Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik
Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik Українська Радянська Соціалістична Республіка Украинская Советская Социалистическая Республика | |||||
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Amtssprache | offiziell keine; de facto Russisch bevorzugt gegenüber Ukrainisch1 | ||||
Hauptstadt | Charkow (1918–1934) Kiew (1934–1991) | ||||
Fläche | 603.700 km² | ||||
Einwohnerzahl | 51.706.746 | ||||
Bevölkerungsdichte | 85,6 Einwohner pro km² | ||||
Zeitzone | UTC + 2 | ||||
(1) Mit der Verfassung der USSR vom 20. April 1978 wurde die ukrainische Sprache (de jure) zur Amtssprache der USSR. Das Russische bekam den Status einer Verkehrssprache.<ref>Verfassung der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik von 1978 Artikel 73 Absatz 2 und 3.</ref> | |||||
Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (Abkürzung USSR, ukrainisch Українська Радянська Соціалістична Республіка, УРСР; russisch Украинская Советская Социалистическая Республика, УССР) wurde am 24. Dezember 1918jul./ 6. Januar 1919greg. ausgerufen und war seit der Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) 1922 bis zu deren Ende 1991 eine ihrer Unionsrepubliken.
Hauptstadt war von 1918 bis 1934 Charkow, danach Kiew.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Ukrainische SSR ging am 10. März 1919 aus der Volksrepublik Ukraine hervor. Am 30. Dezember 1922 wurde sie Teil der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, während die West-Ukrainische Volksrepublik 1921 mit dem Vertrag von Riga an Polen gekommen war.
Seit den 1930er Jahren war die Ukraine wie alle Teile der UdSSR dem stalinistischen Terror ausgesetzt. In der großen Hungersnot von 1932/1933, dem Holodomor, kamen etwa 3,5 Millionen Menschen in der Ukraine ums Leben.<ref>Ukraine gedenkt der Opfer der Hungersnot in den 1930er Jahren Meldung von RIA Novosti, (Abruf: 27. November 2010).</ref><ref>Donald Bloxham, A. Dirk Moses (Hrsg.): The Oxford Handbook of Genocide Studies. Oxford University Press, Oxford 2010, ISBN 978-0-19-923211-6, S. 396.</ref> 1939 wurde die polnische Westukraine entsprechend dem geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt durch die UdSSR annektiert und der Ukrainischen SSR zugeschlagen (siehe sowjetische Besetzung Ostpolens). Das neue Territorium wurde auf die Oblaste Lwiw, Drohobytsch (1959 in der Oblast Lwiw aufgegangen), Ternopil und Stanislawiw (heute Oblast Iwano-Frankiwsk) aufgeteilt.
Während der deutschen Besatzungszeit (1941–43/44) war das Land als Reichskommissariat Ukraine einer brutalen nationalsozialistischen Unterdrückungspolitik ausgesetzt, das Gebiet dieses Reichskommissariats war jedoch flächenmäßig nicht völlig identisch mit der SSR.
Die Ukrainische SSR wurde (ebenso wie die Weißrussische SSR) neben der Sowjetunion als eigenes Gründungsmitglied der UNO aufgenommen und hatte eine eigene Stimme in der Vollversammlung, die aber immer im Block mit der UdSSR abgegeben wurde.
1940/1947 wurde die Nordbukowina (als Oblast Tscherniwzi) und 1945 die Karpatoukraine (als Oblast Transkarpatien) an die Ukrainische SSR angeschlossen.
Die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Krim war zunächst ein Teil der Russischen SFSR und wurde erst 1954 der Ukrainischen SSR zugeschlagen.
1984 lebten 50,8 Millionen Einwohner in der Ukrainischen SSR, davon rund 74 % Ukrainer, 21 % Russen und 5 % andere Ethnien. In der gesamten Sowjetunion betrug der Anteil der Ukrainer 1979 rund 16,1 %.
Am 10. September 1989 wurde in Kiew die ukrainische Volksbewegung Narodnyj Ruch Ukrajiny gegründet. Die Delegierten forderten die nationale und wirtschaftliche Souveränität der Ukraine innerhalb einer sowjetischen Konföderation, sowie einen verbesserten Status der ukrainischen Sprache sowie mehr Rechte für die christlichen Kirchen neben der russisch-orthodoxen Kirche.
