Berg-Steinkraut


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Sand-Steinkraut)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Berg-Steinkraut
Berg-Steinkraut (Alyssum montanum subsp. gmelinii)

Berg-Steinkraut (Alyssum montanum subsp. gmelinii)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Alysseae
Gattung: Steinkräuter (Alyssum)
Art: Berg-Steinkraut
Wissenschaftlicher Name
Alyssum montanum
L.

Das Berg-Steinkraut (Alyssum montanum) ist ein in Mitteleuropa selten vorkommender Angehöriger der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Es blüht vorwiegend von März bis Mai.

Erscheinungsbild

Die mehrjährige krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von etwa 10 bis 25 cm und hat zahlreiche, aufsteigende, ziemlich regelmäßig beblätterte krautige Stängel. Sie besitzen ein etwas holziges Rhizom. Die Laubblätter sind graugrün, lanzettlich, die unteren verkehrt-eiförmig geformt, dicht gedrängt und etwa 8 bis 25 mm lang. Die oberen Blätter sind lockerer und schmaler. Die Unterseite der Blätter ist durch dichte Sternbehaarung weißlich gefärbt, während die Oberseite mehr weißlich-grünlich wirkt. Der Blütenstand ist eine einfache, endständige Traube, die aus 15 bis 50 Blüten besteht. Zu Beginn sind die Blütenstände gedrängt und doldenartig, bis zur Fruchtreife strecken sie sich auf eine Länge von etwa 3 bis 10 cm. Die Blüten- bzw. Fruchtstiele sind ausgewachsen meist 4 bis 11 mm lang, ein bis zweieinhalb mal länger als die Schötchen und fast waagerecht abstehend. Die Kelchblätter sind 2 bis 3 mm lang und fallen bald nach der Blüte ab. Die Kronblätter sind gelb, keilförmig, etwa 3 bis 6 mm lang und etwas ausgerandet. Die längeren Staubfäden sind geflügelt, die kürzeren besitzen am Grund ein Anhängsel. Die Schötchen sind mehr oder weniger rundlich, etwa 3,5 bis 6 mm lang, besitzen ein bis zwei Samen pro Fach und sind von angedrückten Sternhaaren rau.

Die Art zerfällt in Mitteleuropa traditionell in zwei Unterarten mit folgenden Kennzeichen:

a) Alyssum montanum subsp. montanum

Der Wuchs ist dicht, niederliegend oder aufsteigend. Die Laubblätter sind verkehrt-eiförmig und dicht behaart. Die Kronblätter sind sattgelb und etwa 3 bis 6 mm lang. Die längeren Staubfäden sind einseitig geflügelt. Die Schötchen sind oft kreisrund geformt und dicht behaart.

b) Alyssum montanum subsp. gmelinii (Jord. & Fourr.) Em. Schmid (Syn.: Alyssum arenarium C.C. Gmel.), auch als Sand-Steinkraut bezeichnet

Der Wuchs ist locker, aufsteigend oder aufrecht. Die Laubblätter sind schmal-länglich und locker behaart. Die Kronblätter sind blassgelb und etwa 3 bis 4 mm lang. Die längeren Staubfäden sind beiderseitig geflügelt. Die Schötchen sind breitelliptisch und oft verkahlend.

Neuere Untersuchungen zeigen, dass diese Unterteilung sowohl genetisch als auch morphologisch nicht haltbar ist und es sich bei der „Sand-Unterart“ um eine taxonomisch wertlose Modifikante handelt. D.h. die Individuuen entwickeln sich aufgrund der jeweiligen Bodeneigenschaften verschieden, ohne sich genetisch zu unterscheiden. Es gibt tatsächlich zwei Unterarten, die sich jedoch nicht über das Substrat, sondern über ihr Verbreitungsareal unterscheiden. Alyssum montanum subsp. montanum hat breitere Kronblätter und dichter behaarte Laubblätter und tritt in Südwestdeutschland, der Schweiz und Ostfrankreich auf. Bei dieser Sippe handelt es sich um die Nominatart, weil das Typusexemplar von Alyssum montanum L. zufälligerweise in jenem Areal aufgesammelt worden ist. Alyssum montanum subsp. gmelinii tritt u.a. im restlichen Zentraleuropa auf. Die Unterarten entstanden in Zentraleuropa allopatrisch, außerhalb dieses Gebiets sind sie noch unzureichend erforscht.<ref name="Španiel2012"/>

