Priosjornoje (Kaliningrad, Gussew)
Siedlung
Priosjornoje /
Gerwischkehmen (Gerwen) Приозёрное
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Priosjornoje (russisch Приозёрное, deutsch Gerwischkehmen, 1938 bis 1946 Gerwen, litauisch Gerviškėnai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und liegt im Gussewski gorodskoi okrug (Stadtkreis Gussew (Gumbinnen)).
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Priosjornoje liegt am Nordufer der Pissa, neun Kilometer nordwestlich der Stadt Gussew (Gumbinnen). Durch den Ort verläuft eine Nebenstraße (27K-180), die Furmanowo (Stannaitschen, 1938 bis 1946 Zweilinden) mit Krasnopolje (Pötschkehmen, 1938 bis 1946 Pötschwalde) verbindet und weiter bis nach Tschernjachowsk (Insterburg) führt. Innerorts endet eine weitere Nebenstraße (27K-152), die von Otschakowo (Groß Kannapinnen, 1938 bis 1946 Steinsruh) an der russischen Fernstraße A 198 (27A-040, ehemalige deutsche Reichsstraße 132) über Pokrowskoje (Bibehlen, 1938 bis 1946 Falkenhausen) und Michailowo (Eszerningken, 1936 bis 1938 Escherningken, 1938 bis 1946 Neupassau) nach hier führt. Die nächste Bahnstation ist Gussew an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode), einem Teilstück der einstigen Preußischen Ostbahn, zur Weiterfahrt nach Moskau.
Geschichte
Gerwischkehmen<ref>Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Gerwen</ref>, dessen Gründungsjahr vor 1540 liegt, war seit 1730 ein Kirchdorf und verfügte bis 1945 über ein Gut. Am 18. März 1874 wurde der Ort Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk<ref name="Jehke">Rolf Jehke, Amtsbezirk Gerwischkehmen/Gerwen</ref>. Er bestand –1939 in „Amtsbezirk Gerwen“ umbenannt – bis 1945 und gehörte zum Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.
Im Jahre 1910 waren in Gerwischkehmen 523 Einwohner registriert<ref>Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Gumbinnen</ref>, von denen 469 in der Landgemeinde und 54 im Gutsbezirk lebten. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 579 und belief sich 1939 noch auf 573<ref>Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Gumbinnen</ref>.
Am 3. Juni, amtlich bestätigt am 16. Juli 1938, wurde Gerwischkehmen in „Gerwen“ umbenannt. 1945 kam das Dorf in Kriegsfolge mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.
Im Jahre 1946 erfolgte eine erneute Umbenennung, dieses Mal in die russische Bezeichnung „Priosjornoje“. 1947 „wechselte“ das Dorf vom Kreis Gumbinnen in den neu geformten Rajon Gussew<ref>Mit Ausnahme der Jahre 1963 bis 1965, als es in dem Rajon Nesterow (Kreis Stallupönen, 1939 bis 1945 Kreis Ebenrode) zugeordnet war</ref> (Landkreis Gumbinnen) und gehörte bis 2008 zum Prokowski selski sowjet (Dorfsowjet Pokrowskoje (Bibehlen, 1938 bis 1946 Falkenhausen)). Etwa ab 1967 war Priosjornoje selbst der zentrale Ort des Dorfsowjets, nach 1990 war es das Nachbardorf Michaoilowo (Eszerningken/Escherningken, 1938 bis 1946 Neupassau).
Aufgrund einer umfassenden Struktur- und Verwaltungsreform<ref>Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009</ref> wurde Priosjornoje in den Verbund der neu geformten Michailowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Michailowo) eingegliedert, der es als „Siedlung“ genannte Ortschaft zugehörte. Im Jahre 2013<ref>Nach dem Gesetz Nr. 230 vom 29. Mai 2013</ref> ging die Landgemeinde Michailowo im neu strukturierten Gussewski gorodskoi okrug (Stadtkreis Gussew) auf. Die aktuelle Einwohnerzahl Priosjornojes beläuft sich auf 295 (Stand: 14. Oktober 2010<ref name="einwohner_aktuell"/>).
Amtsbezirk Gerwischkehmen/Gerwen (1874–1945)
Der Amtsbezirk Gerwischkehmen bzw. Amtsbezirk Gerwen bestand anfangs aus zwölf, am Ende nur noch aus elf eingegliederten Orte<ref name="Jehke"/>:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Bibehlen | Falkenhausen | Pokrowskoje | |
Eszerningken 1936–38: Escherningken |
Neupassau | Michailowo | |
Freudenhoch | |||
Gerwischkehmen, Dorf | Gerwen | Priosjornoje | |
Gerwischkehmen, Gut | 1913 in die Landgemeinde Gerwischkehmen eingemeindet | ||
Groß Berschkurren | Großpreußenwald | Schachowskoje | |
Klein Berschkurren | Kleinpreußenwald | Bojewoje | |
Pötschkehmen, Dorf | ab 1934: Pötschwalde |
Krasnopolje | |
Pötschkehmen, Gut | 1920 in die Landgemeinde Wilhelmsberg umgewandelt | ||
Sampowen | Sampau | ||
Schmulkehlen | Neuenburg (Ostpr.) | ||
Wallehlischken | Hagelsberg | Iwaschewka, jetzt: Michailowo |
Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk Gerwen die Dörfer: Falkenhausen, Freudenhoch, Gerwen, Großpreußenwald, Hagelsberg, Kleinpreußenwald, Neuenburg, Neupassau, Pötschwalde, Sampau und Wilhelmsberg.
Kirche
Kirchengebäude
Eine erste Kirche gab es in Gerwischkehmen bereits im Jahre 1730 als achteckiger hölzerner Zentralbau mit einem kleinen Turm in der Dachmitte<ref>Gerhard Schenk, Kirchspiel Gerwischkehmen</ref>. Diese Kirche wurde baufällig und musste abgerissen werden. An ihre Stelle trat ein neues 1803 bis 1805 errichtetes Gebäude: ein verputzter Ziegelbau ohne Turm<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 97</ref>. Das Gotteshaus wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. In den Folgejahren nahm man bauliche Veränderungen vor, um das Gebäude als Düngerlager nutzen zu können<ref>Priosjornoje - Gerwischkehmen/Gerwen</ref>. Seit 1995 steht die ehemalige Kirche leer<ref>Кирха Гервишкемена - Kirche Gerwischkehmen (mit Fotos aus dem Jahre 2012)</ref>. Eine gottesdienstliche Nutzung ist derzeit ausgeschlossen.
Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde Gerwischkehmen wurde im Jahre 1730 gegründet und ab 1746 mit einer eigenen Pfarrstelle versehen. Im Jahre 1925 zählte sie 2.800 Gemeindeglieder, die in 14 Kirchspielorten lebten. Bis 1945 war die Kirche Gerwischkehmen Teil des Kirchenkreises Gumbinnen in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und nachfolgender restriktiver Kirchenpolitik der Sowjetunion brach das kirchliche Leben ein. Heute liegt Priosjornoje im Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen). Sie gehört zur Propstei Kaliningrad<ref>Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad</ref> (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Verweise
Weblinks
Einzelnachweise
<references />
Stadt: Gussew (Gumbinnen)
Siedlungen: Brjanskoje (Pruszischken/Preußendorf) | Dwinskoje (Warkallen/Roloffseck) | Furmanowo (Stannaitschen/Zweilinden und Luschen) | Iljino (Bumbeln) | Iwaschkino (Kollatischken/Langenweiler) | Jarowoje (Gertschen/Gertenau) | Jasnoje Pole (Krausenwalde und Packallnischken/Bergendorf) | Jelowoje (Kasenowsken/Tannsee) | Judino (Blecken) | Kalininskoje (Augstupönen/Hochfließ) | Kasakowo (Gerschwillauken) | Kaspijskoje (Wilpischen/Eichenfeld) | Kostino (Stobricken/Krammsdorf) | Krasnogorskoje (Niebudszen/Herzogskirch und Martischen/Martinshof) | Krasnopolje (Pötschkehmen/Pötschwalde) | Kubanowka (Brakupönen/Roßlinde) | Lermontowo (Ischdaggen/Branden) | Lipowo (Kulligkehmen/Ohldorf) | Lomowo (Puspern und Tublauken/Schweizersfelde) | Loschtschinka (Uszballen/Birkenried) | Maiskoje (Mallwischken/Mallwen) | Majakowskoje (Nemmersdorf) | Meschduretschje (Groß Pillkallen/Kallenfeld) | Michailowo (Eszerningken/Neupassau und Wallehlischken/Hagelsberg) | Mischkino (Budballen/Moorbude und Kaimelswerder) | Mitschurinskoje (Drücklershöfchen) | Nowostroika | Olchowatka (Walterkehmen/Großwaltersdorf) | Otschakowo (Groß Kannapinnen/Steinsruh) | Perwomaiskoje (Sadweitschen/Altkrug) | Podduby (Kubbeln und Purpesseln/Auenhof) | Podgorowka (Groß Baitschen, Klein Baitschen und Schröterlauken/Schrötersheim) | Pokrowskoje (Bibehlen/Falkenhausen und Waiwern/Seilhofen) | Priosjornoje (Gerwischkehmen/Gerwen) | Proletarskoje (Ganderkehmen) | Schaworonkowo (Gerwischken/Richtfelde) | Schiguli (Reckeln) | Sewerny (Klein Kannapinnen/Kleinblecken) | Sinjawino (Kampischkehmen/Angereck) | Tamanskoje (Springen)
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