George Washington


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter George Washington (Begriffsklärung) aufgeführt.

George Washington Darum erscheint es mir angemessen, insbesondere da es vielleicht zu einer deutlicheren Äußerung der öffentlichen Meinung führen wird, daß ich Sie jetzt von dem Entschluß in Kenntnis setze, den ich gefaßt habe: daß ich es ablehne, zum Kreise derer gezählt zu werden, unter denen die Wahl zu treffen ist.“<ref>Victor H. Paltsis (Hg.): Washington’s Farewell Address. New York 1935, S. 2 f. Hier zitiert nach Ellis, 3. Aufl. 2003, S. 168. Kompletter Text auf Bartleby.com</ref>

Auf lange Sicht gesehen, erhielt die Farewell Address „transzendentalen Status, sie rangierte neben der Unabhängigkeitserklärung und der Ansprache von Gettysburg als zukunftsweisende Formulierung der bleibenden Grundsätze Amerikas“.<ref>Ellis, 3. Aufl. 2003, S. 169.</ref> In der damaligen Öffentlichkeit verstand man sogleich die Tragweite dieser Bekanntmachung, da die freiwillige Aufgabe des Präsidentenamtes durch George Washington nach zwei Amtsperioden somit jenen Präzedenzfall kreierte, der erst von Franklin D. Roosevelt 1940 durchbrochen werden sollte. Die politische und psychologische Tragweite hatte noch eine andere Dimension: hatten sich die Bürger der Vereinigten Staaten ihren Staat zuvor ohne Washington seit dem Revolutionskrieg nicht vorstellen können, so waren sie in der Folge des Briefes nun auf sich gestellt.

Außerdem war die Farewell Address aufschlussreich für das Selbstverständnis der Außenpolitik George Washingtons. Denn hier verteidigte er auch seine bisherige Politik gegenüber den kriegführenden europäischen Großmächten. Dabei vertrat er hingegen keine Konzeption des sich selbst genügenden Isolationismus. Durch die Entwicklung des Außenhandels sollte die Wirtschaft und somit das außenpolitische Gewicht der Vereinigten Staaten gestärkt werden. Um jedoch den Außenhandel wirksam in alle Richtungen betreiben zu können, war die Neutralität oberstes Gebot. In Notfällen seien „temporary alliances“ möglich, „permanent alliances“ jedoch unbedingt zu vermeiden, da man in Europa „primäre Interessen“ verfolge, die die Amerikaner unmöglich teilen könnten.

Erst nach einer politischen und wirtschaftlichen Konsolidierung seien die Vereinigten Staaten in der Lage, „in der wir die Haltung einnehmen können, die bewirkt, daß die Neutralität, zu der wir uns jederzeit entschließen können, sorgfältig respektiert wird, (…) in der wir Frieden oder Krieg wählen können, wie unser von Gerechtigkeit gelenktes Interesse es ratsam erscheinen läßt“.<ref>Zitiert nach Willi Paul Adams: Revolution und Nationalstaatsgründung, 1763–1815. In: Willi Paul Adams (Hrsg.): Die Vereinigten Staaten von Amerika (= Fischer Weltgeschichte. Bd. 30). Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1977, S. 22–70, hier S. 64.</ref>

Neben seiner nachlassenden Gesundheit konnte man die immer schärfere Kritik gegen ihn in der Presse, wie z. B. durch Thomas Paine, der in einem offenen Brief Washingtons bevorstehenden Abgang pries und sogar für seinen „baldigen Tod betete“, als Begründung ausmachen.<ref>Joseph J. Ellis: Sie schufen Amerika: Die Gründergeneration von John Adams bis George Washington. Beck, München 2005, S. 174.</ref> Die Wiederwahl wäre im Gegensatz zu heute noch möglich gewesen, da der 22. Verfassungszusatz erst 1951 ratifiziert wurde. Bei der Schaffung des 22. Amendments, durch welches der Präsident nur einmal wiedergewählt werden kann, beriefen sich einige Kongressmitglieder auch auf die „Tradition Washingtons“, der auf eine weitere und damit dritte Amtszeit freiwillig verzichtete.

Im Folgejahr übertrug der amtierende Präsident John Adams Washington angesichts der Gefahr eines bevorstehenden Krieges mit Frankreich nochmals als Abschreckung gegen den einstigen Verbündeten den Oberbefehl als Generalleutnant über die Streitkräfte, den er allerdings nur nominell wahrnahm.

In Amerika bezeichnet man ihn oft als „Vater der Nation“ (Father of the Nation, Father of his Country), um dessen „personal-integrative Funktion“<ref>Franz Nuscheler, Klaus Ziemer: Die Wahl der Parlamente und anderer Staatsorgane. Band 2, de Gruyter, Berlin 1978, S. 120.</ref> als Gründervater dieser „ersten neuen Nation“ zu nutzen.<ref>Vgl. Simon Lipset: The First New Nation: The United States in Historical and Comperative Perspective. New York 1963.</ref> Die früheste Übertragung dieser Bezeichnung ins Deutsche als Landesvater erschien bereits 1778 in einem deutschsprachigen Almanach des Staates Pennsylvania.

Unter Washington traten fünf Staaten der Union bei: North Carolina, Rhode Island, Vermont, Kentucky und Tennessee.

Ruhestand

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Mount Vernon, Wohnsitz G. Washingtons
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Washington als Farmer, Lithographie von Régnier, um 1853

George Washingtons gesundheitliche Konstitution während seiner Amtszeit und vor allen Dingen während seines Rückzugs ins Privatleben ist zum einen ein Paradebeispiel für die Gesundheitssituation der herrschenden Elite des ausgehenden 18. Jahrhunderts, zum anderen bevorzugter Untersuchungsgegenstand amerikanischer Medizinhistoriker: Seit seinem 17. Lebensjahr litt Washington an Malaria.<ref>Detlef Suhr: Schicksal. Wenn Krankheiten Geschichte schreiben. Wagner, Gelnhausen 2007, S. 94; Joan R. Callahan: Emerging Biological Threats: A Reference Guide. Greenwood Press, Santa Barbara 2010, S. 21; zur Rolle der Malaria für die Kriegsführung der Neuzeit: Jack Edward McCallum: Military medicine: from ancient times to the 21st century. Abc-Clio, Santa Barbara 2007, S. 197.</ref>

Darüber hinaus plagte ihn der schlechte Zustand seiner Zähne. Seit seinem 24. Lebensjahr verlor er jedes Jahr einen weiteren Zahn, was vermutlich eine Folge des im 18. Jahrhundert extrem hohen Zuckerkonsums bei den reichen Eliten war. Auch litt er sehr wahrscheinlich an Diabetes.

In seinen späteren Jahren konsultierte Washington eine große Anzahl von Zahnärzten und besaß eine ebenso große Anzahl künstlicher Gebisse. Allerdings nicht aus Holz, wie gerne kolportiert wird. Die meisten wurden damals aus Wal- oder Walrossbein gefertigt, waren nach heutigen Begriffen extrem grobschlächtig und wurden mehr aus repräsentativen Gründen als zur Nahrungsaufnahme eingesetzt.<ref>Detlef Suhr: Schicksal. Wenn Krankheiten Geschichte schreiben. Wagner, Gelnhausen 2007, S. 95 f.</ref>

Washington war für die damalige Zeit mit mindestens 1,88 m sehr groß.<ref name="autogenerated1" /> John Adams kolportierte den Witz, dass Washington von beratenden Körperschaften immer zum Führer ausersehen wurde, ganz gleich, worum es ging, weil er stets der größte Mann im Raum war.<ref>Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 92.</ref>

Später in seinem Leben kamen Diphtherie, Tuberkulose und Pocken hinzu. Während seiner Präsidentschaft schwächte ihn eine schwere Lungenentzündung. All diese Krankheiten illustrieren die gesundheitlichen Gefährdungen seiner Zeit, die er nur aufgrund seiner bevorzugten Stellung überleben konnte.

