1931 zur Schaffung von Jobs in den öffentlichen Sektor investierte. Direkter finanzieller Unterstützung von Arbeitslosen stand Hoover weiterhin skeptisch gegenüber. Noch im Januar 1932 verhinderte er entsprechende Gesetzesinitiativen.<ref name="GD199">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 199.</ref> Die Great Depression vertiefte sich 1931 weiter, bei steigenden Arbeitslosenzahlen sanken im Jahresverlauf die Bruttoinvestitionen um 35 %<ref name="GD176" /> und die Bauwirtschaft schrumpfte um weitere 29 %,<ref name="GD178" /> während über 2.000 Banken Konkurs anmeldeten.<ref name="FH161" />

1932

Mit 60 % war das Haushaltsdefizit für das Jahr 1932 das größte zu Friedenszeiten der amerikanischen Geschichte. Republikaner und Demokraten verständigten sich daraufhin auf den Revenue Act von 1932, der Steuererhöhungen und Zusatzabgaben vorsah, um den Haushalt auszugleichen. Hoover, der persönlich wahrscheinlich bereit dazu war, in Phasen der Depression Defizite hinzunehmen, erkannte, dass seine Position politisch nicht haltbar war, und stimmte zu. Gegen die im Gesetz vorgesehene Verkaufssteuer, welche die gesamte Bevölkerung getroffen hätte, erreichte den Kongress eine nie gesehene Flut von Protestschreiben, die Wirkung zeigten. Bei den Abstimmungen schlossen sich progressive Republikaner und Demokraten gegen ihre Parteiführer zusammen, so dass am Ende der Revenue Act Immobilien-, Zusatz- und Einkommensteuererhöhungen für gut Verdienende enthielt, aber keine Verkaufssteuer. Obwohl er nur 15 % aller amerikanischen Haushalte betraf, stellte er die größte Steuererhöhung in der amerikanischen Geschichte zu Friedenszeiten dar.<ref>Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 196–199.</ref> Im gleichen Jahr verabschiedete der Kongress auf Vorschlag Hoovers den Federal Home Loan Bank Act. Die durch ihn geschaffenen Federal Home Loan Banks (FHL-Banken) sollten Hausbesitzer bei Hypotheken unterstützen. Dazu verliehen die FHL-Banken Kapital vor allem an die saving and loan associations (S&Ls) und auch Versicherungsunternehmen. Die FHL-Banken vergaben keine direkten Hypothekendarlehen, sondern finanzierten den Markt über Rediskontierung. Die Maßnahme kam jedoch zu spät und die Kredite waren mit zu hohen Bedingungen verbunden, so dass das FHL-System nicht mehr effektiv wirken konnte, worunter insbesondere die S&Ls zu leiden hatten.<ref name="FH163">Jerry W. Markham: A Financial History of the United States: From Christopher Columbus to the Robber Barons (1492–1900). In Jerry W. Markham (Hrsg.): A Financial History of the United States. Band 1. M.E. Sharpe, Armonk 2002, ISBN 0-7656-0730-1, S. 163.</ref> Das Momentum des erfolgreichen öffentlichen Protests gegen die Einführung von Umsatzsteuern machte es für Republikaner und Demokraten unvermeidlich, sich für direkte Armen- und Arbeitslosenunterstützung einzusetzen. Gegen einen ersten Gesetzesvorschlag dieser Richtung, der mit breiter Mehrheit im Kongress verabschiedet wurde, legte Hoover sein Veto ein, das er wie folgt begründete: “Never before has so dangerous a suggestion been seriously made to our Country” (deutsch: „Niemals zuvor ist unserem Land ein so gefährlicher Vorschlag unterbreitet worden“) Einen abgeänderten Entwurf des Emergency Relief and Construction Act, der den prinzipiellen Überzeugungen Hoovers immer noch widersprach, unterzeichnete der Präsident im Juli 1932. Da die Hoover-Anhänger in den entscheidenden Positionen dieses Hilfsprogramms staatlicher Wohlfahrt genauso ablehnend gegenüberstanden, erfolgte die Kreditvergabe sehr sparsam und nach kleinlichen, teilweise erniedrigenden Prozeduren, denen sich sowohl die anfragenden Bürger als auch Bundesstaaten respektive deren Gouverneure zu unterziehen hatten.<ref name="GD199200">Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 199, 200.</ref> So wurden von den 322 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellten Mitteln bis Januar 1933 lediglich sechs Millionen bewilligt.<ref name="CLS223">David Brian Robertson: Capital, Labor, and State: The Battle for American Labor Markets from the Civil War to the New Deal. Rowman & Littlefield, Lanham 2000, ISBN 0-8476-9729-0, S. 223.</ref> Dass die im Dezember zuvor von Hoover geschaffene RFC sich bei der finanziellen Unterstützung von Banken im Gegensatz dazu als freigiebiger erwies, wurde von den Demokraten im Präsidentschaftswahl 1932 dankbar als Thema aufgenommen.<ref name="GD200" /> Im Fiskaljahr 1932 bewilligte Hoover weitere 750 Millionen US-Dollar Investitionen im öffentlichen Sektor, vor allem für Bauprojekte wie unter anderem Häfen, Docks, Hochwasserschutz, Schifffahrtswege, militärische Einrichtung und die Fortführung des Hoover-Damms.<ref name="FQ266267">Glen Jeansonne: The Life of Herbert Hoover: Fighting Quaker, 1928–1933. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2012, ISBN 978-1-137-11189-0, S. 266, 267.</ref> Im Jahresverlauf verschärfte sich die Situation nichtsdestotrotz immer stärker. So verkündete Hoover im Oktober 1932, kurz vor der Präsidentschaftswahl, Nevada ein Banken-Moratorium, dem im Februar 1933 der Zusammenbruch des Finanzsystems in Michigan folgte. Am stärksten getroffen von Bank Runs wurden die Städte Chicago, Detroit und Cleveland.<ref name="FH164">Jerry W. Markham: A Financial History of the United States: From Christopher Columbus to the Robber Barons (1492–1900). In Jerry W. Markham (Hrsg.): A Financial History of the United States. Band 1. M.E. Sharpe, Armonk 2002, ISBN 0-7656-0730-1, S. 164.</ref>

Während der sich immer stärker zuspitzenden Great Depression, der größten Staatskrise seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg,<ref name="GD179" /> äußerte Hoover in der Öffentlichkeit keine Emotionen hinsichtlich der zunehmenden Verelendung. Ihm wurden unter anderem deshalb Mitleidlosigkeit und Härte vorgeworfen, so hieß es, er gestehe Armen lediglich das Recht zu, „auf eigenen Beinen stehend zu sterben“, während er den Reichen bessere und größere Gelegenheiten sicherte, „die Welt zu übernehmen“. Die linksliberale Zeitschrift The Nation klagte ihn des „kaltblütigen Mords“ an. Obwohl Hoover im letzten Jahr seiner Präsidentschaft schließlich zu staatsfinanzierten Hilfs- und Infrastrukturprogrammen in bis dahin noch nie gesehener Höhe überging, schied er als der unbeliebteste Präsident seit Rutherford B. Hayes 52 Jahre zuvor aus dem Amt. Die von ihm getroffenen Maßnahmen kamen zu spät, um noch Wirkung entfalten zu können.<ref name="DV94" /> So verlor während seiner Präsidentschaft jeder vierte Farmer sein Land an seine Gläubiger und 5000 Banken kollabierten, während pro Woche durchschnittlich 100.000 Arbeitsplätze verschwanden. 1932 war mit zwölf Millionen Arbeitslosen fast jeder vierte Amerikaner ohne Stelle. Ohne funktionierende Arbeitslosenversicherung standen die meisten vor dem Nichts und fristeten eine Elendsexistenz, oft in den nach dem Präsidenten benannten Hoovervilles, die noch Jahrzehnte Sinnbild der Weltwirtschaftskrise blieben.<ref name="DA" />

Präsidentschaftswahl 1932

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Hoover (links) mit seiner Frau Lou (rechts) im Wahlkampf 1932
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Hoover auf dem Weg zur Vereidigung von Roosevelt am 4. März 1933, rechts neben ihm sein Nachfolger

Da es ihm nicht gelang, die Wirtschaft der Vereinigten Staaten aus der Krise zu führen, und er sehr unbeliebt war, hatte Hoover bei der Präsidentschaftswahl 1932 keine Chance gegen den demokratischen Kandidaten Franklin D. Roosevelt, der mit dem New Deal neue Hoffnung für die Bevölkerung versprach. Am Ende verlor Hoover mit einem Popular Vote von knapp 40 % gegenüber Roosevelts 57 % und konnte nur sechs Bundesstaaten in Neuengland gewinnen.

Bei einem Treffen mit seinem gewählten Nachfolger Roosevelt am 22. November 1932 im Weißen Haus drängte Hoover ihn dazu, den Goldstandard beizubehalten und durch entsprechende Konzessionen das Vereinigte Königreich zu einer Rückkehr in diese Währungsordnung zu bewegen. Zudem mahnte er Roosevelt, eine klare Position hinsichtlich der Kriegsschuldenfrage zu beziehen, obwohl seine Administration selbst hinsichtlich der Ergebnisse der Konferenz von Lausanne dies versäumt hatte. Hoover erreichte von Roosevelt jedoch keine verbindlichen Zusagen, auch nicht in den folgenden Wochen, in denen sie ihre Verhandlungen fortführten.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover, S. 143, 144.</ref> Hoovers Amtszeit endete turnusgemäß am 4. März 1933.

Zeit nach der Präsidentschaft

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Herbert Hoover (rechts) mit seinem Sohn und Enkelsohn im Jahr 1950

Nach seiner Wahlniederlage und der Vereidigung seines Nachfolgers zog sich Hoover auf seinen Privatbesitz, das heutige Lou Henry and Herbert Hoover House, in Stanford zurück. Noch lange Zeit war er sehr unbeliebt, weil er für die Great Depression verantwortlich gemacht wurde. Aus diesem Grund hielt der größte Teil der Republikaner zu ihm Distanz. Finanziell unabhängig attackierte Hoover die Politik seines Nachfolgers Roosevelt, vor allem die Reformen des New Deal, mit scharfen Worten und bezeichnete sie unter anderem als faschistisch. Vor allem die Anerkennung der Sowjetunion, das Verlassen des Goldstandards und der Aufbau eines Wohlfahrtsstaats erregten seinen Zorn. 1936 unterstützte er den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Alf Landon, der jedoch im Vergleich zu Hoover gemäßigtere Positionen vertrat.<ref name="LAP">David E. Hamilton: Herbert Clark Hoover- Life After the Presidency. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 23. August 2013.</ref> Auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner zur Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1940 brachte sich Hoover als Kandidat ins Spiel, obwohl ihn seine Anhänger angesichts von parteiinternen Zustimmungsraten von zwei Prozent laut Gallup Poll davon abrieten. Er konnte kaum Delegierte für sich gewinnen und am Ende wurde der politische Quereinsteiger Wendell Willkie, ein liberaler Republikaner, Herausforderer vom späteren Wahlsieger Roosevelt.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 154.</ref> Die meisten Stimmen erreichte Hoover im dritten Wahlgang mit lediglich 32.<ref>Gary Dean Best: Herbert Hoover: The Postpresidential Years, 1933–1964. Volume One: 1933–1945. Hoover Press, Stanford 1983, ISBN 0-8179-7761-9, S. 164.</ref>

In der Zeit nach seiner Präsidentschaft war Hoover häufig auf Auslandsreisen. Während eines solchen Aufenthalts in Deutschland im März 1938 gab Hoover erst auf Druck des amerikanischen Botschafters Hugh R. Wilson hin sein Einverständnis zu einer privaten Unterredung mit Adolf Hitler, der ihn dazu eingeladen hatte. In diesem Gespräch machte Hoover deutlich, dass seiner Meinung nach die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland womöglich erfolgreich sein könnte, auf ein demokratisches Land aber nicht anwendbar sei. Er gestand Hitler in einem gewissen Umfang Intellekt zu, zeigte sich aber durch dessen hervorgebrachten emotionale, körperliche Folgewirkungen bei Ausbrüchen bei Nennung bestimmter Reizworte wie Kommunismus und Judentum verwundert. An einer Stelle der Unterredung wies er Hitler an zu schweigen und sich wieder hinzusetzen. Am gleichen Tag besuchte er im Anschluss Hermann Göring.<ref>Donald W. Whisenhunt: President Herbert Hoover. Nova Publishers, New York 2007, ISBN 978-1-60021-476-9, S. 123, 124.</ref> In diesen Gesprächen ging es vorrangig um wirtschaftliche Fragen. Ein drohender Krieg oder die Situation in den Konzentrationslagern waren dabei kein Thema.<ref>John Lucas, „Herbert Hoover meets Adolf Hitler“ in „The American Scholar“, 62, 1993, S. 235–238.</ref><ref>Claus Bernet: Herbert Hoover. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 644–653.</ref> Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 lehnte Hoover einen Eintritt Amerikas in die Kampfhandlungen ab. Erst der japanische Angriff auf Pearl Harbor änderte seine Meinung. Da er um dessen Talent in dieser Hinsicht wusste, förderte Roosevelt trotz der großen persönlichen Antipathie zu Hoover dessen Ernennung zum Vorsitzenden einer internationalen Hilfsorganisation zur humanitären Unterstützung der Bevölkerung in Polen, Finnland und Belgien. Trotz seiner Erfahrung aus dem Ersten Weltkrieg gelang es Hoover nicht, mit seinen Hilfeleistungen in die durch das Dritte Reich besetzten Gebiete vorzustoßen. Hoover lehnte die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki ab und befürwortete den Wiederaufbau Deutschlands zur Abschottung gegen die Sowjetunion.<ref name="LAP" />