Weitere Unterarten außerhalb Mitteleuropas sind<ref name="Euro+Med" />:

  • Alyssum montanum subsp. ali-botuschicum Stoj. & Stef. (Syn.: Alyssum montanum subsp. regis-borisii (Degen & Dren.) Stoj.): Kommt in Bulgarien vor.<ref name="Euro+Med" />
  • Alyssum montanum subsp. brymii (Dost.) Soó: Kommt in Ungarn und in der Slowakei vor.<ref name="Euro+Med" />
  • Alyssum montanum subsp. collicolum (Rouy & Foucaud) P. Fourn.: Kommt in Frankreich vor.<ref name="Euro+Med" />
  • Alyssum montanum subsp. pluscanescens (Jos. Baumgartner) Trpin: Kommt in Kroatien und in Slowenien vor.<ref name="Euro+Med" />
  • Alyssum montanum subsp. serbicum Novák: Kommt im Gebiet des früheren Jugoslawien vor.<ref name="Euro+Med" />

Vorkommen

Standortansprüche

Das Berg-Steinkraut wächst in Steppenrasengesellschaften. Es bevorzugt warme, trockene Kalksand- und Kalksteinböden, seltener auch Buntsandsteinfelsen.

Allgemeine Verbreitung

Alyssum montanum subsp. montanum kommt von Polen über Deutschland, Tschechien, den westlichen Balkan bis nach Frankreich vor. Die A. montanum subsp. gmelinii ist eine mehr osteuropäisch verbreitete Rasse, die von Mittelrussland, Bulgarien, Polen, Deutschland, Tschechien bis nach Österreich vorkommt. In der Schweiz findet man die A. montanum subsp. montanum selten und vereinzelt.

Verbreitung in Deutschland

Das Berg-Steinkraut ist in der Rasse A. montanum subsp. montanum selten und vereinzelt im Südwesten, in der Mitte und im Südosten des Gebiets zu finden. Das Sand-Steinkraut (A. montanum subsp. gmelinii) kommt sehr selten im Main- und Rheingebiet vor. (siehe: Mainzer Sand)

Verbreitung in Österreich

In Österreich ist Alyssum montanum subsp. montanum im pannonischen Gebiet zerstreut, ansonsten selten zu finden. Die Vorkommen erstrecken sich auf die Bundesländer Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, und Kärnten sowie unbeständig auf Tirol. Diese Unterart gilt in Österreich als gefährdet.

A. montanum subsp. gmelinii tritt sehr selten im pannonischen Gebiet Niederösterreichs auf und ist vom Aussterben bedroht.<ref name="EfÖLS2008"/>

Sonstiges

Die beiden Unterarten sind morphologisch nicht immer eindeutig voneinander zu unterscheiden. In neuerer Zeit wird für die A. montanum subsp. gmelinii eine andere Chromosomenzahl (2n = 32) als für die A. montanum subsp. montanum (2n = 16) angegeben.<ref name="Španiel2012"/>

Artenschutz

Beide Unterarten sind in Deutschland nach BArtSchV besonders geschützt. A. montanum subsp. gmelinii ist stark gefährdet (Kategorie 2).

Einzelnachweise

<references> <ref name="EfÖLS2008">  Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 645. </ref> <ref name="Španiel2012">Španiel, S., Marhold, K., Thiv, M. und Zozomová-Lihová, J. (2012), A new circumscription of Alyssum montanum ssp. montanum and A. montanum ssp. gmelinii (Brassicaceae) in Central Europe: molecular and morphological evidence. Botanical Journal of the Linnean Society, 169: 378–402. doi:10.1111/j.1095-8339.2012.01225.x</ref> <ref name="Euro+Med">Karol Marhold: Brassicaceae. Alyssum montanum. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.</ref> </references>

Literatur

Weblinks

Commons Commons: Berg-Steinkraut (Alyssum montanum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien