Rhade (Dorsten)
Rhade Stadt Dorsten
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dim=10000 | globe= | name=Rhade | region=DE-NW | type=city
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Fläche: | 16,53 km² | |||
Einwohner: | 5508 (31. Mrz. 2015)<ref>Fortschreibung der Bevölkerung am Stichtag 31.03.2015. Stadt Dorsten, abgerufen am 17. Mai 2015 (PDF). </ref> | |||
Bevölkerungsdichte: | 333 Einwohner/km² | |||
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 | |||
Postleitzahl: | 46286 | |||
Vorwahl: | 02866 | |||
Lage von Rhade in Nordrhein-Westfalen | ||||
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Der im südlichen Westmünsterland gelegene Ort Rhade ist seit 1975 ein Stadtteil von Dorsten im Kreis Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen) und hatte im 1. Quartal 2010 5770 Einwohner.<ref>Im ersten Quartal 122 Einwohner weniger, WAZ online, 21. April 2010</ref>
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt (1217: „Rothe“<ref>Heimatverein Rhade e.V. (Hrsg.): Rhade. Beiträge zur Geschichte. Band 2. Rhade, 1989, S. 5.</ref>), gehörte Rhade zunächst zum östlich gelegenen Lembeck. 1489 erfolgte die Abpfarrung und es entstand die Kirchengemeinde ("Kirchspiel") St. Urbanus mit der im Ortszentrum gelegenen Kirche. Noch bis 1811 allerdings verfügten die Besitzer des Lembecker Schlosses über zahlreiche Ländereien und Besitztümer in Rhade und traten hier auch als Gerichtsherren auf (Anm.: Die Herrlichkeit Lembeck ging aus dem ab dem 13. Jahrhundert mit der Burg Lembeck verbundenen Gogerichtsbezirk Lembeck in die germanisch-heidnische Zeit zurückreichende Brauchtum in unserer Gegend bis zum 30jährigen Krieg und darnach erhalten hat.“<ref>Heimatverein Rhade e.V. (Hrsg.): Rhade. Beiträge zur Geschichte. Band 2. Rhade, 1989, S. 217.</ref>. Eine weitere Reminiszenz an die Kultur der Germanen und ihrer Rechtsordnung stellt der in Rhade noch bis in die Neuzeit abgehaltene „Holting“ auf dem Hof Schulte dar, der die Verteilung der Gemeinschaftsgüter, wie das zu schlagende Holz in der Mark, zum Inhalt hatte. Das Wort setzt sich zusammen aus den Wörtern Holz und Thing und hat demnach seine Wurzeln in den Gerichts- und Volksversammlungen nach germanischem Recht.
Industrialisierung und Moderne (ab ca. 1800)
Mit der Ausdehnung des französischen Kaiserreichs auf Rhader Gebiet und der sich anschließenden preußischen Herrschaft war die Ständegesellschaft des Mittelalters auch in Rhade Geschichte. War die Einwohnerzahl über Jahrhunderte relativ konstant, setzte mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Gelsenkirchen-Bismarck – Winterswijk im Jahr 1880 ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, der sich auch im Anstieg der Bevölkerungszahlen widerspiegelt. Die Landstraße ins westliche Erle wurde 1902, diejenige nach Lembeck 1906 fertiggestellt. 1921 erfolgte der Anschluss ans Stromnetz. Der durch technische Errungenschaften ermöglichte „Sprung in die Moderne“ beförderte das kleine Dorf aus seiner eher marginalen Stellung, hinein in einen erst 1871 gegründeten deutschen Nationalstaat mitsam der forcierten Industrialisierung im benachbarten Ruhrgebiet. Dies hatte neben der Verbesserung des Lebensstandards und der Mobilität, auch negative Auswirkungen auf das sozial-kulturelle Leben vieler Rhader, da lokale Bindungskräfte und Partikularismen (wie das „Rhader Platt“) zugunsten eines sich herausbildenden Nationalbewusstseins zerstört wurden. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg war eine Einbindung Rhades in die Dynamiken der Moderne vollzogen.
Von den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs blieb Rhade weitestgehend verschont. Historische Bausubstanz fiel erst den Abrissen und Modernisierungen in der Nachkriegszeit zum Opfer. So wurde in den 1960er Jahren das Kloth’sche Kötterhaus am Kirchplatz, ein stattlicher Fachwerkbau, noch weitere Fachwerkhäuser im Dorfkern und in den 1970er Jahren das Stauwehr der Mühle samt Mühlrad abgerissen. Schließlich fiel in den 1980er Jahren das Pfarrhaus der Abrissbirne zum Opfer. Der Heimatverein Rhade bemüht sich heute allerdings, die Erinnerung an das alte Rhade durch Informationstafeln wachzuhalten und hat neben der Mühle ein Vereinshaus errichtet.
Am 1. Januar 1975 wurden im Zuge der kommunalen Neuordnung Nordrhein-Westfalens die Gemeinden der ehemaligen Herrlichkeit Lembeck aufgelöst und mit Ausnahme von Erle der ehemals kurkölnischen Stadt Dorsten im Vest Recklinghausen angegliedert.<ref>Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- u. Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen u. Reg.-Bez. vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 316.</ref>
Gegenwart
In der heutigen Zeit hat der Stadtteil eine eher hybride Struktur, die sich in der Zuordnungsfrage Rhades zum Münsterland beziehungsweise Ruhrgebiet widerspiegelt. Kulturhistorisch ist das kleine Dorf Rhade dem Westmünsterland zuzurechnen, da es viele sozial-kulturelle Bande mit diesem Raum gab. Es gab jedoch auch frühe Verbindungen in den niederrheinischen Raum. Rhade ist demnach schon sehr lange „Grenzgebiet“. Aufgrund der guten Anbindung zum Ruhrgebiet ab 1880, sowie der nordwärtigen Ausdehnung des Bergbaus in der Mitte des 20. Jahrhunderts, wuchs die Einwohnerzahl rasant. Rhade konnte durch die Verlagerung des Siedlungsschwerpunktes in Richtung Bahnhof und dann Stufenberg (eine Siedlung, die ähnlich wie Barkenberg ursprünglich für Bergmänner und ihre Familien geplant war), seinen ursprünglichen Charakter schwer wahren. Man kann heute daher in der Siedlungsformation auch suburbane Strukturen erkennen, wie sie für viele Orte am Rande des Ruhrgebiets typisch sind, wobei die Grenzen zwischen dörflicher Struktur und Schlafstadt durchaus fließend sind.
Als Reaktion auf die zunehmende landwirtschaftliche Intensivierung konnten in den 1980er und 1990er Jahren aufgrund des Engagements einiger Naturschützer größere Naturschutzgebiete ausgewiesen werden<ref>Naturschutzgebiete im Kreis Recklinghausen</ref>, die auch überregional von Bedeutung und in das Natura 2000-Netzwerk eingebunden sind. So brüten z.B. der auf Störungen sehr empfindlich reagierende Große Brachvogel sowie seit einigen Jahren auch ein Storchenpaar in den Rhader Wiesen.
Sehenswürdigkeiten
Im alten Dorfkern ist die Bebauung ringförmig um die Dorfkirche St. Urbanus angeordnet.
Wappen
Das in den 1930er Jahren verliehene Wappen spiegelt diese Entstehungsgeschichte wider: In einem zweigeteilten Feld (oben blau, unten gold) weist ein Baumstumpf auf das Roden hin. Die goldene Farbe deutet auf den gelben Sandboden, während die blaue Farbe den Himmel darüber darstellt.<ref>Heimatverein Rhade e.V. (Hrsg.): Rhade. Beiträge zur Geschichte. Band 1. Rhade, 1989, Klappentext.</ref>
Weblinks
- Ortswebseite
- Heimatverein
- Rhade im Kulturatlas Westfalen
Einzelnachweise
<references />