Auch nach dem Krieg und unter Präsident Harry S. Truman engagierte sich Hoover in der Koordination weltweiter Hungerhilfe. Außerdem beriet er die Administration hinsichtlich der Besatzungspolitik in Deutschland und Österreich. 1947 ernannte ihn der Kongress, in dem zu dieser Zeit die Republikaner die Mehrheit hatten, zum Vorsitzenden der Commission on Organization of the Executive Branch of the Government, der sogenannten Hoover Commission. Diese schlug in der Folge Maßnahmen vor, um bürokratische und administrative Hürden zu senken und damit die exekutive Gewalt zu stärken. Einige der Vorschläge fanden 1949 Eingang in den Executive Reorganization Act. Einer weiteren Kommission zu diesem Zweck stand Hoover 1955 vor, welche aber deutlich weniger Resultate hervorbrachten.<ref name="LAP" />

Nach dem Zweiten Weltkrieg regte Hoover im Juni 1946 die Gründung einer Organisation innerhalb der UNO an, welche als Ziel die ausreichende Ernährung der Kinder weltweit haben sollte. Laut Maurice Pate, dem ersten Direktor des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), war Hoover der erste, der einen solchen Vorschlag gemacht hatte. Er setzte sich des Weiteren für die Einführung von Schulspeisung, die sogenannte Hoover-Speisung, in der Bizone ein. Diese kam über sechs Millionen Deutschen zugute, die somit eine warme Mahlzeit am Tag erhielten.<ref>Richard Norton Smith, Timothy Walch: Orphan Boy: Herbert Hoover and Children. In Timothy Walch (Hrsg.): Uncommon Americans: The Lives and Legacies of Herbert and Lou Henry Hoover. Ausgabe 200 von Contributions in American history. Greenwood Publishing Group, Westport 2003, ISBN 0-275-97996-2, S. 76.</ref> 1948 war er Vorstand im American Committee for a United Europe. 1949 wurde er Ehrenbürger der deutschen Stadt Reutlingen.

Er lehnte die amerikanische Intervention im Koreakrieg 1950 sowie die damit einhergehende militärische Aufrüstung in Europa ab. Hoover unterstützte den Republikaner Robert A. Taft, der sich für eine defensive Militärpolitik aussprach, die sich zur Verteidigung der westlichen Hemisphäre auf den amerikanischen Kontinent beschränken sollte. Den weltweiten Verpflichtungen, die Präsident Truman eingegangen war, stand er sehr skeptisch gegenüber. Letztendlich konnte er sich mit seiner Überzeugung in dieser Auseinandersetzung bezüglich des Kalten Kriegs, die als The Great Debate bekannt ist, nicht durchsetzen. 1948 und 1952 unterstützte er bei den Präsidentschaftswahlen Robert A. Taft, 1956 Eisenhower. Von der Kandidatur Nixons 1960 war er wenig überzeugt. Kurz vor seinem Tod setzte er sich 1964 für Barry Goldwater ein.<ref name="LAP" />

31 Jahre nach Beendigung seiner Amtszeit als US-Präsident starb Hoover im Oktober 1964 90-jährig an Darmkrebs in New York und wurde am 25. Oktober in seinem Geburtsort West Branch beerdigt. Die Trauerprozession von Cedar Rapids zum Ort seiner Bestattung wurde von 100.000 Menschen begleitet.<ref>Gravesite auf Webpräsenz Herbert Hoover National Historic Site, National Park Service, abgerufen am 16. November 2013.</ref> Hoover war somit für viele Jahre der US-Präsident, der nach Beendigung seiner Amtszeit am längsten weiterlebte. Seit dem 7. September 2012 ist dies Jimmy Carter.

Nachleben

Historische Bewertung und Persönlichkeit

Das Urteil über Hoover war in den über 30 Jahren nach seiner Präsidentschaft trotz weltweiter Popularität als Wohltäter von den abwertenden und düsteren Stereotypen geprägt, die während der Great Depression über ihn entstanden waren. Sinnbildlich stehen dafür die nach ihm benannten Hoovervilles. Erst nach Eröffnung der Präsidentenbibliothek im Jahr 1966 untersuchte die Geschichtswissenschaft seine Persönlichkeit und Handlungsmotive detaillierter und tiefergehend.<ref>Paul W. Glad: Herbert Clark Hoover 1929–1933. In: Melvin I. Urofsky (Hrsg.): The American Presidents: Critical Essays. Taylor & Francis, New York 2000, ISBN 0-203-00880-4, S. 395.</ref> Dennoch gilt er bis heute als ein schwacher Präsident.<ref name="FQ461">Glen Jeansonne: The Life of Herbert Hoover: Fighting Quaker, 1928–1933. Band 5. S. 461</ref>

Obwohl Herbert Hoover später als Erwachsener die Gottesdienste kaum besuchte, nach Römischen Ritus heiratete und nicht alkoholabstinent lebte, prägte ihn sein weiteres Leben lang die in der Familie vor allem durch die fromme Mutter vermittelte Quäkertheologie und ihre Wertschätzung der Eigenverantwortlichkeit des Individuums, der Bedeutung von Freiheit, Wohltätigkeit sowie pflichtbewusster Arbeit. Sein Vertrauen in die nachbarschaftliche Gemeinschaft als bestes Mittel, um Bedürftigen Unterstützung zukommen zu lassen, entstand gleichfalls aus dieser Erfahrung heraus.<ref name="Leu13">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 1–3.</ref> Schon in jungen Jahren spendete er daher einen Großteils seines Vermögens an Freunde, Verwandte und an mittellose Studenten oder Dozenten,<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 20.</ref> später initiierte er auf eigene Kosten sehr erfolgreich karitative Freiwilligenorganisationen. Da er einen Großteil der Spenden, darunter sein gesamtes Gehalt als Präsident, anonym tätigte, ist der wahre Umfang von Hoovers Wohltätigkeit bis heute unbekannt. Laut seinem Biographen George H. Nash ist es in der Geschichte bisher keinem gelungen mehr Menschen vom Tode zu retten als Hoover.<ref name="Nas155" /> Hoovers philosophische Überzeugung von der Bedeutung des Individuums spiegelt sich in der Monographie American Individualism von 1922 wider.<ref>Glen Jeansonne: The Life of Herbert Hoover: Fighting Quaker, 1928–1933. Band 5. S. 390.</ref>

Als von allen Präsidenten bisher größter Anhänger von Efficiency Movement und Taylorismus, der bereits als Student mit entsprechender Programmatik Wahlkampf geführt hatte,<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 8.</ref> glaubte Hoover daran, mit einer besser organisierten Wirtschaft Krisen vermeiden und größere Wachstumsraten erzielen zu können. Selbst mitten in der Weltwirtschaftskrise während des Wahlkampfes von 1932 warb Hoover auf der Republican National Convention vor allem für Scientific Management als einen Weg zu neuem Fortschritt.<ref>Linda Sangolt (Hrsg.): A century of Quantification. In: Between Enlightenment and Disaster: Dimensions of the Political Use of Knowledge. Peter Lang, Brüssel 2010, ISBN 978-90-5201-631-3, S. 87</ref> Als weitere inhaltliche Elemente dieser Bewegung gehörten zu seinem politischen Ansatz eine höhere Effizienz, das Beseitigen von Verschwendung sowie die Kooperation von Wirtschaftsführern, Staatsvertretern und Sozialwissenschaftlern, um sich bei der Planung abzustimmen. Um letzteren Aspekt zu fördern, unterstützte Hoover die Gründung von Wirtschaftsverbänden.<ref name="BP" /> Die Lehre einer freien Marktwirtschaft ohne staatliche Regulierung lehnte er ab.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 65.</ref> Seine sozialen Ideen orientierten sich an Thorstein Veblen. Wie er sah Hoover im Erfindungsreichtum der immer zahlreicher werdenden Ingenieure den Hauptträger des industriellen Fortschritts.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 18.</ref> Obwohl ihn seine Erfahrung faktisch eines Besseren belehrte, hielt er Freiwilligenorganisation und Eigeninitiative für besser geeignete Mittel zur Krisenbewältigung als staatliches Eingreifen.<ref name="Leu31" /><ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 40.</ref> Dieser als Associationalism bezeichnete in Zügen fromme Glaube an die Effektivität von Verbänden, Genossenschaften und Komitees im Vergleich zu Direkthilfe wurde später vielfach kritisiert, auch von Joan Hoff Wilson, einem Biographen, der sich in seinem Werk für die Rehabilitierung des schlechten Rufes von Hoover einsetzte.<ref>Daniel Michael Du Bois: From "Coolidge Prosperity" to "Voluntary Associationalism": Andrew Mellon, Herbert Hoover, and America´s Political Economy in the Republican-Era 1920s. In Katherine A.S. Sibley (Hrsg.): A Companion to Warren G. Harding, Calvin Coolidge, and Herbert Hoover. John Wiley & Sons, Chichester 2014, ISBN 978-1-118-83458-9, S. 226</ref> Laut dem Biographen Jeansonne zeigte sich Hoover im Verhalten mit vorsichtigen Erweiterungen staatlicher Kompetenzen als moderat in dieser Position, so dass er von beiden Seiten angegriffen wurde.<ref name="FQ461" /> Obwohl Hoover Konferenzen als Mittel zur Vermeidung reiner Top-down-Prozesse bewarb, nutzte er sie oft einfach nur dazu, seinen eigenen Willen durchzusetzen, in dem er die Teilnehmer festlegte, den Vorsitz führte und die Abschlussberichte und Handlungsempfehlungen alleine verfasste.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 61.</ref> Direkte staatliche Eingriffe in die Wirtschaft lehnte er grundsätzlich als bürokratisch ab, obwohl gerade er selbst in seiner politischen Laufbahn sehr viele Behörden schaffen sollte “Even if govermental conduct of business could give us more efficiency instead of less efficiency, the fundamental objection to it would remain unaltered and unabated” (Herbert Hoover (1928).<ref name="LEU64" />, deutsch: „Selbst wenn uns staatliche Geschäftsführung mehr anstatt weniger Effizienz geben sollte, bliebe die fundamentale Opposition dazu unverändert und unvermindert“)

Hoover reagierte auf Widerspruch sowie auf Smalltalk und unbedeutende politische Detailfragen ungeduldig. Im menschlichen Umgang insgesamt agierte er wortkarg, rechthaberisch, herrisch sowie aufbrausend und wirkte auf seine Umwelt daher gefühlskalt, überheblich und einzelgängerisch. Bis auf sehr wenige Freunde, die Hoover sein Leben lang stets nur unter Gleichgestellten fand, standen ihm seine Mitmenschen meist misstrauisch gegenüber.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 11, 12, 21, 26.</ref> Schon vor seiner Präsidentschaft fiel es ihm schwer, sich zu vernetzen und politische Unterstützung abzusichern. Als Handelsminister hatte er sich im Kabinett durch übereifrigen ressortübergreifenden Aktivismus und Streitsucht isoliert und gegenüber Präsident Coolidge wegen seiner häufigen Ratschläge eine gespannte Beziehung.<ref name="LEU64">William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 64.</ref> Bei Widerständen im Kongress suchte er nicht Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern zog sich zurück und ließ die Initiative bei Senat und Repräsentantenhaus.<ref name="uro399" /><ref name="DA" /> Trotz einer republikanischen Mehrheit in beiden Häusern zu Beginn seiner Präsidentschaft verlor er so schnell Unterstützung, zumal er eine negative Einstellung zur legislativen Funktion des Kongresses hatte und sich insgesamt weigerte klientelpolitisch aktiv zu sein.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 93, 94.</ref>

Verglichen mit seinen Amtsvorgängern in ähnlichen Krisensituationen, zeigte Hoover außergewöhnlich viel politische Initiative, vor allem bei der Gründung von Kommissionen, Konferenzen und Untersuchungsausschüssen. Bei der Wahl staatlicher Mittel überschritt er jedoch nicht eine gewisse Grenze. Hoover sah die Rolle der Regierung vor allem als Vermittler von freiwilligen Vereinbarungen in der Privatwirtschaft, womit er als Minister Erfolge erzielt hatte.<ref name="uro399">Paul W. Glad: Herbert Clark Hoover 1929–1933. In Melvin I. Urofsky (Hrsg.): The American Presidents: Critical Essays. Taylor & Francis, New York 2000, ISBN 0-203-00880-4, S. 399.</ref> Hoover selbst sah sich weniger als Politiker sondern als effizienter Ingenieur und Manager<ref name="LEU72" /> und verfolgte als Präsident diesen Stil weiter, in dem er Organisationen wie zum Beispiel das Federal Farm Board oder die National Credit Corporation gründete.<ref>Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 182.</ref><ref name="DA" />