George Washington selbst hätte gerne von der Präsidentschaft Abstand genommen, empfand es aber als seine Pflicht seiner Nation gegenüber, diese Position auszufüllen. Anders als Thomas Jefferson war er kein regelrechter „Mann des Volkes“, der nach Popularität zu streben suchte, sondern zog eine ihm naheliegende Introvertiertheit und die Distanz zu den Massen vor.

Zum Ende seines Lebens schrieb er 1798 einen letzten bezeichnenden Brief an seine große Liebe Sally Fairfax:

„Meine verehrte Madame,
Beinahe 25 Jahre sind vergangen, seit ich mich als bodenständigen Bewohner dieses Ortes betrachtet habe oder mich in der Situation befand, einem vertrauten Umgang mit meinen Freunden durch Briefe oder auf andere Weise zu frönen. In dieser Zeit geschahen so viele bedeutende Ereignisse. (…) Keines dieser Ereignisse, nicht einmal alle zusammen, sind imstande gewesen, aus meinem Geist die Erinnerung an diese glücklichen Augenblicke, die glücklichsten meines Lebens, die ich in Ihrer Gesellschaft genossen habe, zu löschen.“<ref>Vgl. Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 53.</ref>

Er bot ihr an, ihren Lebensabend in seiner Nachbarschaft zu verbringen, doch Sally, die viele Jahre in England verbracht hatte, lehnte ab. Sie starb 1811 im Alter von 81 Jahren.

Sklavenhaltung

Von seinem Vater erbte George Washington Land und 10 Sklaven. Während seines Lebens wuchs ihre Anzahl auf 390 an. In Bezug auf die Sklaverei führte Washington nach Ansicht seines Biographen Ron Chernow „ein schizoides Leben. Theoretisch und auf dem Papier lehnte er die Sklaverei ab, aber trotzdem verfolgte er seine entflohenen Sklaven und versuchte, sie wiederzubekommen.“<ref name="epoch">Washington ist der „schwärzeste Name“ in Amerika (Memento vom 20. Oktober 2014 im Internet Archive). In: Epoch Times. 22. Februar 2011, abgerufen am 17. September 2015.</ref> Bekanntheit erlangte Oney Judge, eine seiner Sklavinnen, die entflohen war und in den 1840er Jahren zweimal von abolitionistischen Zeitungen interviewt wurde.

Viele ehemalige Sklaven nahmen nach ihrer Freilassung den Namen Washington an. In den USA gilt dieser Nachname heute als schwärzester Name überhaupt.<ref name="epoch" />

Freimaurerei

Datei:George Washington Statue at Federal Hall.JPG
George-Washington-Statue vor der Federal Hall in Manhattan

1752 initiierte man Washington als Freimaurer in der „Fredericksburg Lodge No. 1“ in Virginia. Auf einem Konvent der Logen von Virginia schlug man Washington als Großmeister einer unabhängigen Großloge vor, was dieser jedoch ablehnte. In Morristown (New Jersey) trafen sich am 7. Februar 1780 Delegierte von Feldlogen und schlugen mehreren Großlogen vor, eine alle Staaten umfassende „Großloge von Amerika“ zu gründen, und wählten dafür Washington zum „Großmeister der Freimaurer überall in den Vereinigten Staaten“. Protokolle der Wahl wurden an die verschiedenen Großlogen geschickt. Als aber Massachusetts zu keiner endgültigen Entscheidung kam, ließ man das Vorhaben fallen.<ref name="Denslow2">William R. Denslow, Harry S. Truman: 10,000 Famous Freemasons from K to Z. ISBN 1-4179-7579-2.</ref>

1788 wurde er zum „Meister vom Stuhl“ der Freimaurerloge „Alexandria No. 39“ (Virginia) ernannt und blieb in seinem Amt, als er Präsident der Vereinigten Staaten geworden war.

