Polylepis
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Polylepis australis | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Polylepis | ||||||||||||
Ruiz & Pav. |
Die Gattung Polylepis gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Das Verbreitungsgebiet der ungefähr 26 Arten erstreckt sich über die südamerikanischen Anden vom nördlichen Venezuela bis ins nordwestliche Argentinien.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung und Ökologie
Die kleinen Bäume und Sträucher erreichen Wuchshöhen zwischen 1 bis 6 Metern und Kronendurchmesser zwischen 3 und 5 Metern. Die Arten der Gattung besitzen eine rötliche, abblätternde Rinde sowie einen gewundenen Stamm. Die kleinen, ledrigen, meist gefiederten Laubblätter sind harzbedeckt.
In traubigen Blütenständen sind die relativ kleinen Blüten angeordnet. Die Blüten enthalten drei bis vier Kelchblätter und 12 bis 18 Staubblätter. Kronblätter sind nicht vorhanden.<ref name="ruizpavon">Systema vegetabilium florae peruvianae et chilensis, anno 1798, auctoribus Hippolyto Ruiz et Josepho Pavon. Tomus primus. P. 139, Polylepis.</ref> Sowohl die Bestäubung als auch die Ausbreitung der Früchte findet mit Hilfe des Windes (Windbestäubung) statt.
Vorkommen
Die Polylepis-Wälder stellen weit über die Anden verteilte, voneinander isolierte Rückzugsgebiete dar. Über die historische Entwicklung des Polylepis-Verbreitungsgebiets und deren Ursachen gibt es seit den 1950er Jahren eine akademische Debatte. Während die einen behaupten, die derzeitige Verbreitung in Rückzugsgebieten beruhe auf einer natürlichen Entwicklung, meinen die anderen, dass die Ursachen in der Tätigkeit des Menschen - Abholzung für Nutzholz, Brandrodung und Überweidung - in einem vormals weitgehend zusammenhängenden Waldgebiet zu suchen seien.
Sämtliche Polylepis-Arten sind an das kalte Klima der Hochanden angepasst: Die abblätternde Rinde sorgt durch eingeschlossene Luft für Isolation. Die Polylepis-Wälder (queñuales), meist auf geschütztere Landschaftsabschnitte beschränkt, bilden ein wichtiges Refugium für eine Reihe krautiger Pflanzen sowie Tiere, wobei Polylepis die dominanten, bisweilen die einzigen Holzgewächsarten stellt. Lediglich einige Polylepis-Arten in feuchten Bergwäldern (Polylepis multijuga, Polylepis quadrijuga u.a.) sowie im Grenzbereich Boliviens mit Argentinien (Polylepis crista-galli und Polylepis hieronymi) treten gemeinsam mit Bäumen anderer Pflanzengattungen auf. Andererseits kommen Polylepis-Arten (z. B. Polylepis pepei, Polylepis tarapacana, Polylepis besseri) in Höhenbereichen vor, wo sonst keine weiteren Bäume mehr wachsen können. Polylepis tarapacana bildet noch bis in Höhenlagen zwischen 4000 und 4500 Metern kleine Wälder. An den Hängen des Sajama im Sajama-Nationalpark in Bolivien erreicht diese Art eine Höhenlage von 5200 Meter, ein Bestand, welcher als einer der höchstgelegenen Wälder der Welt gilt. In der Kordillere des Vilcanota in Peru liegen die Obergrenzen für Polylepis bei 3600 bis 4500 Metern.
Die Polylepis-Wälder stellen einen wichtigen Erosionsschutz dar.
Gefährdung und Schutz
Die Polylepis-Wälder besitzen eine einzigartige Flora und Fauna mit Habitatspezialisten und hochgradigem Endemismus. Diese Wälder gelten als eines der am stärksten gefährdeten Ökosysteme der Hochanden, zumal sie in weiten Gebieten die einzige Bau- und Brennholzquelle darstellen. In jüngerer Zeit sind regionale Programme zum Schutz der Wälder angelaufen, wobei die lokale Bevölkerung mehr oder weniger einbezogen worden ist.
Systematik
Die Gattung Polylepis sowie die Typusart Polylepis racemosa, gefunden in den peruanischen Anden, wurden 1798 von den spanischen Botanikern Hipólito Ruiz López und José Antonio Pavón y Jiménez erstbeschrieben.<ref name="ruizpavon" /> Der Gattungsname Polylepis ist ein griechisch-lateinisches Mischwort und bedeutet „vielschuppig“.
Die Gattung Polylepis gehört zu Tribus Sanguisorbeae innerhalb der Familie der Rosaceae.
Arten (Auswahl)
Es gibt etwa 16 bis 26 Polylepis-Arten:
- Polylepis besseri Hieron.
- Polylepis crista-galli Bitter
- Polylepis hieronymi Pilg.
- Polylepis incana Kunth
- Polylepis lanuginosa Kunth
- Polylepis microphylla (Wedd.) Bitter
- Polylepis multijuga Pilg.
- Polylepis quadrijuga Bitter
- Polylepis pauta Hieron.
- Polylepis pepei B.B. Simpson
- Polylepis racemosa Ruiz & Pav.
- Polylepis reticulata Hieron.
- Polylepis sericea Wedd.
- Polylepis tarapacana Phil.
- Polylepis weberbaueri Pilger
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Polylepis-Bäume werden von den indigenen Gemeinschaften (meist Quechua oder Aymara) für die Herstellung von Brennholz oder Bauholz genutzt; letzteres dient der Herstellung von Zäunen und Werkzeugen. Einige Polylepis-Arten dienen der Heilung von Nieren- und Atemwegserkrankungen sowie als Färbemittel. Die Polylepis-Wälder werden als Weidefläche für Lamas, Alpakas, Schafe und Rinder genutzt. Darüber hinaus dienen viele der dort lebenden Pflanzen als Heilpflanzen.
Trivialnamen
Auf Quechua werden die Polylepis-Arten qiwuña genannt (Aussprache- und Schreibvarianten: qiwiña, qiwña, qiñwa, qiwna, in 5-Vokalschreibweise jeweils mit e: qeñwa usw.),<ref>Diccionario Quechua - Español</ref><ref>Teofilo Laime Ajacopa: Iskay simipi yuyayk'ancha. La Paz - Bolivia, 2007.</ref><ref>Jorge R. Alderetes, Asociación de investigadores en lengua quechua: Vocabulario del Quichua Santiagueño: qeñwa.</ref><ref>Qheswa simi hamut'ana kuraq suntur: Simi Taqe Qheswa - Español - Qheswa. Qosqo, Perú 2006, p. 458: qewna</ref>, im Kichwa Ecuadors kiñwa<ref>María Claudia Segovia-Salcedo: Species of Polylepis in Ecuador: quiñua. Abgerufen am 28. Oktober 2010, nicht mehr erreichbar.</ref><ref>María Claudia Segovia-Salcedo: The Polylepis forests in Ecuador: quiñua, quinhua, quinua. Abgerufen am 22. Juli 2011.</ref> oder sachakiñwa<ref name="orton">James Orton (2007): The Andes and the Amazon: Across the Continent of South America. p. 27. sachaquiñua.</ref> und auf Aymara qiñwa.<ref>Diccionario Aymara - Español</ref> Die daraus abgeleiteten spanischen Bezeichnungen lauten queuña, queñua, queñual und queñuar.<ref name="orton" /><ref name="ruizpavon" /> In Kolumbien, Venezuela und Ecuador werden die Pflanzen auf Spanisch yagual genannt.<ref name="orton" />
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Friedrich August Georg Bitter: Revision der Gattung Polylepis. Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie 45: 564-656, 1911.
- Chepstow-Lusty, A. & M. Winfield: Inca agroforestry: lessons from the past. Ambio 9(6): 322-328, 2000.
- Fjeldså, J. & M. Kessler (1996): Conserving the biological diversity of Polylepis woodlands of the highlands on Peru and Bolivia, a contribution to sustainable natural resource management in the Andes. NORDECO, Copenhagen.
- Kessler, M. & A.N. Schmidt-Lebuhn: Taxonomical and distributional notes on Polylepis (Rosaceae). Organisms, Diversity & Evolution 6: 67-69, 2006. Online supplement.
- Beryl Brintnall Simpson: A revision of the genus Polylepis (Rosaceae: Sanguisorbeae). Smithsonian Contributions to Botany 43, (1979).
- Beryl Brintnall Simpson: Speciation and specialization of Polylepis in the Andes. En: F. Vullemier & M. Monasterios (eds.). High altitude tropical biogeography. American Museum of Natural History, Oxford University Press, Oxford, 1986.
Weblinks
- Michael Kessler, Alexander N. Schmidt-Lebuhn: Taxonomical and distributional notes on Polylepis (Rosaceae) (PDF; 1,3 MB). Mit Bestimmungsschlüssel für die Arten der Gattung Polylepis und Beschreibung einer neuen Art
- Beschreibung der Gattung bei Gehölze der Anden Ecuadors. (span.)
- Prof. Dr. Isabell Hensen (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Auswirkungen von Fragmentierung, Habitat-Degradierung und genetischer Variabilität auf die Regeneration von Polylepis australis-Wäldern in Argentinien
- María Claudia Segovia-Salcedo: The Polylepis forests in Ecuador (englisch, mit Bildern)
- Theodore Schall: Polylepis: The World’s Highest Forest, abgerufen am 2. Juli 2007
- Bilder und Beschreibungen der ecuadorianischen Arten.
- Polylepis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.