Paweł Kukiz


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Paweł Piotr Kukiz (* 24. Juni 1963 in Paczków) ist ein polnischer Rockmusiker, Schauspieler und Politiker. 1984 bis 2013 war er Mitglied der Rockband Piersi. 2015 trat er bei der Präsidentschaftswahl in Polen an. Er ist Sprecher des Wahlbündnisses Ruch Kukiza, das bei der Parlamentswahl 2015 42 Sitze im Sejm errang.

Datei:Paweł Kukiz.JPG
Paweł Kukiz (2013)

Familie und Ausbildung

Der Sohn eines Arztes beendete die Volksschule sowie die Sekundarschule in Niemodlin,<ref>Jubileusz 50-lecia szkoły 8 października 2010 (Memento vom 14. September 2012 im Webarchiv archive.is)</ref> wo er 1984 die Rockband Piersi mitgründete<ref>Piersi – Biografia. In: rmf.fm. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>.

Er studierte Verwaltung an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Breslau<ref>Paweł Kukiz – Biografia. In: wp.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref> und später Politik- und Rechtswissenschaft an der Universität Warschau, ohne einen Studiengang zu beenden<ref>Paweł Kukiz – orędownik jednomandatowych okręgów wyborczych kandydatem na prezydenta. In: wyborcza.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>.

Seit 1991 ist Kukiz verheiratet und hat drei Töchter<ref>Paweł Kukiz. In: filmweb.pl. 25. März 2015, abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>.

Karriere als Musiker

1984 bis 2013 gehörte er der Rockband Piersi an und war währenddessen auch Bandleader<ref>Paweł Kukiz odchodzi z grupy Piersi. In: onet.pl. 17. Februar 2013, abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>. 1997 bis 2004 wurde diese auch als Kukiz i Piersi bezeichnet. Zusammen mit der Band veröffentlichte er insgesamt neun Alben. Eine Kontroverse löste das gegen den polnischen Klerus gerichtete Musikstück ZChN zbliża się (Die Christlich-Nationale Vereinigung kommt näher) aus, das in manchen Augen religiöse Gefühle verletzte<ref>„Bóg dał ci rock and rolla”. In: tygodnik.com.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>.

1989 bis 1993 trat Kukiz als Sänger der Gruppe Emigranci auf. Des Weiteren beteiligte er sich 2001 an dem Musikprojekt Yugoton und führte dieses später unter dem Namen Yugopolis fort. 2003 brachte er ein Album zusammen mit Jan Borysewicz raus. Im Duett mit Pih sang er das Lied Młodość, das 2014 in einem Album herausgebracht wurde.

In den 1990er Jahren trat Kukiz in der Werbung von Pepsi auf.

2009 war Kukiz neben Marek Horodniczy Gastgeber der im öffentlich-rechtlichen Sender TVP1 ausgestrahlten Sendung Koniec końców.<ref>Koniec końców (Memento vom 27. Januar 2013 im Internet Archive)</ref> 2010 nahm er als Juror des Festiwal Piosenki Angielskiej (deutsch Festival englischer Songs) in Brzeg teil.

Die Plattenfirma Sony Music Entertainment, die Kukiz unter Vertrag hatte, kündigte 2015 nach Bekanntwerden seiner Präsidentschaftskandidatur die Zusammenarbeit auf.<ref>Wojciech Rylokowski: Presidential candidate loses record deal with Sony Music. In: WBJ.pl. 13. Februar 2015.</ref>

Gesellschaft und Politik

Bei der Präsidentschaftswahl in Polen 2005 war Kukiz Mitglied im Unterstützungskomitee für den Kandidaten Donald Tusk.<ref>http://metro.gazeta.pl/Wydarzenia/1,126477,17597696.html</ref> Später unterstützte er auch die Wahlkampagnen der liberalkonservativen, von Tusk geführten Partei Bürgerplattform bei den Kommunalwahlen 2006 und der Parlamentswahl 2007.<ref>Paweł Kukiz: Nie będę krzyczeć. In: dziennik.pl. 12. Oktober 2007, abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>

