Palmöl
Palmöl | |
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Palmöl; erkennbar ist die rötliche Färbung. | |
Herkunft |
Afrika, Amerika, Südostasien |
Farbe |
rot-bräunlich |
Inhaltsstoffe | |
Ölsäure | 39 % |
Linolsäure | 11 % |
Weitere Fettsäuren | 44 % Palmitinsäure, 4 % Stearinsäure, 1 % Myristinsäure |
Σ gesättigte Fettsäuren | 46 |
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren | 46 |
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren | 8 |
Eigenschaften | |
Dichte | 0,92 kg/l bei 15 °C<ref name="FNR">FNR: Biokraftstoffe Basisdaten Deutschland. Oktober 2008 (PDF; 526 kB).</ref> |
Viskosität | 29,4 mm2/s (bei 50 °C)<ref name="FNR" /> |
Schmelzpunkt | 30-37 °C<ref name="DGFett" /> |
Flammpunkt | 267 °C<ref name="FNR" /> |
Iodzahl | 34 – 61<ref name="FNR" /> |
Cetanzahl | 42<ref name="FNR" /> |
Herstellung und Verbrauch | |
Produktion weltweit | 39 Mio. t (2007/08)<ref name="LfL">Graser, S.; Jack, N.; Pantoulier, S. (Hrsg.): Agrarmärkte 2007. Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft 4/2008, S. 83–85</ref> 61,46 Mio. t (2014/15)<ref name="USDA 2015" /> |
Wichtigste Produktionsländer | Indonesien, Malaysia<ref name="LfL" /> |
Verwendung | Ernährung, Bioenergie, Industrie |
Palmöl ist ein Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen wird. In den Fett-Molekülen sind zu 44 % die gesättigte Palmitinsäure und zu 39 % die einfach ungesättigte Ölsäure gebunden. Palmkernöl wird aus den Kernen der Früchte gewonnen und besteht zu über 80 % aus gesättigten Fetten (überwiegend ist Laurinsäure gebunden). Ölpalmen sind dreimal so ertragreich wie Raps und beanspruchen für den gleichen Ertrag etwa 1/6 der Fläche von Soja.<ref name = "Schadwinkel"/>
Inhaltsverzeichnis
Palmöl
Palmöl (auch: Palmfett) wird aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte gewonnen. Die Früchte werden sterilisiert und gepresst, dabei entsteht das rohe Palmöl, CPO (Crude Palm Oil). Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Carotingehaltes eine orangerote Färbung, die bei der Raffination entfernt wird. Reines und frisches Palmöl hat einen spezifischen Veilchengeruch, einen süßlichen, angenehmen Geschmack und ist von klarer und heller Farbe. Kommerzielles Öl ist aber aufgrund weniger sorgfältig ausgeführter Präparationsmethoden zumeist trüb und gefärbt. Auch bekommt das Öl durch Alterung eine zunehmende Trübung und einen intensiveren Geruch. Dieser auch als Fermentation bezeichnete Alterungsprozess wird durch Mikroorganismen verursacht. Der Schmelzbereich von Palmöl liegt, je nach Zusammensetzung, zwischen 27 und 45 °C, die Dichte beträgt etwa 0,921 bis 0,924 kg/l.