Weil die vorgesehene Bibel zur Amtseinführung 1789 nicht eingetroffen war, ließ man die Logenbibel der „St. John’s Lodge No. 1“ des Staates New York holen, und Washington leistete den Präsidenten-Eid darauf, so wie es seitdem viele amerikanische Präsidenten (ob Freimaurer oder nicht) taten. Ausnahmen waren zum Beispiel John F. Kennedy, der auf seiner katholischen Familienbibel bestand, und George W. Bush, dessen Amtseinführung im Regen im Freien stattfand, weshalb man beschloss, die Bibel nicht der Nässe auszusetzen.

Den Eid zu Washingtons Einführung nahm der Großkanzler der Großloge von New York und Staatskanzler Robert R. Livingston ab.

Die Grundsteinlegung des Kapitols in Washington, D.C. vollzog Washington am 18. September 1793 nach freimaurerischem Ritus. Dabei wurde ihm der für ihn angefertigte Freimaurerschurz der Großloge von Maryland durch den Marquis de La Fayette feierlich überreicht.

Im November 1798, nur 13 Monate vor seinem Tod schrieb er der Großloge von Maryland: „Soweit ich mit den Lehren und Prinzipien der Freimaurerei vertraut bin, verstehe ich sie in der Wohltätigkeit begründet und sind nur zum Wohle der Menschheit auszuüben. Dem kann ich daher, aus diesem Grunde, nicht meine Zustimmung entziehen.“<ref name="Denslow2" />

Bei der Beisetzung des Präsidenten (1799) trugen sechs Obersten der Armee, alle Freimaurer, den Sarg.<ref>Eugen Lennhoff u. a.: Internationales Freimaurerlexikon. Auflage 2006, Lemma Washington, S. 889.</ref>

Tod

Ende 1799 erkrankte Washington an einer Kehlkopfentzündung. Mediziner glauben heute, dass entweder eine Infektion der Epiglottis, also des Kehldeckels, durch Streptokokken zum Tod führte oder eine Kombination aus Blutverlust, Erstickung und Austrocknung infolge der Behandlung durch einen Aderlass und starke Abführmittel. Er wies an, seinen Leichnam nicht vor Ablauf von zwei Tagen in die Gruft zu überführen, da er an Scheintote glaubte und Angst davor hatte, lebendig begraben zu werden. George Washington starb zwischen 10 und 11 Uhr am Abend des 14. Dezember 1799 auf seinem Gut Mount Vernon in Virginia ohne geistlichen Beistand und wurde dort vier Tage später in der Familiengruft beerdigt. Seine letzten Worte, die er an seinen bei ihm sitzenden Leibsklaven Christopher Sheels richtete, waren: „Es ist gut.“<ref>Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 331–333.</ref> 1831 wurde die neue Familiengruft fertiggestellt und die sterblichen Überreste Washingtons sowie die seiner Ehefrau Martha und anderer Familienmitglieder dort beigesetzt. Die Grabstätte ist der Öffentlichkeit im Rahmen eines Besuches des heutigen Museums Mount Vernon zugänglich.