Hoover zeigte sich in der Weltwirtschaftskrise trotz seines eigenen ausgeprägten Selbstvertrauens nicht in der Lage dazu, in der Bevölkerung mehr Zuversicht zu wecken.<ref name="GD184" /> Laut dem Historiker Piers Brendon wirkte Hoover gerade zu dieser Zeit, als sei er in erster Linie ein Ingenieur und erst in zweiter ein Mensch.<ref name="DV94">Piers Brendon: The Dark Valley: A Panorama of the 1930s. Random House, New York 2007, ISBN 978-0-307-42837-0, S. 94.</ref> Schon bald nach seiner Amtszeit war unter Historikern umstritten, ob Hoover angesichts seiner Erfolge im ersten Amtsjahr beim Ausbleiben der Weltwirtschaftskrise ein guter Präsident geworden wäre.<ref>William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover. S. 90–91.</ref>

Vielfach wurde in den folgenden Jahrzehnten der Revenue Act von 1932 als einer der größten Fehler während Hoovers Präsidentschaft bezeichnet. Auf eine Depression mit Steuererhöhungen zu reagieren, galt als keine Alternative. Etliche Ökonomen sahen dieses Gesetz als ursächlich für die weitere Verschärfung der Krise in den Jahren 1932–1933 an. Jude Wanniski macht den Revenue Act konkret verantwortlich für die Bankenkrise anfangs 1933. McElvaine hält diese Argumentation für sehr fragwürdig, da die Steuermaßnahmen nur 15 % der Haushalte belasteten, das Gesetz 1935 und 1936 unter Franklin Delano Roosevelt nur geringfügige Änderungen erfuhr und in seiner Grundstruktur die Steuergesetzgebung bis zum Zweiten Weltkrieg bestimmte. Er sieht den wesentlichen Fehler Hoovers darin, die Staatsausgaben nicht genügend erhöht zu haben.<ref>Robert S. McElvaine: The Great Depression: America 1929–1941. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-307-77444-6, S. 198, 199.</ref>

Ehrungen und Denkmäler

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Herbert Hoover Presidential Library and Museum
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Die Gräber von Herbert und Lou Henry Hoover

Am 10. August 1965, knapp ein Jahr nach seinem Tod und an seinem Geburtsdatum, brachte der United States Postal Service 4c-Briefmarken mit seinem Porträt heraus.

Die Hoover-Talsperre, die den Colorado River zum Lake Mead aufstaut und die Grenze zwischen den Bundesstaaten Arizona und Nevada ist, wurde nach ihm benannt. Die Hooverstrasse in Oberkulm, Schweiz, wurde nach ihm benannt, da seine Vorfahren in dieser Gemeinde heimatberechtigt waren.

Sein Geburtshaus in West Branch und mehrere andere Gebäude in dem Ort, welche Bezug zu seiner Person haben, wie zum Beispiel seine Schule, die Schmiede seines Vaters sowie das Meetinghouse der Quäker, bilden seit 1965 die Herbert Hoover National Historic Site. Südwestlich des Geburtshauses wurde 1962 das Herbert Hoover Presidential Library and Museum errichtet, in dem sich die Präsidentenbibliothek befindet. Gleichfalls auf dem Gelände der National Historic Site liegen die Gräber von Hoover und seiner Frau.<ref>Hoover National Historic Site auf Webpräsenz National Park Service, abgerufen am 16. November 2013.</ref>

Das Hoover-Minthorn House, in dem Hoover von 1885 bis 1889 lebte, ist seit 2003 im National Register of Historic Places gelistet<ref>laut National Register of Historic Places. Abgerufen am 22. August 2013.</ref> und wird von der National Society of The Colonial Dames of America als Museum betrieben.<ref>Hoover-Minthorn House Museum auf Webpräsenz National Society of The Colonial Dames of America, abgerufen am 26. September 2014.</ref> In der Geisterstadt Gwalia in West-Australien sind das von Hoover entworfene Büro und Wohngebäude des leitenden Ingenieurs des Bergwerksunternehmens und Untersuchungsräume aus seinem damaligen Arbeitsaufenthalt erhalten.<ref>Gwalia Buildings auf Webpräsenz Gwalia Ghost Town & Museum, abgerufen am 16. November 2013.</ref> Das von Lou Henry geplante Haus, das die Hoovers ab 1920 als privaten Wohnort nutzten, ist seit dem 4. Februar 1985 als Lou Henry and Herbert Hoover House ein National Historic Landmark.<ref name="NHL">Hoover, Lou Henry and Herbert, House auf Webpräsenz National Historic Landmarks Programm (NHL), National Park Service, abgerufen am 13. November 2013.</ref> Nach ihrem Tod im Jahr 1944 hatte es Hoover der Stanford University als Residenz für Professoren vermacht.<ref>Lou Henry and Herbert Hoover House auf National Register of Historic Places Travel Itinerary, National Park Service, abgerufen am 13. November 2013.</ref> Das von ihm und seiner Frau erbaute und im Shenandoah-Nationalpark gelegene Camp Hoover, auch als Rapidan Camp bekannt, bestand aus mehreren einfachen Holzhäusern und diente als präsidialer Rückzugsort im Sommer und Erholungsanlage.<ref>Camp Hoover auf National Historic Landmarks Programm (NHL), National Park Service, abgerufen am 13. November 2013.</ref>

Filme

  • Im Dokumentarfilm Prohibition von Ken Burns werden der Wahlkampf 1928 und die antikatholischen Ressentiments gegen Al Smith thematisiert.
  • Über Hoovers Wahlsiege wurde der Dokumentarfilm Landslide – A Portrait of President Herbert Hoover (2009) von Chip Duncan gedreht.

Werke

  • Agricola’s De Re Metallica Übersetzt aus dem Lateinischen und bearbeitet von Herbert Hoover und seiner Frau L.H. Hoover (auf Englisch). The Mining Magazine, London 1912, OCLC 50707761.
  • American individualism. Garland, Garden City, N.Y. 1979, ISBN 0-8240-9704-1 (Nachdruck der Ausgabe Garden City 1923; auf Deutsch erschienen unter dem Titel: „Das Wesen Amerikas – Bekenntnisse eines Staatsmannes“, übertragen von Jonas Simon, Otto Karl Stollberg Verlag, Berlin 1928)
  • The challenge to liberty. Da Capo Press, New York 1973.
  • Freedom Betrayed. Herbert Hoover’s secret history of the Second World War and its aftermath, edited with an introduction by George H. Nash. Hoover Institution Press, Stanford, California 2011.
  • Memoiren. (3 Bände) Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1951–1953 (1. Jahre der Abenteuer; 2. Das Kabinett und die Präsidentschaft; 3. Die große Wirtschaftskrise)
  • The problems of lasting peace. Doubleday, Garden City, N.Y. 1943.
  • Herbert Hoover’s 1946–1947 factfinding mission to Germany. (Report No.1), (Report No.3)

Literatur

  • William E. Leuchtenburg: Herbert Hoover (= The American Presidents Series. Hrsg. von Arthur M. Schlesinger, Sean Wilentz. The 31st President). Times Books, New York City 2009, ISBN 978-0-8050-6958-7.
    • George H. Nash: The Life of Herbert Hoover: The engineer, 1874–1914. Band 1. W.W. Norton, New York City 1983, ISBN 0-393-01634-X.
    • George H. Nash: The Life of Herbert Hoover: The Humanitarian, 1914–1917. Band 2. W.W. Norton, New York City 1988, ISBN 0-393-34730-3.
    • George H. Nash: The Life of Herbert Hoover: Master of Emergencies, 1917–1918. Band 3. W.W. Norton, New York City 1996, ISBN 0-393-34595-5.
    • Kendrick A. Clements: The Life of Herbert Hoover: Imperfect Visionary, 1918–1928. Band 4. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2010, ISBN 978-0-230-10790-8.
    • Glen Jeansonne: The Life of Herbert Hoover: Fighting Quaker, 1928–1933. Band 5. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2012, ISBN 978-1-137-01682-9.
    • Gary Dean Best: The Life of Herbert Hoover: Keeper of the Torch, 1933–1964. Band 6. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2013, ISBN 978-0-230-10310-8.

Weblinks

Commons Commons: Herbert Hoover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote  Wikiquote: Herbert Hoover – Zitate (english)
Wikisource Wikisource: Herbert Hoover – Quellen und Volltexte (english)

Anmerkungen

<references />