Wie in allen Pflanzenölen sind auch in Palmöl verschiedene Fettsäuren gebunden, die Zusammensetzung (nach Verseifung) ist dabei<ref name="roempp">Eintrag zu Palmöl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 3. November 2015.</ref>:
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Allgemeine chemische Struktur von Ölen, wie Palmöl. Palmöl ist, wie andere Öle, ein Gemisch von Triestern des Glycerins. In der Abbildung steht R1, R2 und R3 für Alkylreste (ca. 50 %) oder Alkenylreste (ca. 50 %) mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen. |
Weiterhin sind etwa 0,05–0,2 % Carotinoide sowie geringe Mengen an Sterolen enthalten.<ref name="roempp"/>
Neben einem unterdrückten Fermentationsprozess, der sich in Farbe und Geruch widerspiegelt, war in der Vergangenheit ein weiteres Qualitätskriterium im internationalen Handel mit Palmöl der Säuregehalt des Öles. Öle mit geringerem Gehalt an sauren Bestandteilen galten als qualitativ hochwertiger und waren daher auch teurer, vor allem konnte der Säuregehalt durch unsachgemäße Pressung unangenehm ansteigen. Man sprach in diesem Zusammenhang von
- Pflanzungsöl: < 3 % Säure
- Export-Pflanzungsöl: um 5 % Säure
- weichen Ölen (frz.: huiles molles): 12–14 % Säure
- Halbölen (frz.: huile demi-molles): 25–40 % Säure
- harten Ölen: > 40 % Säure
Palmkernöl
Palmkernöl | |
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Rohstoffpflanze(n) |
Ölpalme (Elaeis guineensis) |
Herkunft |
Afrika, Amerika, Südostasien |
Farbe |
gelblich-bräunlich |
Inhaltsstoffe | |
Ölsäure | 15 % |
Linolsäure | 2 % |
Weitere Fettsäuren | 8 % Palmitinsäure, 3 % Stearinsäure, 16 % Myristinsäure, 48 % Laurinsäure, 3 % Caprinsäure, 3 % Caprylsäure |
Σ gesättigte Fettsäuren | 83 % |
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren | 15 % |
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren | 2 % |
Eigenschaften | |
Dichte | 0,925-0,935 kg/l bei 15 °C<ref>Bayer. Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, 2002: Pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke. Reihe: Materialien Umwelt & Entwicklung Bayern. S. 18.</ref> |
Viskosität | 21,5 mm2/s (bei 50 °C)<ref name="FNR" /> |
Schmelzpunkt | 25-30 °C<ref name="DGFett" /> |
Rauchpunkt | 220 °C<ref name="DGFett">Bertrand Matthäus: Welches Fett und Öl zu welchem Zweck? Merkmale und Spezifikationen von Ölen und Fetten. (PDF; 183 kB)</ref> |
Iodzahl | 14 – 22<ref name="FNR" /> |
Herstellung und Verbrauch | |
Produktion weltweit | 7,21 Mio. t (2014/15)<ref name="USDA 2015">USDA: Oilseeds: World Markets and Trade, Oktober 2015. pdf</ref> |
Wichtigste Produktionsländer | Indonesien, Malaysia |
Verwendung | Industrie (Nahrungsmittel, Oleochemie) |
Palmkernöl wird aus den Kernen der Ölfrüchte gewonnen. Die Kerne werden getrocknet, gemahlen und dann gepresst. Das Palmkernöl gehört wie das Kokosöl zu den Laurinölen, d. h. es enthält einen großen Anteil (bis zu 80 %) der gesättigten Fettsäure Laurinsäure in gebundener Form. Es gehört zu den festen Pflanzenfetten.
Die Zusammensetzung (nach Verseifung) des Palmkernöls unterscheidet sich deutlich vom Palmöl, sie ist<ref>Eintrag zu Palmkernöl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 3. November 2015.</ref>:
Fettsäure | Anteil | in Prozent | ||
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Laurinsäure |
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47–52 | ||
Myristinsäure |
|
16,0 | ||
Ölsäure |
|
10–18 | ||
Palmitinsäure |
|
6–9 | ||
Caprinsäure |
|
5,0 | ||
Caprylsäure |
|
3,0 | ||
Stearinsäure |
|
2–3 | ||
Linolsäure |
|
1–3 | ||
Andere Fettsäuren |
|
0,5 |
Das rohe Öl ist gelblich-bräunlich, nach der Raffination erhält man ein fast weißes bis leicht gelbliches Fett. Palmkernöl ist bei Raumtemperatur fest, der Schmelzbereich liegt zwischen 23 und 30 °C. Bei Körpertemperatur schmilzt es dann jedoch rasch ab und hinterlässt dabei einen angenehmen Kühleffekt. Es wird daher gern in Kakaoglasuren, Eiskonfekt und Eiscremeüberzügen und kühlschmelzenden Schokoladenfüllungen eingesetzt. Durch verschiedene Modifikationsverfahren lassen sich aus dem Palmkernöl hochwertige Spezialfette für die Süßwarenindustrie herstellen.
