Sogdien
Sogdien ist die Bezeichnung für einen Teil Mittelasiens, der gleichzeitig eine Satrapie des Perserreichs war. Abgeleitet ist der Begriff von den Sogdern (auch Sogdier oder Sogden geschrieben), einem historischen, iranischen Volk in Zentralasien.
Geschichte
Die Einwohner Sogdiens wurden von den Chinesen als Kang-kü bezeichnet. Nach dem Tod des Perserkönigs Dareios III. brach Alexander der Große nach Baktrien und Sogdien auf. Nur mit Mühe konnte Alexander den starken Widerstand der Baktrier und Sogdier brechen und ihre letzte Festung, unter der Führung des Oxyartes, einnehmen. Kurz darauf heiratete er die Tochter Oxyartes', die baktrische Prinzessin Roxane, die sich mit ihrem Vater in Sogdien aufhielt. Ebenfalls aus Sogdien stammte der persische Feldherr Spitamenes.
Sogdien war nicht zuletzt aufgrund der hier verlaufenden Handelsrouten von Bedeutung. Nach dem Zusammenbruch des Alexanderreichs herrschten verschiedene Herrscher in Sogdien. Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. entwickelten sich in der Spätantike hier eine große Anzahl kleiner Fürstentümer, die den Handel auf der Seidenstraße kontrollierten. Mit den Völkern, denen sie entlang der Seidenstraße begegneten, betrieben sie auch Kulturaustausch. Dabei lernten die Uighuren die Religion des Manichäismus kennen, die auf den persischen Religionsstifter Mani zurückgeht, und erklärten sie zur Staatsreligion im Uighurenreich. Sogdien war außerdem teils von den Einfällen der iranischen Hunnen betroffen.
Im 6. Jahrhundert herrschte die Kök-Türken in Teilen Sogdiens (siehe auch Sizabulos). Die Araber eroberten 722 die sogdischen Festungen im Tal des Serafschan bis zur Niederlage des sogdischen Herrschers Divashtich (reg. um 706–722). Im Zuge dieser islamischen Expansion wurde Sogdien mit dem Rest des Sassanidenreichs zum Islam bekehrt (vgl. auch die Arabisierung von Ortsnamen wie Gardani Hissar).
Ab dem 10. Jahrhundert geriet Sogdien unter dem Einfluss türkischer Dynastien, und im Laufe der Zeit haben türkische Elemente und Sprachen die ostiranischen mehr und mehr verdrängt. Die Städtebevölkerung übernahm die persische Sprache. Als letztes Überbleibsel der alten sogdischen Bevölkerung bleiben die Jagnoben im heutigen Tadschikistan übrig, die heute eine Mundart sprechen, die auf die alte sogdische Sprache zurückgeführt wird.
Das hohe Niveau ihrer Kultur, die westliche und östliche Einflüsse gleichermaßen aufnahm, ist vor allem an den Malereien und Objekten aus Alt-Pandschakent bei Pandschakent in der heutigen tadschikischen Provinz Sughd und in Afrasiab in Usbekistan abzulesen. Dies waren Hauptstädte von Fürstentümern, die besonders gut erhalten sind. Zum sogdischen Sprach- und Kulturgebiet gehört auch die Region Usruschana mit der ehemaligen Hauptstadt Bundschikat beim heutigen Dorf Schahriston.
Literatur
- Guitty Azarpay: Sogdian painting. The pictorial epic in Oriental art. University of California Press, Berkeley CA 1981, ISBN 0-520-03765-0.
- P. Daffinà: La Persia sasanide secondo le fonti cinesi. In: Rivista degli Studi Orientali 57, 1985, ISSN 0392-4866, S. 121-170.
- F. Grenet, Zhang Guangda: The Last refuge of the Sogdian Religion. Dunhuang in the Ninth and Tenth Century. In: Bulletin of the Asia Institute N. S. 10, 1996, ISSN 0890-4464, S. 175-186.
- Boris J. Stawiski: Die Völker Mittelasiens im Lichte ihrer Kunstdenkmäler. Keil, Bonn 1982, ISBN 3-921-59123-6, S. 171-192.
- Étienne de La Vaissière: Sogdian Traders. A History. (Handbook of Oriental Studies. 8. Abteilung: Central Asia, Band 10) Brill, Leiden/Boston 2005
Weblinks
- "Sogdiana", in Encyclopaedia Britannica
- Étienne de la Vaissière: Sogdians in China: A Short History and Some New Discoveries. The Silk Road Foundation
- Mayke Wagner, Patrick Wertmann, Pavel Tarasov, Desmond Durkin-Meisterernst: Antike Handelsmacht: Heimlicher Herrscher auf der Seidenstraße. In: Spiegel Online, 24. Januar 2011