2009 wurde Kukiz Redakteur des Internetportals nieobecni.com.pl, das sich der Dokumentation von Gräbern in den ehemaligen Ostgebieten Polens wie auch historischen Gräbern im Lande widmet.<ref>Rozmowa z Pawłem Kukizem, muzykiem rockowym i redaktorem naczelnym strony (Memento vom 27. Januar 2013 im Internet Archive)</ref> Im Rahmen einer politischen Zusammenarbeit mit Piotr Duda von der Gewerkschaft Solidarność nahm er 2013 das gegen die Politik der deutschen Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach gerichtete Lied „Heil Sztajnbach“<ref>Diese Präsidentenwahl macht Polen ratlos welt.de, 12. Mai 2015, abgerufen am 12. Mai 2015</ref> auf und stilisierte sich zunehmend zu einem systemkritischen, dem eigenen Selbstverständnis nach eine Volksbewegung gegen die verkrustete Parteienlandschaft anführenden Politiker. Nach Einschätzung ausländischer Korrespondenten hat sich Kukiz „vom witzigen Punkrocker immer mehr zum teils rechtsextremen Rockbarden“ entwickelt, seit er um 2010 „scharf rechts“ abgebogen sei.<ref name="stz">Paul Flückiger: Rockmusiker Pawel Kukiz. Polens neue Wutbürger. In: Stuttgarter Zeitung, 7. April 2013</ref> 2010 und 2011 gehörte Kukiz zum Unterstützungskomitee des Marsches der Unabhängigkeit (Marsz Niepodległości), der immer am 11. November, dem polnischen Unabhängigkeitstag, in Warschau stattfindet.<ref>Kaczyński Paweł Kukiz odchodzi z komitetu honorowego Marszu Niepodległości.</ref>

Nachdem Kukiz im Februar 2015 bekanntgegeben hatte, dass er für die Präsidentschaftswahl im Mai kandidieren werde, mäßigte er seine politischen Positionen.<ref name="presse">Paul Flückiger: Kaczyński schickt Trojanisches Pferd in den Wahlkampf. In: Die Presse. 8. Mai 2015.</ref> Nach dem Einreichen der benötigten 100.000 Unterschriften wurde er am 25. März offiziell als Kandidat registriert.<ref>Obwieszczenie Państwowej Komisji Wyborczej z dnia 11 maja 2015 r. o wynikach głosowania i wyniku wyborów Prezydenta Rzeczypospolitej Polskiej, zarządzonych na dzień 10 maja 2015 r. In: pkw.gov.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref> Sein wichtigster Programmpunkt war neben der Senkung von Steuern die Einführung der Mehrheitswahl, die dazu dienen sollte, die hergebrachten parteipolitischen Strukturen aufzusprengen und für kleinere Gruppen zu öffnen.<ref name="stz" /> Kukiz schaffte es, sich als unbekannte Größe mit laut Umfragen 5 bis 10 Prozent Unterstützung als gegen das System gerichteter Kandidat zu etablieren, der das Protestpotenzial vor allem unzufriedener Jungwähler ansprach. Beim ersten Wahlgang am 10. Mai 2015 erreichte Kukiz mit 20,8 Prozent der Wählerstimmen den dritten Platz nach Andrzej Duda und Bronisław Komorowski.

Nach der Präsidentschaftswahl kündigte Kukiz die Bildung einer neuen politischen Gruppierung sowie deren Teilnahme an der Parlamentswahl im Herbst 2015 an. Beobachter gingen davon aus, dass er eine rechtspopulistische Bewegung anführen würde, womöglich gemeinsam mit dem politisch ähnlich ausgerichteten Janusz Korwin-Mikke, einem weiteren Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl.<ref name="aleks">Aleks Szczerbiak: Which issues will determine the Polish presidential election? In: The Polish Politics Blog. 1. Mai 2015</ref> Korwin-Mikke tritt jedoch mit seiner eigenen Partei an, während Kukiz die Bewegung Ruch Kukiza gründete.

