Referendum in Polen 2015
Das Referendum in Polen 2015 fand am 6. September 2015 statt, nachdem es vom damaligen Staatspräsidenten Bronisław Komorowski vorgeschlagen und vom Senat bewilligt worden war. Die Wahllokale waren von 6 bis 22 Uhr geöffnet.<ref>Uchwała Senatu. Abgerufen am 1. Juni 2015 (polski). ; Głosowanie nr 7 na 75. pos. Senatu RP. Abgerufen am 1. Juni 2015 (polski). </ref> Dabei wurden die Bürger aufgerufen, über drei Fragen mit Ja oder Nein abzustimmen. Die Kosten wurden auf 100 Millionen Złoty geschätzt, was in etwa 25 Millionen Euro entspräche.<ref>Koszt jednodniowego ogólnokrajowego referendum to 100 mln zł. In: polskieradio.pl. 15. Mai 2015, abgerufen am 1. Juli 2015 (polski). </ref>
Die drei Fragen des Referendums lauteten:<ref>Projekt Postanowienia Prezydenta RP. Abgerufen am 1. Juni 2015 (polski). </ref>
- Sind Sie für die Einführung eines Mehrheitswahlrechts bei der Wahl zum Sejm?
- Sind Sie für die Beibehaltung der bisherigen Parteienfinanzierung durch den Staatshaushalt?
- Sind Sie dafür, dass im Zweifelsfall zu Gunsten des Steuerzahlers entschieden wird (In dubio pro tributario)?
Das Ergebnis wäre dann bindend gewesen, wenn die Wahlbeteiligung 50 % überschritten hätte (Quorum). Aufgrund der Tatsache, dass das Referendum in den Medien kaum behandelt wurde und die Wahlbeteiligung in Polen traditionell gering ist, schätzten Politologen, dass maximal 30 % der Wahlberechtigten abstimmen würden. Tatsächlich lag die Wahlbeteiligung bei lediglich 7,8 %,<ref name="Wahlergebnis-2015">Referendum Ogólnokrajowe 6 września 2015. In: pkw.gov.pl. Abgerufen am 7. September 2015 (polski). </ref> was als Niederlage für Paweł Kukiz gewertet wurde, der bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2015 überraschend den dritten Platz erzielt hatte und auf dessen Forderung während des damaligen Wahlkampfs das Referendum zurückging.<ref>Dorota Bartyzel, Piotr Skolimowski: Polish Rock Star-Turned-Politician Set to Burn Out in Referendum. In: Bloomberg Business, 4. September 2015 (englisch)</ref>
Inhaltsverzeichnis
Umfragen
Datum | Institut | Frage Nr. 1 | Frage Nr. 2 | Frage Nr. 3 | Beteiligung | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ja | Nein | Unentsch. | Ja | Nein | Unentsch. | Ja | Nein | Unentsch. | |||
17–24.08 <ref>Sondaż CBOS: 32 proc. Polaków na pewno weźmie udział w referendum. In: wp.pl. Abgerufen am 2. September 2015 (polski). </ref> |
CBOS | 41 % | 22 % | 19 % | ? % | 73 % | ? % | 76 % | ? % | ? % | 52 % |
24.08 <ref>Czy referendum będzie wiążące? Mamy najnowszy sondaż dla Faktów TVN i TVN24. In: fakty.tvn24.pl. Abgerufen am 27. August 2015 (polski). </ref> |
Millward Brown | 62 % | 28 % | 9 % | 19 % | 75 % | 6 % | 90 % | 4 % | 4 % | 55 % |
01–08.07 <ref>Polacy o referendum na dwa miesiące przed głosowaniem. In: cbos.pl. Abgerufen am 19. August 2015 (polski). </ref> |
CBOS | 45 % | 16 % | 25 % | 13 % | 75 % | 9 % | 81 % | 4 % | 11 % | 62 % |
11–17.06 <ref>CBOS: Większość Polaków nie wie, czego będzie dotyczyć referendum. In: fakty.interia.pl. 25. Juni 2015, abgerufen am 1. Juli 2015 (polski). </ref> |
CBOS | 54 % | 18 % | 16 % | 15 % | 75 % | 6 % | 82 % | 5 % | 8 % | 60 % |
8–9.06 <ref>Sondaż dla „Wiadomości“ TVP1: 76 proc. badanych chce wziąć udział w referendum. In: onet.pl. 14. Juni 2015, abgerufen am 14. Juni 2015 (polski). </ref> |
TNS Polska | 60 % | 20 % | 20 % | 19 % | 73 % | 8 % | 90 % | 4 % | 6 % | 76 % |
22–23.05 <ref>"Rz": Nowy sondaż. Dotyczy referendum w sprawie JOW-ów. In: m.interia.pl. 1. Juni 2015, abgerufen am 1. Juni 2015 (polski). </ref> |
IBRiS | 61 % | 20 % | 19 % | 15 % | 74 % | 11 % | 88 % | 3 % | 9 % | 51 % |
Amtliches Endergebnis
Antwort | Frage Nr. 1 | Frage Nr. 2 | Frage Nr. 3 | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Stimmen | % | Stimmen | % | Stimmen | % | ||
Ja | 1.829.995 | 78,75 | 404.515 | 17,37 | 2.194.689 | 94,51 | |
Nein | 493.935 | 21,25 | 1.923.994 | 82,63 | 127.395 | 5,49 | |
Wahlbeteiligung: 7,8 % Daten: Staatliche Wahlkommission (Państwowa Komisja Wyborcza)<ref name="Wahlergebnis-2015" /> |
Das Referendum gilt als gescheitert, da die erforderliche Wahlbeteiligung von 50 % nicht erreicht wurde. Mit nur 7,8 % war das die geringste Wahlbeteiligung bei einer Wahl in einem europäischen Staat nach 1945.
Kontroversen
Einige Verfassungsrichter sahen die erste Referendumsfrage über die Änderung des Wahlsystems als unrechtmäßig an, da diese eine vorherige Änderung der Verfassung voraussetze.
Die zweite Frage wurde ebenfalls kritisiert, da sie unpräzise formuliert war. Man konnte darunter sowohl eine Anhebung als auch eine Absenkung der Parteienfinanzierung verstehen.
Die letzte Frage war durch eine am 10. Juli 2015 im Sejm beschlossene Abänderung des Steuerrechts überflüssig geworden.
Nachdem die Partei Prawo i Sprawiedliwość (PiS) erfolglos eine Erweiterung des Referendums um drei weitere Fragen vorgeschlagen hatte, kündigte der bis Mai dieser Partei angehörende neugewählte polnische Präsident Andrzej Duda am 20. August 2015 ein weiteres Referendum mit diesen drei Fragen an. Diese betrafen die Absenkung des Renteneintrittsalters, die Auswahlmöglichkeit über das Einschulungsjahr (sechs oder sieben Jahre) sowie den Schutz vor der Privatisierung von Staatswäldern. Dazu waren sechs Millionen Unterschriften durch Bürgerinitiativen gesammelt worden.<ref>Trzy nowe pytania w referendum? PiS chce zapytać Polaków o obniżenie wieku emerytalnego. In: gazetaprawna.pl. 11. August 2015, abgerufen am 15. August 2015 (polski). </ref> Das zweite Referendum sollte parallel zu den Parlamentswahlen am 25. Oktober 2015 stattfinden. Der Senat, dessen Senatoren zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich der Partei der Platforma Obywatelska (PO) angehörte, lehnte den Antrag des Präsidenten jedoch am 4. September ab. 53 Senatoren waren dagegen, 35 dafür und zwei enthielten sich der Stimme.<ref>Nie będzie referendum 25 października. Senat odrzucił wniosek Andrzeja Dudy. In: dziennik.pl. 4. September 2015, abgerufen am 4. September 2015 (polski). </ref>
Weblinks
- Referendum und keiner weiß warum. In: Der Freitag, 4. September 2015 (Hintergrundinformationen zum Referendum).
Einzelnachweise
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