Bei den Wahlen zum Obersten Sowjet am 4. März 1990 in der Ukrainischen SSR erreichte die Kommunistische Partei der Ukraine etwas mehr als 70 % der Parlamentsmandate. Wolodymyr Iwaschko wurde zunächst zum Parlamentsvorsitzenden gewählt, musste dieses Amt jedoch niederlegen als er im Juli 1990 auf dem XXVIII. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion in das neugeschaffene Amt des Stellvertretenden Generalsekretärs der Partei gewählt wurde.<ref>Der Spiegel, Ausgabe 29/1990</ref> Sein Nachfolger wurde Stanislaw Gurenko, der sich als KP-Vorsitzender zum einen für die „nationale Souveränität“ der Ukraine sowie für eine „geistige Wiedergeburt“ des Landes aussprach, andererseits wollte er einen Austritt des Landes aus der Sowjetunion verhindern.<ref>Und nun erwacht die Ukraine, Die Zeit Ausgabe 36/1990.</ref>
Der Oberste Sowjet in Kiew hat am 16. Juli 1990 mit 355 gegen 4 Stimmen eine Souveränitätserklärung abgegeben, mit der die Gesetze der ukrainischen Sowjetrepublik über die der Sowjetunion gestellt werden.
Am 1. Januar 1991 gab es 51,9 Millionen Einwohner.
Durch den Augustputsch 1991 in Moskau beschloss der Oberste Sowjet in Kiew am 24, August 1991 mit 346 von 450 Stimmen den Austritt aus der Sowjetunion und die Schaffung eines unabhängigen Staats. Mit einem Referendum über die Unabhängigkeit der Ukraine vom 1. Dezember 1991 hat sich das Land von der Sowjetunion losgelöst.
Parteichefs
Die Ersten Sekretäre der Kommunistischen Partei der Ukrainischen SSR:
- Georgi Pjatakow, 1918
- Serafyma Hopner, 1918
- Emmanuel Quiring, 1918–1919
- Stanislaw Kossior, 1919–1920
- Rafail Farbman, 1920
- Wjatscheslaw Molotow, 1920–1921
- Dmitri Manuilski, 1921–1923
- Emmanuel Quiring, 1923–1925
- Lazar Kaganowitsch, 1925–1928
- Stanislaw Kossior, 1928–1938
- Nikita Chruschtschow, 1938–1947
- Lazar Kaganowitsch, 1947
- Nikita Chruschtschow, 1947–1949
- Leonid Melnikow, 1949–1953
- Alexei Kiritschenko, 1953–1957
- Nikolai Podgorny, 1957–1963
- Petro Schelest, 1963–1972
- Wladimir Schtscherbitzki, 1972–1989
- Wladimir Iwaschko, 1989–1990
- Stanislaw Gurenko, 1990–1991
Staatsoberhäupter
Die Vorsitzenden des Obersten Sowjets der Ukrainischen SSR:
- Hryhorij Petrowskyj, 1919–1938
- Leonid Kornijez, 1938–1939
- Mychajlo Hretschucha, 1939–1954
- Demjan Korottschenko, 1954–1969
- Olexander Ljaschko, 1969–1972
- Iwan Hruschezkyj, 1972–1976
- Olexij Watschenko, 1976–1984
- Walentyna Schewtschenko, 1984–1990
- Wolodymyr Iwaschko, 1990
- Leonid Krawtschuk, 1990–1991
Regierungschefs
Vorsitzender des Ministerrates der Ukrainischen SSR:
- Jewgenija Bosch, 1917–1918
- Mykola Skrypnyk, 1918
- Heorhij Pjatakow, 1918–1919
- Christian Rakowski, 1919–1923
- Wlas Tschubar, 1923–1934
- Panas Ljubtschenko, 1934–1937
- Mychajlo Bondarenko, 1937
- Mykola Martschak, kommissarisch 1937–1938
- Demjan Korottschenko, 1938–1939
- Leonid Kornijez, 1939–1944
- Nikita Chruschtschow, 1944–1947
- Demjan Korottschenko, 1947–1954
- Nykyfor Kaltschenko, 1954–1961
- Wolodymyr Schtscherbyzkyj, 1961–1963
- Iwan Kasanez, 1963–1965
- Wolodymyr Schtscherbyzkyj, 1965–1972
- Olexander Ljaschko, 1972–1987
- Witalij Massol, 1987–1990
- Witold Fokin, 1990–1991
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Kerstin S. Jobst: Geschichte der Ukraine, Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018729-6 (= Reclams Universal-Bibliothek 18729).
Weblinks
- Governments of the Ukrainian Soviet Socialist Republic (englisch)
- Verfassung der Ukrainischen SSR (ukrainisch)
- Verfassung der Ukrainischen SSR (ukrainisch und deutsch)
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