Testament

Washington verfügte in seinem Testament die Freilassung aller 124 ihm unmittelbar gehörenden Sklaven sowie die Versorgung und Pflege der Alten und Gebrechlichen unter ihnen und die Unterrichtung und Ausbildung aller Jüngeren bis zu ihrem 25. Lebensjahr.<ref>Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 325.</ref> Die anderen, knapp 200 in Mount Vernon lebenden Sklaven blieben davon unberührt, da sie als sogenanntes Witwengut Teil des Custis-Vermögens waren, welches an Marthas Nachkommen weitergegeben werden musste.<ref>Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 322.</ref> Des Weiteren bestimmte er die Aufteilung seiner Erbschaft zu gleichen Teilen an 23 Erben, um so der Entstehung einer Dynastie vorzubeugen, weil er als Gründervater einer Nation und nicht einer prominenten amerikanischen Familie im Gedächtnis des Volkes fortbestehen wollte.<ref>Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 327.</ref>

Würdigung

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Karte Mount Vernons, von Washington selbst kartographiert

In einer Gedenkrede vor dem Kongress fand dessen Freund General Henry Lee folgende lobende Worte für Washington: „Der Erste im Krieg, der Erste im Frieden und der Erste im Herzen seiner Landsleute.“ („First in war, first in peace and first in the hearts of his countrymen (…) second to none in the humble and endearing scenes of private life.“)<ref>Zitiert nach: Joseph Nathan Kane: Facts about The Presidents. A Compilation of Biographical and Historical Information. 4. Auflage. New York 1981, S. 16.</ref>

Neben dieser sehr verkürzenden, wenn auch einprägsamen Formel mögen die Worte Thomas Jeffersons stehen, dem es mehr um die Würdigung des Staatsmannes ging: „Seine Integrität war die reinste, seine Rechtsauffassung die unbedingteste, die ich je erlebt habe. Keine Motive des Interesses oder der Blutsverwandtschaft, von Freundschaft oder Hass waren fähig, seine Entscheidung zu beeinflussen. Er war in der Tat, in jeder Hinsicht der Worte, ein weiser, ein guter und ein großer Mann.“<ref>Zitiert nach: America. Great Crisis in Our History. Told by its Makers. Bd. IV. Chicago 1925, S. 263.</ref>

Bei den amerikanischen Historikern ist es seit den Überlegungen Arthur M. Schlesingers im Jahre 1948 üblich, in regelmäßigen Abständen darüber zu diskutieren, welche US-Präsidenten ihr Land am besten regiert bzw. ihr Amt am gerechtesten zum Wohl des Landes ausgefüllt hätten. Neben Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt befand sich George Washington dabei stets in der „Spitzengruppe“ derjenigen Präsidenten, die von den meisten Historikern lobend beurteilt wurden.<ref>Vgl. hierzu: DiClerico, Uslauer: Few are chosen. Problems in Presidential Selections. 1984, S. 186 ff.</ref>

Ehrungen und „Nachleben“

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Die vier US-Präsidenten (v.l.n.r.): George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln auf dem Mount Rushmore
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Reiterstandbild von George Washington in Boston

Washington, D.C.

Noch zu seinen Lebzeiten wurde die Hauptstadt Washington, D.C. nach George Washington benannt.

Für einen kurzen Zeitraum war New York Regierungssitz. 1790 zog die Regierung erneut nach Philadelphia. Bereits während des Verfassungskonvents war man übereingekommen, dass die Frage des Hauptstadtsitzes zusätzliches Konfliktpotenzial zwischen den Einzelstaaten anhäufen würde. So lehnte man beispielsweise das schmucke, aber kleine Alexandria als zu ländlich ab, während New York als Hafenmetropole und Anlaufstelle der meisten Einwanderer als politisch zu unsicher galt, obwohl die Amtsgeschäfte auch in beiden Städten stattgefunden hatten.

Hatte der Kongress seit seinem Bestehen in acht verschiedenen Städten an der Ostküste getagt, so beschloss er nun, dass die neue Bundeshauptstadt „so nahe wie möglich dem Zentrum des Wohlstandes, der Bevölkerung und des Territoriums“ liegen solle und mit dem „Zugang zum Atlantik und den westlichen Gebieten“ ausgestattet sein müsse. Daher gründete man in einer salomonischen Lösung gleichermaßen durch ein Kongress-Gesetz (Residence Act) von 1790 den District of Columbia als außerhalb der US-Bundesstaaten befindliches Kunstgebilde auf zuvor brachliegendem Sumpf- und Marschland am linken Ufer des Potomac River. Dort entstand die Stadt ab 1791 nach Plänen des französischen Architekten und Städtebauers Pierre Charles L’Enfant, den George Washington persönlich beauftragt hatte. Als Übergangslösung beschloss man, Philadelphia 1791 für zehn Jahre zur Hauptstadt zu machen. Insbesondere das Marschland prägte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein das Bild der Hauptstadt, die man erst ab 1800 als „funktionierend“ bezeichnen konnte.

Die Neugründung platzierte man mehr im Süden, also südlich der Mason-Dixon-Linie, um für andere Kompromisse notwendige Stimmen der Südstaaten zu erhalten. Militärstrategisch war die Lage jedoch zu exponiert, wie die Bombardierung und Besetzung durch die Briten 1814 sowie der rasche Vormarsch des Südens auf die Stadt in der Frühphase des Sezessionskrieges belegen sollten. Im Verlauf seiner Präsidentschaft wählte George Washington West Point, New York, das von ihm bereits als Fort gegründet worden war, als Sitz der Militärakademie des Heeres der Vereinigten Staaten aus. Bestätigt wurde diese Auswahl durch einen Beschluss Thomas Jeffersons im Jahre 1802.

Der Bundesstaat Washington

Das Washington-Territorium, das 1853 aus dem nördlichen Teil des Oregon-Territoriums gebildet wurde, ist ihm zu Ehren benannt worden. Nach kleineren Umbildungen wurde es 1889 offiziell als 42. Bundesstaat in die Union aufgenommen. Der Bundesstaat Washington ist der einzige Bundesstaat, der nach einem ehemaligen Präsidenten benannt wurde. Städte sind hingegen häufiger nach Ex-Präsidenten benannt worden.

George-Washington-Universität

Die George-Washington-Universität in Washington, D.C. ist ebenfalls nach ihm benannt worden, was seinen ursprünglichen Absichten, mit Teilen aus verschiedenen Fonds und seinem Vermächtnis eine derartige Institution in der Hauptstadt zu gründen, entgegenkam.

Straßen, Plätze und Brücken

Eine Vielzahl von Straßen, Plätzen und Brücken wurden insbesondere in den USA nach Washington benannt. Bekannte Beispiele sind die George-Washington-Brücke und die Washington Bridge in New York City.

Denkmäler

Das erste Monument zu Ehren Washingtons wurde 1827 im Washington Monument State Park im US-Bundesstaat Maryland errichtet.

Nach Plänen von Robert Mills wurde von 1848 bis 1885 das so genannte Washington Monument, ein weißer Marmor-Obelisk, gebaut. Dieser befindet sich exakt auf der Verbindungsgeraden zwischen dem Capitol State Building und dem Lincoln Memorial in Washington, D.C. und war mit einer Höhe von 169 m zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung kurzfristig das höchste Gebäude der Welt. Durch den Bau des Eiffelturms verlor dieses Denkmal bereits 1889 seinen Rekord.

Am Mount Rushmore National Memorial wurde der 18,3 m hohe Porträtkopf Washingtons, neben drei anderen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Vereinigten Staaten, in den Fels gehauen.

Sonstige Ehrungen

Datei:G.Washington Quater Dollar 1941 Front&Back.jpg
Porträt auf einer Vierteldollarmünze (1941)

Ein Teil der Plantage, auf der Washington geboren wurde, wurde 1930 als George Washington Birthplace National Monument zur Gedenkstätte im Rang eines National Monument erklärt und ein typisches Gebäude der Zeit an der Stelle des bereits 1779 abgebrannten Haupthauses errichtet, in dem ein Museum zur Kolonialzeit untergebracht ist.