Palmkernöl findet außerdem Verwendung als feste Komponente bei der Margarineherstellung. Im großen Umfang dient es auch zur Herstellung von oleochemischen Zwischenprodukten, die in der Kosmetik- und Reinigungsmittelindustrie eingesetzt werden. Auch in der Aluminiumindustrie findet es Verwendung.
Produktion weltweit und Anbaugebiete
Mit 30 Prozent Marktanteil ist Palmöl vor Sojaöl das meist angebaute Pflanzenöl der Welt.<ref name>[1], Focus Money vom 12. Mai 2010.</ref> Die Weltproduktion von Palmöl stieg in den letzten Jahren zum Teil über 15 % im Jahr. 2009 wurden weltweit 46 Millionen Tonnen Palmöl produziert,<ref name="Focus 2010">[2] Focus Money vom 12. Mai 2010,</ref>, im Jahr 2015 waren es bereits 60 Millionen Tonnen.<ref name = "Schadwinkel">Schadwinkel, A. (2015) Die Welt braucht neues Öl, Zeit Online, 5. Nov. 2015</ref> Zum Vergleich: 2001 waren es noch 25,6 Millionen Tonnen.<ref name="FAZ 2008">[3], FAZ vom 28. April 2008.</ref>
Die wichtigsten Anbauländer für Ölpalmen sind Malaysia und Indonesien mit zusammen über 85 % der Weltproduktion (2007 ca. 39 Mio. Tonnen Palmöl).<ref name="LdL_Agrarmärkte 2007">Graser, S.; Jack, N.; Pantoulier, S. (Hrsg.): Agrarmärkte 2007. Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft 4/2008</ref> Allein Indonesien steigerte seine Produktion seit 2002/03 um 66 %<ref name="LdL_Agrarmärkte 2007" /> und überholte im Wirtschaftsjahr 2005/06 den Marktführer Malaysia.<ref name="USDA_FAS 2007">Indonesia: Palm Oil Production Prospects Continue to Grow United States Department of Agriculture (USDA) Foreign Agricultural Service, 31. Dezember 2007</ref> Die Anbauflächen in Malyasia und Indonesien haben sich seit 1990 verzehnfacht. Tendenz steigend. Laut WWF plant allein Indonesien, die Plantagen bis 2025 auf 20 Millionen Hektar auszudehnen – die Hälfte davon soll auf Borneo Platz finden.<ref name = "Schadwinkel"/>
Damit liegt Indonesiens Weltmarktanteil bei 44 % und Malaysia bei 43 %. Andere Produktionsländer wie Kolumbien, Nigeria und Thailand liegen mit jeweils etwa 800.000 Tonnen pro Jahr bei jeweils 2 %.<ref name="USDA_FAS 2007" />
Die weltweit größte Handelsgesellschaft für Palmöl ist Wilmar International. Des Weiteren zu nennen sind die südostasiatischen Plantagen besitzenden Unternehmen Sime Darby, IOI Group und Kuala Lumpur Kepong. Die Hauptabnehmer für Palmöl befinden sich vor allem in Europa und Asien. Dabei stellt Indien vor der Europäischen Union, China und Pakistan den wichtigsten Importeur dar. Vor allem in China und Indien nahm die Nutzung als Lebensmittel sehr stark zu, allein im Jahr 2006/07 steigerte sie sich um 4,5 % bzw. 1,2 Millionen Tonnen. Dagegen stieg die industrielle Nutzung vor allem durch die Herstellung von Biodiesel um 8,9 % bzw. 710.000 Tonnen.<ref>Palm Oil Continues to Dominate Global Consumption in 2006/07 (PDF; 33 kB). Oilseeds: World Markets and Trends FOP 6-06, United States Department of Agriculture (USDA) Juni 2006</ref>
Verwendung
Laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe wurde 2011 das weltweit produzierte Palm- und Palmkernöl etwa zu 68 % für Nahrungsmittel (z. B. Margarine, Salat- und Kochöl), etwa 27 % für industrielle Zwecke (z. B. Reinigungsmittel, Kosmetik, Kerzen) und 5 % für die Energiegewinnung verwendet.<ref>mediathek.fnr.de</ref> Laut Greenpeace und WWF steckt Palmöl heute in etwa jedem zweiten Produkt, das in deutschen Supermärkten zu kaufen ist.<ref name = "Schadwinkel"/>
Nutzung als Nahrungsmittel
Palmöl und Palmkernöl wird zum größten Teil im Bereich der Ernährung eingesetzt. Dabei wird Palmöl aufgrund seiner ausgezeichneten Hitze- und Oxidationsstabilität vor allem in Asien und Afrika als Speisefett zum Kochen, Braten und Frittieren eingesetzt. Außerdem wird es international für die Herstellung von Backwaren, Margarine und Süßwaren verwendet.<ref name="Krist et al." /> Es eignet sich entsprechend gut zum Erhitzen (Braten), da darin kaum mehrfach ungesättigte Fettsäurereste gebunden sind, die sich beim Erhitzen in die physiologisch bedenklichen trans-Fettsäurereste umlagern können. Rotes (unraffiniertes) Palmöl enthält eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Carotinen und Vitamin E, insbesondere von Tocotrienolen. Bereits ein Esslöffel rotes Palmöl enthält mehr als die empfohlene Tagesaufnahme (Recommended Daily Allowance) von Vitamin A, beta-Carotin und Vitamin E. Von Herstellerseite wird ein Gehalt von 400 bis 800 ppm von Tocopherol und Tocotrienol wie auch von Carotinen angegeben. Rotes Palmöl ist eine der besten Quellen für Tocotrienole, eine Gruppe von Vitamin E-Isomeren, deren gesundheitliche Vorteile gegenüber Tocopherolen seit ca. 25 Jahren erforscht werden.
Palmkernöl findet ebenfalls zu einem großen Anteil Verwendung bei der Herstellung von Margarine, der es einen butterähnlichen Geschmack verleiht. Durch verschiedene Veränderungen kann Palmkernöl auch zu hochwertigen Spezialfetten für die Süßwarenindustrie umgewandelt werden. Zudem wird es aufgrund seiner Schmelzeigenschaften für Kakaoglasuren, Eiskonfekt, Cremeüberzüge und schnellschmelzende Schokoladenfüllungen, Toffees und Karamell verwendet. <ref name="Krist et al.">Sabine Krist, Gerhard Buchbauer, Carina Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien 2008; S. 330–337. ISBN 978-3-211-75606-5.</ref> Denn Palmkernöl ist bei Raumtemperatur fest, bei Körpertemperatur schmilzt es dann jedoch rasch ab und hinterlässt dabei einen angenehmen Kühleffekt. <ref>Walter Rau AG über die Eigenschaften des Palmkernöls</ref>
Verwendung in Wasch- und Reinigungsmitteln
Palmkernöl wird für die Herstellung von Tensiden, den waschaktiven Stoffen in konventionellen sowie ökologischen Reinigungsmitteln eingesetzt. Alle Wasch- und Reinigungsmittel enthalten Anteile von 3-30% Tenside, welche entweder aus Erdöl hergestellt werden oder aus tropischen Ölen, hauptsächlich Palmkernöl. Mit immer größeren Palmölanbauflächen in Asien und in geringerem Maße Südamerika und Afrika, sowie dem Trend zu nachwachsenden Rohstoffen, ist der Anteil von Tensiden auf Basis Palmkernöl stark zunehmend, trotz der damit verbundenen ökologischen und sozialen Probleme.<ref>https://www.prowildlife.de/sites/default/files/FS_Palmoel.pdf</ref> Palmkernöl ist in Wasch- und Reinigungsmitteln nicht einzufügen.