Am 6. September 2015 scheiterte ein von ihm angeregtes Referendum in Polen aufgrund der geringen Wahlbeteidigung.<ref>Oficjalne WYNIKI referendum. Frekwencja 7,8 proc. se.pl, 7. September 2015.</ref>

Kukiz wendet sich gegen die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare<ref>Kukiz: "nie" dla adopcji dzieci przez homoseksualistów. In: gazeta.pl. 7. Juni 2010, abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref> sowie gegen Abtreibung<ref>Kukiz: Osobiście mówię aborcji: nie. In: info.wiara.pl. 5. März 2010, abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>. Als Befürworter der Mehrheitswahl organisiert er die Aktion „Zmieleni.pl“. Er forderte die „Verteidigung der polnischen Industrie“, insbesondere der „polnischen Kohle“, gegen die von der Europäischen Union vorangetriebene „Auflösung der Industrie Polens“, die nach seinen Worten vor allem die deutschen Nachbarn anstreben. Der Mitte-Rechts-Regierung in Warschau unter Premierministerin Ewa Kopacz warf er vor, „Statthalter Angela Merkels in Polen“ zu sein.<ref>Kukiz: trzeba powstrzymać wygaszanie polskiej gospodarki , onet.pl, 8. Oktober 2015.</ref> Im Vorfeld der Parlamentswahl im Oktober 2015 sprach Kukiz von einer geplanten „Vernichtung des Polentums“: Während zweieinhalb Millionen junge, produktive Polen ausgewandert seien und weitere anderthalb Millionen dies vorhätten, würden „fremde Nationen“ im Land angesiedelt. Damit bezog er sich auf die Zusage der polnischen Regierung, 7000 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufzunehmen.<ref>Florian Kellermann: Polen vor der Parlamentswahl – Rechte im Aufwind. In: Deutschlandfunk, Sendung Hintergrund, 22. Oktober 2015.</ref>

Musik

Alben

  • 2012: Siła i honor

Musikstücke

  • 1996: Już nie ma dzikich plaż
  • 1997: Hej Janicku
  • 1999: Żywot staruszka
  • 1999: Chodź, zabiorę cię
  • 2000: Na opolskim rynku
  • 2001: Rzadko widuję cię z dziewczętami
  • 2002: Niby jestem, niby nie
  • 2003: Bo tutaj jest jak jest
  • 2003: Jeśli tylko chcesz
  • 2004: Jest taki dzień
  • 2007: Miasto budzi się
  • 2012: Czyste oczy
  • 2012: Old Punk
  • 2014: Samokrytyka (dla Michnika)

Filme

  • 1982: Jarocin '82
  • 1985: ... jestem przeciw
  • 1986: Fala - Jarocin '85
  • 1995: Girl Guide
  • 1998: Billboard
  • 1998: Matki, żony i kochanki
  • 1998: Poniedziałek
  • 1999: Stacja PRL
  • 2000: Dzieci Jarocina
  • 2001: Wtorek
  • 2004: Czwarta władza
  • 2006: S@motność w sieci

Auszeichnungen

  • 1995: Nagroda Fundacji Kultury Polskiej für den Film „Girl Guide”<ref>Girl Guide. In: filmpolski.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>
  • 2003: Fryderyk Nominierung für das Album „Borysewicz & Kukiz”<ref>Fryderyki 2003: nominowani i laureaci. In: zpv.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>
  • 2006: Order Uśmiechu<ref>Kawalerowie Orderu Uśmiechu. In: orderusmiechu.pl. Abgerufen am 19. Juni 2015 (polski).</ref>

Weblinks

Einzelnachweise

<references />