Das Porträt des „Vaters der Nation“ findet man seit 1935 sowohl auf dem 1-Dollar-Schein (nach einem Gemälde von Gilbert Stuart) als auch der Vierteldollarmünze sowie auf verschiedenen Briefmarken der US-Post.

Die Marine der Vereinigten Staaten verfolgt eine Tradition, in der diverse Kriegsschiffe nach berühmten Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte benannt werden und hat dies im Falle des ersten Präsidenten bereits bei mehreren Schiffen unterschiedlicher Klassen umgesetzt (siehe USS George Washington). Unter anderem wurde das erste nuklear angetriebene Raketen-U-Boot der Welt, die SSBN-589, das Typschiff der gleichnamigen George-Washington-Klasse, und ein Flugzeugträger der Nimitz-Klasse mit der Kennung CVN-73 nach ihm benannt.

Am 11. Oktober 1976 ernannte ihn der Kongress der Vereinigten Staaten im Beschluss Public Law 94-479 postum zum General of the Armies, ein Titel, der bis dahin nur John J. Pershing verliehen worden war. Das Parlament setzte die Beförderung rückwirkend zum 4. Juli 1976, dem 200. Jahrestag der Verkündung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten, in Kraft.

Das Atoll Teraina trug den Namen Washington-Insel, ehe es vom Britischen Empire annektiert wurde, des Weiteren wurde Washington-Land nach ihm benannt.

In Umfragen unter Historikern und der US-Bevölkerung wird er gemeinsam mit Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt stets als einer der drei besten US-Präsidenten bewertet.

Literatur

Bibliographie

  • George Washington: A Bibliography. Hg. v. Eldo Alexander, William P. Allen, 2 Bde. London 1990.

Werke

  • The Writings of George Washington. Hg. v. John C. Fitzpatrick, 39 Bde. Washington 1931–1944.

Monographien

  • Richard Brookhiser: Founding Father: Rediscovering George Washington. New York 1996, ISBN 0-684-83142-2.
  • Ron Chernow: Washington: A Life. Penguin, New York 2010.
  • Kevin Lee Cope: George Washington in and as culture – bicentenery explorations. New York 2000, ISBN 0-404-63538-5.
  • Marcus Cunliffe: George Washington – Man and Monument. Rev. ed. New York 1982, ISBN 0-451-62644-3.
  • Joseph J. Ellis: His Excellency George Washington. Alfred A. Knopf, New York 2004 (dt. Seine Exzellenz George Washington. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53509-7).
  • John Ferling: The First of Men. A Life of George Washington. Knoxville, Tennessee 1988, ISBN 0-87049-628-X.
  • David Hackett Fischer: Washington’s Crossing. Oxford University Press, New York 2006, ISBN 0-19-517034-2.
  • James Th. Flexner: George Washington. Boston Mass. 1984, ISBN 0-452-25542-2.
  • Hans Joachim Bodenbach: Benjamin Franklin und George Washington: unbekannte Porträts vom badischen Maler Lambert Sachs (1818–1903). In: Die Ortenau (Zeitschrift [Jahrbuch] des Historischen Vereins für Mittelbaden). Offenburg/Baden 2006, Band 86, S. 433–433, mit 5 Abb.
  • Douglas Southall Freeman: George Washington, a Biography. 7 Bde. New York 1948–1972.
  • Josef-Thomas Göller: George Washington. Vom Waldläufer zum Staatsmann – der erste Präsident. Biographie. Edition q, Berlin 1998, ISBN 3-86124-355-5.
  • Franz Herre: George Washington. Präsident an der Wiege einer Weltmacht. München 1999, ISBN 3-421-05188-7.
  • Edward G. Lengel: Inventing George Washington: America’s Founder, in Myth & Memory. HarperCollins, New York 2011.
  • Jürgen Overhoff: Friedrich der Große und George Washington. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-94647-5.

Weblinks

Commons Commons: George Washington – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />