Westmünsterland


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Das Westmünsterland ist eine etwa 2000 km²<ref name="Meynen" /> umfassende naturräumliche Haupteinheit im Westen der Haupteinheitengruppe Westfälische Bucht. Sie ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Westen des westfälischen Münsterlandes, da sie im Norden auch kleine niedersächsische Anteile hat und das historische Münsterland nach Westen bis in die benachbarte Haupteinheitengruppe Niederrheinische Bucht reicht.

Überdies reicht das Westmünsterland im Süden (Norden des Kreises Recklinghausen) bis über die Lippe, wo historisch das kurkölnische Vest Recklinghausen begann.

Im Südosten zählen auch die hügellandschaftlichen Höhenzüge Hohe Mark (mit Rekener Kuppen) (bis 145,9 m), Borkenberge (bis 133,3 m) und Haard (bis 153,8 m, links der Lippe), die auch unter der Bezeichnung Halterner Berge zusammengefasst werden, zur Haupteinheit, während die Baumberge (bis 187,6 m) bereits dem Kernmünsterland zugerechnet werden und die Mitte des Westmünsterlandes östlich flankieren.

Das Westmünsterland entwässert, anders als das der Ems tributäre, sich östlich anschließende Kernmünsterland, fast ausschließlich zum IJsselmeer bzw. im Süden über die Lippe zum Rhein.

Lage und Grenzen

Im äußersten westlichen Norden stellt Bad Bentheim die einzige niedersächsische Ortschaft dar, die das Westmünsterland besiedelt, alle anderen Teile gehören zu Westfalen.

Den Nordosten nimmt der Westen des Kreises Steinfurt mit Rheine und den sich südwestlich anschließenden Orten ein.

Den größten Flächenanteil am Naturraum hat der Kreis Borken, der sich um die Städte Gronau, Ahaus und Borken weiter südlich anschließt. Bis östlich von Winterswijk stellt die niederländische Grenze auch die Naturraumgrenze dar, während westlich der Kreisstadt gelegene Orte bereits der Niederrheinischen Tiefebene zugerechnet werden.

Südlich Borkens nimmt der zentrale und östliche Teil des Naturparks Hohe Mark-Westmünsterland mit den Höhenzügen Hohe Mark (bis 145,9 m), Borkenberge (bis 153,8 m) und Haard (bis 156,9 m; links der Lippe) ein, der im Kreis Recklinghausen die Stadt Haltern am See nebst Halterner Stausee beinhaltet, während im äußersten Süden die Industriestädte Dorsten und Marl (zweitgenannter Ort nur zur Nordhälfte dem Westmünsterland zugehörig) hufeisenförmig vom Naturpark umschlossen werden. Südlich grenzt hier die Haupteinheit Emscherland an.

Im Kreis Coesfeld stellen die Osthänge von Haardt und Borkenbergen bis zum gerade nicht mehr westmünsterländischen Dülmen auch die Ostgrenze zum Kernmünsterland dar. Weiter nördlich schließt die Ostgrenze Coesfeld und Billerbeck so gerade noch mit ein, um am zweitgenannten Ort an die kernmünsterländischen Baumberge (bis 187,6 m) zu stoßen.

Schöppingen ist weiter nördlich der einzige kernmünsterländische Ort im Osten des Kreises Borken. Weiter verläuft die Naturraumgrenze im Kreis Steinfurt derart nach Nordosten, dass sie so gerade Steinfurt (Kernmünsterland) und Emsdetten (Ostmünsterland) ausschließt, um im weiteren Verlauf nach Norden Rheine zu erreichen, welches den nordöstlichsten Ort der Haupteinheit darstellt und nur zu etwa der Hälfte (sowohl der Gemarkung als auch der Besiedlung) hinzu gerechnet wird.<ref name="DE_BFN-Karten">Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise) Kartendienst „Schutzgebiete“ macht die Grenzen der Haupteinheitengruppe („Naturräume“) und der Haupteinheiten einblendbar, der etwas gröbere Kartendienst „Landschaften“ unterteilt die Naturräume noch etwas feiner.</ref>

Naturräumliche Gliederung

Das Westmünsterland gliedert sich wie folgt (in den feineren Untereinheiten mit zwei Nachkommastellen sind zur besseren Ortung einzelne Ortschaften oder Flüsse verlinkt):<ref name="Meynen">E. Meynen und J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands – Bundesanstalt für Landeskunde, 6. Lieferung Remagen 1959 (insgesamt 9 Lieferungen in 8 Büchern 1953-1962, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)</ref><ref name="Einzelblätter">Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 83/84 – Osnabrück/Bentheim (Sofie Meisel 1961; Westen und Mitte), Blatt 95/96 – Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977; Mitte und Osten) und Blatt 97 – Münster (Sofie Meisel 1960; Westen) – Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg</ref>

Die Einheiten 544.3, 544.5 und 544.7 werden auch unter der Bezeichnung Halterner Berge zusammengefasst.