Malaysia bereitet einen verpflichtenden Wechsel von Diesel auf Biokraftstoffe zum Jahr 2008 vor. Seit 2007 muss in Malaysia verkaufter Diesel 5 % verestertes Palmöl enthalten. Zudem unterstützt die malaysische Regierung aufgrund steigender Mineralölpreise den Bau von Palmöl-Biodiesel-Anlagen der finnischen Firma Neste Oil im Land. Die erste Anlage im finnischen Porvoo startete Mitte 2007 die Produktion des als „Next Generation Biomass-to-Liquid“ (NExBtL) bezeichneten Biodiesels mit einer Jahreskapazität von 170.000 Tonnen. Der dort produzierte NExBtL erreicht eine Cetanzahl von 84 bis 99 und wies in Fahrversuchen mit Bussen abhängig vom Fahrzyklus bis zu 45 % weniger Partikelausstoß und bis zu 20 % weniger Stickoxide (NOx) auf. Ein weiterer Vorteil sind die geringen Kosten für die Herstellung, die bei rund einem Viertel gegenüber anderen Biodieselarten liegen. Zwei weitere Anlage befinden sich im Bau und sollen 2011 die Produktion von jeweils 800.000 t pro Jahr in Singapur<ref name="VDI 4_2008" /> und Rotterdam<ref>Neste Oil to build a NExBTL renewable diesel plant in Rotterdam, Pressemitteilung von Neste Oil, 13. Juni 2008.</ref> aufnehmen. Die Pläne für eine Palmölraffiniere in Deutschland am Standort Emden scheiterten dagegen Anfang 2007.
Die Herstellung des Kraftstoffs aus Palmöl erfolgt nach einer Vorbehandlung mit Phosphorsäure und Natronlauge. Das Öl wird bei Temperaturen von 320 bis 360 °C und bis zu 80 bar Druck unter Zusatz von Katalysator mit Wasserstoff versetzt (hydriert). Der Wasserstoff wird in Parvoo in einem mit Erdgas betriebenen Dampfreformer erzeugt. Zur Strom- und Dampferzeugung dienen die im Prozess anfallenden Abfallstoffe (Schlämme, Gase und Benzinreste) in einem Blockheizkraftwerk.<ref name="VDI 4_2008" />
Ökologische und sozialethische Probleme
Vor allem wegen der Nachfrage als Rohprodukt für die kostengünstige Herstellung von Biokraftstoffen, Kerzen und Waschmitteln, der deswegen einhergehenden Abholzung großer Regenwaldflächen zur Anlage von Plantagen in den Wachstumsgebieten der Ölpalme steht der Anbau von Ölpalmen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Der Anbau der Ölpalmen erfolgt zudem nach gängiger Einschätzung gegenwärtig in ökologisch nicht nachhaltiger Weise. Verschiedene Umweltschutzorganisationen, in Deutschland insbesondere Greenpeace und Rettet den Regenwald, weisen darauf hin, dass für die Errichtung von neuen Ölpalmplantagen in großem Umfang Regenwälder zerstört werden. Diese Aussagen wurden durch Forschungsergebnisse auf der Basis von Daten der FAO bestätigt, nach denen zwischen 1990 und 2005 1,87 Millionen Hektar Palmölplantagen in Malaysia und mehr als 3 Millionen Hektar in Indonesien neu angelegt wurden, von denen mehr als die Hälfte durch Abholzung von Wäldern entstand.<ref>Tropical forests axed in favour of palm oil. NewScientist Environment 31. Mai 2008.</ref>
Während für Palmöl und andere biogene Energieträger ein in der Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung seit 2007 gesetzlich vorgeschriebenes Zertifizierungssystem die ökologische und soziale Nachhaltigkeit des Anbaus in Zukunft gewährleisten und damit ungewollte Auswirkungen wie Urwaldrodung und Menschenrechtsverletzungen verhindern soll, wird die Produktion der anderen Palmölprodukte wie Kosmetika und Margarine weiterhin nicht Nachhaltigkeitskriterien unterworfen sein. Der im Jahr 2003 auf Initiative des WWF gegründete Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil, RSPO) versucht als zentrale Organisation nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen.<ref>Roundtable on Sustainable Palm Oil, Website.</ref> Mitglieder des Roundtable sind neben Umweltschutzverbänden und anderen NGOs vor allem Firmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls, darunter Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, aber auch Investoren und Banken.<ref>Players in the Palm Oil Supply Chain auf den Seiten des Roundtable on Sustainable Palm Oil.</ref> Immer wieder kritisieren NGOs, dass die Vertreter der Palmölindustrie bei weitem in der Überzahl seien (394 Vertreter der Palmölindustrie gegenüber 22 Vertretern aus Umwelt und Soziales) und der Einfluss industrieller Interessen auf die Zertifizierung somit zu hoch sei.<ref>https://www.prowildlife.de/sites/default/files/FS_Palmoel.pdf.</ref>
Seit Juni 2011 können Lebensmittelhersteller und Handel ein Siegel beim RSPO beantragen. Es kennzeichnet Lebensmittel und Kosmetika, die RSPO-zertifiziertes Palmöl enthalten. Das Siegel garantiert laut Eigenwerbung, dass für das Palmöl keine tropischen Regenwälder gerodet oder Torfmoore trockengelegt wurden.<ref>Markenzeichen für nachhaltiges Palmöl schafft Transparenz für Verbraucher Pressemeldung OVID vom 9. Juni 2011.</ref> Rettet den Regenwald gibt jedoch an, dass das RSPO-Siegel weder die Regenwaldrodung ausschließe noch den Klimaschutz in irgendeiner Weise berücksichtige.<ref>Schmutziges Öl: Die Palmöl-Recherche, 9. Oktober 2012.</ref> Am RSPO wird ferner kritisiert, dass Monokulturen zugelassen sind.<ref>"NGOs sorgen für Unbehagen", 23. September 2014.</ref>
Arbeiter sollen mit falschen Versprechungen angelockt und zu Zwangsarbeit gezwungen worden sein. Es wird von Tausenden von Kindern berichtet, die auf Palmölplantagen Fronarbeiten zu leisten hätten. Die indigene Bevölkerung wird teilweise von den RSPO-zertifizierten Firmen mit Gewalt vertrieben, Menschenrechtsverstöße werden kaum geahndet. Auch wird in vielen Palmölplantagen das Herbizid Paraquat eingesetzt, das jährlich zu Tausenden Vergiftungsfällen bei Plantagenarbeiterinnen und Kleinbauern führt. Paraquat ist in der Europäischen Union, der Schweiz und einigen anderen Ländern aus gesundheitlichen Gründen verboten.<ref>http://www.evb.ch/p25020890.html</ref>
Immer wieder erscheinen Berichte über Brandstiftungen, um für neue Palmölplantagen Raum zu schaffen, z.B. Sumatra 2014.<ref>http://www.dw.de/sumatras-w%C3%A4lder-brennen/g-17481828.</ref> Spektrum schreibt 2014: „Allein aus dem Absetzbecken einer typischen südostasiatischen Palmölplantage entweichen demnach pro Jahr über 3000 Tonnen Methan – das entspricht den Kohlendioxidemissionen von mehr als 22.000 Autos in den USA im gleichen Zeitraum. Der gesamte Methanausstoß der indonesischen Produzenten erhöht die Treibhausgasemissionen des Landes um ein Drittel.“<ref>http://www.spektrum.de/alias/pflanzenoele/palmoel-ist-noch-umweltschaedlicher/1251550</ref>
Auch Bio-Palmöl soll in Anbau und Herstellung nicht unbedingt nachhaltiger sein, bis auf einen kleinen Teil, der in afrikanischen Kooperativen angebaut wird.<ref>Ist Bio-Palmöl besser?, 2. September 2014.</ref>
Literatur
- Sabine Krist, Gerhard Buchbauer, Carina Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien 2008; S. 330–337. ISBN 978-3-211-75606-5.
- Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: Sozial-ökologische Bewertung der stationären energetischen Nutzung von importierten Biokraftstoffen am Beispiel von Palmöl. Studie vom Februar 2008 (Pressemitteilung und Endbericht)
- Friedel Hütz-Adams: Palmöl: vom Nahrungsmittel zum Treibstoff? Entwicklungen und Prognosen für ein umstrittenes Plantagenprodukt pdf
Einzelnachweise
<references />