Gewässer

Das Westmünsterland entwässert, abgesehen vom der Ems tributären äußersten Nordwesten, ausschließlich in nordwestliche Richtungen zum IJsselmeer bzw., im Süden, über die Lippe zum Rhein.

Fließgewässer

Wichtigste Flüsse zum IJsselmeer sind, von Norden nach Süden geordnet (in Klammern Länge und Einzugsgebiet [im Westmünsterland])<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise) – "Gewässerstationierung" und "Bundesamt für Naturschutz/Naturräumliche Gliederung/Haupteinheiten" können hinzu geladen werden.</ref>:

  • Steinfurter Aa (Unterlauf; zur Vechte, s.u.; 46,4 [15,2] km, 205 [<80] km² – der größere Teil im Kernmünsterland)
  • Vechte (unterer Oberlauf; 181,7 [30,8] km, 3.780 [ca. 340] km² – nur 43,4 km und <410 km² in der Westfälischen Bucht)
  • Dinkel (Oberlauf; 89,0 [41,0] km, 643 [187] km²)
  • Ahauser Aa (zur IJssel; 85,3 [34,9] km, [143] km²)
  • Berkel (Ober- und Mittellauf; zur IJssel; 114,6 [76,5] km, [380] km²)
  • Schlinge (Oberlauf; zur Oude IJssel; 55,4 [13,9] km, [59] km²)
  • Bocholter Aa (Oberlauf; zur Oude IJssel; 55,8 [22,4] km, 536 [<224] km² – davon 50,8 km und 440 km² in Deutschland, Unterlauf im Niederrheinischen Tiefland und NL)

Im Süden des Westmünsterlandes fließen der Lippe, flussabwärts von Ost nach West geordnet, folgende Flüsse aus nördlichen Richtungen zu:

  • Stever (58,0 [15,6] km, 924 [>376] km²)
  • Halterner Mühlenbach (im Oberlauf „Heubach“; zur Stever, s.o., bzw. zum Halterner Stausee; 30,7 km, 296 km²)
  • Hammbach (21,5 km – über Midlicher Mühlenbach und Wienbach 24,1 km; 148 km²; ein kleiner Anteil des Einzugsgebietes im Westen gehört nicht mehr zum Westmünsterland)

Standgewässer

Die wichtigsten Standgewässer des Westmünsterlandes sind von Norden nach Süden (in Klammern die Fläche):

Landschaft

Die Böden aller Teile des Westmünsterlandes sind vergleichsweise sandig. Überdies waren bzw. sind viele Landstriche traditionell feucht bis nass, was zu einer eher kargen Besiedlung geführt hat. Natürliche Waldgesellschaften sind auf sandigeren Böden der Stieleichen-Birken-Mischwald, bei größerem Lehmanteil der Traubeneichen-Rotbuchen-Mischwald. Sie sind allerdings nur noch kleinflächig in annähernd natürlicher Zusammensetzung anzutreffen.

Erst mit der Kultivierung der Heiden und Moore etablierte sich, in Verbindung mit Düngung, die Landwirtschaft, die das Westmünsterland bis heute prägt.<ref name="Meynen" /> Dadurch konnte sich die plattdeutsche Sprache, gerade in kleineren Orten, bis heute erhalten.

Die Industrialisierung setzte in weiten Teilen erst zum Ende des 19. Jahrhunderts ein. Heute sind verschiedenste Branchen vertreten. Die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise niedrig, nicht zuletzt, weil viele Orte zum Wohnort für im Ruhrgebiet tätige Pendler wurden.

Andere Bedeutungen des Begriffes

Westmünsterland ist die Nordrhein-Westfälische Regionale-Region, für die die Regionale 2016 mit dem Agentursitz in Velen stattfindet.

Seit einigen Jahren benutzen zunehmend auch Unternehmen den Begriff „Westmünsterland“ direkt oder abgekürzt für ihre Firmenbezeichnungen, wie beispielsweise die Sparkasse Westmünsterland oder Radio WMW und wm.tv. Diese orientieren sich eher an kulturellen als an naturräumlichen Grenzen.

Die Westmünsterlandbahn (Enschede-Lünen-Dortmund) fährt nur im westlichen und zentralen Abschnitt zwischen Enschede und Dülmen übers (naturräumliche) Westmünsterland.

Einzelnachweise

<references />

Weblinks